Tuberkulose-Test
Tuberkulin-Hauttest (THT)
Beim Tuberkulin-Test nach Mendel-Mantoux wird eine kleine Menge Eiweiß des Erregers (Tuberkulin) in die Haut an der Innenseite des Unterarms gespritzt. Nach spätestens drei Tagen lässt sich ein Ergebnis ablesen: An der Einstichstelle hat sich eine Verhärtung (mit Hautrötung) gebildet. Je nach Querdurchmesser der Verhärtung (nicht der Rötung!) und individuellen Faktoren des Patienten, wird dieser Tuberkulose-Test als positiv oder negativ gewertet:
- Verhärtung ? 5 mm: Ist die Verhärtung mindestens fünf Millimeter im Durchmesser, gilt der Test als positiv bei Menschen mit auffälligem Röntgenbild (Verschattungen, Flüssigkeitsansammlungen), Immunschwäche oder HIV-Infektion. Auch bei Personen, die engen Kontakt zu Tuberkulose-Patienten haben bzw. hatten, gilt diese Messgröße als positiver Befund.
- Verhärtung ? 10 mm: Bei älteren Menschen, Obdachlosen, Drogenabhängigen, Zuckerkranken, Menschen mit Nierenschwäche oder ähnlichen Vorerkrankungen ist der Test positiv, wenn die Verhärtung im Durchmesser mindestens zehn Millimeter groß ist. Gleiches gilt bei Menschen, die aus Ländern mit besonders vielen Tbc-infizierten Menschen kommen.
- Verhärtung ? 15 mm: Eine Verhärtung mit mindestens 15 Millimetern Durchmesser spricht für eine frische Tuberkulose-Infektion, die behandelt werden muss (bei Personen ohne speziellem Risiko). Durchschnittlich dauert es jedoch acht Wochen, bis nach einer Ansteckung der Tuberkulose-Test anschlägt.
Ein positives Ergebnis zeigt der Tuberkulin-Hauttest auch bei Geimpften innerhalb von fünf bis zehn Jahren nach der Impfung gegen Tbc. Diese Impfung wird in Österreich nicht mehr empfohlen, kann aber bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund eine Rolle spielen. Doch auch bei ihnen signalisiert eine Verhärtung von mehr als 15 Millimetern Durchmesser eine Tuberkulose-Infektion.
Negatives Testergebnis: Tuberkulose nicht sicher ausgeschlossen
Wenn das Injizieren von Tuberkulin keine Hautveränderungen hervorruft, ist der Test auf Tuberkulose negativ. Aber auch dann kann der Arzt eine Tuberkulose nicht sicher ausschließen. Denn in den ersten acht Wochen nach einer Tbc-Infektion fällt der Test möglicherweise noch negativ aus, wenn der Infizierte bis dahin keine Antikörper gebildet hat. Außerdem ist auch bei schweren Verläufen (wie bei der Miliartuberkulose) das Testergebnis in etwa der Hälfte der Fälle falsch negativ. Derart falsch negative Tuberkulose-Tests kommen trotz einer Infektion auch vor bei:
- angeborener oder erworbener Immunschwäche wie beispielsweise AIDS
- Behandlung mit Medikamenten, die das Abwehrsystem unterdrücken (Immunsuppression)
- bösartigen Tumoren des Lymphsystems (Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphom)
- Sarkoidose (einer Erkrankung des organischen Bindegewebes)
- durchgemachten Virusinfekten wie zum Beispiel Röteln, Masern, Windpocken, Grippe
- Lebendimpfungen (gegen Windpocken, Masern, Mumps, Röteln, Gelbfieber), bis etwa sechs Wochen danach
- sehr hohem Alter
Vermutet der Arzt ein falsch negatives Ergebnis, empfehlen Experten, einen Interferon-gamma-Test (IGRA) durchzuführen.
Interferon-Gamma-Test
Der Interferon-Gamma-Test (engl. Interferon-Gamma-Release-Assay, IGRA) ist ein Bluttest zur Diagnostik von Tuberkulose. Hierbei werden einer Blutprobe des Patienten synthetische Eiweiße zugesetzt, die denen von Tuberkulose-Bakterien ähneln. Hat der Patient tatsächlich Tuberkulose, setzen bestimmte Abwehrzellen in seinem Blut (T-Lymphozyten) als Reaktion auf die zugesetzten Fremdeiweiße verstärkt den Botenstoff Interferon-Gamma frei. Dieser kann dann nachgewiesen werden.
Im Vergleich zum Tuberkulin-Hauttest besitzt der IGRA eine höhere Spezifität, das heißt: Er kann mit höherer Wahrscheinlichkeit Patienten erkennen, die nicht an Tuberkulose leiden - liefert also weniger falsch-positive Ergebnisse. Beispielsweise fällt der Interferon-Gamma-Test - im Unterschied zum Tuberkulin-Hauttest - bei Menschen, die kürzlich gegen Tuberkulose geimpft wurden, nicht falsch-positiv. Außerdem liefert er bei frischen Infektionen früher ein Ergebnis (beim Tuberkulin-Hauttest dauert es, wie oben erwähnt, etwa acht Wochen). Allerdings ist der Interferon-Gamma-Test relativ teuer.
