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  • 14. Juni 2023 ― Lesezeit: 8 Minuten
    Dr. med.R. Schwarz, Ärztin
    Carola Felchner, Wissenschaftsjournalistin

    Lungenembolie

    Bei einer Lungenembolie (Lungenarterienembolie) ist ein Blutgefäß der Lunge verstopft, meist durch ein Blutgerinnsel. Die Lunge wird dann weniger durchblutet. So gelangt nur nicht genug Sauerstoff ins Blut. Wichtige Anzeichen für eine Lungenembolie sind plötzliche Atemnot und Brustschmerzen. Mitunter kommt es zum Kreislauf-Kollaps. Eine Lungenembolie ist lebensbedrohlich. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Symptome, Ursachen und die Behandlung einer Lungenembolie.

    Lungenembolie: Kurzübersicht
    • Symptome: Atemnot, Brustschmerzen, Angst und Unruhe, (Blut-)Husten, Schwindel oder Ohnmacht
    • Behandlung: Atmung und Kreislauf stabilisieren, Sauerstoff und Schmerz-/blutverdünnende Mittel verabreichen (Thrombusauflösung), ggf. Kathetertherapie, selten Operation
    • Vorbeugen: Bewegung, Rauchstopp, Kompressionsstrümpfe, etc.
    • Risikofaktoren: u. a. Rauchen, Anti-Baby-Pille, Herz- und Lungenerkrankungen, höheres Alter, längeres beengtes Sitzen, Übergewicht, Operationen, Bettlägerigkeit
    • Untersuchung: Blutuntersuchung, EKG, Ultraschall, Computertomografie (CT), Szintigrafie
    • Prognose: hohes Sterberisiko in den ersten beiden Stunden nach Symptombeginn; verbesserte Prognose bei rascher Behandlung

    Lungenembolie: Symptome

    Art und Schwere der Lungenembolie-Symptome hängen von der Größe des erkrankten Lungenbereichs ab. Sehr kleine Lungenembolien verursachen manchmal keine Beschwerden. Meistens kommt es aber zu einer recht plötzlich einsetzenden Atemnot, die von Brustschmerzen begleitet wird. Eine ausgeprägte Lungenembolie kann sogar zu einem Kreislaufzusammenbruch und im schlimmsten Fall zum Tode führen.

    Klassische Symptome der Lungenembolie

    Je nachdem, wie groß das verstopfte Blutgefäß der Lunge ist, treten folgende Lungenembolie-Anzeichen auf:

    • Atemnot und/oder beschleunigte Atmung
    • Herzrhythmusstörungen (Herzrasen, Herzstolpern)
    • Brustschmerzen (können zum Bauch oder zur Schulter hin ausstrahlen)
    • Angst und Unruhegefühl
    • Husten und/oder Bluthusten
    • Rasselgeräusche beim Atmen
    • Schweißausbrüche
    • Schwindel oder Ohnmachtsanfall

    Wenn sehr große Gefäße von der Embolie betroffen sind oder ein großes Areal der Lunge nicht mehr durchblutet wird, kommt es sehr rasch zum Kreislaufzusammenbruch in Form eines Schocks. Dabei ist der Blutdruck sehr niedrig. Das Herz versucht, trotzdem genügend Blut in alle Organe des Körpers zu pumpen und schlägt daher schneller. Hände, Arme, Füße und Beine wirken kühl, da sie am wenigsten durchblutet werden. Manchmal verfärben sich die Lippen bläulich, weil sie zu wenig Sauerstoff erhalten. Oft sind die Betroffenen, sofern sie noch bei Bewusstsein sind, sehr unruhig und/oder haben große Angst.

    Ist ein großes Lungenareal betroffen, spricht man auch von einer fulminanten Lungenembolie.

