Kieferhöhlenentzündung
- Beschreibung
- Symptome
- Behandlung
- Krankheitsverlauf und Prognose
- Ursachen und Risikofaktoren
- Untersuchung und Diagnose
- Vorbeugung
Kurzübersicht- Symptome: Druckgefühl im Bereich der Wangen (v.a. beim Bücken), Kopfschmerzen, Zahnschmerzen im Oberkiefer, eitriger Nasenausfluss, erhöhte Temperatur, Abgeschlagenheit
- Behandlung: Abschwellende Mittel, Medikamente gegen Entzündung und Schmerzen, ggf. Antibiotika, bei anatomischen Ursachen auch OP
- Krankheitsverlauf und Prognose: Meist gut, in manchen Fällen wiederkehrende Entzündung oder chronische Kieferhöhlenentzündung; selten Komplikationen durch Übergreifen der Infektion auf benachbartes Gewebe wie Kochen
- Ursachen und Risikofaktoren: Vorausgehender Infekt (z.B. Viren, Bakterien) mit Schnupfen, Allergien, anatomische Engstellen, die die Belüftung der Kieferhöhlen einschränken, trockene Schleimhäute, chemische Reize wie Rauchen
- Untersuchung und Diagnose: Nasenspiegelung, Ultraschalluntersuchung, ggf. Röntgen, seltener Computertomografie, ggf. Blutuntersuchung und Keimbestimmung mithilfe eines Nasenabstrichs
- Vorbeugen: Feuchte Raumluft, nicht rauchen, Behandlung von begünstigenden Erkrankungen wie Allergien, ggf. Operation, gesunder Lebensstil zur Unterstützung der Abwehrkräfte
Was ist eine Kieferhöhlenentzündung?
Bei einer Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) ist die Schleimhaut, welche die Kieferhöhlen auskleidet, entzündet. Die Kieferhöhlen zählen zu den Nasennebenhöhlen des Gesichtsschädels. Sie befinden sich rechts und links der Wangen und sind über schmale Gänge mit der Nasenhöhle verbunden.
Weitere Nasennebenhöhlen sind
- Stirnhöhlen
- Keilbeinhöhlen
- Siebbeinzellen
Alle Nasennebenhöhlen sind innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Diese entzündet sich manchmal ? oft im Anschluss an eine Erkältung, die mit Schnupfen einhergeht. Selten ist eine Kieferhöhlenentzündung hingegen ohne Schnupfen. Die Sinusitis maxillaris kommt bei Erwachsenen relativ häufig vor.
Symptome einer Kieferhöhlenentzündung
Eine akute Kieferhöhlenentzündung geht mit dumpfen bis pochenden Schmerzen und einem Druckgefühl im Bereich der Wangen (Kieferhöhlen) einher. Beim Bücken oder Hüpfen auf einem Bein verstärken sich die Beschwerden. Außerdem treten mitunter folgende Symptome bei einer Kieferhöhlenentzündung auf:
- Zahnschmerzen (im Oberkiefer)
- Kopfschmerzen
- Eitriges Nasensekret
- Unterlidschwellung
- Erhöhte Körpertemperatur
- Allgemeine Abgeschlagenheit
Manchmal ist eine Kieferhöhlenentzündung von Ohrenschmerzen begleitet, wenn die geschwollenen Schleimhäute von Nase und Rachen die Belüftung der Paukenhöhle der Ohren einschränken. Dann staut sich hier unter Umständen Sekret, und es besteht die Gefahr, dass sich Keime vor Ort vermehren. Mitunter verspüren manche Betroffene bei einer Kieferhöhlenentzündung ein Schwindelgefühl.
Eine chronische Sinusitis maxillaris geht mit der Bildung von schlecht riechendem Sekret in Nase und Rachen einher. Zusätzlich treten oft Schmerzen und ein Druckgefühl im Bereich der Oberkieferzähne der betroffenen Kieferhöhle auf. Manchmal verursacht die chronische Kieferhöhlenentzündung auch gar keine Schmerzen.
Weitere mögliche Symptome der Sinusitis maxillaris sind Druckkopfschmerzen, Husten (durch Sekret, das in den Rachen abfließt), Geruchsstörungen und eine Behinderung der Nasenatmung. Bei Kindern löst die chronische Sinusitis maxillaris häufig Reizbarkeit, Müdigkeit und Schwellungen der Lymphknoten aus.
Meist sind beide Nebenhöhlen von der Entzündung betroffen, seltener ist die Kieferhöhlenentzündung einseitig.
Was hilft bei einer Kieferhöhlenentzündung?
Eine Kieferhöhlenentzündung wird in erster Linie konservativ (nicht-operativ) behandelt. Eine Operation ist nur selten notwendig.
