Thrombose
- Symptome
- Behandlung
- Ursachen und Risikofaktoren
- Diagnose und Untersuchung
- Krankheitsverlauf und Prognose
- Thrombose vorbeugen
Kurzübersicht- Häufigste Lokalisationen: Blutgefäße der Beine (vor allem Unterschenkel), des Beckens oder der Arme, obere oder untere Hohlvene. Sonderform ist die Analthrombose (Analvenenthrombose).
- Typische Symptome: Schwellung, Rötung, Überwärmung, Schmerzen und Spannungsgefühl, Fieber, beschleunigter Puls.
- Behandlung: Kompressionsverband oder Kompressionsstrümpfe sowie Hochlagerung bei Thrombosen in den Extremitäten, gerinnungshemmende Medikamente, ggf. Operation (Thrombektomie).
- Ursachen: Strömungshindernisse in den Gefäßen (z.B. durch Ablagerungen an den Gefäßwänden, Einengung durch einen Tumor), langsam fließendes Blut (z.B. bei Krampfadern, Bettlägerigkeit, Flüssigkeitsmangel), verstärkter Blutgerinnung (z.B. bei Gerinnungsstörungen, Krebs oder Rauchen)
- Untersuchungen: körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Bildgebung (z.B. Ultraschall, Phlebografie ("Venen-Röntgen"), ggf. weitere Untersuchungen je nach Einzelfall.
- Prognose: Mögliche Komplikationen sind Lungenembolie (Lungenarterienverschluss) sowie Gefäß- und Gewebeschäden (Postthrombotisches Syndrom).
- Vorbeugen: Risikofaktoren meiden (z.B. Bewegungsmangel, Flüssigkeitsmangel, Übergewicht), Tragen von Kompressionsstrümpfen (z.B. auf langen Flugreisen), ggf. Thrombose-Spritze
Thrombose-Symptome
Es gibt eine Reihe sehr typischer Anzeichen für eine Thrombose. Je nachdem, wo sich das Gerinnsel gebildet hat, unterscheiden sich die Symptome teilweise.
Symptome bei einer Thrombose im Bein
Thrombosen bilden sich besonders häufig in den großen Venen des Unterschenkels. Denn dort fließt das Blut gegen die Schwerkraft besonders langsam zum Herzen zurück. Die häufigsten Thrombose-Anzeichen sind dann:
- Schwellung der Wade, oft auch der Knöchelregion und des Fußes
- Schwere- und Spannungsgefühl im Unterschenkel
- Wassereinlagerung (Ödem)
- Schmerzen im Unterschenkel, manchmal auch im Fuß, Oberschenkel oder in der Leiste, die einem Muskelkater ähneln können
- gespannte (glänzende) und bläulich verfärbte Haut
- Überwärmung des Unterschenkels
- stärker sichtbare Hautvenen (sogenannte Warnvenen)
- leichtes Fieber
- beschleunigter Puls
Auch wenn einige der genannten Symptome fehlen, ist eine Thrombose im Bein trotzdem nicht ausgeschlossen. Genauso wenig sind die genannten Thrombose-Anzeichen ein Beweis dafür, dass wirklich eine Beinvenenthrombose vorliegt.
Symptome bei einer Thrombose im Arm
Auch die Venen im Arm können durch Blutgerinnsel verschlossen werden. Dies passiert aber sehr viel seltener vor als im Bein. Typische Thrombose-Symptome im Arm sind:
- Schwellung und Überwärmung des betroffenen Arms
- Schwellung der Hand
- bläulich hervortretende Hautvenen
- teilweise rötlich-lilafarbene Verfärbungen des Arms
- Schmerzen bei Druck auf den Arm und bei Armbewegungen
Thrombosen in den Armen verursachen meist stärkere Beschwerden als Gefäßverschlüsse in den Beinen. Außerdem machen sie sich durch eine verstärkte Venenzeichnung bemerkbar, weil das Blut über Umwege seinen Weg zum Herzen sucht.
