Zum Inhalt
  • 29. Februar 2024 ― Lesezeit: 12 Minuten
    Mareike Müller, Ärztin
    Lisa Vogel, Medizinredakteurin
    Mag.Astrid Leitner, Medizinredakteurin

    RS-Virus (RSV)

    Das RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus, RSV) löst Atemwegserkrankungen aus. Betroffen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder, manchmal erkranken aber auch Erwachsene. Die Symptome können harmlos sein und einer einfachen Erkältung ähneln. Es sind aber vor allem bei Kindern schwere Verläufe möglich, die sogar tödlich enden können. Lesen Sie hier, wie eine RSV-Infektion behandelt wird und wie Sie vorbeugen können.

    Kurzübersicht
    • Was ist das RS-Virus? Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist der Erreger saisonal auftretender, akuter Atemwegsinfektionen, die besonders kleine Kinder betreffen.
    • Symptome: Schnupfen, trockener Husten, Niesen, Halsschmerzen; bei Beteiligung der unteren Atemwege: Fieber, beschleunigte Atmung, Rasselgeräusche beim Atmen, Giemen, Husten mit Auswurf, trockene, kalte und blasse bis bläuliche Haut, eingesunkene Fontanelle (Babys)
    • Erwachsene: Bei gesunden Erwachsenen meist milder oder asymptomatischer Verlauf. Ältere Erwachsene und chronisch Kranke können schwerer erkranken.
    • Krankheitsverlauf und Prognose: Bei Kindern kommt es zum Teil zu schweren Verläufen mit Beteiligung der unteren Atemwege (Bronchiolitis), tödlicher Verlauf ist möglich; meist unkomplizierter Verlauf bei Erwachsenen
    • Behandlung: Keine ursächliche Therapie möglich; symptomatische Behandlung: Flüssigkeitszufuhr, Nasenspülung, abschwellende Nasensprays, fiebersenkende Medikamente, bronchienerweiternde Mittel, Hausmittel, ggf. Beatmung
    • Übertragung: Ansteckung meist im direkten Kontakt von Mensch zu Mensch (Tröpfcheninfektion), seltener über kontaminierte Gegenstände und Oberflächen (Schmierinfektion), RS-Viren sind hochinfektiös
    • Diagnose: Erhebung der Krankengeschichte, körperliche Untersuchung inkl. Abhören der Lunge, Nachweis des Erregers (Abstrich)
    • Vorbeugung: Hygienemaßnahmen (Händewaschen, Niesen und Husten in Armbeuge, regelmäßige und gründliche Reinigung des Kinderspielzeugs), passive Impfung für Risikokinder, aktive Impfung für Personen ab 60 Jahren und Schwangere

    RS-Virus (RSV): Beschreibung

    Beschreibung

    Das RS-Virus (RSV, Respiratorisches Synzytial-Virus, respiratory syncytial virus) ist ein Erreger von akuten Atemwegserkrankungen. Am häufigsten sind Säuglinge ? insbesondere Frühgeborene ? und Kleinkinder betroffen. Bei ihnen kann eine RSV-Erkrankung schwere Atemwegsinfektionen verursachen. Europaweit erkranken etwa 95 von 1.000 Kindern im ersten Lebensjahr an RSV, 16 davon schwer. In seltenen Fällen verläuft die Krankheit bei Babys und Kleinkindern tödlich.

    Grundsätzlich kann RSV jedoch in jedem Lebensalter zu einer Erkrankung der oberen und unteren Atemwege führen. Erwachsene sind vor allem dann gefährdet, schwer am RS-Virus zu erkranken, wenn sie älter als 60 Jahre oder chronisch krank sind.

    RSV-Infektionen kommen weltweit vor und treten ähnlich wie Influenza (Grippe) saisonal gehäuft auf. In Mitteleuropa erstreckt sich die RSV-Saison von November bis April, die meisten Krankheitsausbrüche werden jedoch im Jänner und Februar - seltener auch im November und Dezember - verzeichnet. In den übrigen Monaten treten RSV-Erkrankungen nur sporadisch auf.

    Was macht RSV im Körper?

    Das RS-Virus besteht aus einer Eiweißhülle (Proteinhülle) und der darin eingeschlossenen Erbinformation (in Form von RNA). Es vermehrt sich in den oberflächlichen Zellen der Schleimhäute, welche die Atemwege auskleiden (Epithelzellen). In der Virushülle ist ein spezielles Eiweiß verankert: das Fusions-(F-)Protein. Es bewirkt eine Verschmelzung der befallenen Schleimhautzellen (Synzytienbildung). Diese Synzytien und die einwandernden Abwehrzellen des Immunsystems schaden den Schleimhäuten ? die Zellen sterben ab und verlegen dann die Atemwege.