Manche fragen sich bei einer Kieferhöhlenentzündung: Welcher Arzt ist die richtige Ansprechperson? Meist ist ein Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der richtige Spezialist. Geht die Kieferhöhlenentzündung von Zahnproblemen aus, etwa nach einer Zahn-OP, ist der Zahnarzt oder Kieferchirurg zuständig.
Konservative Therapie
Bei akuter Kieferhöhlenentzündung sowie akuten Schüben einer chronischen Kieferhöhlenentzündung sind mehrmals täglich abschwellende Nasensprays hilfreich. Zusätzlich empfiehlt der Arzt unter Umständen entzündungshemmende Mittel wie Ibuprofen. Solche Wirkstoffe lindern gleichzeitig Schmerzen. Eventuell setzt er auch ein pflanzliches Mittel (etwa Myrtol, Cineol) ein.
Bei allergisch bedingter Kieferhöhlenentzündung verordnet der Arzt häufig ein lokal anzuwendendes Kortisonpräparat (wie Fluticason). Bei einer durch den Pilz Aspergillus verursachten Entzündung hilft ein Antipilzmittel (Antimykotikum). Dies ist allerdings eine seltene Ursache.
Liegt die Ursache der Kieferhöhlenentzündung im Bereich der Zähne (wie etwa Zahnwurzelentzündung), muss diese vom Zahnarzt saniert werden.
Die Gabe von Antibiotika bei einer Kieferhöhlenentzündung ist nur in bestimmten Fällen angezeigt. Das gilt zum Beispiel bei nachweislich eitriger Entzündung mit starken Beschwerden, drohenden oder eingetretenen Komplikationen sowie bei eingeschränkter Immunabwehr (wie bei Aids).
Alle konservativen Maßnahmen verschaffen meist auch bei einer chronischen Kieferhöhlenentzündung Linderung. Es besteht aber das Risiko, dass die Entzündung wiederkehrt, wenn nicht die Ursache oder bestehende Risikofaktoren (wie anatomische Engstellen) beseitigt werden. Dazu ist manchmal eine Operation nötig.
Operation
In bestimmten Fällen ist bei einer Kieferhöhlenentzündung eine OP notwendig. Das gilt zum Beispiel, wenn sich eine Kieferhöhlenentzündung mit konservativen Maßnahmen nicht in den Griff bekommen lässt oder zu ernsten Komplikationen geführt hat. Auch bei Kieferhöhlenpolypen oder wenn ein Zahn Ursache der (odontogenen) eitrigen Kieferhöhlenentzündung ist, wird operiert.
Der Arzt punktiert zum Beispiel die Kieferhöhlen und spült sie mit einer wässrigen Antibiotika-Lösung aus. Bestehende Engstellen (Polypen, verkrümmte Nasenscheidewand et cetera) entfernt er operativ. Dadurch steigt die Chance, dass das wiederholte Auftreten der Kieferhöhlenentzündung ein Ende hat.
Hausmittel & Alternativmedizin
Nicht nur schulmedizinische Maßnahmen helfen bei einer Nasennebenhöhlenentzündung. Hausmittel unterstützen den Heilungsprozess ebenfalls. Empfehlenswert sind zum Beispiel Inhalationen (mit Thymian, Kamille et cetera) sowie Wärmepackungen. Manche Betroffene hingegen empfinden es bei einer Kieferhöhlenentzündung als angenehm, die Wangen zu kühlen.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Manche Patienten probieren es zusätzlich mit Homöopathie, Ayurveda und anderen Methoden der Alternativ-/Komplementärmedizin. Die Wirksamkeit solcher Methoden ist allerdings wissenschaftlich meist nicht belegt.
Mehr über die unterstützende Behandlung einer Sinusitis mittels Inhalationen, Homöopathie & Co. lesen Sie im Beitrag ?Nasennebenhöhlenentzündung: Hausmittel?.
Dauer einer Kieferhöhlenentzündung
Eine akute Kieferhöhlenentzündung dauert oft etwa zwei Wochen. Manchmal beträgt die Dauer aber auch vier bis sechs Wochen. Nach spätestens zwölf Wochen ist eine akute Kieferhöhlenentzündung normalerweise abgeheilt. Besteht sie fort, bezeichnen Ärzte sie als chronische Kieferhöhlenentzündung.
Manchmal heilt die Sinusitis maxillaris von alleine ab. Mitunter sind aber Medikamente oder bei der chronischen Form gegebenenfalls eine OP notwendig.
Je nach Ursache der Kieferhöhlenentzündung besteht die Möglichkeit, dass diese wiederkehrt. Das Risiko ist vor allem dann gegeben, wenn Allergien oder anatomische Besonderheiten (wie Engstellen in der Nase) die Gründe für die Kieferhöhlenentzündung sind.