Symptome einer Analthrombose (Analvenenthrombose)
Eine Analthrombose macht sich durch eine schmerzhafte Schwellung im Afterbereich bemerkbar. Sie ist oft nur schwer von Hämorrhoiden zu unterscheiden, hat aber eine andere Ursache:
Bei der Analthrombose ist eine kleine Vene des unteren Analkanals durch ein Blutgerinnsel verschlossen. Dagegen ist mit "Hämorrhoiden" umgangssprachlich die Vergrößerung des arteriovenösen Gefäßpolsters am Ausgang des Enddarms gemeint (der Fachbegriff lautet Hämorrhoidalleiden).
Analvenenthrombosen sind sehr schmerzhaft, insbesondere deshalb, weil sie direkt im Bereich der Öffnung liegen. Sie lassen sich aber meist gut behandeln. Hier erfahren Sie mehr zu Symptomen, Ursachen und Therapie der Analthrombose.
Symptome einer Hirnvenenthrombose (Sinusvenenthrombose)
Bei der Sinusvenenthrombose (SVT) ist der Blutfluss in den Venen im Gehirn durch ein Blutgerinnsel gestört. Es kommt häufig zu einem Blutstau. Vor allem im Zusammenhang mit der Impfung gegen das Coronavirus Sars-Cov-2 machte die Hirnvenenthrombose Schlagzeilen. Nach der Immunisierung kam es, wenn auch sehr selten, bei einigen Geimpften zu zerebralen Sinus- und Venenthrombosen.
Folgende Symptome zeigen sich bei einer Hirnvenenthrombose:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- steifer Nacken
- Druckschmerzen im Gesicht
- epileptische Anfälle
- Lähmungserscheinungen
- Sensibilitätsstörungen
Symptome bei Thrombosen in anderen Körperregionen
Grundsätzlich können Thrombosen in allen Blutgefäßen des Körpers entstehen. Anders als etwa bei Thrombosen in den Extremitäten sind die Symptome dann aber oft uneindeutig. Es können beispielsweise starke Schmerzen oder Funktionsstörungen von Organen auftreten. Zur Abklärung von solchen unspezifischen Thrombose-Symptomen sind immer weitere ärztliche Untersuchungen erforderlich.
Thrombose-Behandlung
Für die Behandlung einer Thrombose bieten sich prinzipiell drei Methoden an:
- Kompressionstherapie
- Medikamente
- Operation
Welche Methode zum Einsatz kommt, hängt unter anderem vom Ort ab, an dem sich das Gerinnsel gebildet hat. Oft müssen die verschiedenen Behandlungsansätze auch miteinander kombiniert werden.
Das wichtigste Ziel der Thrombose-Behandlung ist es, zu verhindern, dass sich das Gerinnsel von der Venenwand ablöst und mit dem Blutstrom in lebenswichtige Organe wandert. Denn dann besteht die Gefahr einer sogenannten Embolie (zum Beispiel einer Lungenembolie). Das Gerinnsel verstopft dabei eine Arterie mit möglicherweise lebensbedrohlichen Folgen.
Außerdem gilt es, langfristige, irreparable Schäden an den betroffenen Blutgefäßen, Extremitäten oder Organen (postthrombotisches Syndrom) zu vermeiden.
Hochlagerung und Kompression
Wichtige Sofortmaßnahmen bei einer frisch aufgetretenen Thrombose in den Extremitäten bestehen darin, das betroffene Bein oder den Arm hochzulagern und einen Kompressionsverband anzulegen. So lässt sich verhindern, dass sich das Blut noch mehr zurückstaut und die Extremität weiter anschwillt.
Der Kompressionsverband muss deutlich über den Ort der Thrombose hinausreichen ? bei einer Unterschenkelthrombose also bis unter das Knie. Er muss straff sein, um die Venen so stark zusammenzudrücken, dass das Blut in ihnen besser fließt. Allerdings darf er die Extremität an keiner Stelle einschnüren.
Eine gute Möglichkeit, einen ausreichend kräftigen und gleichmäßigen Kompressionsgrad zu erreichen, sind Thrombose-Strümpfe der Kompressionsklasse II.
Die Kompressionsbehandlung sollte langfristig fortgesetzt werden, wenn durch die Thrombose Venen geschädigt wurden.
