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  • 24. März 2022 ― Lesezeit: 4 Minuten
    Dr. med.Mira Seidel, 

    Schnappfinger

    Der sogenannte Schnappfinger ist eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis stenosans) im Bereich der Beugesehnen der Hand. Andere Bezeichnungen sind "schnellender Finger", Triggerfinger oder Ringbandstenose. Knötchenartige Verdickungen lassen die Sehne nicht mehr frei gleiten, was Beugen oder Strecken des Fingers behindert. Lesen Sie hier mehr.

    Kurzübersicht
    • Behandlung: Konservativ mit Ruhigstellung des betroffenen Fingers, Kühlung, schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten; Operation oft nötig (ambulant unter lokaler Betäubung möglich)
    • Symptome: Steifigkeit des Fingers; tastbare Knötchen; später Schnapp-Phänomen, Finger nur mühsam zu strecken oder zu beugen; Schmerzen bei der Bewegung
    • Ursachen und Risikofaktoren: Meist Über- oder Fehlbelastung; Sehne bildet durch Entzündung Knötchen aus, die Bewegung behindern; häufig Berufskrankheit bei Musikern, Sportlern, Handwerkern, Bildschirmarbeitern
    • Diagnose: Anhand der Symptome, Tastuntersuchung, Röntgen und Ultraschall möglich
    • Prognose: Oft hilft konservative Therapie nicht, Operation heilt in den meisten Fällen die Beschwerden
    • Vorbeugen: Über- und Fehlbelastung vermeiden, Aufwärmen und Dehnen, bei gleichförmigen Tätigkeiten pausieren, Abläufe abwechseln, Entlastung durch Arbeitstechniken oder technische Hilfsmittel schaffen

    Was ist ein Schnappfinger?

    Die Tendovaginitis stenosans, auch Schnappfinger oder "schnellender Finger", Digitus saltans, seltener Trigger-Finger genannt, tritt an allen Beugesehnen der Finger auf. Am häufigsten von der Sehnenscheidenentzündung betroffen sind die am meisten belasteten Finger, also Mittelfinger und Daumen ("schnellender Daumen"), aber auch der Ringfinger.

    Wird der betroffene Finger gebeugt, bleibt er zunächst in der gebeugten Stellung hängen und lässt sich nur mit vermehrter Kraft oder mithilfe der anderen Hand wieder strecken. Wie der Name Schnappfinger schon sagt, entsteht dann ein deutlich sichtbares Schnappen, welches oft schmerzhaft ist. Dieses Phänomen wird dann als schnellender Finger oder Springfinger bezeichnet.

    Eine andere Form der Sehnenscheidenentzündung im Bereich der Hand ist die Tendovaginitis stenosans de Quervain. Sie betrifft nur die Strecksehnen im ersten Sehnenfach am Handgelenk. Lesen Sie mehr dazu im Beitrag Tendovaginitis de Quervain.

    Wie wird ein Schnappfinger behandelt?

    Ein schnellender Finger wird in frühen Stadien oft konservativ behandelt. Ein Erfolg stellt sich aber meist nur vorübergehend ein, sodass die Ärzte dann doch häufig operieren.

    Physiotherapie & Co.

    Im Rahmen der konservativen Behandlung lassen sich entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente einsetzen, etwa entzündungshemmende Salben oder Kortison-Injektionen. Eventuell stellt man den betroffenen Finger für einige Zeit ruhig.

    Die Schwellung und die Schmerzen lassen sich oft durch lokale Kühlung lindern. Die Behandlung mit Wärme hingegen empfiehlt sich nicht. Unter Umständen verstärkt dies bei Entzündungen die Symptome, statt sie zu lindern.

    Nach Abklingen der Symptome sind sanfte Bewegungsübungen unter physiotherapeutischer Anleitung in der Regel hilfreich.

    Wie verläuft die OP bei einem Schnappfinger?

    Bessern sich die Symptome nach spätestens sechs Monaten nicht, operiert man. Dafür ist meist nur eine lokale Betäubung notwendig. Der Arzt legt eine Blutsperre an, dann setzt der Chirurg einen kleinen Hautschnitt und spaltet das erste Ringband am betroffenen Finger in Längsachse. Außerdem wird er bei Bedarf entzündetes Sehnengleitgewebe entfernen. Anschließend überprüft der Chirurg, ob die Sehne nun frei gleitet, bevor er die Wunde wieder vernäht.

    Nach rund einer Woche zieht man die Fäden. Je nach ausgeübter Tätigkeit sind die Betroffenen nach rund drei Wochen wieder arbeitsfähig. In der Nachbehandlung wird der Finger idealerweise unter anderem mit Übungen bewegt, damit das Gewebe nicht verklebt und es keine Bewegungseinschränkungen nach der OP gibt.

    Komplikationen bei der Schnappfinger-OP

    Die häufigste Komplikation bei der chirurgischen Schnappfinger-Therapie ist, dass das benachbarte Gefäß-Nerven-Bündel verletzt wird. Besonders aufpassen wird der Chirurg auf den oberflächlichen Ast des Radialisnervs (Ramus superficialis nervi radialis).

