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  • 29. Dezember 2022 ― Lesezeit: 24 Minuten
    Mareike Müller, Ärztin
    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin
    Carola Felchner, Wissenschaftsjournalistin

    Neurodermitis

    Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben auftritt. Sie betrifft oft Kopfhaut, Gesicht und Hände und geht mit quälendem Juckreiz einher. Am häufigsten erkranken Kinder daran (besonders in den ersten Lebensjahren). Manchmal leiden aber auch Erwachsene an Neurodermitis. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen und Auslöser (Trigger), Behandlung und Prognose der Neurodermitis!

    Kurzübersicht
    • Was ist Neurodermitis? Chronische oder chronisch-wiederkehrende entzündliche Hauterkrankung, die in Schüben verläuft. Sie tritt fast immer schon in der frühen Kindheit auf.
    • Symptome: quälender Juckreiz, trockene Haut, im akuten Schub auch nässende Ekzeme
    • Ursache: Die genaue Ursache ist unbekannt. Mehrere Faktoren scheinen bei der Entstehung der Krankheit mitzuspielen, unter anderem eine gestörte Hautbarriere. Außerdem ist die Neigung zu Neurodermitis vererbbar.
    • Auslöser (Trigger): Textilien (wie Wolle), Infektionen (wie starke Erkältung, Grippe), bestimmte Nahrungsmittel, schwüle Temperaturen oder Kälte, psychische Faktoren (wie Stress) etc.
    • Behandlung: Trigger meiden, sorgfältige Hautpflege, richtige Hautreinigung, Medikamente (wie Kortison), Lichttherapie etc.

    Neurodermitis: Symptome

    Typische Neurodermitis-Symptome sind entzündliche Hautveränderungen (Ekzeme) mit quälendem Juckreiz. Sie treten schubweise auf: Auf beschwerdefreie Zeitabschnitte folgen Phasen mit teilweise extremen Symptomen. Meist werden die Schübe durch bestimmte Faktoren ausgelöst (Trigger) wie bestimmte Nahrungsmittel oder Witterungsbedingungen.

    Im Einzelfall können die Neurodermitis-Symptome stark variieren: Bei manchen Patienten verläuft die Erkrankung recht mild. Andere leiden unter heftigsten Beschwerden. Außerdem spielt das Alter eine Rolle: Es beeinflusst nicht nur die Art der Symptome, sondern auch, wo am Körper diese bevorzugt auftreten.

    Neurodermitis-Symptome bei Kindern

    In der Regel beginnt beim Baby die Neurodermitis im Gesicht und an der behaarten Kopfhaut. Dort bildet sich Milchschorf: gelblich-weiße Schuppenkrusten auf geröteter Haut. Ihr Aussehen erinnert an verbrannte Milch, daher der Name "Milchschorf".

    Milchschorf allein ohne weitere Symptome ist kein Anzeichen für Neurodermitis!

    Neben dem Kopf betrifft eine Neurodermitis bei Säuglingen meist auch die Streckseiten der Arme und Beine. Es bilden sich hier unscharf begrenzte, gerötete, juckende und nässende Hautveränderungen. Auch am restlichen Körper können sie auftreten - nur im Windelbereich, also an den Genitalien und am Po, sowie im oberen Drittel der Beine bleiben die Säuglinge im Allgemeinen symptomfrei.

    Sobald die Kinder älter werden, verändern und verlagern sich die Neurodermitis-Symptome typischerweise: Die nun eher trockenen Ekzeme entstehen in diesem Alter bevorzugt in den Ellenbeugen, an den Handgelenken und in den Kniekehlen (Beugenekzeme). Oft sind auch die Oberschenkel (Rückseite) und der Po, der Nacken, das Gesicht und die Augenlider von den Hautveränderungen betroffen.

    Mit der Zeit verdickt sich die Haut an den betroffenen Stellen. Mediziner nennen diesen Prozess "Flechtenbildung" oder "Lichenifikation". Das Hautbild wird gröber.

    Neurodermitis-Symptome bei Erwachsenen

    Während der Pubertät bildet sich die Neurodermitis in vielen Fällen vollständig zurück. Bei manchen Betroffenen bleibt sie aber auch darüber hinaus bestehen.

    Generell zeigen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hauptsächlich folgende Bereiche die geröteten, schuppenden und juckenden Hautveränderungen einer Neurodermitis: Augen- und Stirnbereich sowie die Region um den Mund, der Hals (Nacken), der obere Brustbereich, Ellenbeugen, Kniekehlen, Leisten und Handrücken. Oftmals ist auch die Kopfhaut betroffen. An den geröteten, schuppenden, entzündeten Stellen können sogar die Haare ausfallen.

    Bei älteren Erwachsenen tritt die Neurodermitis manchmal in der Prurigoform auf - also mit kleinen, stark juckenden Hautknötchen oder Hautknoten an unterschiedlichsten Körperstellen. Üblicherweise aber äußert sich die Erwachsenen-Neurodermitis mit folgenden Symptomen:

    • Ekzeme an Händen und Füßen
    • juckende Krusten an der behaarten Kopfhaut
    • gerötete, juckende und rissige Ohrläppchen (an den Rändern)
    • entzündete, juckende Lippen
    • Brennen und/oder Missempfindungen an der Mund- und Rachenschleimhaut
    • Verdauungsprobleme (Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen)

    Zudem kann die Haut wie bei betroffenen Kindern lederartig verdickt sein (Lichenifikation).

    Manchmal tritt eine Neurodermitis nur in einer Minimalvariante in Erscheinung, beispielsweise als Lippenentzündung (Cheilitis), Brustwarzenekzem, in Form von Einrissen (Rhagaden) an den Ohrläppchen oder von schuppenden Rötungen und Einrissen an den Finger- und/oder Zehenkuppen.

    Die Symptome einer Neurodermitis bei Erwachsenen entwickeln sich meist in Abhängigkeit von der beruflichen Tätigkeit. So treten zum Beispiel Handekzeme besonders bei Patienten auf, die beruflich oft in Berührung mit reizenden Stoffen kommen (z.B. Friseur, Maler) oder sich oft die Hände waschen müssen (z.B. Krankenpfleger und -schwestern).

    Atopische Stigmata

    Neurodermitis zählt ? wie etwa Heuschnupfen und allergisches Asthma ? zum sogenannten atopischen Formenkreis. Darunter versteht man Erkrankungen, bei denen das Immunsystem überempfindlich auf den Kontakt mit allergieauslösenden Stoffen (Allergenen) oder anderen Reizstoffen reagiert.

    Menschen mit solchen atopischen Erkrankungen weisen oft sogenannte atopische Stigmata auf. Dazu zählen etwa:

    • trockene, juckende Haut, trockene Kopfhaut
    • Blässe im mittleren Gesichtsbereich (zentrofazial), also etwa im Bereich von Nase und zwischen Nase und Oberlippe
    • Ausdünnung der seitlichen Augenbrauen (Hertoghe-Zeichen)
    • doppelte untere Lidfalte (Dennie-Morgan-Falte)
    • dunkle Haut um die Augen (Halonierung)
    • helle Hautzeichnungen nach mechanischer Reizung, etwa durch Kratzen (weißer Dermographismus)
    • verstärkte Linien in der Leistenhaut, v.a. an den Handflächen
    • eingerissene Mundwinkel (Perlèche)

    Solche Merkmale können begleitend zu den spezifischen Symptomen einer atopischen Erkrankung (wie Neurodermitis) auftreten.

    Neurodermitis: Ursachen und Trigger

    Die genaue Ursache der Neurodermitis ist noch nicht abschließend geklärt. Experten vermuten, dass mehrere Faktoren an der Entstehung einer atopischen Dermatitis beteiligt sind.

    Beispielsweise ist bei Neurodermitis-Patienten die Hautbarriere gestört: Die äußerste Schicht der Oberhaut (ganz außen) ist die Hornschicht. Sie schützt den Körper vor Krankheitserregern. Bei Neurodermitis kann die Hornschicht aber ihre Schutzfunktion nicht richtig erfüllen.