Thrombose-Behandlung mit Medikamenten
Die medikamentöse Thrombosebehandlung soll verhindern, dass das Blutgerinnsel weiter wächst und womöglich in die Lungenarterien geschwemmt wird. Im besten Fall kann das Medikament bewirken, dass körpereigene Stoffe (Enzyme) den Thrombus wieder verkleinern oder sogar ganz auflösen. Gerinnungshemmende Medikamente können zudem verhindern, dass eine neue Thrombose entsteht.
Akutbehandlung der Thrombose
Mediziner beginnen die Behandlung der Thrombose ? unabhängig von ihrer Lokalisation ? mit einer sogenannten Initialen Antikoagulation. Diese sollte sofort beginnen, wenn eine Thrombose sicher oder mit hoher Wahrscheinlichkeit als Ursache der Beschwerden identifiziert wurde.
Zum Einsatz kommt bei der initialen Antikoagulation oftmals der Wirkstoff Heparin, der die Blutgerinnung hemmt. Er muss dafür in hoher Dosierung unter die Haut (subkutan) gespritzt oder als Infusion gegeben werden. Denn bei Einnahme über den Mund würde Heparin im Magen-Darm-Trakt zerfallen und dann nicht in die Blutbahn gelangen.
Auch der gerinnungshemmende Wirkstoff Fondaparinux eignet sich für die initiale Antikoagulation ? vor allem dann, wenn Patienten auf eine Heparingabe mit einem lebensgefährlichen Absinken der Zahl der Blutplättchen (= Thrombozyten) reagiert haben. Fondaparinux wird unter die Haut gespritzt.
Die initiale Antikoagulation kann aber auch mit Medikamenten erfolgen, die eingenommen werden, und zwar mit den sogenannten DOAKs (direkte orale Antikoagulanzien) Rivaroxaban und Apixaban.
Langzeitbehandlung nach einer Thrombose
Im Anschluss an die akuten Thrombose-Behandlung ? meist nach etwa fünf bis zehn Tagen ? folgt die Erhaltungstherapie: Die Patienten erhalten für mindestens drei bis sechs Monate ein gerinnungshemmendes Medikament, um zu verhindern, dass sich ein neues Gerinnsel bildet.
Meist verschreiben Mediziner dafür heutzutage DOAKs wie Apixaban, Rivaroxaban oder Dabigatran. Vor deren Einführung setzte man dagegen bevorzugt Vitamin-K-Antagonisten (wie Phenprocoumon, Warfarin) für die Erhaltungstherapie ein. Das sind Gegenspieler des für die Blutgerinnung wichtigen Vitamins K. Ihre richtige Dosierung muss regelmäßig durch Blutkontrollen der Gerinnungswerte überprüft werden! Bei DOAKs sind solche Kontrollen dagegen meist überflüssig.
Es hängt vom Einzelfall ab, welches Medikament Mediziner für die Erhaltungstherapie auswählen. Es gibt nämlich Patientengruppen, bei denen bestimmte Antikoagulanzien nicht gegeben werden dürfen.
Manche Patienten müssen über die sechs Monate hinaus weiterhin Antikoagulanzien zur Vorbeugung neuer Blutgerinnsel einnehmen (Sekundärprophylaxe). Das kann zum Beispiel notwendig sein, wenn jemand aufgrund eines Unfalles, einer Operation oder einer Schwangerschaft ein temporär erhöhtes Rückfallrisiko hat.
Bei Tumorerkrankungen kann das Thrombose-Risiko auch dauerhaft erhöht sein. Auch dann kann eine medikamentöse Sekundärprophylaxe längerfristig ratsam sein.
In jedem Fall prüfen Mediziner sorgfältig, ob eine längere Anwendung von Gerinnungshemmern tatsächlich notwendig ist und ? wenn ja ? für wie lange, mit welchen Wirkstoffen und in welcher Dosierung. Denn die Sekundärprophylaxe beugt zwar neuen Blutgerinnseln vor, hat aber auch den Nachteil, dass sie das Blutungsrisiko erhöht. Nutzen und Risiken der Sekundärprophylaxe sind also sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
Operative Thrombose-Behandlung
In manchen Fällen von akuter Beinvenenthrombose ist ein operativer Eingriff die beste Behandlungsoption. Dabei versucht der Arzt oder die Ärztin, den Blutpfropf (Thrombus) mithilfe eines Katheters zu fassen und aus der Vene zu ziehen. Das nennt sich auch "Rekanalisieren" (Rekanalisationstherapie), weil mit dem Eingriff ein verstopftes Blutgefäß wieder durchgängig gemacht wird.
