Skoliose - Symptome
Welche Symptome treten bei Skoliose auf?
Skoliose äußert sich recht unterschiedlich, abhängig vom Alter der Betroffenen, dem Fortschritt der Erkrankung sowie dem Grad der Verkrümmung.
So sind einige Symptome eher kosmetischer Natur, andere zeigen sich erst durch den zunehmenden Verschleiß ab dem mittleren Lebensalter. Schwerwiegendere Folgen hat die Skoliose bei starker Verkrümmung, wenn etwa die Organe durch die verschobene Körperhaltung in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Symptome beim Säugling dagegen lassen sich bei den routinemäßigen Untersuchungen in der Regel gut erkennen und bilden sich mit entsprechender Therapie oder auch spontan meist schnell wieder zurück.
Wie kann Skoliose erkannt werden?
Bei Säuglingen zeigen sich typische Symptome, die dem Arzt in der Regel bei den routinemäßigen Untersuchungen auffallen (siehe "Symptome beim Säugling").
Da Kinder und Jugendliche in vielen Fällen (noch) keine merkbaren Symptome einer Skoliose haben, entdeckt der Arzt diese Wachstums-Störung in der Regel bei den Routine-Untersuchungen im Kinder- und Jugendalter oft zufällig.
Bei Erwachsenen zeigen sich dagegen oft bereits Spätfolgen einer im Jugendalter nicht erkannten Skoliose.
Weitere Informationen wie sich Skoliose erkennen lässt, finden Sie im Abschnitt Diagnose und Untersuchungen im Beitrag Skoliose.
Kosmetische Symptome
Einige Skoliose-Symptome lassen sich mit bloßem Auge erkennen, was die Betroffenen oft stört: Die Schultern stehen unterschiedlich hoch, das Becken liegt schief oder ragt an einer Seite hervor und manche Patienten halten außerdem ihren Kopf schief.
Bei ausgeprägten Skoliosen ist vor allem der sogenannte Rippen-Buckel auffällig. Er ist am Rücken zu sehen, auf der Seite, zu der sich die Wirbelsäule krümmt. Durch die verdrehten Wirbelkörper ziehen sich die Rippen nach hinten, sodass sich der Brustkorb am Rücken wölbt. Ein Rippen-Buckel tritt vor allem ab einem Cobb-Winkel von etwa 40 Grad auf und ist am besten zu sehen, wenn sich die Patienten bücken.
Im Lendenbereich oder auch am Hals bilden sich außerdem Muskelwulste, da die Wirbelsäulen-Muskulatur von der Skoliose mitgezogen wird und deshalb auf einer Seite der Wirbelsäule stärker hervortritt. Ein Lendenwulst wird vor allem ab einem Cobb-Winkel von 60 Grad deutlich sichtbar.
Kosmetische Skoliose-Symptome führen oft insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu psychosozialen Problemen, etwa wenn Gleichaltrige sie schikanieren. Infolgedessen entwickeln sie ein vermindertes Selbstwert-Gefühl und meiden unangenehme Situationen, beispielsweise im Umkleideraum oder Schwimmbad.
Symptome beim Säugling
Die Skoliose-Symptome eines Säuglings sind in den überwiegenden Fällen nur vorübergehend und bilden sich selbstständig zurück. Eine Säuglings-Skoliose ist meist großbogig C-förmig und betrifft vor allem die Brust- und Lendenwirbelsäule. Verdrehungen der Wirbelkörper sind untypisch. Eine Skoliose beim Säugling entsteht meist durch eine ungleiche Grundspannung der Muskeln. Deshalb ist sie auch nur selten fixiert und lässt sich in die Normalstellung bewegen.
Mit einer Säuglings-Skoliose gehen allerdings oft noch weitere Beschwerden einher. Das mögliche Gesamtbild fassen Ärzte unter dem Siebener-Syndrom zusammen:
- Skoliose
- Lenden-Buckelung (lumbodorsale Kyphose)
- Schädel-Verformung/-Asymmetrie (häufig ungleiche Abflachung des Hinterkopfes = Plagiozephalie)
- Kopf-Schiefhaltung (Neigung, Drehung)
- Meist einseitige Fehlentwicklung einer Hüftgelenks-Pfanne (Hüftdysplasie),
- Becken-Asymmetrie
- Fuß-Fehlstellungen
Welche Beschwerden treten im Alter auf?
Kinder haben in der Regel kaum bis überhaupt keine Beschwerden bei einer Skoliose. Schmerzen beklagen sie nur sehr selten. Besteht eine Skoliose jedoch länger und nimmt ihre Krümmung zu, sind weitere Skoliose-Symptome möglich beziehungsweise bestehende verstärken sich.