    Ein möglicher Grund dafür ist, dass der Körper aufgrund einer Genveränderung zu wenig von dem Eiweiß Filaggrin produziert. Dieses ist wichtig für die Bildung der Oberhaut. Durch den Mangel an Filaggrin ist bei Neurodermitis-Patienten die Zusammensetzung der Hautfette verändert. Die Folge ist, dass die Haut viel Feuchtigkeit verliert und leicht austrocknet. Auf Reizstoffe, Allergieauslöser und Keime reagiert die geschädigte Haut schnell mit einer Entzündung und Juckreiz

    Dass das Erbgut bei Neurodermitis eine Rolle spielt, zeigt sich auch daran, dass die Veranlagung für Neurodermitis vererbbar ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Veränderungen (Mutationen) verschiedener Gene auf mehreren Chromosomen für diese Veranlagung verantwortlich sind. Und diese Mutationen können Eltern an ihre Kinder weitergeben: Wenn ein Elternteil Neurodermitiker ist, entwickeln die Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 bis 40 Prozent ebenfalls eine atopische Dermatitis. Haben sowohl Mutter als auch Vater eine Neurodermitis, liegt das Erkrankungsrisiko ihrer Kinder sogar zwischen 60 und 80 Prozent.

    Nicht jeder Mensch mit der Veranlagung für Neurodermitis erkrankt auch tatsächlich daran.

    Wenn jemand die genetische Veranlagung für Neurodermitis besitzt, können verschiedene Auslöser (Trigger) zu einem Neurodermitis-Schub führen. Auch übertriebene Hygiene könnte beim Krankheitsausbruch mitwirken.

    Zu viel Hygiene?

    In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Neurodermitis-Fälle (und generell der allergischen Erkrankungen) in der westlichen Welt stark zugenommen. Einige Forscher vermuten, dass ein Wandel der Lebensweise dafür (mit-)verantwortlich ist:

    Heutzutage wird viel stärker auf Hygiene geachtet als früher. Wir kommen dadurch viel seltener in Kontakt mit potenziell krankmachenden und allergieauslösenden Stoffen aus der Umwelt. Das Immunsystem ist dadurch gewissermaßen "unterbeschäftigt". Das könnte der Grund sein, warum es bei immer mehr Menschen auf eigentlich harmlose Reize überschießend reagiert.

    Außerdem haben sich die Waschgewohnheiten über die letzten Jahrzehnte verändert: Wir reinigen unsere Haut wird häufiger und gründlicher als unsere Vorfahren. Möglicherweise hat das negative Auswirkungen auf die Hautbarriere. Das könnte die Haut generell empfindlicher machen.

    Neurodermitis: Auslöser (Trigger)

    Zu den häufigsten Auslösern (Triggerfaktoren) bei Neurodermitis zählen:

    • Textilien (wie Wolle)
    • Schwitzen
    • ungünstige klimatische Bedingungen wie trockene Luft (auch durch Heizung), kalte Luft, Schwüle, insgesamt starke Temperaturschwankungen
    • falsche Reinigung der Haut (Verwendung von hautreizenden Reinigungsmitteln etc.), Kosmetika (etwa hautreizenden Duft- oder Konservierungsstoffen)
    • bestimmte Tätigkeiten/Berufe wie Feuchtarbeiten, stark verschmutzende Arbeiten oder Tätigkeiten, bei denen längere Zeit Gummi- oder Vinylhandschuhe getragen werden müssen (Handekzeme!)
    • Tabakrauch
    • Allergieauslöser wie Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Tierhaare, Pollen, bestimmte Nahrungsmittel und Zusatzstoffe (Kuhmilch, Hühnereiweiß, Nüsse, Weizen, Soja, Fische, Meeresfrüchte etc.)
    • Infekte (wie heftige Erkältung, Mandelentzündung etc.)
    • psychische Belastungen (Stress, Trauer, aufregende Ereignisse wie die Einschulung, aber auch Langeweile etc.)
    • hormonelle Faktoren (Schwangerschaft, Menstruation)

    Neurodermitis-Patienten reagieren individuell unterschiedlich auf solche Trigger. So kann etwa Stress in der Arbeit bei einem Patienten einen Schub auslösen, bei einem anderen dagegen nicht.

    Neurodermitis-Formen

    Sehr viele Neurodermitis-Patienten weisen die extrinsische Krankheitsform auf: Ihr Immunsystem reagiert sensibel auf allergieauslösende Stoffe (Allergene) wie Pollen oder bestimmte Nahrungsmittel. So lässt sich im Blut der Betroffenen eine erhöhte Menge von Antikörpern vom Typ Immunglobulin E (IgE) nachweisen. IgE regen andere Immunzellen (Mastzellen) an, entzündungsfördernde Stoffe auszuschütten. Diese rufen die Ekzeme auf der Haut der Neurodermitis-Patienten hervor.

    Manche der Betroffenen zeigen zusätzlich die typischen Symptome einer Allergie (z.B. Heuschnupfen, allergisches Asthma, Nahrungsmittelallergie).

    Menschen mit der intrinsischen Form von Neurodermitis haben normale IgE-Blutwerte. Das bedeutet, dass allergische Reaktionen hier keine Rolle als Auslöser der Neurodermitis spielen. Die Betroffenen zeigen auch keine erhöhte Anfälligkeit für Allergien wie Heuschnupfen oder eine Nahrungsmittelallergie.

    Experten diskutieren zudem über eine mögliche dritte Krankheitsform. Sie soll Züge einer Autoimmunerkrankung aufweisen.

    Neurodermitis: Behandlung

    Bei der Neurodermitis-Therapie empfehlen Experten grundsätzlich einen Therapieplan in vier Stufen. Dabei sind je nach dem aktuellen Hautzustand unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen vorgesehen:

    Therapie-Maßnahmen

    Stufe 1: Trockene Haut

    Um Schüben vorzubeugen, ist eine sorgfältige tägliche Hautpflege (Basispflege) nötig. Zudem sollte der Patient individuelle Trigger möglichst meiden oder zumindest reduzieren (Stress, Wollkleidung, trockene Luft etc.).

    Stufe 2: Leichte Ekzeme

    Zusätzlich zu den Maßnahmen von Stufe 1 wird eine äußerliche Behandlung mit schwach wirksamen Glukokortikoiden ("Kortison") und/oderCalcineurin-Inhibitoren empfohlen.

    Bei Bedarf bekommt der Patient auch juckreizstillende Medikamente und keimhemmende (antiseptische) Mittel.

    Stufe 3: Mäßig schwere Ekzeme

    Zusätzlich zu notwendigen Maßnahmen der vorherigen Stufen ist hier eine äußerliche Behandlung mit stärker wirksamen Kortison-Präparaten und/oder Calcineurin-Inhibitoren empfohlen.

    Stufe 4: Schwere, hartnäckige Ekzeme oder Ekzeme, bei denen die äußerliche Behandlung nicht ausreicht

    Zusätzlich zu notwendigen Maßnahmen der vorherigen Stufen verschreibt der Arzt einen innerliche (systemische) Therapie, die Immunreaktionen in gewünschter Weise beeinflusst (Biologika, JAK-Hemmer oder andere, abwehrunterdrückende Medikamente wie Ciclosporin).

    Das Stufenschema der Neurodermitis-Behandlung ist nur ein Anhaltspunkt. Der behandelnde Arzt kann es an individuelle Faktoren anpassen. So kann er bei der Therapieplanung berücksichtigen, wie alt der Patient ist, wie seine Neurodermitis-Erkrankung insgesamt verläuft, wo am Körper die Symptome auftreten und wie sehr der Patient darunter leidet.

    Im Folgenden werden die einzelnen Therapiemaßnahmen näher beschrieben.

    Neurodermitis-Kinder (und ihre Eltern) können an einer speziellen Neurodermitis-Schulung teilnehmen. Ärzte, Psychologen und Ernährungsfachleute geben dort Tipps für den richtigen Umgang mit der Krankheit.

    Nähere Informationen zu diesen Schulungen gibt es in Deutschland etwa bei der Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung (www.neurodermitisschulung.de), in Österreich bei der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Dermatologie der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (www.agpd.at und www.neurodermitis-schulung.at) und in der Schweiz beim Allergiezentrum Schweiz (www.aha.ch).