Die Ärzte prüfen auch, ob in der Vene ein Strömungshindernis besteht, das beseitigt werden kann.
Oft wird über den Katheter zudem ein Thrombus-auflösendes Medikament gegeben. Diese lokale Form der Thrombose-Behandlung hat bessere Erfolgsquoten und geringere Risiken als die früher häufig eingesetzte systemische Behandlung, bei der sich das Medikament in hoher Dosierung im ganzen Körper verteilen musste.
Die Rekanalisationstherapie sollte möglichst früh durchgeführt werden, um das Risiko eines Postthrombotischen Syndroms zu verringern. Mögliche Komplikationen dieser Art der Thrombose-Therapie sind Blutungen, aber auch versehentliche Ablösungen von Gerinnselteilen. Diese könnten dann in der Venenbahn weiter Richtung Herz und dann in den Lungenkreislauf gelangen.
In Einzelfällen setzen Mediziner Patienten mit einer Beinvenenthrombose eine Art "Sieb" in die Hohlvene (Vena-cava-Filter) ein, entweder dauerhaft oder vorübergehend. Es soll verhindern, dass abgelöste Blutgerinnsel in die Lunge geschwemmt werden. Infrage kommt dieser Eingriff etwa bei Patienten, die trotz gerinnungshemmender Medikamente wiederholt eine Lungenembolie erleiden.
Thrombose: Ursachen und Risikofaktoren
Thrombosen sind Blutgerinnsel, die sich in den Blutgefäßen ? fast immer in Venen ? bilden. Sie können grundsätzlich drei verschiedene Ursachen haben, die allein oder in Kombination bestehen können:
- Strömungshindernisse im Blutgefäß: Schäden/Erkrankungen oder Ablagerungen an der Gefäßwand oder Einengungen der Blutgefäße durch mechanischen Druck von außen (z.B. bei Vernarbungen, Tumoren).
- langsame Fließgeschwindigkeit: Kann bedingt sein durch krankhaft erweiterte Venen (Krampfadern), die Wirkung der Schwerkraft oder/und eine zu geringe Muskelspannung (bei Immobilität, Lähmungen oder nach Operationen) oder durch Flüssigkeitsmangel (Blut wird dickflüssiger).
- erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes: bei Erkrankungen des Blutgerinnungssystems, schweren systemischen Erkrankungen (Krebs, Autoimmunerkrankungen), durch Rauchen oder bei Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. die "Pille") als Nebenwirkung.
Reisethrombose und Thrombose nach Operationen
Der Blutrückfluss zum Herzen muss in den tiefen Beinvenen gegen die Schwerkraft funktionieren. Dies wird bei gesunden, körperlich aktiven Menschen durch zwei Mechanismen unterstützt:
- Venenklappen: Sie wirken wie Ventile und lassen das Blut nur in einer Richtung, nämlich hin zum Herzen, fließen.
- Muskelpumpe (Muskel-Venen-Pumpe): Durch die Arbeit der (Waden-)Muskulatur werden die Venen im Bein immer wieder kurz komprimiert. Im Zusammenwirken mit den Venenklappen wird so das Blut in Richtung Herz gedrückt.
Wenn einer dieser Mechanismen oder sogar beide nicht funktionieren, kann sich der Blutfluss stark verlangsamen ? das Thromboserisiko steigt. Die ist zum Beispiel bei langem Sitzen im Auto, Flugzeug oder in der Bahn der Fall. Eine Thrombose in solchen Fällen wird daher auch oft "Reisethrombose" genannt.
Auch das stundenlange Sitzen am Computer kann das Thromboserisiko erhöhen.
Genauso entfällt nach Verletzungen oder Operationen, nach denen das Bein ruhiggestellt oder generell strikte Bettruhe eingehalten werden muss, die natürliche Wirkung der Muskelpumpe. Da durch jedes Trauma ? und dazu gehören im weiteren Sinne auch Operationen ? zudem die Gerinnungsbereitschaft des Blutes deutlich ansteigt, ist das Risiko für eine Thrombose nach Operationen stark erhöht.
