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  • 10. Dezember 2021 ― Lesezeit: 5 Minuten
    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin
    Carola Felchner, Wissenschaftsjournalistin

    Stirnhöhlenentzündung

    Die Stirnhöhlenentzündung (Sinusitis frontalis) ist eine Form von Nasennebenhöhlenentzündung: Dabei ist die Schleimhaut in einer oder beiden Stirnhöhlen entzündet. Betroffene haben typischerweise starke Schmerzen im Stirnbereich und heftigen Schnupfen. Die Erkrankung verläuft entweder akut oder chronisch und tritt potenziell in jedem Lebensalter auf. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen und Behandlung der Stirnhöhlenentzündung.

    Kurzübersicht
    • Symptome: Stechende Schmerzen in der Stirn und um das Auge herum, ggf. Schwindelgefühl, eitriger Schnupfen, Veränderung des Geruchs- und Geschmackssinns
    • Behandlung: Abschwellende, schleimlösende Medikamente, Schmerzmittel, ggf. Antibiotika, Hausmittel wie Inhalation, Rotlicht, Kochsalzlösung zur Schleimhautbefeuchtung, selten operative Eingriffe
    • Krankheitsverlauf und Prognose: Abheilung oft nach zwei, manchmal auch mehreren Wochen, selten Komplikationen wie übergreifende Infektion auf Knochen oder Hirnhaut und Gehirn oder Abszessbildung
    • Ursachen und Risikofaktoren: Meist vorausgehende Infekte (Viren, Bakterien) mit Schnupfen, Allergien
    • Untersuchung und Diagnose: HNO-ärztliche Untersuchung, Nasenspiegelung, Ultraschalluntersuchung, ggf. Röntgen, Computertomografie, Magnetresonanztomografie, evtl. Blutuntersuchung und Erregerbestimmung mithilfe eines Abstrichs
    • Vorbeugen: Nicht Rauchen, feuchte Raumluft, allgemeine Maßnahmen zur Unterstützung der Abwehrkräfte

    Was ist eine Stirnhöhlenentzündung?

    Die Stirnhöhlenentzündung (Sinusitis frontalis) ist eine seltenere Form von Nasennebenhöhlenentzündung. Manchmal tritt sie isoliert auf. In anderen Fällen ist auch die Schleimhaut in einer oder mehreren anderen Nasennebenhöhlen entzündet. So tritt die Stirnhöhlenentzündung manchmal gleichzeitig mit einer Entzündung der Siebbeinzellen (Sinusitis ethmoidalis) auf.

    Manchmal sind auch alle Nasennebenhöhlen (Kieferhöhlen) entzündet. Sind mehrere der genannten Nasennebenhöhlen entzündet, sprechen Mediziner von einer Pansinusitis.

    Welche Symptome treten bei einer Stirnhöhlenentzündung auf?

    Bei einer akuten Stirnhöhlenentzündung entwickeln sich innerhalb weniger Stunden starke stechende, pulsierende oder bohrende Schmerzen über der betroffenen Stirnseite und rund um das Auge. Die Beschwerden nehmen zu, wenn der Patient den Kopf nach vorne beugt, niest oder hustet. Auch auf Berührung reagiert der entzündete Bereich sensibel.

    Manche Menschen mit einer Stirnhöhlenentzündung berichten über Schwindelgefühle.

    Seltener ist eine Stirnhöhlenentzündung ohne vorausgehenden Infekt, etwa Schnupfen.

    Weitere mögliche Symptome der akuten Stirnhöhlenentzündung sind schleimig-eitriger Schnupfen, ein beeinträchtigter Geruchssinn und Schmerzen beim Kauen. Breitet sich die Entzündung in Richtung Auge aus, besteht die Möglichkeit, dass sich eine Bindehautentzündung entwickelt.

    Eher uncharakteristische Stirnhöhlenentzündung-Symptome zeigen sich bei einer chronischen Sinusitis frontalis.

    Kopfschmerzen im Sinne von dumpfen Spannungs- oder chronischen Halbseitenstirnkopfschmerzen gehören dazu. Außerdem werden Gerüche vermindert oder falsch wahrgenommen (Hyposmie beziehungsweise Kakosmie). Es bildet sich häufig schleimig-eitriges Nasensekret.