    Neurodermitis-Therapie: Hautpflege

    Die wichtigste Maßnahme jeder Neurodermitis-Behandlung ist die tägliche Pflege der Haut. Das verwendete Hautpflegemittel sollte einen hautfreundlichen pH-Wert haben und auf seine Hautverträglichkeit dermatologisch geprüft sein. Außerdem sollten ein Produkt gewählt werden, das an den aktuellen Hautzustand angepasst ist - vor allem im Hinblick auf das Verhältnis der Fett- bzw. Öl- und Wasseranteile im Produkt:

    • Für sehr trockene Haut ist ein Hautpflegemittel mit einem hohen Fettanteil, also eine Wasser-in-Öl-Emulsion (z.B. rückfettende Salbe) ratsam. Damit lässt sich auch sehr gut die trockene Haut im Winter pflegen.
    • Bei weniger trockener Haut sollte man dagegen eine befeuchtende (hydratisierende) Öl-in-Wasser-Emulsion verwenden, also ein Pflegeprodukt auf Wasserbasis, das weniger Fett und dafür mehr Wasser enthält (z.B. eine Creme oder eine Lotion).

    Neben der Wasser-Öl-Zusammensetzung sollten auch die weiteren Inhaltsstoffe von Pflegeprodukten beachtet werden. Beispielsweise kann ein Produkt mit Harnstoff (Urea) oder Glycerin sinnvoll sein. Beide Zusätze halten die Haut feucht. Bei Kleinkindern (Kinder im 2. und 3. Lebensjahr) sowie bei entzündeter Haut sollten solche Produkte aber vorher an einer kleinen Hautstelle auf ihre Verträglichkeit geprüft werden. Für Säuglinge (Kinder im 1. Lebensjahr) sind Produkte mit Harnstoff generell nicht empfohlen.

    Hautpflegemittel für Neurodermitis-Patienten sollten zudem keine häufigen Auslöser von Kontaktallergien enthalten. Dazu zählen beispielsweise Duft- und Konservierungsstoffe.

    Cremen Sie die Haut bei Neurodermitis mindestens zweimal täglich ein!

    Hautreinigung

    Zur Basispflege gehört neben dem regelmäßigen Eincremen auch eine schonende und sanfte Hautreinigung. Hierzu die wichtigsten Tipps:

    • Duschen ist für Neurodermitis-Patienten grundsätzlich besser als Baden (kürzerer Wasserkontakt!). In beiden Fällen gilt aber: nicht zu lang und nicht zu heiß.
    • Verwenden Sie keine herkömmliche Seife zur Hautreinigung (zu hoher pH-Wert!), sondern lieber ein pH-neutrales Hautreinigungsmittel (Syndet), das speziell für trockene und Neurodermitis-Haut entwickelt wurde. Lassen Sie es nur kurz einwirken und spülen Sie es dann gründlich ab.
    • Verwenden Sie keinen Waschlappen oder Schwamm zum Waschen, um Ihre Haut durch das Reiben nicht zusätzlich zu reizen.
    • Aus dem gleichen Grund sollten Sie sich nach dem Waschen mit dem Handtuch nicht trockenrubbeln, sondern trockentupfen.
    • Nach jeder Hautreinigung (z.B. Gesicht- oder Händewaschen, Duschen, Baden) muss die Neurodermitis-Haut komplett mit einem passenden Hautpflegemittel eingecremt werden. Wenn die Haut dabei noch etwas feucht ist, kann das Pflegemittel besonders gut in die Haut eindringen.

    Neurodermitis-Therapie: Trigger meiden

    Neurodermitis-Patienten sollten nach Möglichkeit alle Trigger vermeiden, die erfahrungsgemäß einen akuten Krankheitsschub auslösen können.

    Solche Triggerfaktoren können zum Beispiel akute Infektionen wie heftige Erkältungen und Grippe sein. Wenn solche ansteckenden Infekte "umgehen", sollten Neurodermitiker besonders auf Hygiene achten (Händewaschen etc.). Außerdem ist es dann ratsam, Menschenansammlungen zu meiden und sich von Erkrankten möglichst fernzuhalten.

    Stress löst ebenfalls oft einen Neurodermitis-Schub aus. Deshalb sollten Betroffene sich geeignete Gegenstrategien überlegen. Im Job kann es beispielsweise helfen, manche Aufgaben an andere zu delegieren. Sehr zu empfehlen ist auch eine regelmäßige gezielte Entspannung, etwa mithilfe von Yoga, Autogenem Training oder Meditation.

    Neurodermitis-Patienten, die allergisch auf Pollen, Tierhaare, bestimmte Nahrungsmittel, Duftstoffe in Kosmetika oder andere Reizstoffe reagieren, sollten diesen möglichst aus dem Weg gehen. Hat jemand eine Allergie gegen Hausstaubmilben, kann zudem ein spezieller Überzug für die Matratze (Encasing) sinnvoll sein.

    Ungünstig bei atopischer Dermatitis sind auch Reisen in Gebiete mit extremen Klimabedingungen (wie große Kälte oder feuchte Hitze).

    Neurodermitis-Therapie: Kortison

    Im akuten Schub wird die Neurodermitis mit Medikamenten behandelt, welche die Aktivität des Immunsystems senken. Zu diesen Immunsuppressiva zählt Kortison (umgangssprachliche Bezeichnung für Glukokortikoide)

    Kortison ist ein natürlich im Körper vorkommendes Hormon (hier "Cortisol" genannt), das auch als Medikament verabreicht werden kann: Eine Neurodermitis-Behandlung mit Kortisonpräparaten lindert wirksam die Entzündung und den Juckreiz.

    Äußerliche (topische) Anwendung von Kortison:

    Meist genügt es bei Neurodermitis, Kortison äußerlich als Creme/Salbe dünn auf die Ekzeme aufzutragen. Das geschieht im Allgemeinen einmal täglich - so lange, wie vom Arzt empfohlen.

    Dabei wird der Arzt jedem Patienten ein Präparat mit einer geeigneten Kortison-Konzentration verschreiben. Denn dünne, empfindliche Haustellen (wie Gesichtshaut und aufgekratzte Haut) nehmen mehr Kortison auf als robustere Partien. Sie werden deshalb mit schwächer dosierten Kortisonsalben behandelt als beispielsweise Ekzeme an den Armen oder Fußsohlen.

    In jedem Fall ist es wichtig, dass Betroffene kortisonhaltige Cremes genau so anwenden, wie vom Arzt empfohlen. Vor allem ist eine zu lange Anwendung ohne Unterbrechung zu vermeiden, weil sonst oft Nebenwirkungen auftreten. Zum Beispiel kann die Haut an den behandelten Stellen sehr dünn werden und/oder weiße Flecken bekommen. Manchmal bilden sich kleine, erweiterte, sichtbare Hautäderchen (Teleangiektasien). Außerdem begünstigt die Kortisonbehandlung Hautinfektionen. Bei Anwendung im Gesicht kann sich zudem die Haut um den Mund herum entzünden (periorale Dermatitis).

    Innerliche (systemische) Anwendung von Kortison:

    In schweren Fällen von Neurodermitis kann es notwendig sein, Kortison als Tablette einzunehmen. Diese Art der Wirkstoffanwendung wird auch als systemische Therapie bezeichnet, weil der Wirkstoff hier im ganzen Körper wirksam werden kann. Diese innerliche Kortison-Therapie kommt in erster Linie für Erwachsene mit schwerer Neurodermitis in Betracht; bei Kindern und Jugendlichen wird sie nur in Ausnahmefällen durchgeführt.

    In jedem Fall muss der behandelnde Arzt die Neurodermitis-Behandlung mit Kortisontabletten sorgfältig überwachen. Wegen der möglichen Nebenwirkungen dürfen die Tabletten nur kurzzeitig (wenige Wochen) eingenommen werden.

    Am Ende sollten Patienten die Kortison-Therapie nach den Anweisungen des Arztes "ausschleichen", das heißt, die Tabletten nicht abrupt absetzen, sondern schrittweise deren Dosis verringern.