Thrombose bei Krampfadern
Krampfadern (Varizen) sind stark erweiterte Blutgefäße. Sie treten besonders häufig im Bereich der Beine, insbesondere der Unterschenkel auf.
In Krampfadern fließt das Blut langsamer, und zudem funktionieren hier die natürlichen Ventile in den Venen (Venenklappen) nicht mehr richtig. Dadurch steigt das Risiko für eine Thrombose.
Die wichtigsten Risikofaktoren
Es gibt also eine ganze Reihe von Faktoren, welche venöse Thromboembolien begünstigen ? also die Bildung von Blutgerinnseln und deren Verschleppung mit dem Blutstrom, sodass sie an anderer Stelle ein Gefäß verstopfen. Die größten Risikofaktoren sind:
- Beinbruch
- Krankenhausaufenthalt wegen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) oder Vorhofflimmern bzw. Vorhofflattern (in den vorausgegangenen drei Monaten)
- Einsatz eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks
- schweres Trauma (z.B. infolge eines Autounfalls)
- Herzinfarkt (in den vorausgegangenen drei Monaten)
- Rückenmarksverletzung
- vorausgegangene venöse Thromboembolie (z.B. Lungenembolie)
Zu den moderaten Risikofaktoren zählen beispielsweise die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel, Krebs, Chemotherapie, eine oberflächliche Venenthrombose, Infektionen (v.a. Lungenentzündung, Harnwegsinfekte und HIV-Infektion), ein Schlaganfall mit Lähmung sowie chronisch entzündliche Darmerkrankungen.
Schwache Risikofaktoren sind unter anderem höheres Lebensalter, Bettruhe über mehr als drei Tage, Diabetes mellitus, starkes Übergewicht (Adipositas), Krampfadern und Schwangerschaft.
Thrombose: Diagnose und Untersuchung
Bei einer Venenthrombose in einem Bein ist dieses überwärmt und geschwollen. Bestimmte Druckpunkte und Bewegungen lösen Schmerzen aus, was der Arzt oder die Ärztin (meist Fachmediziner für Innere Medizin) mit einer körperlichen Untersuchung feststellen kann. Typisch sind zum Beispiel:
- Wadenschmerzen, wenn die Fußspitze angehoben wird (Homans-Zeichen)
- Schmerzen beim Drücken der Wade (Meyer-Zeichen)
- Druckschmerz auf der Innenseite des Fußes (Payr-Zeichen)
Generell gilt: Eine oberflächliche Thrombose zeichnet sich durch stärkere Beschwerden aus und lässt sich daher oft leichter diagnostizieren als ein Gefäßverschluss in tieferliegenden Venen (Phlebothrombose). Letztere hat aber häufiger schwerwiegende Folgen.
Spezielle Punktbewertungssysteme (Scores wie der Wells-Score) helfen Medizinern bei der Einschätzung, ob bei einem Patienten tatsächlich eine tiefe Beinvenenthrombose vorliegt:
Dabei werden Punkte vergeben, wenn bestimmte Parameter, die für eine solche Thrombose sprechen, vorliegen ? zum Beispiel eine aktive Tumorerkrankung, eine Schwellung des ganzen Beines oder eine größere Operation in den vorangegangenen drei Monaten. Je mehr Punkte in Summe zusammenkommen, desto höher ist letztlich die Wahrscheinlichkeit für eine tiefe Beinvenenthrombose.
Blutuntersuchung
Neben der Bildgebung ist auch eine Blutuntersuchung wichtig, um einem Thromboseverdacht nachzugehen. Hierbei wird nach Abbauprodukten von Blutgerinnseln gesucht, den sogenannten D-Dimeren:
Liegt der Messwert im Normbereich, ist eine akute Thrombose unwahrscheinlich. Die D-Dimer-Messung allein reicht aber nicht aus, um eine Thrombose auszuschließen. Mediziner müssen auch die anderen Befunde berücksichtigen.
Bildgebende Diagnostik
Darüber hinaus kann eine Ultraschall-Untersuchung den Verschluss von Venen bildlich darstellen.
Mit einer Phlebografie (auch: Phlebographie) lassen sich die Blutgefäße auf einer Röntgenaufnahme darstellen. Das Verfahren eignet sich daher gut zur Diagnose einer tiefen Beinvenenthrombose.
