Carola Felchner, Wissenschaftsjournalistin
Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin
Tinnitus
Kurzübersicht- Beschreibung: Plötzlich auftretende, anhaltende oder pulsierende Ohrgeräusche (Pfeifen, Summen, Brummen, Zischen); oft nur für Betroffenen wahrnehmbar (subjektiver Tinnitus), seltener auch vom Untersucher (objektiver Tinnitus)
- Behandlung: Je nach Ursache unter anderem Kortisongabe; Aufklärung und Beratung; Hörgeräte (bei Hörverlust), Physiotherapie, verhaltenstherapeutische Ansätze, Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT)
- Ursachen: Unter anderem Blut-Strömungsgeräusche; offene Ohrtrompete, Schwerhörigkeit, Lärm- oder Knalltrauma, Hörsturz, Entzündung und Erkrankungen des Ohrs; Herz-Kreislauf-Erkrankungen; Medikamente; Stress; oft unbekannt
- Wann zum Arzt?: Bei Auftreten nach akuter Lärmbelastung, wenn Ohrgeräusche länger als drei Tage anhalten; bei belastendem, lange anhaltendem Tinnitus
- Diagnose: Patientengespräch, diverse Untersuchungen wie Ohrmikroskopie, Hörtest, Gleichgewichtsprüfung
- Vorbeugung: Gegen Schäden durch Lärm als Ursache hilft das Tragen von Gehörschutz; ansonsten Vorbeugemaßnahmen bei bekannter Anfälligkeit wie etwa Stress reduzieren
Was ist Tinnitus?
Tinnitus (Tinnitus aurium, Ohrensausen, Ohrenklingeln) sind Ohrgeräusche, die keine objektive äußere Ursache haben, sondern im Patienten selbst entstehen. Sie treten meist plötzlich auf. Die zugrunde liegenden organischen Ursachen sind dabei sehr unterschiedlich.
Es gibt viele mögliche Behandlungen, deren Erfolg oder Wirksamkeit aber nicht immer belegt ist. Die Behandlung ist in vielen Fällen schwierig, eine Heilung nicht immer möglich.
Die Geräusche im Ohr sind zwar in der Regel ungefährlich, stellen aber oft eine große Belastung für Betroffene dar. Manchmal sind die Geräusche nur vorübergehend, in anderen Fällen bleiben sie aber auch lebenslang anhaltend. Einige Betroffene kommen gut damit zurecht, andere leiden sehr und entwickeln in der Folge körperliche und/oder psychische Probleme.
Symptome bei Tinnitus
Ohrensausen ist sehr verbreitet. Es äußert sich aber bei jedem Patienten unterschiedlich. So werden die Geräusche im Ohr beispielsweise als Brummen, Piepen, Summen, Rattern, Surren, Kreischen oder Rauschen beschrieben. Die Ohrgeräusche sind dabei entweder gleichbleibend intensiv oder rhythmisch an- und abschwellend.
In den allermeisten Fällen hören nur die Betroffenen selbst die Töne. Mediziner sprechen dann von einem subjektiven Tinnitus. Er beruht auf einer Täuschung des Hörorgans und lässt sich ? im Gegensatz zum objektiven Tinnitus ? nicht mittels spezieller Untersuchungen feststellen.
Mediziner teilen Tinnitus abhängig von der Belastung, die er für die Betroffenen darstellt, in vier Schweregrade ein:
- Grad 1: Der Tinnitus ist gut kompensiert und stört den Betroffenen nicht.
- Grad 2: Der Tinnitus ist weitgehend kompensiert, tritt aber bei Stille in Erscheinung und wirkt unter Stress und in anderen belastenden Situationen störend.
- Grad 3: Die Tinnitus-Symptome sind eine anhaltende Belastung im Berufs- und Privatleben des Patienten. Sie verursachen Probleme im kognitiven, emotionalen und körperlichen Bereich. Die Patienten leiden beispielsweise unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Muskelverspannungen, Kopfschmerzen sowie Gefühlen von Hilflosigkeit und Resignation.
- Grad 4: Die Dauerbelastungen durch den Tinnitus sind so massiv, dass die Lebensqualität der Betroffenen extrem beeinträchtigt ist. Die Patienten sind nicht in der Lage, ihren Beruf weiter auszuüben, ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück und leiden unter massiven psychischen Störungen wie Ängsten oder Depression.
Außerdem teilt man den Tinnitus nach der Dauer ein. So sprechen Mediziner bei einem Ohrgeräusch bis zu drei Monate nach dem ersten Auftreten von einem akuten Tinnitus. Bleibt das Problem länger als drei Monate bestehen, spricht man von einem chronischen Tinnitus.
Ferner unterscheidet man Tinnitus mit Hörstörungen wie etwa Schwerhörigkeit oder Hyperakusis (Geräuschempfindlichkeit) von einem Tinnitus ohne Hörstörungen.