    Die für eine akute Stirnhöhlenentzündung typischen Stirnschmerzen treten beim chronischen Verlauf, also wenn die Erkrankung länger als zwölf Wochen anhält, weniger stark bis (fast) gar nicht auf.

    Mögliche Symptome von Komplikationen der Sinusitis frontalis sind zum Beispiel eine Schwellung beziehungsweise Abszessbildung im Bereich des Oberlids, eine eitrige Entzündung der Augenhöhle (Orbitalphlegmone), Hirnhautentzündung und Hirnabszess.

    Was hilft bei einer Stirnhöhlenentzündung?

    Wie bei anderen Formen der Nasennebenhöhlenentzündung zielt die Behandlung einer Stirnhöhlenentzündung darauf ab, den Sekretabfluss und die Belüftung der betroffenen Nebenhöhlen wiederherzustellen. Dazu sind vor allem abschwellende und schleimlösende Medikamente hilfreich sowie ? bei bakteriellen Infektionen ? gegebenenfalls Antibiotika.

    Wenn diese konservative Behandlung die Beschwerden der Stirnhöhlenentzündung nicht ausreichend lindert, ist in seltenen Fällen eine Operation notwendig. Bei dem operativen Eingriff öffnet der Chirurg die Stirnhöhle auf Augenbrauenhöhe mit einem Bohrer (Beck-Bohrung). Über die Öffnung saugt er Sekret und Eiter ab und spült den Hohlraum mit Antibiotika.

    Stirnhöhlenentzündung: Hausmittel

    Neben schulmedizinischen Maßnahmen können Hausmittel den Heilungsprozess bei einer Stirnhöhlenentzündung (oder anderen Form von Sinusitis) unterstützen. Folgende Hausmittel kommen bei einer Stirnhöhlenentzündung zum Beispiel zum Einsatz:

    • Inhalationen
    • Kochsalz-Nasentropfen
    • Heilpflanzentees
    • Rotlicht
    • Wickel und Umschläge
    • Fußbäder

    Mehr dazu lesen Sie im Beitrag Nasennebenhöhlenentzündung: Hausmittel

    Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

    Darüber hinaus wenden manche Patienten bei Stirnhöhlenentzündung Homöopathie, Ayurveda und andere komplementäre Methoden an. Sprechen Sie die Anwendung jedoch vorher mit ihrem behandelnden Arzt ab.

    Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

    Wie lange dauert eine Stirnhöhlenentzündung?

    Wie lange eine Stirnhöhlenentzündung dauert, lässt sich nicht pauschal beantworten. Meist heilen akute Nasennebenhöhlenentzündungen, zu denen auch die Entzündung der Stirnhöhlen zählt, binnen zwei Wochen aus. Die Beschwerden können aber auch länger bestehen bleiben.

    Dauern die Symptome von Nasennebenhöhlenentzündungen länger als zwölf Wochen an, ist die Entzündung chronisch.

    Komplikationen sind möglich, etwa wenn die Stirnhöhlenentzündung auf angrenzende Gewebe, wie den Knochen, die Augen, Hirnhäute oder sogar auf das Gehirn selbst übergreift oder eine Eiteransammlung (Abszess) entsteht. Insgesamt treten solche Probleme jedoch selten auf.

    Was sind die Ursachen einer Stirnhöhlenentzündung?

    Zu den Ursachen einer Stirnhöhlenentzündung zählen eine chronische Belüftungsstörung der Stirnhöhle ? etwa bei stark verkrümmter Nasenscheidewand oder Nasenpolypen. Auch Infektionen im Bereich der Nase und Schwimmbadbesuche (?Badesinusitis?) lösen manchmal eine Stirnhöhlenentzündung aus.

    Die Erreger der Entzündung sind dann oft Bakterien (wie Streptococcus pneumoniae) oder Viren, seltener auch Pilze. Allergien zählen ebenfalls zu den Ursachen der Entzündung der Stirnhöhlen.

    Ist eine Stirnhöhlenentzündung ansteckend?