Dazu wird ein Kontrastmittel in eine oberflächliche Vene auf dem Fußrücken gespritzt. Um sicherzustellen, dass das Kontrastmittel den Weg in die tiefen Beinvenen findet, werden zuvor die Venen nahe der Hautoberfläche mit einer mäßig strammen Bandage abgebunden. Dort, wo eine Thrombose besteht, ist der Fluss des Kontrastmittels unterbrochen oder wirkt "eingeschnürt", was man auf den Röntgenbildern erkennen kann.
Ein viel genutztes Untersuchungsverfahren in der Gefäßmedizin ist auch die Computertomografie (CT). Bei diesem Verfahren wird der Körper des Patienten mittels Röntgenstrahlen virtuell in Scheiben geschnitten. Aufgrund der hohen Bilderdichte lassen sich die verschiedenen Gewebe gut darstellen. Um Gefäße genau abzubilden, erhalten die Patienten zuvor ein Kontrastmittel in eine Vene. Diese Methode wird zum Beispiel bei Verdacht auf Thrombosen im Bauch oder einer Sinus-cavernosus-Thrombose im Kopf benutzt.
In ausgewählten Fällen erfolgt die Gefäßdarstellung nach Gabe eines Kontrastmittels mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT, Kernspintomografie). Dieses Verfahren nutzt Magnetfelder und Radiowellen für die Bildgebung und nicht Röntgenstrahlen wie die Computertomografie.
Bei seltenen Formen von Gefäßverschlüssen können weitere Untersuchungen nötig sein, zum Beispiel eine Augenspiegelung (Funduskopie) bei einer Thrombose im Auge.
Thrombose & Schwangerschaft
Manche Frauen entwickeln eine Thrombose in der Schwangerschaft oder nach einer Tot-/Fehlgeburt. Dann sind zusätzliche Untersuchungen ratsam, um die Ursache zu finden. Das kann helfen, bei einer späteren Schwangerschaft gegebenenfalls eine erneute Thrombose zu vermeiden.
Weitere Sonderfälle
Auch bei Thrombosen, die keine klar erkennbare Ursache haben oder in untypischen Gefäßen auftreten, werden Mediziner zusätzlich versuchen, die Ursache der Gerinnselbildung zu finden. Manche Menschen leiden zum Beispiel an Erbkrankheiten, welche die Blutgerinnung stören können. Zum Nachweis kann eine genetische Untersuchung angezeigt sein.
Thrombose: Krankheitsverlauf und Prognose
Eine Thrombose ist eine sehr schwerwiegende Erkrankung und kann gefährliche Komplikationen nach sich ziehen. Diese entstehen,
- wenn sich ein Blutgerinnsel löst und zum Herzen wandert, von wo es beispielsweise in die Lunge gelangen und dort ein Gefäß verstopfen kann (Lungenembolie).
- wenn eine Vene durch einen Thrombus verstopft und dauerhaft geschädigt wird (Folge: Postthrombotisches Syndrom).
Lungenembolie
Die Lungenembolie ist eine besonders häufige und lebensbedrohliche Komplikation einer Thrombose. Dabei wird der Thrombus (oder Teile davon) mit dem Blutstrom durch das Venensystem zur rechten Herzkammer und von dort in die Lungenarterien geschwemmt.
Verlegt er dort eine große Arterie, wird ein großer Teil der Lunge nicht mehr durchblutet. Er kann dann nicht mehr am Gasaustausch mitwirken, was einen lebensgefährlichen Sauerstoffmangel verursachen kann.
Zudem wird die rechte Herzkammer beim Versuch, das Blut gegen den hohen Fließwiderstand ins verstopfte Lungengefäß zu pumpen, übermäßig belastet ? ein Rechtsherzversagen (eine Form von Herzinsuffizienz) kann resultieren. Eine Embolie ist daher immer ein medizinischer Notfall!
Postthrombotisches Syndrom
Ein Teil der Patienten mit tiefer Becken- oder Beinvenenthrombose entwickelt ein sogenanntes postthrombotisches Syndrom. Dabei bilden sich Krampfadern aufgrund der gerinnselbedingten Blutabflussstörung, die auch nach Wiedereröffnung der betroffenen Gefäße bestehen bleibt. Diese Abflussbehinderung kann weitere Gewebeschäden und/oder erneute Blutgerinnsel verursachen.