    Neurodermitis-Therapie: Calcineurin-Inhibitoren

    Auch die sogenannten Calcineurin-Inhibitoren (Calcineurin-Hemmer) zählen zu den Immunsuppressiva und wirken entzündungshemmend. Die beiden Vertreter Tacrolimus und Pimecrolimus können wie Kortison als Creme/Salbe zur lokalen Neurodermitis-Behandlung eingesetzt werden.

    Zur Behandlung von Ekzemen auf empfindlichen Hautstellen sind sie besser geeignet als Kortison, etwa im Gesicht und Genitalbereich. Denn manche Nebenwirkungen, die Kortisonsalben verursachen können, treten bei den beiden Calcineurin-Hemmern nicht auf. So führen Tacrolimus und Pimecrolimus auch bei längerer Anwendung nicht dazu, dass die Haut dünner wird. Außerdem verursachen sie im Gesicht keine Entzündung um den Mund herum (periorale Dermatitis).

    An weniger empfindlichen Hautstellen werden Ekzeme dagegen bevorzugt mit Kortisonsalben behandelt. Die Calcineurin-Hemmer kommen hier meist nur zum Einsatz, wenn eine Kortisonsalbe nicht einsetzbar ist oder zu lokalen, irreversiblen Nebenwirkungen führen könnte.

    Grundsätzlich werden Tacrolimus (0,03 %) und Pimecrolimus erst ab dem 3. Lebensjahr, höher dosierte Tacrolimus-Präparate (0,1 %) sogar erst ab dem 17. Lebensjahr zur lokalen Neurodermitis-Behandlung verordnet. Im Einzelfall können die Medikamente aber auch bei Säuglingen und Kleinkindern zum Einsatz kommen, vor allem bei schweren, chronischen Gesichts-/Wangenekzemen.

    Häufigste Nebenwirkung der Behandlung ist bei Pimecrolimus ein vorübergehendes Wärmegefühl auf der Haut und bei Tacrolimus ein vorübergehendes Brennen auf der Haut.

    Während der Behandlung mit Calcineurin-Hemmern sollte die Haut ausreichend vor Sonnenlicht geschützt werden. Außerdem raten Experten davon ab, während der Anwendung eine Phototherapie (siehe unten) zu machen.

    Neurodermitis-Therapie: Ciclosporin A

    Ciclosporin A ist ein starkes Immunsuppressivum. Es kann innerlich (systemisch) zur Behandlung einer chronischen, schweren Neurodermitis bei Erwachsenen angewendet werden. Eventuell kann Ciclosporin A auch bei Kindern und Jugendlichen gegeben werden, wenn eine schwere Neurodermitis vorliegt, die sich mit anderen Therapien nicht behandeln lässt (bei Patienten unter 16 Jahren erfolgt die Anwendung von Ciclosporin A außerhalb der Zulassung).

    Meist nehmen Patienten Ciclosporin A zweimal täglich ein. Dabei wird eine Induktionstherapie empfohlen: Es wird mit einer höheren Anfangsdosis begonnen, die so lange beibehalten wird, bis sich die Symptome weitgehend bessern. Anschließend wird die Dosis schrittweise reduziert auf eine individuell geeignete Erhaltungsdosis.

    Spricht der Patient gut auf Ciclosporin A an, sollte die Therapie nach vier bis sechs Monaten versuchsweise unterbrochen werden. Wenn sich die Neurodermitis-Symptome dann wieder stark verschlimmern, kann die Einnahme fortgesetzt werden - sofern der Patient das Medikament gut verträgt.

    Experten raten davon ab, während der Anwendung von Ciclosporin A eine Phototherapie (siehe unten) durchzuführen. Die Kombination der beiden Therapien erhöht nämlich das Hautkrebsrisiko. Während der Einnahme von Ciclosporin A sollten Patienten zudem ihre Haut gut vor UV-Licht (Sonne, Solarium) schützen.

    Falls Ciclosporin nicht vertragen wird oder nicht ausreichend wirkt, kann der Arzt eventuell Tabletten mit einem anderen Immunsuppressivum verschreiben, zum Beispiel Azathioprin oder Methotrexat. Diese Wirkstoffe sind aber nicht für die Neurodermitis-Behandlung zugelassen. Sie kommen deshalb nur in ausgewählten Einzelfällen zum Einsatz ("off-label-use").

    Neurodermitis-Therapie: Biologika

    Biologika sind biotechnologisch (also mithilfe lebender Zellen oder Organismen) hergestellte Arzneistoffe. Für die Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis sind derzeit zwei Biologika zugelassen: Dupilumab und Tralokinumab. Sie blockieren Entzündungsbotenstoffe, was das Entzündungsgeschehen lindern und die Neurodermitis-Haut beruhigen kann.

    Beide Wirkstoffe werden unter die Haut gespritzt, und zwar alle zwei bis vier Wochen (abhängig unter anderem vom Präparat und Körpergewicht).

    Die Anwendung dieser Biologika bei Neurodermitis kommt in Betracht, wenn eine äußerliche (topische) Therapie - etwa mit Kortisonsalben - nicht ausreicht oder nicht möglich ist und deshalb eine innerliche (systemische) Therapie notwendig wird. Dabei ist Dupilumab bereits für Patienten ab sechs Jahren zugelassen, Tralokinumab dagegen erst ab 18 Jahre (also für Erwachsene).

    Zu den häufigeren Nebenwirkungen der beiden Biologika zählen zum Beispiel lokale Reaktionen an der Injektionsstelle (wie Rötung, Schwellung) und Bindehautentzündung (Konjunktivitis) sowie - bei Tralokinumab - Infektionen der oberen Atemwege.

    Neurodermitis-Therapie: JAK-Hemmer

    Neben Biologika zählen auch Januskinase (JAK)-Hemmer zu den neueren Therapieoptionen bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis, wenn eine äußerliche Therapie nicht ausreichend hilft oder nicht möglich ist.

    JAK-Hemmer (oder JAK-Inhibitoren) wirken gezielt immunsuppressiv: Sie hemmen innerhalb von Zellen die sogenannten Januskinasen. Das sind Enzyme, die an der Weiterleitung von Entzündungssignalen beteiligt sind. Somit üben JAK-Hemmer einen entzündungshemmenden und juckreizlindernden Effekt aus.

    Derzeit sind drei Vertreter dieser Wirkstoffklasse für die Neurodermitis-Therapie zugelassen: Abrocitinib, Baricitinib und Upadacitinib. Die ersten beiden Wirkstoffe sind in der EU und in der Schweiz für erwachsene Patienten zugelassen. Upadacitinib darf in der EU bereits ab einem Alter von 12 Jahren verschrieben werden, in der Schweiz dagegen erst ab 18 (also Erwachsenen).

    Alle drei zugelassenen JAK-Hemmer werden als Tablette eingenommen. Es wird aber bereits an weiteren JAK-Inhibitoren geforscht, die sich äußerlich als Creme anwenden lassen.

    Mögliche Nebenwirkungen einer innerlichen Neurodermitis-Behandlung mit JAK-Hemmern sind unter anderem Entzündungen der oberen Atemwege und Kopfschmerzen.

    Neurodermitis-Behandlung: Unterstützende Maßnahmen

    Die Neurodermitis-Behandlung lässt sich bei Bedarf mit weiteren Maßnahmen unterstützen:

    H1-Antihistaminika

    H1-Antihistaminika hemmen im Körper die Wirkung des Gewebshormons Histamin. Bei Allergikern ist dieses Hormon für allergische Reaktionen wie Juckreiz verantwortlich. Bislang konnten Studien aber nicht wissenschaftlich belegen, dass H1-Antihistaminika auch gegen Juckreiz bei Neurodermitis helfen. Ihre Anwendung ist trotzdem oft sinnvoll:

    Zum einen lösen manche H1-Antihistaminika als Nebenwirkung Müdigkeit aus. Davon profitieren Patienten, die wegen ihrer Neurodermitis (Juckreiz) nicht schlafen können. Zum anderen leiden einige Neurodermitis-Patienten zusätzlich an einer allergischen Erkrankung wie Heuschnupfen. Gegen eine solche Allergie kommen oft H1-Antihistaminika erfolgreich zum Einsatz.