Auswirkungen
Für einige Menschen bleibt der Tinnitus ein lebenslanger Begleiter. Der Leidensdruck ist dabei ganz unterschiedlich: Während manche das Piepen oder Brummen im Ohr kaum oder überhaupt nicht stört (kompensierter Tinnitus), bereitet es anderen großen Stress und schmälert ihre Lebensqualität erheblich. In extremen Fällen entwickeln die Betroffenen Angstzustände oder Depressionen. In schweren Fällen kommt es zu sozialer Isolation und Berufsunfähigkeit.
Sogenannte somatoforme Störungen sind mitunter ebenfalls eine Tinnitus-Folge. Darunter versteht man körperliche Beschwerden, die keine klare körperliche Ursache haben. Das sind zum Beispiel Müdigkeit, Erschöpfung, Herz-Kreislauf-Probleme, Magen-Darm-Beschwerden oder sexuelle Störungen.
Darüber hinaus wird der Tinnitus oft von weiteren Beschwerden begleitet, etwa von Verspannungen im Hals- und Nackenbereich sowie der Kiefer- und Kaumuskulatur, nächtlichem Zähneknirschen (Bruxismus), Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Benommenheit, Schwindel, Ein- und Durchschlafstörungen.
Auf psychischer beziehungsweise emotionaler Ebene führt Ohrensausen in nicht wenigen Fällen zu Konzentrationsstörungen, negativen Gedanken, dem Gefühl von Kontrollverlust und Hilflosigkeit, zu Resignation, Zukunftsangst und dem Verlust des Selbstwertgefühls ? besonders bei den Schweregraden 3 und 4.
Menschen mit Tinnitus leiden zudem häufig an einer gestörten Hörverarbeitung und -wahrnehmung wie Geräuschüberempfindlichkeit (Hyperakusis) und verzerrtem Hören (Dyakusis). Manche Betroffene berichten auch, dass sie etwa das Sprechen in normaler Lautstärke als zu leise und lautes Sprechen als Schreien empfinden (Recruitment).
Tinnitus: Behandlung
Tinnitus zu behandeln, ist gar nicht so einfach. Oftmals lässt sich nämlich die Ursache des Ohrensausens nicht bestimmen. Generell gilt: Ein Tinnitus wird am besten möglichst frühzeitig behandelt, um zu verhindern, dass er chronisch wird. Ein chronischer Tinnitus liegt vor, wenn die Beschwerden seit mindestens drei Monaten bestehen. Bei kürzerer Dauer spricht man von akutem Tinnitus.
Dauer sowie Schweregrad der Ohrgeräusche beeinflussen die Behandlung ebenso wie die Ursache (falls feststellbar).
Akuter Tinnitus
Bei einem akuten subjektiven Tinnitus (nur vom Patienten wahrnehmbar) mit unklarer Ursache und nur geringer Beeinträchtigung wartet der Arzt in der Regel zunächst zwei bis drei Tage ab, ob sich die Ohrgeräusche spontan bessern (wie etwa Ohrenfiepen nach einem lauten Konzert oder einer anderen lauten Belastung der Ohren).
Wenn nicht oder wenn der Tinnitus den Patienten von Beginn an stärker beeinträchtigt, leitet der Arzt in der Regel sofort eine Behandlung mit Glukokortikoiden ("Kortison") ein. Diese Arzneistoffe wirken unter anderem entzündungshemmend und abschwellend. Meist verabreicht man sie als Infusion oder in Form von Tabletten; manchmal spritzt der Arzt eine Kortisonlösung direkt durch das Trommelfell ins Mittelohr (intratympanale Applikation).
Ist bei einem subjektiven Tinnitus die Ursache bekannt, leitet der Mediziner nach Möglichkeit eine ursächliche (kausale) Tinnitus-Therapie ein. Einige Beispiele:
- Durchblutungsfördernde Medikamente: Infusionen mit solchen Medikamenten gibt der Arzt, wenn er die Tinnitus-Ursache im Innenohr vermutet. Die Behandlung lässt sich aber auch bei Tinnitus unbekannter Ursache versuchen. Die Medikamente sorgen dafür, dass der Ohrenbereich besser mit Blut und Sauerstoff versorgt wird.
- Blutdrucksenker: Steht der Tinnitus in Zusammenhang mit Bluthochdruck, leitet der Arzt eine passende Behandlung ein ? unter anderem mit blutdrucksenkenden Medikamenten.
- Physiotherapeutische Behandlung: Sie ist sinnvoll, wenn orthopädische Funktionsstörungen wie Fehlstellungen oder Verletzungen der Halswirbelsäule für die Ohrgeräusche verantwortlich sind.
- Kieferorthopädische Behandlung: Sie korrigiert etwa Fehlbildungen des Gebisses oder Kiefergelenksbeschwerden, die mitunter Ohrgeräusche auslösen.
Auch bei einem objektiven Tinnitus (Ohrgeräusche, die von einem Untersucher oder messtechnisch wahrnehmbar sind) behandelt man möglichst die Ursache ? also die körpereigene Schallquelle (etwa Strömungsgeräusche des Blutes bei Gefäßverengung, Tumor). Dafür ist dann eventuell zum Beispiel ein mikrochirurgischer Eingriff und/oder eine Strahlentherapie notwendig.
