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  • 01. März 2022 ― Lesezeit: 10 Minuten
    Mareike Müller, Ärztin
    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    Leberzirrhose

    Bei der Leberzirrhose (Schrumpfleber) geht das Lebergewebe zugrunde und wandelt sich allmählich in Bindegewebe um – es vernarbt. Je mehr intaktes Lebergewebe verloren geht, desto weniger ist das Organ in der Lage, seine Aufgaben zu erfüllen. Die häufigsten Ursachen einer Leberzirrhose sind chronischer Alkoholkonsum und Leberentzündung (Hepatitis). Lesen Sie hier alles Wichtige über Symptome, Ursachen, Therapie und Lebenserwartung bei Leberzirrhose.

    Kurzübersicht
    • Symptome: Allgemeine Beschwerden (z. B. Müdigkeit, Appetitmangel, Gewichtsabnahme), Leberhautzeichen (gerötete Handinnenflächen und Fußsohlen, Juckreiz, Gelbsucht), Bauchwassersucht
    • Ursachen: Meist Alkoholmissbrauch oder durch Viren ausgelöste Leberentzündung (Hepatitis); manchmal andere Erkrankungen (z. B. der Gallenwege, des Herzens oder des Stoffwechsels), Medikamente und Giftstoffe
    • Diagnose: Körperliche Untersuchung, Bluttests, Ultraschall, eventuell Biopsie und Magenspiegelung
    • Behandlung: Das Fortschreiten der Erkrankung lässt sich durch die Beseitigung der Ursache aufhalten, bereits entstandene Schäden lassen sich nicht rückgängig machen.
    • Krankheitsverlauf: Unbehandelt schreitet die Erkrankung kontinuierlich fort. Durch eine geeignete Therapie lässt sich die Vernarbung des Lebergewebes aufhalten.
    • Prognose: Hängt davon ab, wie weit fortgeschritten die Leberzirrhose bereits ist und ob sich die Ursache beseitigen oder behandeln lässt
    • Vorbeugen: Meiden von Schadstoffen, die die Leber schädigen (insbesondere Alkohol), Hepatitis-Schutzimpfung

    Was ist eine Leberzirrhose?

    Bei einer Leberzirrhose (Schrumpfleber) geht Lebergewebe zugrunde und wandelt sich nach und nach in Bindegewebe um. Mediziner sprechen dabei auch von einer Vernarbung. Möglicher Auslöser ist eine Leberschädigung etwa durch Alkoholmissbrauch, Leberentzündung (Hepatitis) oder andere Erkrankungen.

    Durch den zunehmenden Umbau des Lebergewebes nimmt die Organfunktion immer weiter ab. Im Endstadium der Leberzirrhose ist die Leber schließlich nicht mehr in der Lage, ihre Aufgaben als zentrales Stoffwechselorgan ausreichend zu erfüllen. Brechen alle Leberfunktionen zusammen, sprechen Mediziner von akutem Leberversagen. Leberversagen zählt zu den häufigsten Todesursachen der Leberzirrhose.

    In Europa erkranken jährlich etwa 250 von 100.000 Menschen an einer Leberzirrhose, Männer sind dabei ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Frauen.

    Welche Symptome treten bei Leberzirrhose auf?

    Leberzirrhose verursacht verschiedene allgemeine Symptome wie Müdigkeit, Appetitmangel oder Übelkeit. Hinzu kommen Anzeichen der Grunderkrankung. Bei weiter fortgeschrittener Leberschädigung treten auch spezifische Leberzirrhose-Symptome auf.

    Allgemeine Leberzirrhose-Symptome

    Die Leberzirrhose zeigt anfangs gar keine Symptome oder äußert sich mit allgemeinen Krankheitsbeschwerden wie:

    • Müdigkeit und Leistungsschwäche
    • Druck und Völlegefühl im Oberbauch
    • Blähungen
    • Übelkeit
    • Gewichtsabnahme

    Spezifische Leberzirrhose-Symptome

    Leberzirrhose im späteren Stadium geht mit spezifischen Anzeichen der Leberschädigung einher. Dazu gehören zum Beispiel die sogenannten Leberhautzeichen:

    • "Gefäßspinnen" (Spider naevi): Kleine, sichtbare Gefäßverzweigungen, die sich stern- oder spinnenförmig ausbreiten (besonders im Gesicht und am Dekolleté)
    • Rötung der Handinnenflächen (Palmarerythem) sowie der Fußsohlen (Plantarerythem)
    • Mundwinkelrhagaden (schmerzhafte Risse in den Mundwinkeln) sowie auffallend rot-glänzende Lippen und Zunge (Lacklippen, Lackzunge)
    • Weiß gefärbte Nägel (Weißnägel), aufgetriebene Nägel (Uhrglasnägel)
    • Dünne, pergamentartige Haut mit durchschimmernden Gefäßen
    • Juckreiz

    Auch hormonelle Störungen treten auf, da die Leber bei einer Schädigung unter anderem die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene) nicht mehr richtig abbaut. Das ruft folgende Anzeichen einer Leberzirrhose hervor:

    • Männer: Brustentwicklung, Verlust der Bauchbehaarung (Bauchglatze), Schrumpfung der Hoden, Abnahme des sexuellen Verlangens oder der Potenz
    • Frauen: Ausbleiben oder Unregelmäßigkeiten der Regelblutung

    Leberzirrhose: Anzeichen von Komplikationen

    Bei weit fortgeschrittener Zirrhose ist die Leber nicht mehr in der Lage, den Verlust an funktionsfähigen Zellen auszugleichen (kompensieren). Mediziner sprechen in diesem Fall von einer dekompensierten Leberzirrhose. Sie verursacht verschiedene Komplikationen. Dazu zählen zum Beispiel Bauchwassersucht (Aszites), erhöhte Blutungsneigung, Wassereinlagerungen (Ödeme), Pfortaderhochdruck, Leberzellkrebs und eine leber-bedingte Gehirnerkrankung, die hepatische Enzephalopathie.

    Solche Komplikationen verursachen zusätzliche Symptome bei Leberzirrhose:

    Gelbsucht: Im fortgeschrittenen Stadium der Leberzirrhose ist die Leber nicht mehr in der Lage, den Gallenfarbstoff Bilirubin abzubauen. Er lagert sich in das Gewebe ein. In der Folge verfärben sich die Haut und die Lederhaut des Auges (Augenweiß) gelblich. Häufig ist auch der Urin dunkler, während der Stuhlgang sich entfärbt.

    Bauchwassersucht: Die Bauchwassersucht (Aszites) entsteht sehr oft bei Leberzirrhose im fortgeschrittenen Stadium. Durch die Ansammlung von Flüssigkeit vergrößert sich der Bauchumfang, und der Bauch wölbt sich vor. Im Liegen dehnt sich die Flüssigkeit im Bauch zu den Seiten hin aus. Wenn sie auf das Zwerchfell drückt, kommen unter Umständen Atemprobleme hinzu.

    Leberzellkrebs: Der Leberzellkrebs (hepatozelluläres Karzinom) macht sich durch Druckschmerz im rechten Oberbauch bemerkbar. In frühen Stadien treten aber nicht immer Beschwerden auf. Deshalb werden alle Menschen mit Leberzirrhose vorsorglich auf Leberzellkrebs hin untersucht.

    Hepatische Enzephalopathie: Die hepatische Enzephalopathie ist die wichtigste Komplikation der Leberzirrhose. Rund 70 Prozent der Betroffenen zeigen Anzeichen einer Störung des Gehirnstoffwechsels. Ursache ist vor allem ein Anstieg von Giftstoffen wie Ammoniak im Blut, da die Entgiftungsfunktion der Leber zu schwach ist. Je nach den auftretenden Symptomen unterteilen Ärzte die hepatische Enzephalopathie in vier Stadien mit unterschiedlichen Symptomen:

    • Stadium 1: Die Erkrankten sind etwas schläfrig, in ihren Reaktionen leicht verlangsamt und leicht verwirrt. Auch Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwäche und verwaschene Sprache treten auf.
    • Stadium 2: Die Schläfrigkeit verstärkt sich. Zusätzlich wirken die Betroffenen teilnahmslos (apathisch), haben zittrige Hände (Tremor), und ihre Schrift verändert sich.
    • Stadium 3: Die Patienten schlafen viel, lassen sich aber wecken. Aufgeregtheit (Agitation), Aggressivität und Veränderungen der elektrischen Gehirnaktivität (EEG-Veränderungen) sind weitere Anzeichen in diesem Stadium.
    • Stadium 4: Durch den Ausfall der Leber fallen die Betroffenen ins Koma (Coma hepaticum). Sie reagieren nicht mehr auf Schmerzreize, zeigen keine Reflexe mehr, und die Atemluft hat einen typisch-süßlichen Geruch (Foetor hepaticus).