    Es gibt zwei Untergruppen von RS-Viren: RSV-A und RSV-B. Sie zirkulieren normalerweise gleichzeitig, wobei RSV-A in der Regel überwiegt.

    RSV bei Babys und Kleinkindern

    Prinzipiell können Menschen in jedem Alter durch das RS-Virus krank werden. Kleine Kinder sind aber besonders häufig betroffen. Grund dafür ist, dass für RS-Viren kein vollständiger Nestschutz besteht. Das bedeutet, dass Babys in den ersten Lebensmonaten nicht oder nicht ausreichend durch mütterliche Antikörper vor einem RSV-Infekt geschützt sind. Das betrifft insbesondere Frühgeborene ? sie haben in der Regel zu wenig Abwehrstoffe gegen die Viren.

    RS-Viren sind hochinfektiös: Innerhalb des ersten Lebensjahres infizieren sich 50 bis 70 Prozent aller Kinder mit dem RS-Virus. Nach Ende des zweiten Lebensjahres haben nahezu alle Kinder bereits eine RS-Virus-Infektion durchgemacht.

    Eine Infektion mit dem RS-Virus ist zudem der häufigste Grund, wenn Säuglinge und Kleinkinder wegen einer Atemwegserkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen. Vor allem bei Frühgeborenen und anderen Babys kann die RSV-Krankheit einen schweren Verlauf nehmen. Bei Frühgeborenen mit Lungenschaden sowie Kindern mit Herzfehlern verläuft eine RSV-Infektion sogar in einem von 100 Fällen tödlich.

    Mädchen und Buben sind von einer RS-Infektion gleich häufig betroffen. Schwere RSV-bedingte Erkrankungen, die mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden sind, treten bei Buben allerdings doppelt so häufig auf wie bei Mädchen.

    RSV in der Schwangerschaft

    Für gesunde werdende Mütter stellt eine RSV-Infektion in der Regel keine Gefahr dar. Meist bleibt es bei einem harmlosen Atemwegsinfekt. Manche Schwangere merken mitunter gar nichts von einer Infektion.

    Unter Umständen hat eine Infektion mit RS-Viren Auswirkungen auf das Ungeborene: Wenn eine Schwangere sich mit dem RS-Virus infiziert, könnte der Erreger auf das ungeborene Kind übertragen werden ? zumindest zeigten das Zellversuche im Rahmen einer Studie. Von den Atemwegen der Mutter gelangte das Virus über die Plazenta in den Organismus des Fötus. Welche Auswirkungen die Übertragung konkret auf das ungeborene Kind hat, ist noch nicht ausreichend erforscht. Ein Einfluss auf die Entwicklung des Kindes kann allerdings nicht ausgeschlossen werden.

    RS-Virus (RSV): Symptome

    RSV-Infektionen können sich auf unterschiedliche Weise äußern. Abhängig von Alter und Vorerkrankung des Patienten oder der Patientin entwickelt sich aus einer Infektion mit RS-Viren entweder ein harmloser Atemwegsinfekt oder ? vor allem bei Kindern ? eine schwere, mitunter lebensbedrohliche Erkrankung.

    Manchmal haben Betroffene ? vor allem gesunde Erwachsene ? gar keine Symptome. Medizinisch spricht man von einer asymptomatischen oder klinisch stummen RSV-Infektion.

    Die Erstinfektion mit dem RS-Virus führt fast immer zu deutlichen Symptomen.

    Anzeichen für RSV

    Erste Anzeichen für eine RSV-Erkrankung sind erkältungsähnliche Symptome. Betroffene entwickeln zunächst harmlose Beschwerden der oberen Atemwege (Mund, Nase, Rachen) wie Schnupfen, trockenen Husten oder Halsschmerzen.

    Symptome bei Babys und Kleinkindern

    Insbesondere bei Neugeborenen, Säuglingen und anderen Risikopatienten kann die Infektion innerhalb von 1 bis 3 Tagen auf die unteren Atemwege (Lunge und Bronchien) übergreifen. Betroffen sind vor allem die kleinen Äste des Bronchialbaums, Ärzte sprechen von einer RSV-Bronchiolitis.