    Vorboten einer Lungenembolie

    Bevor ein Blutgerinnsel eine Lungenarterie verstopft, können sich kleine Teile aus ihm lösen und in kleinere Lungengefäße wandern. Diese kleinen Embolien können bereits Symptome wie Brustschmerzen, eine pfeifende Atmung, Husten oder Ohnmacht hervorrufen. Erfolgt rasch eine Behandlung, lässt sich oftmals eine größere und gefährlichere Lungenembolie noch verhindern.

    Die genannten Beschwerden sollte deshalb unbedingt ernst genommen werden. Das gilt besonders bei Atemnot und Brustschmerzen, wenn gleichzeitig eine Beinvenenthrombose vorliegt. Teile des Blutgerinnsels in tiefen Beinvenen können vom Blut mitgerissen und in die Lunge geschwemmt werden. Dann droht eine Lungenembolie. Bei einer Beinvenenthrombose ist das betroffene Bein oft schmerzhaft geschwollen, rötlich verfärbt und wärmer als das andere Bein. War der Patient zuvor nicht wie gewohnt mobil und vielleicht sogar bettlägerig, ist bereits ein gerötetes Bein ein Thrombose-Alarmzeichen. Da Patienten typischerweise nach einer Operation inaktiv(er) sind, ist hier die Gefahr einer Lungenembolie besonders groß. Denn ohne Bewegung haben es die Venen schwerer, den Blutfluss in Gang zu halten. Dann bilden sich leicht Blutgerinnsel.

    Durch Inaktivität und/oder Ruhigstellung einer Gliedmaße verlangsamt sich der Blutfluss. In der Folge steigt das Risiko, dass ein Blutgerinnsel entsteht und eine Lungenembolie auslöst!

    Komplikationen einer Lungenembolie

    Je größer das Blutgefäß ist, das verstopft, desto schwerer sind die Folgen. Sie können für den Patienten sogar lebensbedrohlich werden. In der folgenden Tabelle sind mögliche Lungenembolie-Folgen und ihre wichtigsten Symptome aufgeführt.

    Komplikation einer Lungenembolie

    Symptome

    Lungenfellentzündung

    atemabhängige Brustschmerzen

    Eintritt von Gewebewasser zwischen die beiden Lungenblätter (Pleuraerguss)

    Atemnot, Geräusche bei der Atmung

    Lungeninfarkt

    Bluthusten

    Lungenentzündung durch einen Lungeninfarkt (Infarktpneumonie)

    Husten, Atemnot, Fieber, Schüttelfrost

    Rechtsherzschwäche und Rechtsherzversagen

    gestaute (verdickte) Halsvenen, Wassereinlagerungen in den Beinen

    Bluthochdruck im Lungenkreislauf (Pulmonale Hypertonie)

    abnehmende Leistungsfähigkeit, Atemnot bei leichten Belastungen, Schwindel

    Manche der Probleme können recht schnell nach einer Embolie auftreten. Andere entwickeln sich erst nach Tagen oder Wochen.

    Lungenembolie: Behandlung

    Bei Verdacht auf eine Lungenembolie sollten Sie sofort den Notarzt rufen! Der Patient sollte sich möglichst wenig bewegen. Sonst können sich weitere Gerinnsel ablösen und ein Gefäß blockieren. Bei Herz-Kreislaufstillstand muss man sofort mit der Wiederbelebung beginnen!

    Der Notarzt wird gegebenenfalls die Wiederbelebung fortsetzen und bei Bedarf den Patienten künstlich beatmen. Atmung und Kreislauf des Patienten müssen nämlich schnellstens stabilisiert werden, um Organschäden (etwa am Gehirn) zu verhindern. Dazu kann der Arzt dem Patienten Sauerstoff sowie Medikamente verabreichen, darunter Blutverdünner und Schmerzmittel. Im Krankenhaus werden dann notwendige Untersuchungen durchgeführt und weitere Maßnahmen der Lungenembolie-Therapie eingeleitet. Sie richten sich nach der Schwere der Erkrankung. Patienten mit einer schweren Lungenembolie müssen dabei auf der Intensivstation überwacht und behandelt werden.