Chronischer Tinnitus
Ein chronischer Tinnitus ist nie angenehm. Doch während es manchen Betroffenen gelingt, sich mit dem ständigen Ohrensausen zu "arrangieren", leiden andere Höllenqualen und bekommen mitunter sogar psychische Probleme.
Die Behandlung beim chronischen Tinnitus ist dementsprechend individuell zu planen, also angepasst unter anderem an die Ursache (falls bekannt) und den Schweregrad der Ohrgeräusche sowie begleitende Störungen wie Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen.
Zudem behandelt der Arzt wie beim akuten Tinnitus auch beim chronischen Tinnitus bestehende Grund- und Begleiterkrankungen (wie Bluthochdruck) je nach Bedarf fachgerecht.
Tinnitus-Counselling
Basis jeder Tinnitus-Therapie bei chronischen Beschwerden ist in der Regel ein Counselling, also eine auf eine gute Diagnostik gestützte Aufklärung und Beratung des Patienten. Dabei bespricht man etwa, wie die Ohrgeräusche beim Patienten (vermutlich) entstanden sind, welche Faktoren sie verstärken und das Ohr eventuell schädigen (wie Lärm) und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt ? auch hinsichtlich bestehender Begleiterkrankungen (wie Depressionen).
Außerdem vermittelt der Behandelnde dem Patienten Strategien im Umgang mit den chronischen Ohrgeräuschen. Die Betroffenen erlernen etwa Techniken, mit deren Hilfe sich der Tinnitus besser verarbeiten oder sogar zurückdrängen lässt.
Wichtig ist auch, bestehende Ängste und überzogene Erwartungen des Patienten in Bezug auf die Tinnitus-Heilung abzubauen. Es stimmt zwar, dass es bislang keine Möglichkeit gibt, die hartnäckigen Ohrgeräusche einfach komplett "abzuschalten". Mit der richtigen Behandlung lässt sich aber viel tun, um die Situation für den Patienten zu verbessern.
Hörgeräte
Patienten mit chronischem Tinnitus und Hörverlust erhalten idealerweise eine passende Hörhilfe ? je nach Bedarf ein- oder beidseitig. Der Ausgleich des Hörverlusts mit einem Hörgerät trägt oft dazu bei, die Tinnitusbelastung zu verringern, so dass der Betroffene die Ohrgeräusche mit der Zeit kaum oder gar nicht mehr bewusst wahrnimmt (Tinnitushabituation).
Stark schwerhörigen und ertaubten Tinnitus-Patienten empfiehlt man in der Regel ein Cochlea-Implantat (ein- oder beidseitig). Das Innenohrimplantat unterdrückt die anhaltenden Ohrgeräusche gut. Dieser positive Effekt ist offenbar altersunabhängig ? stellt sich also bei jüngeren Patienten ebenso ein wie etwa bei Patienten über 80 Jahren.
Hörtherapie
Es gibt Hinweise, dass Tinnitus-Patienten mit Hörverlust von speziellen Hörtherapien profitieren. Eine solche Therapie umfasst zum Beispiel Übungen, mit denen die Betroffenen gezielt die Fähigkeiten der zentralen Hörverarbeitung wie Richtungshören, Fokussierung und Differenzierung im Störlärm (mit und ohne Hörgerät) üben. Auch speziell das Überhören des Tinnitus lässt sich trainieren.
Solche hörtherapeutischen Maßnahmen helfen häufig auch dabei, dass die Patienten ihr Hörgerät besser akzeptieren. Das fördert die Gewöhnung an die Ohrgeräusche (Tinnitushabituation).
Verhaltenstherapie
Sehr empfehlenswert bei chronischem Tinnitus sind verschiedene Methoden der Verhaltenstherapie. Ihr Ziel: Die Patienten gewöhnen sich so an die ständigen Ohrgeräusche (Habituation), dass sie diese kaum oder gar nicht mehr wahrnehmen. Dafür ist es aber wichtig, dass die Patienten für solche Verfahren geeignet sind und sich darauf einlassen.
Ein wirksames Verfahren ist zum Beispiel eine auf Tinnitus ausgerichtete kognitive Verhaltenstherapie. Mit ihr lässt sich erreichen, dass die Patienten besser mit ihrem Tinnitus umgehen und gleichgültiger ihm gegenüber werden ? bestenfalls nehmen sie ihn kaum oder gar nicht mehr wahr.
Eine Verhaltenstherapie lässt sich ambulant oder stationär durchführen. In eingeschränkter Weise ist auch eine internetbasierte Verhaltenstherapie bei chronischem Tinnitus wirksam.
Manuelle und physiotherapeutische Therapien
Für bestimmte Patienten mit chronischem Tinnitus sind manuelle und physiotherapeutische Therapien sinnvoll ? und zwar dann, wenn gleichzeitig Funktionsstörungen in der Halswirbelsäule oder der Kiefer- und Kaumuskulatur bestehen und diese bei der ärztlichen Untersuchung nachweislich direkt mit der Tinnituswahrnehmung in Beziehung stehen.
Selbsthilfe
Wer an chronischem Tinnitus leidet, ist gut beraten, Selbsthilfeangebote zu nutzen, zum Beispiel persönliche Treffen mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe oder internetbasierte Angebote. Das unterstützt oft die Behandlung der anhaltenden Ohrgeräusche wirksam.