    Pfortaderhochdruck: Die Pfortader sammelt das Blut verschiedener Bauchorgane und führt es zur Leber. Bei Betroffenen mit Leberzirrhose staut sich dieses Blut vor der vernarbten Leber auf. Dann entsteht ein Pfortaderhochdruck (portale Hypertension). Zu den möglichen Folgen zählen Krampfadern in der Speiseröhre oder im Magen, die unter Umständen gefährliche Blutungen hervorrufen. Diese äußern sich unter anderem in Bluthusten und einem durch das beigemengte Blut schwarz gefärbten Stuhl (Teerstuhl).

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    Eine Varizenblutung in der Speiseröhre ist lebensgefährlich und muss umgehend ärztlich behandelt werden!

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    Wie verläuft eine Leberzirrhose?

    Die Leber besitzt ein besonders hohes Regenerationspotenzial. Deshalb ist das Organ in der Lage, sich bis zu einem gewissen Maß immer wieder von schädigenden Einflüssen zu erholen. Je frühzeitiger eine Leberzirrhose erkannt und behandelt wird, desto besser ist daher die Prognose. Ohne Behandlung schreitet die Erkrankung hingegen immer weiter fort und wird schließlich lebensbedrohlich.

    Zu einer effektiven Therapie gehört es vor allem, die Ursache der Erkrankung zu beseitigen beziehungsweise ausreichend zu behandeln. So haben zum Beispiel Alkoholiker, die dauerhaft mit dem Trinken aufhören, eine vergleichsweise gute Prognose bei Leberzirrhose. Heilbar ist die Leberzirrhose allerdings nicht, da sich die bereits entstandenen Schäden nicht mehr rückgängig machen lassen. Nur das Fortschreiten der Zirrhose lässt sich aufhalten.

    Deutlich schlechter als bei gesunden Menschen ist die Prognose von Betroffenen mit einer fortgeschrittenen Leberzirrhose. Ihre Lebenserwartung ist gegenüber der gesunden Bevölkerung deutlich herabgesetzt. Wenn Menschen mit alkoholbedingter Leberzirrhose weiter Alkohol trinken, stirbt jeder zweite von ihnen innerhalb von fünf Jahren.

    Komplikationen der Leberzirrhose verschlechtern die Lebenserwartung der Betroffenen zusätzlich. Innerhalb von fünf Jahren sterben drei von vier Personen, bei denen Komplikationen aufgetreten sind. Eine Bauchwassersucht in Kombination mit einem Pfortaderhochdruck führt bei der Hälfte der Betroffenen innerhalb von zwei Jahren zum Tod. Entzündungen im Bauchraum verschlechtern die Prognose noch weiter.

    Die häufigsten Todesursachen bei Menschen mit Leberzirrhose sind Leberversagen, Blutungen aus Krampfadern der Speiseröhre oder des Magens sowie Leberkrebs (Leberzellkrebs).

    Ursachen und Risikofaktoren

    In den Industrieländern liegt in mehr als der Hälfte aller Fälle von Leberzirrhose Alkoholmissbrauch als Ursache vor. Bei den übrigen Betroffenen lässt sich die Leberzirrhose auf eine Leberentzündung (Hepatitis B oder Hepatitis C) oder (seltener) eine andere Erkrankung zurückführen. Manchmal verursachen auch Medikamente die Erkrankung.

    Leberzirrhose durch Alkohol

    Langjähriger Alkoholmissbrauch ist in den Industrieländern eine der Hautpursachen für die Leberzirrhose. Mediziner bezeichnen dies auch als äthyltoxische Leberzirrhose.

    Als zentrales Stoffwechselorgan ist die Leber für den Abbau des Alkohols zuständig. Es entstehen dabei vermehrt Giftstoffe. Sie bewirken zunächst, dass die Leber krankhaft viel Fett einlagert ? es entsteht eine sogenannte Fettleber. In diesem Stadium sind die Veränderungen im Lebergewebe noch teilweise umkehrbar.