Ab Mitte des dritten Lebensjahrzehnts leiden einige Patienten vermehrt unter ihrer Skoliose. Schmerzen im Rücken kommen dann häufiger vor. Diese rühren zum einen von zunehmenden Verschleiß-Erscheinungen an der Wirbelsäule durch die dauerhafte Verkrümmung (Spondylosis deformans). Zum anderen verspannen die Rückenmuskeln. Sie versuchen ständig, die ungünstige Lage der Wirbelsäule zu stabilisieren.
Skoliose-Schmerzen sind vor allem bei Wirbelsäulen-Verkrümmungen im Lendenbereich und bei thorakolumbalen (die Brust- und die Lendenwirbelsäule betreffende) Skoliosen typisch. Ein Hohlkreuz (Lumbal-Lordose) verstärkt dies meist zusätzlich.
Darüber hinaus entstehen in einigen Fällen an den Muskelsehnen-Ansätzen (Dornfortsätze, Darmbeinkamm und ähnliche) schmerzhafte Sehnen-Muskel-Reizungen (Tendomyose). Anfangs beklagen Patienten Skoliose-Symptome vor allem nach längerem Stehen oder Sitzen, beispielsweise im Beruf. Schmerzen geben sie dann meist etwas unterhalb der Wirbelsäulen-Krümmung an (etwa im unteren Rücken).
Skoliose-Schmerzen strahlen oft nach den Seiten aus und betreffen dann häufig auch Schultern, Nacken und Kopf. Des Weiteren fühlen sich einige Patienten in ihren Bewegungen eingeschränkt, insbesondere wenn die Gelenke durch eine Spondylose (wachsende knöcherne Randzacken an den Wirbelkörpern) versteifen. Dann kommt es mitunter auch zum Knacken der Wirbelsäule bei Skoliose. Durch zunehmende Abnutzung und Überlastung der beteiligten Strukturen nehmen diese Skoliose-Symptome in vielen Fällen mit der Zeit zu.
Symptome bei starker Krümmung
Ausgeprägte Krümmungen und Verdrehungen der Wirbelsäule verformen auch die Brust- beziehungsweise Bauchhöhle. In schwerwiegenden Fällen schränkt eine Skoliose dadurch die Funktion von Herz, Lunge und Verdauungs-Organen ein. In einem Lungenfunktionstest lässt sich oft schon früh eine Beeinträchtigung der Atmung messen. Dabei verspüren die Patienten meist noch keine Atemnot oder andere Skoliose-Symptome.
Experten haben herausgefunden, dass die Lungenfunktion direkt vom Skoliose-Grad abhängt: Pro zehn Grad Cobb-Winkel vermindert sich die sogenannte Vital-Kapazität (Lungenvolumen zwischen maximaler Ein- und Ausatmung) um ungefähr zehn Prozent. So wird in der Regel erst im späteren Krankheitsverlauf das Herz-Kreislauf-System durch eine starke Verkrümmung (etwa über 90 Grad Cobb-Winkel) beziehungsweise deren Zunahme belastet.
Die rechte Herzkammer pumpt Blut in die Lunge, die Lungen-Kapazität ist jedoch durch die Skoliose vermindert. Dadurch staut sich Blut in das rechte Herz zurück, das sich in der Folge der dauerhaften Überlastung krankhaft vergrößert. So entwickelt sich ein chronisches Lungenherz (Cor pulmonale). Patienten leiden dadurch vor allem bei Belastung unter Atemnot. Außerdem sind oft im Verlauf auch ein Druckgefühl in der Brust sowie Herzrasen Zeichen eines Cor pulmonale und damit späte Skoliose-Symptome.
Ein Symptom bei starker Verkrümmung sind in manchen Fällen auch Beschwerden beim Schlucken.
Mehr zum Thema Skoliose
Informationen über Übungen, die bei Skoliose helfen, finden Sie in unserem Beitrag Skoliose-Übungen.
© Copyright © 1998-2024 NetDoktor - All rights reserved - NetDoktor is a trademark.
Bischoff, H.-P. et al.: Praxis der konservativen Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2009
Breusch, S. et al.: Klinikleitfaden Orthopädie Unfallchirurgie, Urban & Fischer/Elsevier Verlag, 9. Auflage, 2019
Hefti, F. et al.: Kinderorthopädie in der Praxis, Springer-Verlag, 3. Auflage, 2015
Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2005
Ackermann et al: Physiotherapie in der Pädiatrie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2021
Kuster, M. et al.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Springer Verlag, 1. Auflage, 2011
Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 2. Auflage, 2019
Rüther, W. et al.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer/Elsevier Verlag, 20. Auflage, 2014
Trobisch, P. et al.: Die idiopathische Skoliose, in: Deutsches Ärzteblatt 49, Dezember 2010, S.875-884
Deutsches Skoliose Netzwerk (DSN), Über Skoliose, unter: www.deutsches-skoliose-netzwerk.de (Abrufdatum: 27.04.2022)