    Die Stirnhöhlenentzündung selbst ist nicht ansteckend. Allerdings geht der Sinusitis frontalis meist eine Infektion mit Viren oder Bakterien voraus. Besteht zusätzlich zur Stirnhöhlenentzündung Schnupfen oder Husten, ist es möglich, andere mit dem Infekt anzustecken.

    Welche Untersuchungen sind bei einer Stirnhöhlenentzündung wichtig?

    Zunächst erhebt der Arzt die Krankengeschichte (Anamnese): Dabei befragt er den Patienten unter anderem zu Art, Ausmaß und Dauer der Beschwerden.

    Anschließend folgen eine körperliche und HNO-ärztliche Untersuchung: Der Arzt beklopft beispielsweise die Vorderwand der Stirnhöhlen. Außerdem bittet er den Patienten, den Oberkörper rasch nach vorn zu beugen oder auf einem Bein zu hüpfen ? beides löst bei einer Stirnhöhlenentzündung Schmerzen aus beziehungsweise verstärkt bestehende Schmerzen.

    Das Innere der Nase begutachtet der Arzt mittels Nasenspiegelung (Rhinoskopie): Im mittleren Nasengang finden sich bei einer Stirnhöhlenentzündung Schleim- und Eiterspuren.

    Darüber hinaus untersucht der Arzt die Augen. Er achtet dabei unter anderem auf Wassereinlagerungen im Oberlid (Oberlidödem) und auf Anzeichen einer Bindehautentzündung.

    Mithilfe eines bildgebenden Verfahrens lassen sich die Nasennebenhöhlen genauer darstellen, zum Beispiel mittels Ultraschalluntersuchung, Röntgen sowie einer Computer- oder Magnetresonanztomografie (CT).

    Im Einzelfall ist es außerdem nützlich, einen Eiter-Abstrich und/oder eine Blutprobe im Labor zu untersuchen. Bei chronischer Stirnhöhlenentzündung und entsprechendem Verdacht wird zudem ein Allergietest durchgeführt.

    Vermutet der Arzt, dass die Stirnhöhlenentzündung zu einer Knochenmarkentzündung des Stirnbeins (Stirnbeinosteomyelitis) geführt hat, wird die Stoffwechselaktivität des Knochengewebes untersucht. Das geschieht mittels einer nuklearmedizinischen Untersuchung (entweder Knochenszintigrafie oder Singlephotonen-Emissionscomputertomografie (SPECT)).

    Bei Verdacht auf sonstige Komplikationen erfolgen entsprechende Untersuchungen zur Abklärung. Gibt es etwa Hinweise auf eine Hirnhautentzündung (Meningitis), entnimmt der Arzt etwas Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquorpunktion) und lässt sie im Labor analysieren.

    Wie lässt sich einer Stirnhöhlenentzündung vorbeugen?

    Einer Stirnhöhlenentzündung lässt sich nicht durch eine generelle Maßnahme vorbeugen.

    Es gibt jedoch einiges, was dazu beiträgt, die Schleimhäute der Nase besser vor Infekten zu schützen. Dazu zählt zum Beispiel eine ausreichend feuchte Raumluft. Rauchen reizt die Schleimhäute und erhöht die Gefahr einer Nasennebenhöhlenentzündung. Nichtrauchen unterstützt daher die Vorbeugung einer Sinusitis.

    Grundsätzlich ist eine gesunde Lebensweise hilfreich für eine funktionierende Abwehr. Ein starkes Immunsystem ist die Voraussetzung, um Infekte besser abzuwehren. Ernähren Sie sich daher gesund und abwechslungsreich mit viel frischem Gemüse, Fisch und mäßigen Mengen Fleisch.

    Achten Sie auf regelmäßige körperliche Aktivität. Wer regelmäßig Sport treibt, verbessert die Durchblutung der Gewebe und unterstützt damit auch die Abwehr von Krankheitserregern.


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    Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2011
    Zenner, H.-P.: Praktische Therapie von HNO-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2. Auflage, 2008
    Leitlinie der Dt. Ges. f. Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Kopf- und Halschirurgie: Rhinosinusitis (Stand: April 2017), unter: www.awmf.org
    Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: Nasennebenhöhlenentzündungen, unter:www.hno-aerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 08.12.2021)

     

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