    Hält der übermäßige Alkoholkonsum weiter an, gehen die mit Fett überladenen Zellen zugrunde. Sie werden durch Bindegewebe (Narbengewebe) ersetzt. Mediziner sprechen dann von einer Leberfibrose. Die Entwicklung des Narben- und Bindegewebes ist nicht mehr rückgängig zu machen. Schreitet die Fibrose weiter fort, kommt es letztendlich zur Leberzirrhose.

    Welche Alkoholmengen zu einer Leberzirrhose führen, ist individuell sehr unterschiedlich. Im Allgemeinen schädigt bei Männern mitunter schon der tägliche Konsum von etwa 40 Gramm Alkohol die Leber unwiederbringlich. Frauen reagieren empfindlicher auf das Genussgift. Bei ihnen reichen deshalb unter Umständen schon 20 Gramm Alkohol pro Tag, um bleibende Leberschäden zu verursachen.

    Leberzirrhose durch Virushepatitis

    Etwa 40 Prozent aller Leberzirrhose-Fälle gehen in den Industrieländern auf eine chronische Leberentzündung (Hepatitis) vom Typ B, C oder D zurück. Beide Krankheitsformen gehen auf bestimmte Viren zurück. Diese finden sich bei Infizierten in praktisch allen Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Urin oder Speichel. Dementsprechend werden sie hauptsächlich über das Blut oder beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Durch die chronische Entzündung nehmen die Leberzellen mit der Zeit so starken Schaden, dass sie absterben und vernarben ? eine Leberzirrhose entsteht.

    Andere Leberzirrhose-Ursachen

    Andere Ursachen für eine Leberzirrhose sind mit einem Anteil von etwa fünf Prozent deutlich seltener. Hierzu zählen:

    • Leber- und Gallenkrankheiten: Zum Beispiel immunbedingte Leberentzündung (Autoimmunhepatitis), chronische Entzündung der kleinen Gallengänge in der Leber (primäre biliäre Zirrhose/Cholangitis, PBC), chronische Entzündung und Vernarbung der mittleren und größeren Gallengänge (primär sklerosierende Cholangitis, PSC)
    • Stoffwechselkrankheiten: Zum Beispiel Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose), Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson) und Mukoviszidose
    • Tropenkrankheiten wie Bilharziose oder Leberegel-Befall
    • Herzerkrankungen wie chronische Rechtsherzschwäche (Cirrhose cardiaque)
    • Giftstoffe wie Tetrachlorkohlenstoff oder Arsen
    • Medikamente wie Methotrexat (bei Krebs und Autoimmunerkrankungen)

    In einigen Fällen lässt sich keine Ursache für die Erkrankung entdecken. Dann sprechen Ärzte von einer sogenannten kryptogenen Leberzirrhose.

    Untersuchungen und Diagnose

    Der Arzt wird zuerst im Gespräch mit dem Betroffenen dessen Krankengeschichte erheben (Anamnese). Er lässt sich dabei die Beschwerden genau schildern und fragt nach eventuellen Vor- oder Grunderkrankungen. Besonders wichtig ist eine mögliche Hepatitis-Infektion. Außerdem erkundigt sich der Arzt nach der Medikamenteneinnahme und dem Alkoholkonsum.

    Körperliche Untersuchung

    Im nächsten Schritt folgt bei Verdacht auf eine Leberzirrhose eine körperliche Untersuchung. Dabei ertastet der Arzt die Größe der Leber und der Milz sowie den Leberrand. Häufig sind beide Organe bei einer Leberzirrhose vergrößert, die Leber ist in manchen Fällen aber auch kleiner als gewöhnlich. Durch das Narbengewebe fühlt sich das Organ unter Umständen derb oder höckrig an. Außerdem klopft der Arzt den Bauch ab, um festzustellen, ob sich Flüssigkeit in der Bauchhöhle (Bauchwassersucht = Aszites) befindet.

    Ein wichtiger Hinweis auf Leberzirrhose sind zudem die sogenannten Leberhautzeichen. Der Arzt prüft also zum Beispiel, ob die Handinnenflächen gerötet sind (Palmarerythem), ob "Gefäßspinnen" (Spider naevi) zu erkennen sind oder ob der Betroffene eine Gelbsucht (Ikterus) hat.