    Homöopathie

    Bei Sehnenscheidenentzündungen setzen Alternativmediziner unter anderem auf sogenannte Komplexpräparate wie Traumeel. Es enthält verschiedene homöopathische Bestandteile.

    Das Konzept der Homöopathie ist umstritten, die Wirksamkeit lässt sich nach schulmedizinisch-wissenschaftlichen und evidenzbasierten Kriterien in der Regel nicht belegen.

    Symptome

    Die Schwellung bei der Ringbandstenose ist je nach Patient unterschiedlich stark ausgeprägt, sodass die Symptome beim Schnappfinger verschieden stark ausfallen. Zu Beginn der Krankheit beschreiben Patienten häufig eine Steifigkeit des betroffenen Fingers, besonders morgens. Meist lässt sich der "Sehnenknoten" in der Höhe der Mittelhandköpfchen tasten. Man fühlt dann eine mit den Beugesehnen verschiebbare druckschmerzhafte Schwellung.

    Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium tritt gelegentlich oder ständig das typische Schnapp-Phänomen auf: Durch die knotenartige Verdickung gleitet die Sehne nur mit erhöhtem Kraftaufwand und dann plötzlich ("schnellend") durch das Ringband, was nicht unbedingt mit Schmerzen verbunden ist. Das Schnapp-Phänomen tritt oft beim Versuch auf, den Finger zu strecken. Steckt eine rheumatische Erkrankung hinter dem Schnappfinger, ist eher die Beugung blockiert.

    Schreitet die Tendovaginitis stenosans weiter fort, wird der betroffene Finger gelegentlich oder ständig in Beugestellung eingeklemmt. Nur unter Schmerzen lässt er sich aktiv oder passiv (etwa mithilfe der anderen Hand) strecken ? und irgendwann sogar überhaupt nicht mehr.

    Die Schmerzen bei einem Schnappfinger spüren die Betroffenen nicht nur am Ort der Bewegungshemmung, sondern auch streckseitig über den Gelenken.

    Ursachen und Risikofaktoren

    Der Schnappfinger ist eine häufige Erkrankung ? etwa 28 Menschen pro 100.000 Einwohner erkranken jedes Jahr an einer Tendovaginitis stenosans. Das Risiko, im Laufe des Lebens einen Schnappfinger zu entwickeln, liegt bei etwa 2,6 Prozent. Bei Diabetikern ist die Wahrscheinlichkeit sogar auf zehn Prozent erhöht. Frauen sind dabei besonders oft betroffen: Sie bekommen etwa sechs Mal häufiger einen "schnellenden Finger" als Männer.

    Bei einer Tendovaginitis stenosans ist die Beugesehne des betroffenen Fingers auf Höhe des Grundgelenks knötchenartig verdickt. In der Folge gleitet die Sehne nicht mehr ungehindert durch das straffe Ringband (das sogenannte A1-Ringband), welches die Sehnenscheide (in welcher die Sehne verläuft) am Knochen befestigt. Der betroffene Finger lässt sich dadurch oft nur noch ruckartig beugen oder strecken (Schnapp-Phänomen).

    In vielen Fällen bleibt die Ursache für den Schnappfinger unbekannt. Ansonsten gelten chronische Überlastungen von Fingern und Händen als häufige Ursache, etwa im Beruf. Besonders bei Musikern, Sportlern, Handwerkern oder am Computer arbeitenden Menschen kommt die Erkrankung relativ häufig als Berufserkrankung vor. Auch entzündliche Erkrankungen wie beispielsweise Gicht, Rheuma und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus werden als Ursache für eine Tendovaginitis stenosans in Betracht gezogen. Zusammenhänge etwa mit der Ernährung oder anderen Organschäden sind bislang nicht nachgewiesen.

    Es gibt zudem eine angeborene Form des Schnappfingers und zwar ein angeborener gebeugter Daumen (Pollex flexus congenitus). Die betroffenen Kinder kommen bereits mit einer verdickten Daumen-Beugesehne auf die Welt.

    Untersuchungen und Diagnostik

    Der Arzt diagnostiziert einen Schnappfinger, indem er Ihre Hand genau untersucht. Er tastet sie ab und achtet dabei auf Bewegungsprobleme der Finger und Druckschmerzen im Bereich des Ringbands. Außerdem prüft er, ob er am Mittelhandköpfchen einen Knoten ertastet. In manchen Fällen macht er eine bildgebende Untersuchung wie beispielsweise einen Ultraschall.

    Krankheitsverlauf und Prognose

    Die Operation beseitigt in der Regel den Schnappfinger. Übungen zur Mobilisierung der Finger werden in der Regel bald nach dem Eingriff begonnen, um Verwachsungen zu vermeiden.

    Vorbeugen

    Gegen die Über- und Fehlbelastung der Finger helfen etwa Aufwärmen und Dehnen vor gleichförmigen Arbeiten, öfter mal Pausieren und Abwechslung etwa bei Arbeitsabläufen oder Entlastung durch bestimmte gelenkschonende Arbeitstechniken oder Hilfsmittel.


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