    Folgende Symptome sind bei Kindern typisch für eine Infektion der unteren Atemwege und lassen eine RS-Infektion erkennen:

    • Fieber (häufig, auch bei leichtem Verlauf)
    • beschleunigte Atmung
    • hörbare Rasselgeräusche und Giemen (Pfeifgeräusch) beim Atmen
    • Husten mit Auswurf
    • schweres Atmen mit Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (Aufstützen der Arme, Einziehungen der Haut am Brustkorb)
    • Atemnot
    • trockene, kalte und blasse Haut
    • Blaufärbung der Haut und/oder Schleimhäute (Zyanose) infolge von Sauerstoffmangel
    • eingesunkene Fontanelle bei Kindern unter 18 Monaten
    • In etwa fünf Prozent der Fälle entwickeln betroffene Kinder einen Husten, der ähnlich wie Keuchhusten klingt.

    Hinzu kommen vor allem bei Säuglingen allgemeine Krankheitsanzeichen wie Kraftlosigkeit, Krankheitsgefühl, Appetitmangel und Trinkverweigerung. Probleme beim Essen und Trinken führen mitunter zu Magen-Darm-Beschwerden wie Reflux, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall.

    Ein Ausschlag auf der Haut ist bei RSV-Infektionen im Gegensatz zu anderen Viruserkrankungen bei Kindern nicht typisch.

    Die Symptome einer RSV-Infektion können sich innerhalb weniger Stunden stark verschlimmern. Bei Frühgeborenen kann es wiederholt zu Atemstillständen (Apnoen) kommen.

    RS-Virus (RSV): Erwachsene

    Das RS-Virus ist für gesunde Erwachsene in der Regel nicht gefährlich. Die Ansteckung erfolgt meist über infizierte Kinder. RSV verursacht bei Erwachsenen in den meisten Fällen eine unkomplizierte Infektion der oberen Atemwege mit Symptomen wie Schnupfen, Müdigkeit und Husten. Manche Infizierte zeigen auch gar keine Beschwerden, weshalb die Infektion unentdeckt bleibt.

    Grund dafür ist das bei Gesunden gut funktionierende Immunsystem. Es bekämpft die RS-Viren erfolgreich und verhindert dadurch ein Übergreifen auf die unteren Atemwege.

    Schwere Verläufe von RSV-Erkrankungen kommen vor allem bei älteren Personen ab etwa 60 Jahren vor. Besonders gefährdet sind Erwachsene mit Erkrankungen des Herzens oder der Lunge sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem, transplantierten Organen oder schweren Bluterkrankungen.

    RSV-Infektionen kommen bei Frauen und Männern gleich häufig vor. Im Gegensatz zu Kindern, bei denen Buben häufig schwerer erkranken, gibt es in der Schwere der Erkrankung bei Erwachsenen keine Geschlechtsunterschiede. Gleiches gilt für die Behandlung von RS-Virus-Erkrankungen bei Erwachsenen: Sie unterscheidet sich nicht von der Behandlung bei Kindern.

    RS-Virus (RSV): Krankheitsverlauf und Prognose

    Die Prognose ist im Allgemeinen gut. Dauer und Schwere der Erkrankung sind bei ansonsten gesunden Patienten und Patientinnen im Allgemeinen kurz und mild. Häufig heilt die RS-Virus-Erkrankung innerhalb einiger Tage von alleine ab. Meist dauert sie drei bis zwölf Tage und ist dann wieder überstanden. Allerdings können Symptome wie Husten auch länger als vier Wochen anhalten.

    Schwere Verläufe betreffen vor allem kleine Kinder. Insbesondere Frühgeborene haben in den ersten sechs Lebensmonaten ein hohes Risiko, an einer schwer verlaufenden RSV-Infektion zu erkranken. Wie gut die Heilungschancen sind und wie lange Babys mit schwerer RS-Virus-Infektion im Krankenhaus bleiben müssen, hängt immer von der Ausprägung der Erkrankung und dem allgemeinen Zustand des Kindes ab.

    In seltenen Fällen verläuft eine schwere RSV-bedingte Atemwegserkrankung bei Kindern unter zwei Jahren tödlich. Auswertungen mehrerer Studien zeigen, dass die Erkrankung in rund fünf Prozent der Fälle bei Kindern mit angeborenem Herzfehler und bei rund vier Prozent aller Kinder mit bronchopulmonaler Dysplasie (BPD) mit dem Tod endet. Das Risiko für Frühgeborene, am RS-Virus zu sterben, liegt bei etwa einem Prozent.

    Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf

    Das Risiko, dass eine RS-Virus-Infektion schwer verläuft, ist besonders hoch bei:

    • Frühgeborenen
    • Neugeborenen
    • Säuglingen
    • Kindern mit chronischen Lungenerkrankungen, z.B. bronchopulmonaler Dysplasie, Mukoviszidose (zystische Fibrose), angeborenen Atemwegsanomalien
    • Kindern mit neurologischen und muskulären Erkrankungen, welche die Lungenbelüftung einschränken
    • Kindern mit angeborenen Herzfehlern
    • Kindern mit angeborenen Fehlbildungen
    • Menschen mit schweren Immundefekten
    • Erwachsene mit schweren Vorerkrankungen des Herzens oder der Lunge
    • immunsuppressiver Therapie (Therapie, die das Immunsystem unterdrückt, z.B. nach einer Organtransplantation)
    • Chromosomenabweichungen (wie Trisomie 21 = ?Down-Syndrom?)

    Weitere Risikofaktoren für eine schwer verlaufende RSV-Erkrankung sind:

    • Alter unter sechs Monaten
    • Mehrlingsgeburt
    • männliches Geschlecht
    • Geschwisterkinder im Kleinkindalter
    • Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung (Kindergarten, Krippe)
    • Raucher-Haushalt
    • Unterernährung
    • Fälle von atopischen Erkrankungen (wie Heuschnupfen, Neurodermitis) oder Asthma in der Familie
    • beengte häusliche Verhältnisse

    Wann zum Arzt oder ins Krankenhaus?

    Eltern sollten einen Arzt aufsuchen, sobald die Beschwerden des Kindes über die einer harmlosen Erkältung hinausgehen. Das ist etwa bei Fieber oder veränderter Atmung (schnelles Atmen, aufgeblähte Nasenflügel, Atemgeräusche) der Fall. Auch bläulich verfärbte Haut oder Lippen sind ein Warnsignal. Achten Sie zudem auf das Ess- und Trinkverhalten Ihres Kindes.

    Bei älteren Kindern und Erwachsenen ist Vorsicht geboten, wenn nach einem anfangs harmlosen Infekt hohes Fieber oder Atembeschwerden auftreten. Diese können Anzeichen für eine RS-bedingte Infektion der unteren Atemwege sein.

    Falls Sie den (Kinder-)Arzt oder die (Kinder-)Ärztin nicht erreichen, sollten Sie umgehend ein Krankenhaus aufsuchen. Rufen Sie bei akuten, sich schnell verschlimmernden Beschwerden sofort die Rettung!

    RS-Virus: Erneute Infektion möglich

    Eine durchgemachte Infektion bietet keinen langfristigen Schutz vor dem RS-Virus. Eine erneute Ansteckung (Reinfektion) ist häufig und in jedem Lebensalter möglich. Diese fehlende Immunität erklärt sich dadurch, dass der Körper kaum Antikörper gegen das RS-Virus bildet. Reinfektionen sind deshalb häufig ? insbesondere bei Erwachsenen mit regelmäßigem Kontakt zu Kleinkindern.

    Bei Kindern verläuft eine erneute Infektion oft weniger schwer als die Erstinfektion. Betroffen sind bei Kindern dann meist die unteren Atemwege. Normalerweise dauert die Erkrankung drei bis zwölf Tage, wobei insbesondere der Husten mehr als vier Wochen anhalten kann.

    Bei Erwachsenen äußert sich eine Reinfektion mit dem RS-Virus oft ganz ohne Symptome oder nur als unkomplizierter Infekt der oberen Atemwege. Ein ausgeprägteres Krankheitsbild mit grippeähnlichen Beschwerden beobachtet man hauptsächlich bei Erwachsenen mit engem Kontakt zu infizierten Kleinkindern.

    RS-Virus: Komplikationen und Spätfolgen

    Komplikationen einer RSV-Infektion treten besonders bei Frühgeborenen, Säuglingen, Kleinkindern und erwachsenen Risikopersonen auf.

    Häufig kommt es zu einer Ko-Infektion mit weiteren Viren, die ebenfalls die Atemwege befallen. Eine zusätzliche Infektion mit Bakterien ist bei einer RSV-Infektion dagegen eher selten.

