Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin
Scharlach und Schwangerschaft
Scharlach in der Schwangerschaft
Bei Scharlach handelt es sich meistens um eine Kinderkrankheit. Dennoch können auch Erwachsene daran erkranken. Auch Scharlach bei Schwangeren kommt vor. Die hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft schwächen das Immunsystem. Darum ist eine Schwangere generell anfälliger für Infektionen.
Scharlach wird durch ein Bakterium der Streptokokken-Familie ausgelöst. Gegen die Giftstoffe dieses Bakteriums kann der menschliche Körper schützende Antikörper bilden. Eine Frau, die schon irgendwann vor ihrer Schwangerschaft Scharlach hatte, ist also besser geschützt. Doch auch sie kann noch einmal erkranken, da es verschiedene Stämme des Scharlach-Erregers gibt.
Wenn eine Frau mit Scharlach schwanger ist, sollte sie umgehend einen Arzt aufsuchen und sich behandeln lassen. Voraussetzung dafür ist, dass man auftretende Beschwerden als mögliche Scharlach-Symptome erkennt.
Scharlach & Schwangerschaft: Symptome
Die Krankheitssymptome von Scharlach verändern sich nicht durch eine Schwangerschaft: Scharlach verursacht bei nahezu allen Patienten eine Mandel- und Rachenentzündung sowie Fieber. Typischerweise entwickeln sich auch eine tiefrote "Himbeerzunge" und ein rötlicher Hautausschlag, der sich von den Leisten ausgehend über den Körper ausbreitet. Auch geschwollene Halslymphknoten, Erbrechen und Schüttelfrost sind mögliche Symptome bei Scharlach.
Die Schwangerschaft und das Ungeborene werden durch die Krankheit selbst nicht speziell gefährdet. Eventuell auftretende Komplikationen und Spätfolgen können aber gefährlich werden.
Scharlach & Schwangerschaft: Mögliche Risiken
Optimal ist natürlich eine Schwangerschaft ohne jegliche Krankheiten. Allerdings werden die meisten Schwangeren in diesen neun Monaten auch einmal krank. Dabei gibt es Krankheiten, die keinen direkten Einfluss auf das ungeborene Kind haben. Dazu zählt auch Scharlach - die Krankheit an sich führt weder zu einem erhöhten Risiko für Fehl- oder Totgeburt noch zu kindlichen Fehlbildungen. Trotzdem sollten bei einer werdende Mutter mit Scharlach die Schwangerschaft und das Ungeborene stärker medizinisch überwacht werden. Denn wird die Infektion zu spät erkannt und behandelt, kann es zu Komplikationen und Spätfolgen kommen, die sich auch auf das Kind auswirken:
So entwickeln sich manchmal Herz- und Nierenentzündungen infolge von Scharlach. Bei Schwangeren ergibt sich dann eine größere Gefahr für das ungeborene Kind. Herz und Nieren der Mutter sind nämlich für die ausreichende Versorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen wichtig. Deshalb können Funktionsbeeinträchtigungen dieser Organe durch Scharlach Schwangerschaft und Wachstum des Kindes gefährden.
Scharlach & Schwangerschaft: Behandlung
Als bakterielle Infektionskrankheit lässt sich Scharlach gut mit einem Antibiotikum behandeln. Vor allem Penicillin wird eingesetzt in der Therapie von Scharlach. Schwangerschaft und Stillzeit sind Phasen, in denen Medikamente generell nur bei dringender Notwendigkeit verabreicht werden sollten. Penicillin ist aber eines jener Antibiotika, das auch Schwangere sowie Stillende erhalten dürfen.
Innerhalb weniger Tage nach Therapiebeginn klingen die Scharlach-Symptome im Allgemeinen ab. Trotzdem sollte das Medikament die vollen zehn Tage, wie vom Arzt verordnet, gegeben werden. Nur dann sinkt das Risiko für Komplikationen und Spätfolgen durch Scharlach. Schwangerschaft und auch Stillzeit verlaufen dann in der Regel problemlos.
Allgemeine Tipps bei Scharlach sind zum Beispiel Bettruhe, viel trinken (gegen das Fieber), warme Halswickel (gegen die Halsschmerzen) und weiche oder flüssige Nahrung (bei Schluckbeschwerden).
Scharlach & Schwangerschaft: Vorbeugung
Die Infektionskrankheit Scharlach ist sehr ansteckend, und bislang gibt es keinen Impfstoff dagegen. Vor allem in Kindergärten und Schulen, aber auch in anderen Gemeinschaftseinrichtungen erkranken oft viele Menschen gleichzeitig an Scharlach. Bei Schwangerschaft sollten Frauen deshalb betroffene Gemeinschaftseinrichtungen meiden - ebenso wie den engen Kontakt zu (potenziell) Erkrankten.
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