Tinnitus-Retrainings-Therapie (TRT)
Bei der Tinnitus-Retrainings-Therapie (TRT) handelt es sich um eine Kombination aus Counselling und einer akustischen Therapie mit frequent-unadaptiertem Rauschen.
Experten empfehlen, die TRT als langfristige Therapiemaßnahme (mindestens zwölf Monate) zu erwägen. Es lässt sich dafür zumindest eine schwache Wirksamkeit nachweisen. Von einer kurzfristigen Anwendung der TRT raten die Mediziner aber ab, weil sie keinen nachweislichen Effekt auf die anhaltenden Ohrgeräusche hat.
Nicht empfohlene Therapien
Nicht empfohlen bei chronischem Tinnitus wird ein Rauschgenerator oder Noiser. Das ist ein kleines Gerät, das man wie ein Hörgerät am Ohr trägt und das ein individuell angepasstes leises Geräusch erzeugt. Das soll das Gehirn vom Tinnitus ablenken, sodass er nicht mehr wahrgenommen wird. Für Patienten mit gleichzeitigem Hörverlust gibt es Hörgeräte mit Noiserfunktion.
Laut Experten ist ein Noiser bei chronischem Tinnitus aber nicht sinnvoll: Die Wirksamkeit von Noisern bei normalhörigen Patienten ist nicht belegt. Auch eine Noiserfunktion zusätzlich zum Hörgerät bringt schwerhörigen Patienten demnach keinen Vorteil.
Für musiktherapeutische Ansätze (wie die tinnituszentrierte Musiktherapie, TIM) gibt es ebenfalls keine Empfehlung bei der Behandlung von chronischem Tinnitus. Solche Verfahren sind zwar in der Lage, die Hörfähigkeit zu schulen. Es gibt jedoch bislang keine Studien, die ihre Wirksamkeit bei chronischem Tinnitus belegen.
Es gibt noch weitere Verfahren, die oftmals zur Behandlung von chronischem Tinnitus angepriesen werden, für die es aber aktuell laut Leitlinie keinen Beweis der Wirksamkeit gibt. Dazu zählen etwa:
- Tailor-Made-Notched-Musik-Therapie (TMNMT): Fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus; mögliches Schadenspotenzial
- Sound-Therapie (diverse Verfahren zur Stimulation durch Töne, Geräusche, auditive Szenen etc.): Wegen der Vielzahl an Verfahren keine übergreifende positive Empfehlung möglich; fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus
- Akustische Neuromodulation: Fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus; mögliches Schadenspotenzial
- Transkranielle Magnetstimulation der Hörrinde im Gehirn (auditorischer Kortex): Widersprüchliche Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit
- Transkranielle Elektrostimulation: Fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus
- Vagusnerv-Stimulation (allein oder in Verbindung mit akustischer Stimulation): Fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen Tinnitus
- Low-Level-Lasertherapie: Fehlender Nachweis einer sicheren Durchführung und einer Wirksamkeit gegen Tinnitus
- (Elektro-)Akupunktur: Fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen Tinnitus; mäßige Hinweise auf eine Wirksamkeit bei Begleitstörungen wie Verspannungen oder Schmerzen (eventuell mit positivem Effekt auf den Tinnitus)
- Nahrungsergänzungsmittel (Knoblauch, traditionelle chinesische oder koreanische Kräutermedizin, Honigbienenlarven, verschiedene Vitamine und Mineralien und so fort): Fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen Tinnitus
- Bestimmte Medikamente (Betahistin, Ginkgo, Antidepressiva, Benzodiazepine, Zink, Melatonin, Cannabis, Oxytocin, Steroide oder Gabapentin): Fehlender Nachweis einer Wirksamkeit gegen chronischen Tinnitus; potenziell signifikante Nebenwirkungen
Für bestehende Begleiterkrankungen von Tinnitus (wie Angststörungen und Depressionen) gibt es aber die Empfehlung, sie, wenn nötig, sehr wohl medikamentös zu behandeln (entsprechend der jeweils verfügbaren Leitlinien). Als Folge der Behandlung der Ursache ist es dabei oft möglich, gleichzeitig den Tinnitus zu mildern.
Homöopathie
Verschiedene homöopathische Mittel wie verschiedene Globuli empfehlen Alternativmediziner bei Tinnitus. Dabei richtet sich die Empfehlung teilweise nach dem Ähnlichkeitsprinzip. So sollen etwa Globuli, die auf der Verdünnung des Bienengiftes basieren (Apis mellifica), wirken bei Tinnitus, der sich wie ein Bienenschwarm anhört (Summen). Andere Mittel sollen gegen andere Formen des Tinnitus helfen.
Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.
Was hilft noch?
Anders als die Augen lassen sich die Ohren nicht verschließen. Der Hörsinn ist gewissermaßen immer auf Empfang ? sogar, wenn wir schlafen. Trotzdem sind Betroffene einem Tinnitus nicht ausgeliefert. Der Mensch ist durchaus in der Lage, Strategien zu entwickeln, um mit den Ohrgeräuschen besser zurechtzukommen.