    Gerinnungshemmer

    Bei einer Lungenembolie werden im Allgemeinen gerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulanzien genannt) gegeben. Diese sorgen dafür, dass sich keine neuen Blutgerinnsel bilden und bestehende Gerinnsel nicht vergrößern. Kleine Blutpfropfe werden vom Körper abgebaut.

    Oft wird den Patienten zuerst einige Tage lang ein Gerinnungshemmer als Spritze oder Infusion gegeben, zum Beispiel Heparin. Danach beginnen die Patienten mit der Einnahme eines Gerinnungshemmers in Tablettenform.

    Mittlerweile gibt es auch zwei gerinnungshemmende Wirkstoffe, die schon direkt nach der Diagnose als Tablette gegeben werden können - also ohne dass vorher gerinnungshemmende Spritzen oder Infusionen verabreicht werden müssen.

    Die Einnahme eines Gerinnungshemmers in Tablettenform ("orale Antikoagulation") muss mehrere Monate fortgesetzt werden.

    Bei einer leichten Lungenembolie genügen oft Gerinnungshemmer als alleinige Therapie. Wenn zudem das Risiko für Komplikationen gering ist, können die Patienten manchmal sogar ambulant (zuhause) behandelt werden.

    Medikamente, die das Blutgerinnsel auflösen

    Bei einer schwereren Lungenembolie reicht die gerinnungshemmende Therapie nicht aus. Das Blutgerinnsel in der Lunge muss gezielt beseitigt werden, um die Durchblutung des Lungengewebes wieder herzustellen. Das kann man mit bestimmten Medikamenten erreichen, den sogenannten Thrombolytika (auch Fibrinolytika genannt) wie beispielsweise Streptokinase und Urokinase. Sie werden dem Patienten direkt ins Blut verabreicht und können das Blutgerinnsel in der Lunge rasch ausflösen. Diese Form der Lungenembolie-Therapie wird medikamentöse Thrombolyse oder Lyse-Therapie genannt.

    Die Lyse-Therapie ist bei einer Lungenembolie sehr wirksam, kann aber ernste Nebenwirkungen haben: Bei manchen Patienten löst sie gefährliche Blutungen im Körper aus, etwa im Gehirn. Bevor diese Form der Lungenembolie-Behandlung zum Einsatz kommt, wird der Arzt deshalb Nutzen und Risiken für den jeweiligen Patienten abwägen. Am häufigsten wird die Methode bei Menschen mit schwerer Lungenembolie und instabilem Blutfluss angewendet. Diese "hämodynamisch instabilen" Patienten haben nämlich ein hohes Risiko für (tödliche) Komplikationen. Deshalb ist es hier besonders wichtig, das Gerinnsel in der Lunge schnell zu beseitigen.

    Blutgerinnsel mittels Katheter entfernen

    Bei manchen Patienten wäre eine medikamentöse Thrombolyse zu riskant, etwa weil das Blutungsrisiko zu hoch ist. Dann kann das Blutgerinnsel im Lungengefäß stattdessen mit Hilfe eines Katheters entfernt werden. Der Katheter wird vorsichtig über eine Vene in das betroffene Gefäß eingeführt und bis zum Blutgerinnsel vorgeschoben. Über winzige Instrumente kann der Blutpfropf dann in ganz kleine Teile zerkleinert werden. Manche Katheter erzeugen auch Ultraschallwellen, um das Gerinnsel zu beseitigen. Zugleich kann über den Katheter auch ein Thrombolytikum verabreicht werden, welches das Gerinnsel auflöst.

    Blutgerinnsel in einer offenen Operation entfernen

    Wenn die Lungenembolie-Behandlung mittels Katheter erfolglos bleibt, kann es nötig sein, das Blutgerinnsel in einer offenen Operation zu entfernen. Der Eingriff wird pulmonaleEmbolektomie genannt. Der Patient erhalt dabei eine Vollnarkose und wird an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Diese übernimmt die Aufgaben der beiden Organe für die Dauer der Operation.