Thrombose vorbeugen
Die beste Thrombose-Prophylaxe (Thrombose-Vorbeugung) besteht darin, die genannten Thrombose-Risikofaktoren zu vermeiden oder zu verringern. So sollte man zum Beispiel auf ausreichend Bewegung achten, besonders auf langen Flugreisen, aber auch bei langen Büro-Arbeitstagen.
Außerdem ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Trinken, flüssige Speisen) wichtig, um das Blut dünnflüssig zu halten und so die Bildung eines Gerinnsels zu vermeiden.
Thrombose-Spritzen
Nach einer Verletzung oder Operation oder bei anderer krankheitsbedingter Ruhigstellung kann man mit Medikamenten einer Gerinnselbildung vorbeugen: Tägliche Thrombosespritzen mit Heparin können die Entstehung eines Blutgerinnsels in den meisten Fällen verhindern.
Anti-Thrombose-Strümpfe
Sogenannte Anti-Thrombose-Strümpfe sind spezielle, elastische Strümpfe aus einem hautfreundlichen, dünnen Gewebe, die entweder bis zum Knie reichen, oder sogar über das Knie hinaus den Oberschenkel miterfassen. Durch den leichten Druck, den sie auf die Venen ausüben, fließt das Blut etwas schneller und gleichmäßiger zum Herzen zurück.
Insbesondere, wenn Thrombose-Risikofaktoren wie eine Neigung zu Krampfadern bestehen, vor und nach Operationen sowie auf langen Reisen ist das Tragen von Anti-Thrombose-Strümpfen zu empfehlen. Oft können sie helfen, eine Thrombose zu verhindern.
© Copyright © 1998-2024 NetDoktor - All rights reserved - NetDoktor is a trademark.
S3-Leitlinie: Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE) der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (Stand: 2015), unter: register.awmf.org (Abrufdatum: 07.08.2023)
S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin et al. (Stand: 2023), unter: register.awmf.org (Abrufdatum: 07.08.2023)
Arastéh, K. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, 4. Auflage, Thieme Verlag, 2018
Büller, H.R. et al.: Safely Ruling out Deep Venous Thrombosis in Primary Care, in: Annals of Internal Medicine 150, no. 4 (2009): 229-235
Greten, H. et al.: Innere Medizin, Thieme Verlag, 2010
Useche, J.N. et al.: Use of US in the Evaluation of Patients with Symptoms of Deep Venous Thrombosis of the Lower Extremities, in: Radiographics, Vol. 28, Issue 6, 2008; doi: 10.1148/rg.286085513
Kruse, W. et Schettler, G.: Allgemeinmedizin, De Gruyter, 1995
Silverstein, M.D. et al.: Trends in the incidence of deep vein thrombosis and pulmonary embolism: a 25-year population-based study, in: Arch Intern Med, 1998, 158(6): 585-593.
Jaff, M.R. et al.: Management of Massive and Submassive Pulmonary Embolism, Iliofemoral Deep Vein Thrombosis, and Chronic Thromboembolic Pulmonary Hypertension, in: Circulation 123: 1788-1830, 2011
Kakkos, S.K. et al.: Combined intermittent pneumatic leg compression and pharmacological prophylaxis for prevention of venous thromboembolims in high-risk patients, in: Cochrane Database Syst Rev., 2008 (4)
Snow, V. et al.: Management of Venous Thromboembolism: A Clinical Practice Guideline from the American College of Physicians and the American Academy of Family Physicians, in: Annals of Internal Medicine 146, no. 3: 204-210, 2007
Tapson, V.F.: Acute Pulmonary Embolism, in: New England Journal of Medicine 358, no. 10: 1037-1052, 2008
Walther, A. et Böttiger, B. W.: Die Akute Lungenarterienembolie, in: Der Anaesthesist 51, no. 5: 427-446, 2002
Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Zerebrale Sinus- und Venenthrombosen nach Corona-Impfung sind nicht Folge einer globalen Gerinnungsstörung, Pressemitteilung vom 13.07.2021, unter: www.dgn.org