Stille meiden: Hört sich zunächst komisch an. Doch je stiller die Umgebung ist, desto mehr fallen einem die Ohrgeräusche auf. Besonders beim Einschlafen ist es deshalb oft hilfreich, etwa einen Zimmerbrunnen plätschern zu lassen, Naturgeräusche oder leise Musik abzuspielen. Probieren Sie aus, was am besten für Sie funktioniert.
Gelassen bleiben: Entscheidend ist auch die innere Einstellung zum Ohrensausen. Ganz allgemein ordnen wir Geräusche unterschiedlich ein. Meeresrauschen etwa empfinden viele Menschen als beruhigend, ein Laubbläser nervt eher, Kindergeschrei stufen manche als schön und andere als störend ein, und einen Feueralarm deutet man tunlichst als Hinweis auf eine Gefahr.
Nimmt ein Betroffener also den Tinnitus als bedrohlich war, blendet sein Bewusstsein die Ohrgeräusche nicht aus. Eine Gefahr zu ignorieren, wäre in der Evolution schließlich potenziell tödlich gewesen. Gelingt es dem Patienten dagegen, eine gelassene Haltung zum Tinnitus zu entwickeln, gelingt es ihm oft, ihn teilweise oder komplett aus dem Bewusstsein zu verdrängen.
Stress abbauen: Ebenfalls hilfreich ist alles, was entspannt. Denn unter Stress ist der Mensch besonders dünnhäutig und reagiert überempfindlich, auch auf Geräusche. Vielleicht gelingt es Ihnen, Ihr Leben ein wenig umzustrukturieren, mehr Ruhe in den Alltag zu bringen und Belastungen abzubauen.
Auch hier hilft eine kurze therapeutische Intervention oft, um sich von tief verinnerlichtem Leistungsdenken zu verabschieden. Entspannungsmethoden wie autogenes Training, Achtsamkeitsübungen, progressive Muskelentspannung nach Jacobsen sowie Yoga, Meditation oder Tai-Chi sind oft ebenfalls sinnvoll und senken den eigenen Stresspegel.
Zudem profitieren Tinnitus-Patienten in der Regel von Selbsthilfeangeboten.
Ursachen von Tinnitus
Mediziner unterscheiden zwischen dem objektiven und subjektiven Tinnitus:
Objektiver Tinnitus
Objektiver Tinnitus entsteht durch eine messbare Schallquelle in der Nähe des Innenohrs. Mit geeigneten Geräten lassen sich die Ohrgeräusche des Patienten also auch für andere Menschen hörbar machen.
Bei der messbaren Schallquelle handelt es sich zum Beispiel um Strömungsgeräusche des Blutes, die durch Verengungen der Gefäße entstehen. In diesem Fall ist der Tinnitus ein pulsierendes Geräusch im Ohr. Andere Patienten beschreiben klickende Töne. Sie kommen durch unwillkürliche Muskelzuckungen im Mittelohr oder Gaumen zustande.
Eine offene Tube ist ebenfalls ein möglicher Grund für objektiven Tinnitus. Die Tube (Ohrtrompete, eustachische Röhre) ist die röhrenförmige Verbindung zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum. Sie ist wichtig für den Druckausgleich im Mittelohr. Beim Schlucken und Sprechen öffnet sie sich kurz, um sich danach schnell wieder zu schließen. Bei Menschen mit offener Tube ist die Ohrtrompete aber dauerhaft oder zumindest über längere Zeit geöffnet. Das verursacht mitunter Ohrgeräusche.
Weitere mögliche Ursachen für objektiven Tinnitus sind Herzklappenerkrankungen, Anämie (Blutarmut) oder ein sogenannter Glomustumor. Das ist ein gutartiger Tumor im Bereich der Kopfschlagader.
Subjektiver Tinnitus
Wesentlich häufiger als der objektive ist der subjektive Tinnitus: Er lässt sich nicht für andere Menschen hörbar machen, sondern ist nur vom Betroffenen selbst wahrzunehmen. Die genaue Entstehung von subjektivem Tinnitus ist noch nicht abschließend geklärt. Man weiß aber, dass die Ohrgeräusche durch eine fehlerhafte Informationsbildung oder -verarbeitung im Hörsystem zustande kommen.
Mögliche Ursachen für einen subjektiven Tinnitus:
Schwerhörigkeit: Tinnitus und Schwerhörigkeit gehen oft Hand in Hand. Experten gehen deshalb davon aus, dass die Geräusche auf ähnliche Weise entstehen wie Phantomschmerzen nach einer Amputation: Aufgrund der Hörstörung werden Signale aus einem bestimmten Frequenzspektrum nicht oder nur noch schwach wahrgenommen. Im Versuch, dies auszugleichen, reguliert das Gehirn die Aktivität in den entsprechenden Bereichen nach oben ? ein Tinnitus entwickelt sich.
Für diese Annahme spricht auch, dass in solchen Fällen die Frequenz des Tinnitus-Geräusches oft in dem Bereich liegt, in dem der Betroffene schlecht hört.