    Da die gesamte Operation sehr riskant ist, wird sie nur im äußersten Notfall durchgeführt.

    Lungenembolie: Ursachen und Risikofaktoren

    Eine Lungenembolie entsteht dadurch, dass ein blutzuführendes Gefäß der Lunge verstopft. Diese Verstopfung kann verschiedene Gründe haben.

    Lungenembolien durch Blutgerinnsel

    In den meisten Fällen ist die Lungenembolie die Folge eines Blutgerinnsels, das in einer Beinvene entstanden ist (Beinvenenthrombose) und mit dem Blutstrom in die Lunge geschwemmt wurde. Warum das Gerinnsel im Bein sich ablöst, kann ganz banale Gründe haben, zum Beispiel schlicht das morgendliche Aufstehen, aber auch Pressen beim Stuhlgang und plötzliche körperliche Anstrengung.

    Das losgelöste Gerinnsel gelangt mit dem Venenblut zum rechten Herzen und wird von dort aus in die Lunge gepumpt. Da sich die Lungenarterien immer weiter verästeln und entsprechend schmaler werden, bleibt das Gerinnsel irgendwann stecken und blockiert das Gefäß.

    Bestimmte Risikofaktoren fördern die Entstehung einer Beinvenenthrombose. Hierzu gehören:

    • Rauchen
    • Einnahme der Anti-Baby-Pille oder Hormonersatztherapien
    • Schwangerschaft und Wochenbett
    • Bewegungseinschränkung (Bettlägerigkeit, Gipsverbände)
    • Krebserkrankungen oder -behandlungen
    • Operationen (vor allem am Unterleib, Hüft- oder Kniegelenk)
    • Übergewicht
    • längere Flugreisen
    • Herz- und Lungenerkrankungen
    • Gerinnungsstörungen des Blutes
    • höheres Lebensalter (ab 50 bis 60 Jahre)
    • Thrombosen bei Familienangehörigen
    • Chronisch-venöse Insuffizienz, Krampfadern

    Andere Ursachen einer Lungenembolie

    Seltener hat die Verstopfung einer Lungenarterie bei Lungenembolie andere Gründe als ein Blutgerinnsel:

    Manchmal steckt ein Fettembolie dahinter. Hierbei löst sich aus dem Knochenmark Fett, das über die venösen Gefäße in die Lunge wandert und hier ein Gefäß verstopft. Das kann beispielsweise nach orthopädischen Operationen wie der Implantation einer Hüftprothese oder nach einem Bruch des Oberschenkelknochens passieren.

    Die Fruchtwasserembolie ist eine für Mutter und Kind sehr gefährliche Komplikation bei der Geburt. Über die Wunde, die durch die teilweise gelöste Plazenta in der Gebärmutter entstanden ist, kann Fruchtwasser in den mütterlichen Blutkreislauf eindringen und in die Lunge gelangen. Durch verschiedene chemische Prozesse und eine Form des allergischen Schocks bilden sich in den Blutgefäßen Thrombosen. Die Arterien der Lunge verengen sich. Die zahlreichen Blutgerinnsel lösen weitere Embolien aus. Letztlich kann das Herz- und Kreislaufsystem zusammenbrechen.

    Die Lungenembolie durch Gas (Luftembolie) entsteht, wenn Luft in die Körpervenen übertritt und mit dem Blut in die Lungenarterien transportiert wird. Sehr selten kann dies über Venenzugänge oder durch medizinische Eingriffe geschehen.