    Mittelohrentzündung

    Eine häufige Komplikation einer RSV-Infektion bei Kindern unter drei Jahren ist eine Mittelohrentzündung (akute Otitis media). Betroffen sind vor allem Kinder unter drei Jahren. Bei ihnen ist im Rahmen einer Mittelohrentzündung häufig das RS-Virus nachweisbar - alleine oder gemeinsam mit anderen bakteriellen oder viralen Krankheitserregern. Etwa drei Viertel aller Mittelohrentzündungen in dieser Altersklasse werden durch RS-Viren (allein oder zusammen mit anderen Erregern) verursacht.

    Lungenentzündung

    Eine RSV-bedingte Lungenentzündung ist eine weitere mögliche Komplikation. Gefährdet sind besonders Menschen, deren Immunsystem krankheits- oder therapiebedingt geschwächt ist.

    Verschlimmerung von Grunderkrankungen

    Eine bestehende Asthma-Erkrankung kann sich durch eine akute RSV-Infektion verschlimmern. Das Gleiche gilt für andere oder vorbestehende Erkrankungen wie zum Beispiel Herzerkrankungen.

    Asthma

    Andererseits kann die Infektion auch zu einer anhaltenden Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität) des Atemtraktes führen. In der Folge kann sich möglicherweise frühkindliches Asthma entwickeln.

    Neurologische Spätfolgen

    Außerdem wird eine Infektion mit dem RS-Virus mit neurologischen Spätfolgen bei zuvor erkrankten Kindern in Verbindung gebracht: Wie Laborexperimente mit Mäusen belegten, können die Viren während der Infektion ins Gehirn gelangen. Einen Monat nach einer durchgemachten Infektion zeigten die Tiere neurologische Auffälligkeiten wie Krampfanfälle, Wahrnehmungs- und Koordinationsstörungen. Auch Lernbeeinträchtigungen traten auf.

    Die Ausbreitung der RS-Viren von den Atemwegen auf das zentrale Nervensystem lässt sich durch die RSV-Impfung verhindern.

    RS-Virus (RSV): Behandlung

    Es gibt keine ursächliche (kausale) Therapie bei einer RSV-Infektion. Das bedeutet, dass es kein Medikament gibt, das die Viren selbst bekämpft. Zur Linderung der Beschwerden verordnet der Arzt oder die Ärztin eine symptomatische Therapie. Welche Behandlung am besten hilft, hängt von der Art und Schwere der Symptome ab.

    Allgemeine Maßnahmen

    Um die Atmung zu erleichtern, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilfreich. Das verflüssigt den Schleim in den Atemwegen und er kann leichter abgehustet werden.

    Für eine bessere Nasenatmung empfehlen Experten Nasenspülungen oder Nasentropfen mit Kochsalz. Eine Nasendusche mit Kochsalzlösung spült den Nasenraum gründlich durch und befreit ihn von Keimen, Schleim und anderem Sekret. Auch Nasentropfen mit Kochsalz halten den Nasenraum frei.

    Hausmittel

    Zusätzlich können einfache Hausmittel dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern:

    • Oberkörper hochlagern: Das Atmen fällt leichter, wenn der Oberkörper höher gelagert wird als der restliche Körper, etwa mithilfe eines Kissens.
    • Inhalationen: Inhalieren hilft gegen Beschwerden wie Husten und Schnupfen. Bei der einfachsten Variante hält man den Kopf über einen Topf mit heißem Wasser und atmet den aufsteigenden Dampf ein. Bei Babys und Kleinkindern wird aber davon abgeraten ? hier sollte zum Inhalieren sicherheitshalber nur ein Inhalator verwendet werden. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin oder in der Apotheke beraten!
    • Wadenwickel: Geht eine RS-Virus-Infektion mit Fieber einher, kann man es gegebenenfalls mit feucht-kühlen Wadenwickeln senken.

    Wenn Ihre Beschwerden trotz Behandlung über einen längeren Zeitraum bestehen, oder sich sogar verschlimmern, sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

    Medikamente bei RSV

    Bei hohem Fieber verordnet der behandelnde Arzt gegebenenfalls fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen.

    Ein abschwellendes Nasenspray kann die Atmung bei starkem Schnupfen erleichtern.

    Bronchienerweiternde Medikamente (Bronchodilatatoren) wie Salbutamol weiten die Atemwege und erleichtern dadurch die Atmung. Sie werden inhaliert und gelangen so direkt an den Ort ihrer Bestimmung. In schweren Fällen wird eventuell Adrenalin zur Erweiterung der Bronchien über den Inhalator gegeben. Es wirkt zusätzlich entzündungshemmend.