Ohrenschmalz oder Fremdkörper im Ohr: Wenn der Gehörgang durch einen Schmalzpfropfen oder einen Fremdkörper verschlossen ist, resultieren unter Umständen Ohrgeräusche.
Lärm- und Knalltrauma: Bei einem Knalltrauma ist der Druck im Ohr kurzzeitig so hoch, dass im Extremfall sogar das Trommelfell platzt. Der Auslöser ist etwa ein Schuss, ein platzender Reifen oder ein Böller ? kurz: alles, was sehr plötzlich sehr viel Lärm macht.
Aber auch nach einem lauten Konzert klingeln einem die Ohren, weil die Sinneszellen geschädigt sind. Das Gehör funktioniert nicht mehr richtig, und ein (meist nur kurzzeitiger) subjektiver Tinnitus entsteht. Wer wiederholt seine Ohren einer Lärmbelastung aussetzt (etwa durch laute Musik über Kopfhörer), trägt in vielen Fällen ebenfalls Ohrensausen davon.
Hörsturz: Ein Hörsturz tritt plötzlich auf und äußert sich in einseitigen Hörproblemen. Experten sprechen auch von einem Hörinfarkt. Ursache sind vermutlich Durchblutungsstörungen der kleinsten Gefäße im Innenohr. In den meisten Fällen stellt sich nach einem Hörsturz ein Tinnitus ein.
Akustikusneurinom: Ohrgeräusche sind manchmal das erste Symptom dieses gutartigen Tumors des Hör- oder Gleichgewichtsnervs. Weitere mögliche Anzeichen für ein solches Akustikusneurinom sind Schwindel und vermindertes Hören.
Innen- und Mittelohrentzündungen: Solche Entzündungsprozesse lösen bei manchen Menschen einen vorübergehenden Tinnitus aus.
Otosklerose: Darunter versteht man eine fortschreitende Verknöcherung am Übergang zwischen dem Steigbügel (drittes Hörknöchelchen) und dem Innenohr. Sie provoziert häufig ebenfalls einen subjektiven Tinnitus. An der Entstehung der Otosklerose sind vermutlich mehrere Faktoren beteiligt.
Trommelfellperforation: Ein Riss oder Loch im Trommelfell ist zum Beispiel durch Infektionen des Mittelohrs, Schläge auf das Ohr oder Schallwellen möglich. Seltener sind direkte Verletzungen (etwa durch Ohrenstäbchen) der Grund. Durch die Trommelfellverletzung leidet das Hörvermögen, und es treten Ohrgeräusche auf.
Tubenfunktionsstörung: Das ist eine Belüftungsstörung der Ohrtrompete ? die Verbindung zwischen Mittelohr und Rachen ist teilweise oder ganz blockiert. Das löst ein unangenehmes Druckgefühl im Ohr aus, das sich auch durch Gähnen oder Schlucken nicht bessert (weil sich die Ohrtrompete dabei nicht wie gewohnt öffnet). Außerdem berichten viele Betroffene über Ohrgeräusche, etwa ein Knacken beim Schlucken.
Morbus Menière: Typisch für diese Erkrankung des Innenohrs sind akute Drehschwindelanfälle, oft begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Während solcher Anfälle leiden die Betroffenen meist zusätzlich unter Schwerhörigkeit und tieftonigen Ohrgeräuschen.
Veränderte Druckverhältnisse im Ohr: Erhebliche Druckänderungen, wie sie sich etwa bei Tauchgängen oder Flugreisen ergeben, kommen ebenfalls als Auslöser von Ohrensausen infrage.
Arterienverkalkung (Arteriosklerose): Bilden sich in den Blutgefäßen von Kopf und Wirbelsäule Ablagerungen (Plaques), stört dies in vielen Fällen die Durchblutung des Innenohrs und verursacht Ohrgeräusche. Risikofaktoren für Arteriosklerose, die somit auch einen Tinnitus begünstigen, sind hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck und Diabetes.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: In manchen Fällen lässt sich der Tinnitus auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, niedrigen Blutdruck oder Bluthochdruck zurückführen.
Stoffwechselerkrankungen: Erkrankungen wie Diabetes oder Nierenfunktionsstörungen sind ebenfalls mögliche Auslöser für Ohrgeräusche.
Störungen im Hormonhaushalt: Auch hormonelle Veränderungen (etwa während der Wechseljahre) gelten als mögliche Ursache für Tinnitus.
Erkrankungen des zentralen Nervensystems: Beispielsweise gehen mitunter Multiple Sklerose, Hirntumoren und Hirnhautentzündung (Meningitis) mit Ohrgeräuschen einher.
Funktionsstörungen der Halswirbelsäule: Manche Experten glauben, dass der Tinnitus in einigen Fällen von Problemen der Halswirbelsäule (etwa sogenannte Wirbelblockaden) ausgeht. Das ist allerdings umstritten.
Zahn- und Kieferprobleme: Sehr selten wird Tinnitus durch Zahnfüllungen, Zähneknirschen, Kieferfehlstellungen oder Verkrampfungen der Kaumuskulatur (craniomandibuläre Dysfunktion, CMD) ausgelöst.