    Lungenembolie: Untersuchungen und Diagnose

    Symptome wie plötzliche Brustschmerzen und Atemnot können auf eine Lungenembolie hinweisen, aber auch andere Ursachen haben. Zur Abklärung wird der Arzt dem Patienten zuerst einige Fragen stellen, um die Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Das hilft, die Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie abzuschätzen. Mögliche Fragen des Arztes sind:

    • Sind die Unterschenkel geschwollen oder gerötet?
    • Wurden Sie in den letzten vier Wochen operiert?
    • Waren Sie für längere Zeit bettlägerig oder eingeschränkt mobil?
    • Leiden Sie an einer Tumorerkrankung?
    • Haben Sie in den letzten sechs Wochen eine Tumortherapie bekommen (Bestrahlung, Chemotherapie etc.)?
    • Litten Sie schon einmal an einer tiefen Beinvenenthrombose oder einer Lungenembolie?
    • Husten Sie Blut ab?
    • Liegt eine Schwangerschaft vor?
    • Nehmen Sie die Anti-Baby-Pille oder ein anderes Präparat mit weiblichen Geschlechtshormonen?

    Im Anschluss an das Anamnesegespräch folgt eine genaue körperliche Untersuchung, um weitere Hinweise auf eine Lungenembolie zu finden. Der Arzt hört zum Beispiel Herz und Lunge ab und misst den Blutdruck des Patienten.

    Lungenembolie: Blutuntersuchungen

    Bestimmte Blutwerte können wegweisend für eine Lungenembolie-Diagnose sein. Denn bei einer Beinvenenthrombose oder einer Lungenembolie versucht der Körper, die Blutgerinnsel wieder aufzulösen. Dabei entstehen sogenannte D-Dimere. Das sind Spaltprodukte des Fasereiweißes Fibrin, das am Aufbau eines Blutgerinnsels beteiligt ist. Sind keine D-Dimere im Blut des Patienten nachweisbar, ist eine Lungenembolie sehr unwahrscheinlich.

    Weitere wichtige Blutwerte sind Troponin und Brain Natriuretic Peptide (BNP). Bei einer Lungenembolie sind deren Blutspiegel erhöht.

    Auch Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im Blut sind wichtige Parameter bei Verdacht auf eine Lungenembolie. Da der Gasaustausch in der Lunge bei einer Lungenembolie beeinträchtigt ist, sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut ab. Die Atmung beschleunigt sich, um diesen Mangel auszugleichen. Dadurch wird vermehrt Kohlendioxid abgeatmet - sein Gehalt im Blut sinkt ebenfalls.

    Lungenembolie: EKG

    Eine elektrokardiografische Untersuchung kann ebenfalls eine Lungenembolie-Diagnose unterstützen. Dazu werden mehrere Elektroden an Brustkorb, Hand- und Fußgelenken des Patienten befestigt und mit Kabeln an ein Messgerät angeschlossen. Durch einen Schreiber wird der Herzschlag aufgezeichnet. Da bei einer Lungenarterienembolie das Herz gegen einen stärkeren Druck pumpen muss und dabei mit weniger Sauerstoff versorgt wird, finden sich im EKG Zeichen einer Überlastung des Herzmuskels.

    Lungenembolie: Ultraschalluntersuchung

    Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) kann zeigen, ob die Herzfunktion infolge einer Lungenembolie eingeschränkt ist. Dazu wird ein Gel auf den Brustkorb im Bereich des Herzens aufgetragen. Der Untersucher kann mit dem Ultraschallkopf die Herzhöhlen, -klappen und den Blutfluss betrachten. Zudem werden oft die Beinvenen mit dem Ultraschallgerät untersucht: Sehr oft entwickelt sich eine Lungenembolie als Folge einer Beinvenenthrombose. Im Ultraschall lassen sich mögliche Restgerinnsel in den Venen entlarven.

    Lungenembolie: CT und Szintigrafie

    Mittels Computertomografie (CT) lässt sich eine Lungenembolie meistens sehr gut sichtbar machen. Vor der Untersuchung spritzt der Arzt dem Patienten ein Kontrastmittel in eine Armvene. Im Anschluss wird ein CT-Bild vom Brustkorb des Patienten angefertigt. Der Radiologe kann darauf den Verlauf der Lungengefäße verfolgen und Thromben ausfindig machen.