    Bluttest

    Durch eine Blutuntersuchung lässt sich das Ausmaß der Leberschädigung feststellen. Sind folgende Werte verringert, deutet das darauf hin, dass die Leber nicht mehr so gut arbeitet:

    • Albumin
    • Cholinesterase (CHE)
    • Gerinnungsfaktoren II, VII, IX, X (dadurch ist der Quick-Wert erniedrigt, das heißt es dauert länger, bis das Blut gerinnt)

    Folgende Werte sind bei einer Leberzirrhose unter Umständen erhöht:

    • Bilirubin
    • Ammoniak (bei hepatischer Enzephalopathie)
    • Die Leberwerte GOT (ASAT), GPT (ALAT), GLDH und Gamma-GT

    Bei Betroffenen mit Pfortaderhochdruck enthält das Blut weniger Blutplättchen und weiße Blutkörperchen.

    Bildgebende Methoden

    Mittels Ultraschall (Sonografie) schätzt der Arzt die Größe und die Beschaffenheit der Leber ein. Sie besitzt bei einer Leberzirrhose oft eine wellige Oberfläche und eine uneinheitliche Struktur. Auch ein Pfortaderhochdruck lässt sich damit feststellen. Eine spezielle Form von Ultraschall (Fibroscan) zeigt, wie stark die Leber schon vernarbt ist. Eine Computertomografie (CT) ist bei Verdacht auf eine Leberzirrhose nur dann nötig, wenn der Ultraschallbefund unklar ist.

    Weitere Untersuchungen

    Um den Strukturumbau in narbiges Bindegewebe nachzuweisen, entnimmt der Arzt eine Gewebeprobe (Biopsie) der Leber und schickt sie zur Analyse ins Labor. Manchmal sind noch weitere Untersuchungen angezeigt. So empfehlen Ärzte bei neu entdeckter Leberzirrhose oft eine Magenspiegelung (Gastroskopie). Dabei lassen sich Krampfadern in der Speiseröhre oder im Magen aufspüren.

    Zur Abklärung einer leichten Hirnschädigung durch die Leberzirrhose (hepatische Enzephalopathie) sind unter anderem sogenannte psychometrische Tests geeignet. Dazu zählt zum Beispiel eine Schreibprobe.

    Stadien der Leberzirrhose: Die Child-Pugh-Kriterien

    Eine Leberzirrhose lässt sich in verschiedene Stadien einteilen. Dabei verwenden Mediziner den sogenannten Child-Pugh-Score: Er berücksichtigt fünf Kriterien, die einen Hinweis darauf geben, wie weit fortgeschritten die Schrumpfleber ist. Die Child-Pugh-Kriterien sind:

    • Bauchwassersucht (Aszites), beurteilt im Ultraschall
    • Hirnschädigung durch die Lebererkrankung (Hepatische Enzephalopathie)
    • Albumin-Konzentration im Blut: Albumin ist ein Eiweiß (Protein), das in der Leber hergestellt wird. Bei einer Leberzirrhose produziert das Organ weniger Albumin.
    • Bilirubin-Konzentration im Blut: Bilirubin ist ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffs Hämoglobin. Normalerweise wird es in der Leber weiter abgebaut. Bei einer Leberzirrhose häuft er sich im Blut an.
    • Quick-Wert: Dieser Marker für die Blutgerinnung ist von Gerinnungsfaktoren abhängig, die die Leber produziert. Bei Leberzirrhose bildet das Organ weniger Gerinnungsfaktoren. Dadurch sinkt der Quick-Wert. Alternativ wird die Blutgerinnung heute oft mit dem INR-Wert beschrieben: Er verhält sich umgekehrt zum Quick-Wert (zum Beispiel hoher Quick-Wert, niedriger INR).