Alkoholmissbrauch: Übermäßiger Genuss von Bier, Wein & Co. zieht unter Umständen neben vielen anderen Gesundheitsproblemen Tinnitus nach sich.
Medikamente: Einige Medikamente beeinflussen mitunter das Hörsystem und begünstigen so einen Tinnitus. Das gilt etwa für bestimmte Antibiotika (wie Gentamycin), harntreibende Mittel (Diuretika), Chemotherapeutika (Krebsmedikamente), Mittel gegen Malaria, einige Psychopharmaka und höhere Dosierungen des Schmerzmittels Acetylsalicylsäure (ASS).
Emotionale Belastung: Viele Tinnitus-Patienten berichten von starkem Stress (aktuell oder in der Vergangenheit). Auch Ängste, Überforderung und psychische Erkrankungen führen mitunter zu Ohrensausen, auch wenn man bislang noch nicht weiß, wie das möglich ist.
Oft lässt sich gar keine Ursache für die Ohrgeräusche finden. Mediziner sprechen dann von einem idiopathischen Tinnitus.
Tinnitus: Wann zum Arzt?
Ein Tinnitus verschwindet in vielen Fällen von allein wieder, beispielsweise, wenn er nach dem Besuch eines lauten Konzerts auftritt. Gönnen Sie Ihren Ohren dann eine Beschallungspause und verzichten Sie auf weiteres Musikhören oder anderes akustisches Trommelfeuer. Treten die Ohrgeräusche erstmals in Belastungssituationen auf, hilft es meist, den Stresslevel herunterzufahren und sich zu entspannen.
Wenn das Rauschen im Ohr nach ein bis drei Tagen noch nicht verschwunden ist, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.
Welcher Arzt ist zuständig?
Der richtige Ansprechpartner bei Tinnitus ist in der Regel ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Bei Begleiterkrankungen zieht er je nach Bedarf einen weiteren Facharzt hinzu wie etwa Orthopäden, Neurologen oder Zahnärzte. Weil Tinnitus sehr oft mit psychosomatischen Erkrankungen (wie etwa Schlafstörungen, Depressionen, Angstzustände) einhergeht, zieht man oft auch einen Psychotherapeuten, Psychiater oder Psychologen bei der Diagnostik und Behandlung von Tinnitus zurate.
Tinnitus: Untersuchungen und Diagnose
Der Arzt erhebt in der Regel zuerst im Gespräch mit dem Patienten dessen Krankengeschichte (Anamnese). Mögliche Fragen dabei sind:
- Seit wann besteht der Tinnitus?
- Trat er plötzlich oder schleichend auf?
- Gab es mögliche Auslöser wie Lärm oder Stress?
- Beschreiben Sie die Ohrgeräusche näher.
- Ist der Ton/das Geräusch im Ohr gleichbleibend oder pulsierend?
- Verändert sich das Ohrgeräusch im Laufe des Tages oder abhängig von der Haltung des Kopfes?
- Wie stark belastet Sie der Tinnitus?
- Sind bei Ihnen irgendwelche Vorerkrankungen bekannt (Diabetes, Herzerkrankungen, Bluthochdruck etc.)?
An die Anamnese schließen sich je nach vermuteter Ursache verschiedene Untersuchungen an, zum Beispiel:
- Ohrmikroskopie: Mit dem Ohrmikroskop untersucht der Arzt Außenohr und Trommelfell. So stellt er fest, ob ein Schmalzpfropf das störende Geräusch verursacht oder das Trommelfell verletzt ist.
- Hörtest: Im Rahmen einer sogenannten Audiometrie überprüft der Arzt die Hörleistung des Innenohrs. Versucht der Körper, eine Schwerhörigkeit auszugleichen, ruft dies eventuell Ohrgeräusche hervor.
- Gleichgewichtsprüfung (Vestibularis-Diagnostik): Da sich das Gleichgewichtsorgan im Innenohr befindet, ist ein gestörter Gleichgewichtssinn Hinweis darauf, dass die Ursache des Tinnitus dort liegt. Wie gut das Gleichgewichtsorgan funktioniert, lässt sich feststellen, indem der Patient etwa möglichst lange mit geschlossenen Augen auf einem Bein steht.
- Tympanometrie: Im Rahmen dieser Untersuchung misst man die Beweglichkeit des Trommelfells und stellt sie grafisch als sogenanntes Tympanogramm dar.
- Spiegelung des Nasen-Rachen-Raums (Nasopharyngoskopie): Die Untersuchung zeigt, ob die Umgebung des Ohrs krankhaft verändert ist.
- Hirnstammaudiometrie (BERA): Dabei handelt es sich um einen speziellen Hörtest, der die Funktion des Hörnervs überprüft.
- Tinnitus-Matching: Bei dieser Untersuchung bestimmt der Arzt Lautstärke und Frequenz des Tinnitus-Tones.
- Tinnitus-Masking: Diese Methode zeigt, ob und mit welchen Frequenzen sich der Tinnitus verdecken (maskieren) lässt. Dazu spielt der Arzt dem Patienten so lange verschiedene Töne über einen Kopfhörer vor, bis dieser den Tinnitus nicht mehr wahrnimmt. Experten bezeichnen die betreffende Frequenz als Maskierungslevel.