Tuberkulose-Schnelltest
In den vergangenen Jahren wurden Schnelltests zur Tuberkulose-Diagnostik entwickelt. Ziel der Forschungen an zügigeren Testverfahren war und ist es immer noch, die richtige Behandlung möglichst früh einleiten zu können.
Xpert MTB/RIF
Bei diesem Tuberkulose-Test wird der Auswurf (Sputum) von Patienten untersucht, und zwar auf Erbmaterial des Erregers Mycobakterium tuberculosis. Dabei wird die sogenannte Polymerase-Kettenreaktion (PCR) angewandt: Einzelne Ergbutschnipsel aus der Probe können damit vervielfältigt und so schließlich bestimmt werden.
Gleichzeitig wird mit dem Schnelltest Xpert MTB/RIF untersucht, ob der gefundene Tuberkulose-Erregerstamm gegen das Antibiotikum Rifampicin resistent ist. Dazu wird nach Erreger-Genen gesucht, in denen die Fähigkeit zur Rifampicin-Resistenz gespeichert ist.
Das Besondere dieses Tuberkulose-Tests ist seine Einfachheit und Schnelligkeit. Schon nach etwa zwei Stunden liegen die Ergebnisse vor. Der Test wird von der WHO empfohlen und Wissenschaftler hoffen, dass diese Methode aufwändige bakteriologische Untersuchungen ablöst. Bei diesen müssen die Erreger auf speziellen Nährböden gezüchtet werden, was zeitaufwendig ist - bis ein Ergebnis vorliegt, können bis zu drei Monate vergehen.
Auch eine Weiterentwicklung dieses Tuberkulose-Schnelltests (Xpert Ultra) wird von der WHO empfohlen - ebenso wie ein anderer Schnelltest namens Truenat Assay.
Kritikpunkt
Im Jahr 2010 erzielte der Tuberkulose-Schnelltest in einer Studie sehr gute Ergebnisse. Die Weltgesundheitsorganisation beschloss daraufhin Ende 2011, bis 2015 fast 26 Millionen Euro in diesen Tuberkulose-Test zu investieren. Damit sollte die Tuberkulose-Diagnostik in afrikanischen und asiatischen Ländern verbessert und die Krankheitshäufigkeit gesenkt werden.
Allerdings zeigte eine 2013 veröffentlichte Studie aus Afrika, dass der Test kaum einen Effekt auf die Krankheitshäufigkeit der Tbc hat. Zwar werden Betroffene schneller behandelt, doch auf Erfahrungen beruhend begannen Ärzte auch ohne diesen Schnelltest schon frühzeitig mit der Therapie. In weiteren Studien wird nun der tatsächliche Nutzen dieses Tuberkulose-Schnelltests, insbesondere bezüglich möglicher Rifampicin-Resistenzen, überprüft.
Antikörper-Schnelltests
In den letzten Jahren kamen mehrere freikäufliche Tuberkulose-Tests auf den Markt, die eine Tbc-Infektion noch schneller erkennen sollen. Dazu wird eine geringe Menge Blut auf Tuberkulose-Antikörper getestet. Antikörper sind Eiweiße des Abwehrsystems und werden bei einer Infektion gegen den Angreifer gebildet.
Bei diesen Schnelltests wird Blut eines Patienten auf eine Kassette mit einem dünnen Papier (Membran) getropft. Auf diesem befinden sich weitere Eiweiße, die an Tuberkulose-Antikörper binden. Befinden sich solche Antikörper im Blut des Untersuchten, erscheinen auf dem Papier nach etwa 15 Minuten für gewöhnlich zwei farbige Streifen. Damit gilt der Test in der Regel (je nach Ausführung) als positiv.
Kritikpunkte
Hersteller wie Fachleute (z.B. vom Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung von Tuberkulose) weisen jedoch auf den eingeschränkten Nutzen dieser Tuberkulose-Tests hin. Nur bei einer aktiven Tuberkulose-Infektion könne man damit den Verdacht erhärten. Besonders bakterienarme Tbc-Erkrankungen werden nicht erkannt.
Außerdem können Antikörper-Schnelltests bei Patienten, die (aus anderen Gründen) Antibiotika bekommen, falsch-negativ ausfallen. Zudem sind sie meist auf einen oder wenige Arten von Tuberkulose-Erregern festgelegt. Dadurch liefern diese Tuberkulose-Tests bei Infektionen mit anderen Mykobakterien falsch negative Resultate. Ein negatives Testergebnis eines Antikörper-Schnelltests schließt also eine Tuberkulose nicht aus.
Fazit
Besteht der Verdacht auf eine Infektion, empfehlen Experten nach wie vor bekannte Methoden der klinischen Tuberkulose-Diagnostik, wie beispielsweise den Tuberkulin-Hauttest, den direkten Nachweis der Bakterien oder den Interferon-gamma-Test. Sie sehen noch keinen Gewinn darin, einen der schnellen Tuberkulose-Test routinemäßig einzusetzen.
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Battegay, E.: Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten - vom Symptom zur Diagnose, Georg Thieme Verlag, 21. Auflage, 2017
Furger, P. et al.: Innere Medizin quick: Der Fakten-Turbo für Station und Praxis Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2015
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