    Die Wirkstoffe werden innerlich (in Tablettenform) angewendet. Eine äußerliche Anwendung bei Neurodermitis wird nicht empfohlen.

    Es gibt auch H2-Antihistaminika. Sie hemmen ebenfalls die Histamin-Wirkung, wenn auch auf andere Weise als ihre "H1-Verwandten". Zur Neurodermitis-Behandlung werden H2-Antihistaminika aber nicht empfohlen.

    Polidocanol, Zink, Gerbstoffe & Co.

    Gegen den Juckreiz bei Neurodermitis werden manchmal auch Hautpflegemittel empfohlen, die den Wirkstoff Polidocanol oder aber Gerbstoffe enthalten. Erfahrungen von Patienten sowie einige Untersuchungen zeigen, dass diese Präparate tatsächlich helfen können. Weder Polidocanol- noch Gerbstoff-Präparate eignen sich aber als Ersatz für eine entzündungshemmende Therapie (etwa mit Kortison).

    Zink-Salben und -Cremes wirken unter anderem entzündungshemmend und kühlend. Ihre Wirksamkeit bei Neurodermitis ist aber nicht erwiesen. Viele Patienten haben trotzdem positive Erfahrungen mit zinkhaltigen Hautpflegeprodukten gemacht. Solche Präparate können deshalb in der Basis-Hautpflege bei Neurodermitis angewendet werden.

    Schieferöl (Bituminosulfate) kann in Form von Badezusätzen oder als Salbe allgemein bei oberflächlichen, entzündlichen Hauterkrankungen hilfreich sein. Seine entzündungshemmende Wirkung konnte im Reagenzglas ("in vitro"-Studien) nachgewiesen werden. Auch viele Patienten berichten von positiven Effekten. Deshalb kann die Anwendung von Schieferöl bei Neurodermitis erwogen werden.

    Medikamente gegen Hautinfektionen

    Starker Juckreiz verleitet viele Neurodermitis-Patienten dazu, sich aufzukratzen. In die offenen Hautstellen können leicht Krankheitserreger eindringen und eine Infektion auslösen. Handelt es sich bei den Erregern um Bakterien oder Pilze, verschreibt der Arzt gezielte Wirkstoffe dagegen:

    Bei bakteriellen Hautinfektionen helfen Antibiotika, bei Pilzinfektionen sogenannte Antimykotika. Patienten können die Wirkstoffe äußerlich (etwa als Salbe) oder innerlich (etwa in Tablettenform) anwenden.

    Antimikrobiell wirkende Wäsche

    Seit einigen Jahren gibt es spezielle Wäsche/Unterwäsche, die aus antimikrobiell (antiseptisch) wirkenden Textilien besteht. Dazu zählen zum Beispiel Kleidungsstücke, die mit Silbernitrat beschichtet sind. Sie können Ekzeme bei Neurodermitis etwas lindern. Allerdings ist solche antimikrobielle Wäsche recht teuer. Wer an chronischer Neurodermitis leidet, kann sich aber eine Anschaffung überlegen.

    Lichttherapie (Phototherapie)

    Manchmal kann eine Lichttherapie Neurodermitis-Schübe lindern. Der Hautarzt (Dermatologe) bestrahlt dabei die betroffenen Hautstellen mit ultraviolettem Licht (UV-A- und/oder UV-B-Licht). Das hemmt verschiedene Entzündungszellen in der Haut, die für die akuten Symptome bei Neurodermitis verantwortlich sind.

    Für die Neurodermitis-Behandlung eignen sich auch besondere Varianten der Lichttherapie:

    Bei der sogenannten PUVA wird der Patient zuerst mit dem Wirkstoff Psoralen behandelt. Dieser macht die Haut empfindlicher für die anschließende Bestrahlung mit UV-A-Licht. Psoralen lässt sich in unterschiedlicher Weise anwenden. Viele Neurodermitis-Patienten baden vor der Bestrahlung in einer Psoralen-Lösung (Balneo-PUVA). Es gibt den Wirkstoff aber auch zur Einnahme in Tablettenform (systemische PUVA). Das Risiko für Nebenwirkungen ist dann aber höher als bei der Balneo-PUVA.

    Auch die Lichttherapie (ohne Psoralen) kann mit einer Bädertherapie kombiniert werden (Balneo-Phototherapie): Während der Patient in salzreichem Wasser badet, wird seine Haut mit UV-Licht bestrahlt. Durch das viele Salz im Wasser können die entzündungshemmenden Strahlen leichter in tiefere Hautschichten eindringen.

    Die Lichttherapie wird vor allem bei erwachsenen Patienten durchgeführt. Eventuell ist sie auch bei minderjährigen Neurodermitis-Patienten über 12 Jahren möglich.

    Aufenthalte am Meer und in den Bergen (Klimatherapie)

    Manche Neurodermitis-Patienten machen eine Kur am Toten Meer. Wie bei der kombinierten Photo- und Bädertherapie (Balneo-Phototherapie) baden Betroffene in Salzwasser (Totes Meer) und sind gleichzeitig UV-Strahlen (Sonne) ausgesetzt. Das kann die Symptome des atopischen Ekzems lindern.

    Außerdem sind am Meer wie auch in den Bergen die klimatischen Bedingungen sehr hautfreundlich. Sie können den Hautzustand von Neurodermitis-Patienten deutlich bessern. Dazu trägt die hohe UV-Strahlung (entzündungshemmend) in diesen Regionen bei. In höheren Gebirgslagen ist die Luft zudem arm an allergieauslösenden Stoffen (Allergenen) wie Pollen. Außerdem kann es in Regionen ab 1.200 Metern Meereshöhe nie schwül werden. Von all dem profitieren Neurodermitis-Patienten.

    Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung)

    Neurodermitis-Patienten, die zusätzlich an Heuschnupfen, allergischem Asthma oder einer Insektengiftallergie leiden, können eine sogenannte subkutane spezifische Immuntherapie (klassische Form der Hyposensibilisierung) machen. Der Arzt spritzt dem Patienten dabei wiederholt eine kleine Dosis des Allergieauslösers (Allergen wie Pollen oder Insektengift) unter die Haut. Dabei steigert er die Dosis von Mal zu Mal. So soll das Immunsystem seine Überempfindlichkeit gegen den Allergieauslöser langsam verlieren. Das kann zudem Neurodermitis-Ekzeme lindern, wenn diese sich nachweislich durch das Allergen verschlimmern.

    Entspannungstechniken

    Viele Neurodermitis-Patienten haben gute Erfahrungen mit Entspannungstechniken gemacht. Methoden wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation können gegen Stress helfen - ein häufiger Auslöser von akuten Krankheitsschüben. Außerdem kann die gezielte und bewusste Entspannung vom lästigen Juckreiz und dem Drang, sich zu kratzen, ablenken.

    Baumwollhandschuhe

    Bei starkem Juckreiz kratzen sich viele Patienten im Schlaf - manchmal so sehr, dass die Haut blutet. Um das zu verhindern, können Neurodermitiker (klein und groß) nachts Baumwollhandschuhe tragen. Damit sie im Schlaf nicht verloren gehen, kann man sie mit einem Heftpflaster an den Handgelenken fixieren.

    Psychologische Behandlung

    Die Seele kann sehr stark leiden unter einer Neurodermitis: Ansteckend ist die Hauterkrankung zwar nicht. Trotzdem scheuen Gesunde manchmal den Kontakt mit Betroffenen, was diese sehr verletzen kann. Zudem schämen sich manche Patienten wegen ihres Aussehens, besonders wenn die Neurodermitis Gesicht, Kopfhaut und Hände betrifft.

    Wenn Neurodermitis-Patienten aufgrund ihrer Erkrankung ernste psychische oder emotionale Probleme haben, kann eine psychologische Behandlung sinnvoll sein. Bewährt hat sich vor allem die Verhaltenstherapie.

    Neurodermitis & Ernährung

    Es gibt keine spezielle "Neurodermitis-Diät", die man pauschal allen Betroffenen empfehlen kann. Manche Neurodermitiker können alles essen und trinken, worauf sie Lust haben - ohne erkennbare Auswirkungen auf ihre Beschwerden.