- Weitere Tinnitus-Untersuchungen: Neben Störungen des Hörsystems sind weitere körperliche Probleme mögliche Auslöser einen Tinnitus (wie Arterienverkalkung, Bluthochdruck, Zahn- oder Kieferfehlstellungen, Probleme der Halswirbelsäule).
Je nach Verdacht bringen entsprechende Untersuchungen Klarheit, zum Beispiel Blutdruckmessungen, Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen der Halsgefäße, Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT), orthopädische Untersuchungen oder Untersuchungen des Kauapparates.
Tinnitus: Vorbeugen
Eine generelle Vorbeugung gegen Tinnitus ist wegen der Vielzahl möglicher Ursachen nicht möglich. Allerdings lässt sich einer bedeutenden Ursache, nämlich der Schädigung des Gehörs durch Lärm, effektiv vorbeugen. Wer beruflich oder privat oft Lärm (Maschinen, Flugzeugen oder lauter Musik bei Konzerten oder im Club) ausgesetzt ist, vermeidet Schäden, indem er einen guten Gehörschutz trägt.
In vielen anderen Fällen lässt sich zumindest bei bekannter Anfälligkeit etwa ein neuer Tinnitus oder die Verschlimmerung verhindern, etwa indem man Stress reduziert.
Häufige Fragen zu Tinnitus
Was hilft gegen Tinnitus?
Je nach Ursache, Dauer und Schwere des Tinnitus können verschiedene Behandlungen helfen, zum Beispiel Hörgeräte, kieferorthopädische oder physiotherapeutische Behandlung, Tinnitus-Retraining-Therapie, kognitive Verhaltenstherapie und Medikamente. Ergänzend hilfreich sind eine gesunde Lebensweise, Stressbewältigung und Entspannungstechniken.
Was ist Tinnitus?
Tinnitus sind Ohrgeräusche ohne äußere Geräuschquelle, die ständig oder wiederkehrend wahrgenommen werden. Das kann etwa ein Klingeln oder Pfeifen in einem oder beiden Ohren sein. Mögliche Auslöser von Tinnitus sind zum Beispiel ein Hörsturz, Ohrverletzungen, Schwerhörigkeit und andere Erkrankungen sein.
Was ist die Ursache für Tinnitus?
Mögliche Ursachen von Tinnitus sind zum Beispiel Lärmbelastung, ein Hörsturz, ein verstopfter Gehörgang (durch Ohrenschmalz oder einen Fremdkörper), altersbedingte Schwerhörigkeit, Ohrinfektionen, die Innenohrerkrankung Morbus Menière, ein Akustikusneurinom (gutartiger Tumor) und bestimmte Medikamente. In vielen Fällen lässt sich aber keine Ursache für die Ohrgeräusche finden.
Wie hört sich Tinnitus an?
Bei einem Tinnitus hören die Betroffenen anhaltende oder wiederkehrende Geräusche wie zum Beispiel ein Klingeln, Summen, Pfeifen, Zischen oder Brummen - ohne, dass es dafür eine äußere Geräuschquelle gibt. Die Ohrgeräusche sind in einem oder beiden Ohren wahrnehmbar. Ihre Lautstärke kann variieren.
Welche Hausmittel helfen bei Tinnitus?
Es gibt keine wissenschaftlich belegten Hausmittel gegen Tinnitus. Oft hilft es jedoch, Stress abzubauen, weil dieser die Ohrgeräusche verschlimmert. Gegen Stress helfen zum Beispiel Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation. Auch ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung können das Wohlbefinden bei Tinnitus unterstützen.
Welche medikamentösen Mittel helfen bei Tinnitus?
Es gibt kein spezifisches Medikament gegen Tinnitus. Je nach Einzelfall können aber verschiedene Präparate die Ohrgeräusche lindern, zum Beispiel durchblutungsfördernde Medikamente oder Blutdrucksenker (bei gleichzeitigem Bluthochdruck). Auch Begleiterkrankungen wie Depressionen und Angststörungen lassen sich medikamentös behandeln, was dann oft auch den Tinnitus mildert.
Was fehlt dem Körper bei Tinnitus?
Bei Tinnitus mangelt es dem Körper nicht unbedingt an etwas Bestimmtem wie Mineralstoffen oder Vitaminen. Die Ohrgeräusche beruhen vielmehr auf Ohr- oder Nervenschäden, anderen Erkrankungen, Stress oder bestimmten Medikamenten. Oft lässt sich auch gar keine klare Ursache finden.
Wie merkt man dass man Tinnitus hat?
Tinnitus macht sich durch ständige oder wiederkehrende Geräusche im Ohr bemerkbar, die keine äußere Quelle haben. Die Betroffenen hören also beispielsweise ein Klingeln, Brummen oder Pfeifen, das andere Menschen um sie herum nicht wahrnehmen. Die Ohrgeräusche können in einem oder beiden Ohren auftreten, sind in ruhiger Umgebung besonders deutlich und manchmal mit Hörstörungen verbunden.
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Reiß, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer-Verlag, 2009