    In einigen Fällen wird auch eine Szintigrafie der Lunge durchgeführt. Das ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, bei der der Patient eine radioaktiv markierte Substanz einatmen muss. Auf den Bildern der Untersuchung kann man erkennen, wie gut die einzelnen Lungenareale durchblutet und belüftet sind.

    Lungenembolie: Krankheitsverlauf und Prognose

    Wie gefährlich eine Lungenembolie ist, hängt von ihrem Ausmaß und dem Gesundheitszustand des Patienten ab. Eine ausgeprägte Lungenembolie ist lebensbedrohlich. Zu akuten Todesfälle kommt es oft innerhalb von zwei Stunden nach Auftreten der Symptome einer Lungenembolie. Die Überlebenschance eines Patienten lässt sich steigern, wenn umgehend ein Arzt verständigt und die richtige Behandlung eingeleitet wird.

    Nach überstandener Erkrankung ist die Wahrscheinlichkeit, erneut eine Lungenembolie zu erleiden, oftmals erhöht. Wichtig ist daher, das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln zu senken. Dazu gehört zum Beispiel, dass Patienten die gerinnungshemmenden Medikamente wie vom Arzt verordnet gewissenhaft einnehmen. Diese medikamentöse Vorbeugung kann sich über Monate oder Jahre erstrecken. Manche Patienten müssen die Gerinnungshemmer auch lebenslang anwenden.

    Weitere vorbeugende Maßnahmen finden Sie unten.

    Lungenembolie: Vorbeugung

    Sorgen Sie generell im Alltag für regelmäßige Bewegung. Das beugt der Bildung von Blutgerinnseln und damit auch einer möglichen Lungenembolie vor.

    Bei längerer Bettlägerigkeit und Erkrankungen, die eine Thrombosebildung fördern, verordnet der Arzt oft gerinnungshemmende Medikamente (etwa als Heparin-Spritze). Sie sollen das Risiko für Thrombose und Lungenembolie senken.

    Rauchen Sie nicht! Dies gilt besonders, wenn bei Ihnen bereits Thrombosen aufgetreten sind.

    Nach einer Operation sollten Sie sich ? wenn möglich ? schnell wieder bewegen. Wenn Sie im Bett liegen müssen, können Sie durch wechselnde Anspannung der Muskulatur den Blutfluss in den Venen beschleunigen. Das senkt das Risiko, dass sich Blutgerinnsel bilden.

    Auch auf längeren Flugreisen sollten Sie den Blutfluss in den Beinen anregen. Stehen Sie nach Möglichkeit hin und wieder auf und gehen Sie ein paar Schritte. Zudem können Sie im Sitzen Fußgymnastik betreiben (zum Beispiel die Füße kreisen). Trinken Sie ausreichend, aber nicht Kaffee oder Alkohol. Tragen Sie keine einengende Kleidung. Besonders bei bekannter Venenschwäche sollten Sie Kompressionsstrümpfe während des Fluges tragen. Auch bei längerer Bettlägerigkeit und in der Schwangerschaft können solche Strümpfe sinnvoll sein.

    Bei großem Thrombose- und Lungenembolie-Risiko kann eine Art Sieb (Cava-Schirm) in die untere Hohlvene eingesetzt werden. Es fängt Gerinnsel aus den Beinvenen ab, sodass sie nicht in die Lunge gelangen und eine Lungenembolie auslösen.


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    Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2022
    S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Angiologie - Gesellschaft für Gefäßmedizin et al.: Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie (Stand: Februar 2023), unter: register.awmf.org (Abrufdatum: 14.06.2023)
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    Endres, S.: Facharztprüfung Innere Medizin in Fällen, Fragen und Antworten, Urban & Fischer Verlag / Elsevier, 2. Auflage, 2008

     

    05. April 2023 ― Lesezeit: 6 Minuten
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