    Antibiotika sind gegen das RS-Virus nicht wirksam, da sie nur gegen Bakterien und nicht gegen Viren helfen. Sie werden nur verschrieben, wenn zusätzlich zur RS-Virus-Infektion eine bakterielle Infektion (Sekundärinfektion) vorliegt.

    Manchmal wird bei einer RSV-Infektion auch Kortison (Glukokortikoide, Steroide) gegeben: Systemisch ? also etwa als Tablette ? verabreicht kann es helfen, die akuten Symptome zu lindern und die Krankheitsdauer zu verkürzen. Das Inhalieren mit Kortison hilft dagegen nicht.

    Bis vor einigen Jahren wurde eine schwere Infektion mit dem RS-Virus bei Kindern mit dem Antivirenmittel (Virostatikum) Ribavirin behandelt. Studien haben aber gezeigt, dass es nicht wirksam ist.

    Beatmung

    Wenn der Sauerstoffgehalt im Blut gefährlich abfällt, ist eine Beatmung notwendig. Beim Arzt beziehungsweise im Krankenhaus bekommen die Betroffenen beispielsweise Sauerstoff über eine Atemmaske zugeführt. E

    ventuell ist auch eine Beatmung über eine sogenannte CPAP-Maske (continuous positive airway pressure) oder einen Tubus notwendig. Bei Letzterem handelt es sich um ein flexibles ?Rohr?, das in die Atemwege eingeführt und mit einem Beatmungsgerät verbunden wird.

    Führt eine Infektion mit dem RS-Virus bei Säuglingen zu Atemstillständen (Apnoen), müssen die Kinder stationär überwacht werden.

    RS-Virus (RSV): Übertragung

    Übertragung

    Das RS-Virus gilt als hochinfektiös. Die Ansteckung mit RSV erfolgt meist von Mensch zu Mensch. Es ist jedoch auch möglich, sich über verunreinigte Gegenstände oder Oberflächen zu infizieren.

    Ansteckung mit dem RS-Virus

    In den meisten Fällen werden RS-Viren bei engem Kontakt übertragen. Beim Sprechen, Husten oder Niesen geben Infizierte winzige virushaltige Speicheltröpfchen an ihre Umgebung ab (Tröpfcheninfektion). Gelangen diese auf die Nasenschleimhaut oder Bindehäute von Gesunden, können sie ebenfalls erkranken.

    Eine Ansteckung ist jedoch auch über kontaminierte Hände, Gegenstände oder Oberflächen möglich. RSV überleben auf Händen etwa 20 Minuten, auf Papierhandtüchern oder Baumwollkleidung 45 Minuten und auf Einmalhandschuhen oder Untersuchungsgeräten wie einem Stethoskop sogar mehrere Stunden.

    RSV-infizierte Menschen können die Viren bereits einen Tag nach der Ansteckung auf andere übertragen ? noch bevor sie selbst Symptome haben. Anschließend bleiben sie für drei bis acht Tage ansteckend. Frühgeborene, Neugeborene und Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem scheiden das Virus mitunter über mehrere Wochen aus und können so für andere lange ansteckend sein.

    Inkubationszeit bei RSV

    Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch einer Infektionskrankheit nennt man Inkubationszeit. Beim RS-Virus beträgt sie zwei bis acht Tage. Im Durchschnitt entwickeln Infizierte fünf Tage nach der Ansteckung die ersten Krankheitszeichen.

    RS-Virus (RSV): Diagnose

    Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Atemwegserkrankung ist der Kinderarzt, bei Erwachsenen der Allgemeinmediziner. Das Alter des Kindes sowie die auftretenden Symptome geben bereits die ersten Hinweise auf eine RSV-Erkrankung. Um die Diagnose RSV-Infektion abzusichern, ist der Nachweis des Erregers notwendig.

    Anamnese

    Zunächst erhebt der Arzt die Krankengeschichte (Anamnese). Dafür erkundigt er sich, welche Symptome auftreten und seit wann diese bestehen. Dabei stellt er Ihnen unter anderem folgende Fragen:

    • Seit wann bestehen die Beschwerden?
    • Hat Ihr Kind Fieber?
    • Hatte Ihr Kind, seitdem es krank ist, Atemnot?
    • Trinkt und isst Ihr Kind ausreichend?
    • Leidet Ihr Kind an einer Grunderkrankung, zum Beispiel einem Herzfehler oder Mukoviszidose?