    Bei anderen können sich Juckreiz und Hautbild verschlimmern, wenn sie Kaffee, Alkohol oder stark gewürzte Speisen konsumieren. Dann ist es ratsam, darauf möglichst zu verzichten.

    Neurodermitis plus Nahrungsmittelallergie

    Besonders Säuglinge und Kleinkinder mit Neurodermitis reagieren oft empfindlich auf ein oder mehrere Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Hühnereiweiß oder Weizen. Deren Verzehr kann bei den Kleinen offensichtlich einen akuten Krankheitsschub auslösen oder verschlimmern.

    Allerdings lässt sich nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen eine "richtige" Nahrungsmittelallergie nachweisen (Provokationstest). Wenn das bei Ihrem Kind der Fall ist, sollten Sie das betreffende Nahrungsmittel vom seinem Speiseplan streichen. Am besten machen Sie das in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder einem Ernährungsberater. Dieser hilft dabei, eine gezielte "Auslass-Diät" (Eliminationsdiät) zu planen. Das stellt sicher, dass der Speiseplan des Kindes trotz Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel ausreichend Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe liefert. Das ist für die Entwicklung des Kleinen sehr wichtig.

    Die gezielte Auslass-Diät ist meist nicht dauerhaft nötig. Viele Neurodermitis-Kinder werden mit der Zeit nämlich toleranter gegenüber den Lebensmitteln, auf die sie zunächst überempfindlich reagiert haben. Deshalb sollte nach ein bis zwei Jahren eine erneute Allergietestung erfolgen. Wenn keine Nahrungsmittelallergie mehr feststellbar ist, können die Kleinen wieder normal essen.

    Wenn Jugendliche oder Erwachsene mit Neurodermitis vermuten, dass sie bestimmte Nahrungsmittel schlecht vertragen, sollten sie sich ebenfalls auf eine entsprechende Allergie testen lassen.

    Keine Auslass-Diät zur Vorbeugung!

    Manche Eltern geben ihren Neurodermitis-Kindern "auf gut Glück" keine potenziell allergieauslösenden Lebensmittel wie Milchprodukte, Eier oder Weizenmehlprodukte - ohne dass vorher eine entsprechende Allergie bei den Kleinen festgestellt wurde. Diese Eltern hoffen trotzdem, dass sich die Neurodermitis ihrer Sprösslinge mit der "vorbeugenden" Auslass-Diät bessert. Experten raten aber davon ab!

    Zum einen riskieren Eltern, die den Speiseplan ihres Kindes auf eigene Faust reduzieren, ernste Mangelerscheinungen beim Nachwuchs.

    Zum anderen können Einschränkungen bei der Ernährung gerade für Kinder sehr belastend sein: Wenn etwa andere Kinder gemeinsam Eis oder Kekse essen und das Neurodermitis-Kind darauf verzichten muss, ist das nicht leicht. Umso schlimmer, wenn der Verzicht medizinisch gar nicht nötig wäre!

    Neurodermitis-Behandlung: Alternativmedizin

    Es gibt verschiedene Heilverfahren der alternativen oder komplementären Medizin. Auch wenn ihre Wirksamkeit zum Teil wissenschaftlich nicht belegt ist, finden sie trotzdem Anwendung bei Neurodermitis.

    • Als hilfreich gelten Pflanzenöle wie Arganöl: Neurodermitis-Patienten sollen von der heilungsfördernden Wirkung des Öls profitieren - ebenso wie zum Beispiel Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis). Zu den Inhaltsstoffen von Arganöl zählt unter anderem Linolsäure. Diese Omega-6-Fettsäure ist ein wichtiger Bestandteil der Haut.
    • Weitere Pflanzenöle sind etwa Nachtkerzenöl, Schwarzkümmelöl und Borretschsamenöl. Sie liefern viel Gamma-Linolensäure. Diese Omega-6-Fettsäure kann bei atopischen Ekzemen entzündungshemmend wirken. Patienten können die Öle etwa in Kapselform einnehmen oder äußerlich als Salbe oder Creme anwenden.
    • Manche Patienten unterstützen mit Aloe vera die Neurodermitis-Behandlung. Extrakte der kakteenähnlichen Pflanze sollen verschiedene Heilwirkungen haben. So soll Aloe vera der Haut Feuchtigkeit spenden und ihre Regeneration fördern. Außerdem soll sie keimwidrige (antimikrobielle) und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen.
    • Je nach Beschwerden empfehlen Homöopathen bei atopischer Dermatitis zum Beispiel Graphites, Arnica montana oder Arsenicum album.
    • Einige Patienten nutzen auch Schüssler-Salze. Neurodermitis-Symptome wie trockene Haut oder entzündliche Hautveränderungen sollen sich damit erfolgreich lindern lassen.

    Das Konzept der Homöopathie wie auch die der Schüssler-Salze und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

    Hausmittel gegen Neurodermitis

    Hausmittel gegen Neurodermitis sind zum Beispiel kühle, feuchte Umschläge (mit Wasser) gegen den Juckreiz. Sie können Ihre Haut auch zuerst mit einem geeigneten Pflegeprodukt eincremen und dann den Umschlag auflegen.

    Untersuchungen zufolge lässt sich auch die Wirkung einer Kortisonsalbe mithilfe eines feuchten Umschlags steigern. Allerdings wurde bislang nicht überprüft, ob diese Kombination Langzeitnebenwirkungen haben kann.

    Manche Patienten setzen auf Umschläge mit Kamillenblüten. Die Heilpflanze wirkt entzündungshemmend. Übergießen Sie einen Esslöffel Kamillenblüten mit einer Tasse kochendem Wasser. Lassen Sie das Ganze fünf bis zehn Minuten zugedeckt ziehen, bevor Sie die Pflanzenteile abseihen. Sobald der Tee abgekühlt ist, tauchen Sie ein Leinentuch hinein. Dieses legen Sie dann auf die erkrankten Hautpartien und binden ein trockenes Tuch herum. Lassen Sie den Umschlag 20 Minuten einwirken.

    Wer allergisch auf Kamille reagiert, sollte die Pflanze nicht verwenden - weder äußerlich noch innerlich.

    Eine Hilfe bei Neurodermitis können auch Vollbäder mit einem Auszug aus Haferstroh sein: Die Kieselsäure im Stroh fördert die Wundheilung. Die enthaltenen Flavonoide steigern die Durchblutung. Das kann die lokale Immunabwehr stärken.

    Für den Badezusatz geben Sie 100 Gramm Haferstroh in zwei Liter kaltes Wasser. Erhitzen Sie die Mischung und lassen Sie sie 15 Minuten kochen. Dann seihen Sie das Stroh ab und schütten den Auszug ins lauwarme Badewasser. Legen Sie sich für 10 bis 15 Minuten in die Wanne. Danach sollten Sie die Haut trocken tupfen und mit einer geeigneten Creme/Salbe eincremen.

    Viele weitere Tipps für die Neurodermitis-Behandlung erfahren Patienten oftmals in Selbsthilfegruppen.

    Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

    Neurodermitis: Baby

    Die Neurodermitis macht Babys und Kleinkindern oft besonders schwer zu schaffen. Die Kleinen verstehen noch nicht, warum ihre Haut stellenweise entzündet ist und so stark juckt. Sie fühlen sich unwohl, sind oft unruhig und können schlecht schlafen.

    Mit verschiedenen Maßnahmen kann man aber die Beschwerden der kleinen Neurodermitis-Patienten lindern. Der behandelnde Arzt wird dazu für jedes Kind passende Medikamente und andere Therapiemaßnahmen vorschlagen. Auch die Eltern selbst können viel tun, um ihrem Kind zu helfen. Beispielsweise sollten Sie es täglich sanft eincremen. Außerdem sollten sie die kleinen Fingernägel regelmäßig kurz schneiden und dem Kind nachts Baumwollhandschuhe anziehen. Dann kratzen sich die Kleinen im Schlaf nicht auf.

    Weitere Tipps und Infos zum atopischen Ekzem bei den jüngsten Patienten lesen Sie im Beitrag Neurodermitis - Baby.