    Der Arzt prüft jedes Kriterium beim Betroffenen und vergibt jeweils Punkte:

    Kriterium

    1 Punkt

    2 Punkte

    3 Punkte

    Albumin (g/dl)

    > 3,5

    2,8 - 3,5

    < 2,8

    Bauchwassersucht

    keine

    wenig

    ausgeprägt

    Bilirubin (mg/dl)

    < 2,0

    2,0 - 3,0

    > 3,0

    hepatische Enzephalopathie

    keine

    mittelgradig

    ausgeprägt

    Quick-Wert (%) bzw. INR

    > 70 % bzw. < 1,7

    40 - 70 % bzw. 1,7 - 2,3

    < 40 % bzw. > 2,3

    Leberzirrhose-Stadien

    Alle erzielten Punkte zusammengerechnet ergeben den Child-Pugh-Score. Er liegt zwischen fünf und 15 Punkten. Die einzelnen Punktespannen sind verschiedenen Stadien der Leberzirrhose zugeordnet: Bei einer Gesamtpunktezahl von fünf bis sechs liegt eine Leberzirrhose Child A vor ? das leichteste Stadium der Leberzirrhose. Child B entspricht einem Child-Pugh-Score von sieben bis neun. Dagegen bedeuten die Punktwerte zehn bis 15 das höchste Stadium der Leberzirrhose: Child C.

    Anhand des Stadiums ist der Arzt in der Lage abzuschätzen, wie hoch das Sterberisiko des Betroffenen für die folgenden zwölf Monate ist:

    Child-Pugh-Score

    Stadium

    1-Jahres-Mortalität

    5 - 6

    Child A

    3 bis 10 %

    7 - 9

    Child B

    10 bis 30 %

    10 - 15

    Child C

    50 bis 80 %

    Wie die Tabelle zeigt, ist die Sterblichkeit im ersten Jahr beim Stadium Child A noch recht niedrig. Sie steigt aber mit weiterem Fortschreiten der Leberzirrhose deutlich an.

    Therapie

    Die Leberzirrhose ist eine fortschreitende Erkrankung, die sich jedoch aufhalten lässt, wenn die Ursache rechtzeitig behoben wird. Auch die Beschwerden lassen sich mit der richtigen Behandlung lindern. Bereits entstandene Schäden an der Leber sind jedoch nicht umkehrbar und bleiben bestehen. Bei schwerer, fortgeschrittener Leberzirrhose ist daher eine Lebertransplantation oft die letzte Behandlungsmöglichkeit.

    Behandlung der Ursachen

    Zu jeder Leberzirrhose-Therapie gehört es, die auslösende Grunderkrankung zu behandeln, so gut es möglich ist. So verschreibt der Arzt zum Beispiel bei einer Leberentzündung (Hepatitis) antivirale Medikamente.

    Arzneimittel, die das Immunsystem unterdrücken, helfen bei einer Autoimmunhepatitis und eisenbindende Wirkstoffe bei einer Hämochromatose. Bei dieser Erkrankung ist die Leber durch die Ansammlung von überschüssigem Eisen in Mitleidenschaft gezogen.

    Bei Menschen, die an Morbus Wilson leiden, ist die Kupferausscheidung gestört. Bei ihnen kommen Medikamente zum Einsatz, die die Kupferausscheidung begünstigen.

    Vermeiden von leberschädigenden Substanzen

    Außerdem ist es für die Betroffenen wichtig, leberschädigende Stoffe zu meiden. Dazu zählt in erster Linie Alkohol. Betroffene, die regelmäßig viel Alkohol konsumieren, sollten sich dabei unbedingt von Angehörigen, Freunden und/oder Selbsthilfegruppen (wie Anonyme Alkoholiker) unterstützen lassen.

    Der Verzicht auf Alkohol gilt nicht nur für Menschen mit alkoholbedingter Leberzirrhose, sondern auch für alle anderen Betroffenen.

    Auch Medikamente schädigen die Leber: Sie sollten deshalb bei Leberzirrhose nur eingenommen werden, wenn es medizinisch unbedingt notwendig ist. Außerdem sollten Menschen mit Leberzirrhose immer zuerst ihren Arzt fragen, statt auf eigene Faust rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel anzuwenden.

    Behandlung von Komplikationen

    Sehr wichtig ist zudem die gezielte Behandlung von Komplikationen. Beispielsweise helfen bei Bauchwassersucht harntreibende Medikamente (Diuretika), die angesammelte Flüssigkeit auszuschwemmen. In schweren Fällen von Bauchwassersucht ist unter Umständen eine sogenannte Punktion notwendig: Dabei sticht der Arzt mit einer dünnen Nadel in den Bauchraum, um die Flüssigkeit über einen Schlauch abzuleiten.