    Körperliche Untersuchung

    Anschließend untersucht der Arzt Ihr Kind gründlich. Dabei leuchtet er mit einer Lampe in den Mund und in die Ohren, um mögliche Rötungen des Rachens oder der Ohren festzustellen. Er tastet die Lymphknoten am Hals nach möglichen Vergrößerungen ab und hört mit einem Stethoskop die Lunge ab.

    Eine RSV-Bronchiolitis kann man im Stethoskop als Knistern und Giemen hören.

    Zudem prüft der Arzt, ob die Fingernägel oder Lippen bläulich verfärbt sind (Zyanose) ? ein Anzeichen für zu wenig Sauerstoff im Blut (Hypoxämie).

    Erregernachweis

    Besteht der Verdacht auf eine RSV-Atemwegsinfektion, führt der Arzt weitere Untersuchungen durch, um das Virus nachzuweisen. In der Regel entnimmt er dafür mit einem sterilen Wattestäbchen einen Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum. Dieser wird anschließend im Labor genauer untersucht. Es gibt verschiedene Schnelltests, um RS-Viren nachzuweisen. Diese weisen RSV alleine oder in Kombination mit anderen Erregern wie SARS-CoV-2 oder Influenza A/B) nach. Sind RSV nachweisbar, gelten die Betroffenen als RSV-positiv.

    Blutuntersuchungen, die Antikörper gegen RS-Viren nachweisen, werden bei einer akuten RSV-Infektion meist nicht durchgeführt. Grund dafür ist, dass bei RSV-bedingten Erkrankungen nur wenige Antikörper gebildet werden. Eine einmalige Blutuntersuchung liefert daher kein aussagekräftiges Ergebnis. Mehrmalige Antikörpertests (im Abstand von zwei bis vier Wochen) sind hilfreich, um eine RSV-Infektion im Nachhinein zu bestätigen. Dieses Vorgehen findet jedoch meist nur im Rahmen von Studien Anwendung.

    RS-Virus (RSV): Vorbeugung

    Die wichtigste Maßnahme, um sich vor RSV zu schützen, ist Hygiene. Da RS-Viren hochansteckend sind, lässt sich eine Ansteckung dennoch nicht ausschließen.

    Einen guten Schutz vor der Ansteckung und einem schweren Verlauf bieten RSV-Impfungen. Hier unterscheiden Mediziner zwischen Passivimpfungen für Risikokinder und Aktivimpfungen für Erwachsene.

    Um sich innerhalb der Familie und im öffentlichen Leben bestmöglich zu schützen, sollte man sich an entsprechende Hygieneregeln halten. Damit lässt sich der Ausbreitung des Erregers entgegenwirken:

    • Achten Sie auf regelmäßiges richtiges Händewaschen.
    • Niesen und husten Sie in die Ellenbeuge und nicht in die Hände.
    • Reinigen Sie Kinderspielzeug regelmäßig.
    • Erkrankte sollten keine Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergarten, Schule etc.) besuchen.
    • Verzichten Sie auf das Rauchen ? vor allem in der Umgebung von Kindern.

    Vorteilhaft bei Säuglingen ist zudem Stillen: Stillkinder leiden seltener an Atemwegserkrankungen als Flaschenkinder.

    Impfung

    Für Kinder steht eine passive Impfung gegen das RS-Virus zur Verfügung. Sie enthält künstlich hergestellte, sogenannte monoklonale Antikörper gegen das RS-Virus. Bislang sind zwei passive RSV-Impfstoffe zugelassen.

    Bei Erwachsenen gibt es die Möglichkeit einer aktiven Impfung gegen RSV. Dafür sind zwei Impfstoffe zugelassen. Sie regen das Immunsystem an, selbst Antikörper gegen RS-Viren zu produzieren.

    Mehr zu den aktiven und passiven Impfungen gegen das Respiratorische Synzytial-Virus lesen Sie in unserem Beitrag RSV-Impfung.


    © Copyright © 1998-2024 NetDoktor - All rights reserved - NetDoktor is a trademark.