    Neurodermitis: Untersuchungen und Diagnose

    Neurodermitis tritt oft schon im Säuglings- oder Kleinkindalter auf. Wenn sich Ihr Kind häufig kratzt, Ihnen unerklärliche Hautrötungen auffallen und diese Symptome anhalten, sprechen Sie den Kinderarzt darauf an! Dieser wird zunächst im Gespräch mit Ihnen die Krankheitsgeschichte (Anamnese) des Kleinen erheben. Mögliche Fragen des Arztes sind zum Beispiel:

    • Wann ist der Ausschlag erstmalig aufgetreten?
    • Wo am Körper sind die Hautveränderungen?
    • Seit wann und wie oft kratzt sich Ihr Kind?
    • Ist Ihnen bereits früher trockene Haut bei Ihrem Kind aufgefallen?
    • Gibt es Faktoren, welche die Symptome verschlimmern, zum Beispiel Kälte, bestimmte Kleidung, Stress oder manche Speisen?
    • Litten oder leiden Sie selbst oder andere Familienmitglieder an Neurodermitis?
    • Sind Allergien (wie Heuschnupfen) oder Asthma bei Ihrem Kind oder in Ihrer Familie bekannt?
    • Sind sonstige Erkrankungen oder gesundheitlichen Probleme beim Kind bekannt, zum Beispiel Ichthyosis vulgaris (genetisch bedingte Verhornungsstörung der Haut), Schlafstörungen, psychische Auffälligkeiten, ADHS?

    Körperliche Untersuchung

    Nach dem Gespräch wird der Arzt den Patienten körperlich untersuchen. Dabei schaut er sich die Haut am ganzen Körper genau an. Ein deutlicher Hinweis auf Neurodermitis sind juckende, entzündliche Hautveränderungen, die je nach Alter bevorzugt an bestimmten Stellen auftreten. Beispielsweise sind bei Säuglingen vor allem das Gesicht und die Streckseiten der Arme und Beine betroffen, bei älteren Kindern oft die Kniekehlen, Ellenbeugen und Handgelenke.

    Wenn diese Hautentzündungen chronisch sind oder immer wiederkehren, spricht das ebenfalls stark für eine Neurodermitis. Das gilt umso mehr, wenn in der Familie des Patienten (bzw. bei ihm selbst) zusätzlich Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien, allergisches Asthma oder andere Allergien bekannt sind.

    Daneben gibt es noch weitere Kriterien, die auf eine Neurodermitis hinweisen können. Wird zum Beispiel die Haut mechanisch gereizt (etwa durch Kratzen mit Fingernagel oder Spatel), hinterlässt das bei Neurodermitis oft weißliche Spuren auf der Haut (weißer Dermografismus).

    Weitere Untersuchungen

    Vermutet der Arzt, dass die Neurodermitis mit einer Allergie verbunden ist, kann er entsprechende Allergietests veranlassen:

    Geeignet ist zum Beispiel der Prick-Test (Epikutantest). Dabei ritzt der Arzt jeweils kleine Mengen von häufigen Allergieauslösern (Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Nahrungsmittel etc.) in die Haut ein, meist am Unterarm. Wenn sich nach 15 bis 20 Minuten Rötungen und/oder Quaddeln an einer oder mehreren Stellen gebildet haben, besteht eine Allergie gegen das betreffende Allergen bzw. gegen die betreffenden Allergene.

    Außerdem kann der Arzt das Blut des Patienten im Labor auf spezifische Antikörper gegen bestimmte Allergieauslöser untersuchen lassen.

    In unklaren Fällen von Neurodermitis kann es vereinzelt nötig sein, eine kleine Hautprobe zu entnehmen, die dann im Labor genauer untersucht wird (Hautbiopsie).

    Ausschluss anderer Krankheiten

    Bei seinen Untersuchungen muss der Arzt andere Erkrankungen ausschließen, die ähnliche Symptome wie Neurodermitis auslösen können. Zu diesen sogenannten Differenzialdiagnosen zählen zum Beispiel:

    • andere Ekzeme, zum Beispiel allergisches Kontaktekzem, irritativ-toxisches Kontaktekzem, mikrobielles Ekzem, seborrhoisches Ekzem (besonders bei Säuglingen) und - bei Erwachsenen - das Ekzemstadium des kutanen T-Zell-Lymphoms (Form von Non-Hodgkin-Lymphom)
    • Schuppenflechte (Psoriasis), auch die Form Psoriasis palmoplantaris (Schuppenflechte der Handflächen und Fußsohlen)
    • Pilzinfektion der Hände und Füße (Tinea manuum et pedum)
    • Krätze (Skabies)

    Häufig treten Mischbilder der verschiedenen Ekzemarten auf. Daher ist es wichtig, einen erfahrenen Arzt zu haben und ihm das Krankheitsbild genau zu schildern. Manchmal ist es sinnvoll, neben dem Kinderarzt auch noch einen Hautarzt (Dermatologe) und gegebenenfalls einen Spezialisten für Allergien (Allergologe) aufzusuchen.

    Neurodermitis: Verlauf und Prognose

    Neurodermitis bricht fast immer schon in der frühen Kindheit aus: in etwa der Hälfte aller Fälle bereits in den ersten sechs Lebensmonaten, in 60 Prozent der Fälle im ersten Lebensjahr und in mehr als 70 bis 85 Prozent der Fälle vor dem fünften Lebensjahr.

    Mit dem Heranwachsen verschwinden die Ekzeme und der Juckreiz meist wieder: Etwa 60 Prozent aller Kinder mit Neurodermitis zeigen spätestens im frühen Erwachsenenalter keinerlei Symptome mehr.

    Mindestens drei von zehn Kindern mit Neurodermitis leiden auch als Erwachsene zumindest zeitweise unter Ekzemen.

    Das Risiko, dass sich eine Neurodermitis ins Erwachsenenalter fortsetzt, besteht vor allem dann, wenn das atopische Ekzem schon in sehr früher Kindheit aufgetreten ist und einen schweren Verlauf genommen hat. Auch wenn ein Kind zusätzlich an weiteren allergischen (atopischen) Erkrankungen wie Heuschnupfen oder allergisches Asthma leidet, ist das Risiko erhöht, dass es noch als Erwachsenen unter der Hauterkrankung leidet. Das Gleiche gilt, wenn enge Familienmitglieder eine atopische Erkrankung haben.

    In jedem Fall ist eine frühzeitige, konsequente Behandlung sehr wichtig bei Neurodermitis. Heilen lässt sich die Erkrankung mit regelmäßiger Hautpflege, Medikamenten & Co. zwar nicht. Allerdings kann eine Therapie, die optimal an den einzelnen Patienten angepasst ist, die Neurodermitis-Beschwerden im akuten Schub lindern. Zudem lässt sich viel tun, um neuen Schüben vorzubeugen (siehe unten).

    Zu jedem Zeitpunkt kann eine Neurodermitis auch spontan ausheilen.

    Neurodermitis-Komplikationen

    Im Verlauf der Neurodermitis kann es zu Komplikationen kommen. Am häufigsten entwickeln sich Hautinfektionen, etwa weil das Aufkratzen der juckenden Haut Krankheitserregern eine leichte Eintrittspforte verschafft:

    • bakterielle Infekte: Zusätzliche bakterielle Hautinfektionen gehen bei Neurodermitis meist auf das Konto von sogenannten Staphylokokken. Allerdings ist bei den meisten Neurodermitikern die Haut mit dem Vertreter Staphylococcus aureus besiedelt, ohne dass sich die typischen Symptome einer bakteriellen Hautinfektion zeigen. Dabei sind bei Kindern solche Symptome viel häufiger sichtbar als bei Erwachsenen.
    • Virus-Infekte: Als Folge können sich zum Beispiel Dellwarzen oder ausgeprägte "normale" Warzen entwickeln. Manche Patienten entwickeln ein sogenanntes Ekzema herpeticatum: Ausgelöst durch Herpes-Viren bilden sich zahlreiche kleine Hautbläschen, begleitet meist von hohem Fieber und geschwollenen Lymphknoten. In schweren Fällen besteht vor allem für Kinder und Menschen mit schwachem Immunsystem Lebensgefahr!
    • Pilzinfektionen: Solche Infektionen werden bei Neurodermitis hauptsächlich durch Fadenpilze (Dermatophyten) und Malassezia-Pilze verursacht.