    Leberzirrhose & Ernährung

    Generell empfehlen Mediziner bei Leberzirrhose eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung. Wenn keine Komplikationen bestehen und der Ernährungszustand des Betroffenen normal ist (weder Über- noch Untergewicht), ist eine spezielle "Leber-Diät" nicht sinnvoll.

    Falls eine besondere Ernährung nötig ist, wird der behandelnde Arzt dies mit dem Betroffenen besprechen. So sollten sich zum Beispiel übergewichtige Menschen mit einer Fettleber fettarm und kalorienreduziert ernähren. Das hilft zusammen mit regelmäßiger Bewegung beim Abnehmen.

    Wenn die Leberschädigung bereits Gehirnfunktionen stört (hepatische Enzephalopathie), ist es besonders wichtig, Giftstoffe im Blut zu verringern. Zu diesem Zweck essen Betroffene möglichst wenig Eiweiß ? dann entsteht weniger giftiges Ammoniak im Körper. Außerdem lässt sich die Ausscheidung dieses Giftstoffes mit Laktulose, einem leichten Abführmittel, fördern.

    Auch für alle anderen Menschen mit Leberzirrhose ist es ratsam, auf einen geregelten Stuhlgang achten, um die Ausscheidung von Giftstoffen über den Darm zu unterstützen. Dabei helfen ballaststoffreiche Kost und eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit. Welche Trinkmenge pro Tag sinnvoll und ratsam ist, sollten Betroffene mit dem behandelnden Arzt besprechen. In bestimmten Fällen sollen sie nämlich nicht zu viel Flüssigkeit aufnehmen, etwa bei Bauchwassersucht.

    Vorbeugung

    Menschen, die einer Leberzirrhose vorbeugen möchten, meiden in erster Linie Alkohol oder konsumieren ihn zumindest nur in Maßen: Gesunde Männer können bis zu 0,75 Liter Bier oder drei Achtelliter Wein am Tag trinken. Gesunden Frauen wird maximal 0,5 Liter Bier oder ein Viertelliter Wein empfohlen. Es ist jedoch nicht empfehlenswert, sich diese "erlaubte" Alkoholmenge jeden Tag zu gönnen!

    Mit einer Hepatitis-Impfung lässt sich der zweithäufigsten Ursache von Leberzirrhose vorbeugen. Eine solche Impfung ist vor allem vor geplanten Reisen ins Ausland ratsam.

    Es ist außerdem ratsam, auf giftige Chemikalien am Arbeitsplatz (Tetrachlorkohlenstoff, Benzol et cetera) zu achten: Betriebsärzte oder Arbeitsmediziner klären über mögliche Gefahren und Arbeitsschutzmaßnahmen auf.

    Medikamente und Vitaminpräparate sollte man nur einnehmen, wenn es nötig ist. Als zentrales Stoffwechselorgan muss die Leber nämlich alle Fremdstoffe abbauen und entgiften. Es ist daher ratsam, den Arzt oder Apotheker im Vorfeld zu fragen, wie leberschädigend ein Präparat ist ? vielleicht gibt es ein besser verträgliches Präparat, welches das Risiko für Leberschäden und Leberzirrhose nicht erhöht.


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    Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, 2022
    Pschyrembel klinisches Online-Wörterbuch, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 09.04.2018)
    Baenkler, H. W. et al.: Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 2009
    Hahn, J. M.: Checkliste Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 8. Auflage 2018
    Horn, S. et al.: Leitlinie zur sozialmedizinischen Beurteilung der Leistungsfähigkeit bei chronischen nicht-malignen Leber- und Gallenwegskrankheiten – für die Sozialmedizinischen Dienste der Deutschen Rentenversicherung. Gesundheitswesen 2009; 71: e28-e61
    Berufsverband Deutscher Internisten e. V.: Leberzirrhose: Prognose & Vorsorge, unter: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 02.03.2022)
    Wilhelm, W.: Praxis der Anästhesiologie. Springer-Verlag, 1. Auflage 2018
    Universitäts Spital Zürich: Leberzirrhose, unter: www.usz.ch (Abrufdatum: 02.03.2022)
    S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Komplikationen der Leberzirrhose (Stand: November 2018), unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 02.03.2022)

     

    25. Februar 2022 ― Lesezeit: 5 Minuten
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