    Aujard, Y. et Faroux, B.: „Risk factors for severe respiratory syncytial virus infection in infants“, in: Respiratory Medicine Vol. 96 (2002), Supplement 2, S. 9-14, doi:10.1053/rmed.2002.1295
    Bald, M. et al.: Kurzlehrbuch Pädiatrie, Georg Thieme Verlag, 2012
    Committee on Infectious Diseases: „From the American Academy of Pediatrics: Policy statements—Modified recommendations for use of palivizumab for prevention of respiratory syncytial virus infections“, in: Pediatrics. 2009 Dec;124(6):1694-701. doi: 10.1542/peds.2009-2345
    Deutsches Ärzteblatt: „EU-Kommission genehmigt Impfstoff für Ältere gegen RS-Virus“, Stand: 06. Juni 2023, unter: www.aerzteblatt.de (Abrufdatum: 13.02.2024)
    Espinoza, J.A. et al.: „Impaired learning resulting from respiratory syncytial virus infection“, in: Proc Natl Acad Sci U S A. 2013 May 28;110(22):9112-7. doi: 10.1073/pnas.1217508110
    European Medicines Agency (EMA): First RSV vaccine to protect infants up to 6 months of age and older adults, Pressemitteilung vom 21.07.2023, unter: www.ema.europa.eu (Abrufdatum: 13.02.2024)
    Frenzen, F. et al.: „Das Respiratorische Synzytial-Virus beim Erwachsenen [The Respiratory Syncytial Virus (RSV) in Adults]“, in: Pneumologie. 2020 Jun;74(6):374-386. German. doi: 10.1055/a-0853-2881
    Hof, H. et Schlüter, D.: Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie, Georg Thieme Verlag, 7. Auflage, 2019
    Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert-Koch-Institut: „Empfehlung zur Prävention nosokomialer Infektionen bei neonatologischen Intensivpflegepatienten mit einem Geburtsgewicht unter 1500g“, in: Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2007 - 50:1265–1303, DOI 10.1007/s00103-007-0337-0
    Piedimonte, G. et al.: „Vertical transmission of respiratory syncytial virus modulates pre- and postnatal innervation and reactivity of rat airways“, in: PLoS One. 2013 Apr 18;8(4):e61309. doi: 10.1371/journal.pone.0061309
    Resch, B. et al.: „Respiratory-Syncytial-Virus-Prophylaxe mit Palivizumab. 2019 Update der Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde“, in: Paediatr. Paedolog. 54, S. 270-276, 2019.
    Robert-Koch-Institut: RKI-Ratgeber: „RSV-Infektionen, Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen (RSV)“, Stand: 02.02.2024, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 13.02.2024)
    Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI): Leitlinie zur Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) bei Risikokindern, Stand 2023, unter: register.awmf.org (Abrufdatum: 13.02.2024)
    Seeger, W. et Matthys, H.: Klinische Pneumologie, Springer Verlag, 4. Auflage, 2009
    Agyeman, P. et al.: „Konsensus Statement zur Prävention von Respiratory Syncytial Virus (RSV)-Infektionen mit dem humanisierten monoklonalen Antikörper Palivizumab (Synagis®). Update 2016“, in: Paediatrica, Vol. 28, Nr. 2, S. 13-15, 2017, unter: www.pigs.ch (Abrufdatum: 13.02.2024)
    Bundesamt für Gesundheit (BAG), Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV), Stand: 07.11.2023, unter: www.bag.admin.ch (Abrufdatum: 13.02.2024)
    Konsensuspapier der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde: Resch et al., Monatsschr Kinderheilkd 2008; 156: 381–383
    Paul-Ehrlich-Institut (PEI), Zulassung für Impfstoff gegen Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV) empfohlen, Stand: 28.04.2023, unter: www.pei.de (Abrufdatum: 13.02.2024)
    Paul-Ehrlich-Institut (PEI), RSV-Impfstoffe, Stand: 25.01.2024, unter: www.pei.de (Abrufdatum: 13.02.2024)
    Robert-Koch-Institut (RKI), Merkblatt „Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen“, Stand: 31.01.2024, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 13.02.2024)
    Sozialministerium, Impfplan Österreich 2023/2024, Stand 05.09.2023, unter: www.sozialministerium.at (Abrufdatum: 13.02.2024)

     

    29. Februar 2024 ― Lesezeit: 14 Minuten
    Babys 7. Monat

    In Babys 7. Monat stehen die Chancen für das Erwerben einer weiteren Fähigkeit bestens: das Sitzen. Plötzlich hat Ihr Kind den Überblick! Was sich damit alles verändert und wie Sie Ihr Kind nun unterstützen, lesen Sie hier.

    Mehr