    Zu den seltenen Komplikationen bei Neurodermitis zählen Augenerkrankungen (wie Glaukom, Netzhautablösung, Erblindung), kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) und Wachstumsverzögerungen / Kleinwuchs.

    Manche Neurodermitis-Patienten erkranken zusätzlich an Ichthyosis vulgaris. Dies ist eine genetisch bedingte Verhornungsstörung der Haut.

    Neurodermitis: Vorbeugung

    Beim Thema Vorbeugung (Prävention) unterscheidet man bei Neurodermitis zwei Varianten:

    • Bei bereits bestehender Neurodermitis können geeignete Maßnahmen akuten Krankheitsschüben vorbeugen. Das nennt man Sekundärprävention.
    • Bei der Primärprävention geht es darum, von vornherein einer Neurodermitis-Erkrankung vorzubeugen.

    Neurodermitis-Schüben vorbeugen

    Bei den meisten Neurodermitis-Patienten treten die Schübe vor allem im Herbst und Winter auf. Im Frühling und Sommer bessert sich das Hautbild dagegen oft. Wie stark die einzelnen Schübe sind, wie lange sie dauern und in welchem zeitlichen Abstand sie auftreten, lässt sich nicht vorhersagen.

    Man kann aber viel tun, um einem Neurodermitis-Schub vorzubeugen. Dazu gehört vor allem, die individuellen Auslöser (Trigger) zu meiden oder zumindest zu reduzieren. Hier einige Tipps dazu:

    • Neurodermitis-Patienten mit einer Nahrungsmittelallergie sollten auf das betreffende Lebensmittel verzichten.
    • Auch bei anderen Allergien (etwa gegen Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaaren etc.) sollten Neurodermitis-Patienten dem Allergieauslöser möglichst aus dem Weg gehen.
    • Menschen mit Neurodermitis sollten Kleidung tragen, die weich und hautfreundlich ist (zum Beispiel aus Baumwolle, Leinen oder Seide). Wollkleidung vertragen sie dagegen oft schlecht auf der Haut. Neue Kleidung sollte man vor dem ersten Tragen immer waschen und gründlich ausspülen.
    • Zigarettenrauch verstärkt die Neurodermitis-Symptome. Ein Haushalt, in dem eine Person mit Neurodermitis lebt, sollte unbedingt rauchfrei sein.
    • Viele Reinigungs-, Pflege- und Kosmetikprodukte enthalten Stoffe, welche die empfindliche Neurodermitis-Haut zusätzlich reizen. Der Arzt oder Apotheker kann Produkte empfehlen, die auch bei atopischer Dermatitis geeignet sind.
    • Ungünstige klimatische Bedingungen (Reisen in heiße Länder, trockene Luft durch Klimaanlagen etc.) sollten Neurodermitis-Patienten ebenfalls meiden.
    • Sehr ratsam sind bei Neurodermitis Kuren von mehreren Wochen in einem sogenannten Reizklima (Nordsee, Hochgebirge etc.). Es fördert das Abheilen von Ekzemen und kann neuen Schüben vorbeugen.
    • Gegen die Triggerfaktoren Stress und Anspannung helfen Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation.
    • Der regelmäßige Austausch mit anderen Neurodermitis-Patienten in einer Selbsthilfegruppe kann Betroffenen helfen, ihre Erkrankung besser zu bewältigen. Das steigert das seelische Wohlbefinden und kann so neuen Schüben vorbeugen. Besonders sinnvoll sind Selbsthilfegruppen für Kinder und Jugendliche: Viele schämen sich für ihr schlechtes Hautbild oder werden deswegen gehänselt.

    Bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Neurodermitis ist auch die richtige Berufswahl entscheidend: Berufe, bei denen die Haut mit Wasser, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln oder chemischen Produkten in Kontakt kommt, sind für Neurodermitis-Patienten ungeeignet. Das Gleiche gilt für stark schmutzende Tätigkeiten wie Abbrucharbeiten. Auch der häufige Kontakt mit Tieren oder Mehl kann die empfindliche Haut reizen. Ungeeignete Berufe für Neurodermitis sind deshalb zum Beispiel Friseur, Bäcker, Konditor, Koch, Gärtner, Florist, Bauarbeiter, Metallarbeiter, Elektroingenieur, Krankenpfleger und andere medizinische Berufe sowie Raumpfleger.

    Neurodermitis-Risiko senken

    Einige Maßnahmen können das Risiko von Neurodermitis und anderen atopischen Erkrankungen (Heuschnupfen, allergisches Asthma etc.) senken. Besonders wichtig ist das bei Risikokindern. Das sind Kinder, in deren Familie (Eltern, Geschwister etc.) atopische Erkrankungen vorkommen.

    Wichtige Tipps zur Neurodermitis-Vorbeugung lauten:

    • Frauen sollten in der Schwangerschaft nicht rauchen. Auch nach der Geburt sollten Kinder in einem rauchfreien Haushalt aufwachsen. Das senkt ihr Risiko für Neurodermitis und andere atopische Erkrankungen.
    • Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit sollten auf eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung achten, die den Nährstoffbedarf ihres Körpers (und in der Schwangerschaft den des Kindes) deckt. Dazu gehören Gemüse, Milch und Milchprodukte, Obst, Nüsse, Eier und Fisch.
    • Babys sollten möglichst in den ersten vier bis sechs Monaten voll gestillt werden. Das beugt der Entstehung von Neurodermitis, Heuschnupfen & Co. vor.
    • Für Babys, die nicht (voll) gestillt werden, soll eine hypoallergene (HA-)Säuglingsnahrung sinnvoll zur Allergie-Prävention sein, wenn in ihrer Familie atopische Erkrankungen (wie Neurodermitis) vorkommen (Risikokinder). Allerdings sind sich national und international Experten uneinig, wie wirksam solche Säuglingsnahrung tatsächlich allergischen Erkrankungen vorbeugen kann.
    • Frühestens ab Beginn des 5. Lebensmonats und spätestens ab Beginn des 7. Monats soll Beikost zugefüttert werden.
    • Im ersten Lebensjahr auf gängige Nahrungsmittelallergene (wie Kuhmilch, Erdbeeren) zu verzichten, um das Allergierisiko des Kindes zu senken, funktioniert übrigens nicht! Im Gegenteil: Schutz vor Heuschnupfen & Co. bietet vielmehr eine vielfältige Ernährung bei Säuglingen (auch mit Fisch, Hühnerei und einer begrenzten Menge an Milch / Naturjoghurt).
    • In Haushalten mit Risikokindern sollten man keine Katze neu anschaffen. Eine bereits vorhandene Katze muss dagegen nicht abgeschafft werden - es gibt keine Belege, dass die das Allergierisiko des Kindes beeinflussen würde.

    Es gibt Hinweise, dass eine sogenannte mediterrane Kost (viele pflanzliche Lebensmittel, viel Fisch, wenig Fleisch, Olivenöl etc.) ebenfalls vor atopischen Erkrankungen schützen kann. Das Gleiche gilt für den Konsum von Gemüse, Obst, Omega-3-Fettsäuren und Milchfett. Das muss aber noch weiter erforscht werden, bevor man genaue Ernährungsempfehlungen zur Vorbeugung von Neurodermitis und anderen atopischen Erkrankungen geben kann.


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    Moll, I. (Hrsg.): Duale Reihe Dermatologie, Georg Thieme Verlag, 9. Auflage, 2024

     

    16. Dezember 2022 ― Lesezeit: 10 Minuten
    Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS)

    Mit der Kurzbezeichnung "BandscheibenvorfallHWS" meinen Mediziner einen Vorfall an der Halswirbelsäule, kurz HWS. Ein anderer Fachbegriff dafür ist zervikaler Bandscheibenvorfall. Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule sind viel seltener von einem Bandscheibenvorfall betroffen als der stärker beanspruchte Lendenwirbelbereich. Lesen Sie mehr über den Bandscheibenvorfall HWS!

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