Als Komplikation ist es möglich, dass die Infektion auf benachbarte Strukturen (zum Beispiel auf den Knochen) übergreift. Dies ist jedoch nur sehr selten der Fall.
Ursachen einer Kieferhöhlenentzündung
Die Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) wird oft (wie andere Formen von Nasennebenhöhlenentzündung) durch Bakterien, Pilze, Viren oder Allergien hervorgerufen. Meist geht ihr eine Virusinfektion der oberen Atemwege voraus. Auf der geschwollenen Schleimhaut breiten sich zusätzlich Bakterien aus und führen dann schließlich zur Kieferhöhlenentzündung.
Eine akute Kieferhöhlenentzündung entwickelt sich mitunter bei einer Verletzung der Kieferhöhlenschleimhaut. Das passiert zum Beispiel bei Zahnextraktionen im Oberkiefer oder bei Knochenbrüchen im Bereich des mittleren Gesichtsschädels.
Seltener geht die Sinusitis maxillaris von den Zahnwurzeln der Oberkieferzähne aus (etwa bei Zahnwurzelspitzenentzündung). Mediziner sprechen dann von odontogener (dentogener) Kieferhöhlenentzündung (oder Kieferhöhleneiterung).
Risikofaktoren einer Kieferhöhlenentzündung
Verschiedene Faktoren begünstigen das Auftreten einer Sinusitis maxillaris.
Bei Kindern sind dies zum Beispiel Rachenmandeln, die aufgrund einer chronischen Entzündung vergrößert sind. Auch ein chronisch eitriger Schnupfen, anatomische Engstellen in der Nase (wie verkrümmte Nasenscheidewand), Mukoviszidose und Schwimmbadbesuche ebnen einer Kieferhöhlenentzündung manchmal den Weg.
Wichtige Risikofaktoren bei Erwachsenen sind zum Beispiel eine Verkrümmung der Nasenscheidewand, Nasenpolypen, Allergien, Pilzinfektionen, Infektionen im Bereich der Zähne, opportunistische Infektionen (wie Aids), Unverträglichkeit gegen Schmerzmittel (Analgetikaintoleranz) sowie Tauchen.
Wie stellt der Arzt eine Kieferhöhlenentzündung fest?
Zunächst fragt der Arzt nach den Beschwerden und eventuell bestehenden Grunderkrankungen, um die Krankengeschichte zu erheben (Anamnese).
Dann folgt eine körperliche Untersuchung: Bei einer Kieferhöhlenentzündung verursacht das Abtasten der Wangen Druckschmerzen. Das Beklopfen der vorderen Backenzähne löst Schmerzen aus beziehungsweise verstärkt bestehende Schmerzen. Auch beim raschen Vornüberbeugen des Kopfes treten bei einer Kieferhöhlenentzündung Schmerzen im Wangenbereich auf.
Im Rahmen einer HNO-ärztlichen Untersuchung wird der Arzt mithilfe eines Endoskops die Nase und den Rachen begutachten. Bei einer Sinusitis maxillaris findet sich oft Eiter im mittleren Nasengang oder an der hinteren Rachenwand.
Manchmal wird während der Untersuchung ein Abstrich entnommen, um den Erreger der Entzündung sowie eventuelle Resistenzen gegen Medikamente (Antibiotika) zu ermitteln.
Bei Bedarf kommen zur Abklärung einer Kieferhöhlenentzündung bildgebende Verfahren zum Einsatz. Dazu zählen etwa Röntgen, Ultraschall und seltener auch eine Computertomografie (CT).
Auch eine Blutuntersuchung (Differenzialblutbild, Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit etc.) sowie ein Allergietest sind unter Umständen Teil der Diagnostik. Die Untersuchungen liefern Hinweise auf die genaue Ursache der Kieferhöhlenentzündung.
Kieferhöhlenentzündung: Vorbeugung
Es gibt einige Maßnahmen, die die Vorbeugung einer Kieferhöhlenentzündung unterstützen. Dazu zählt zum Beispiel, nicht zu rauchen. Denn der Rauch ist ein ständiger Reiz für die Schleimhäute der Atemwege ? auch denen von Nase und Nebenhöhlen.
Trockene Schleimhäute sind anfälliger für Infektionen. Krankheitserreger haben es dann leichter, in sie einzudringen. Achten Sie daher auf eine ausreichend feuchte Raumluft. Lüften Sie regelmäßig oder stellen Sie einen Luftbefeuchter auf.
Generell ist ein starkes Immunsystem wichtig, um Infektionen abzuwehren. Für eine funktionierende Abwehr ist ein gesunder Lebensstil eine wichtige Voraussetzung. Dazu zählt eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung mit viel frischem Gemüse sowie regelmäßige Bewegung (am besten täglich), möglichst an der frischen Luft.
Bei wiederkehrenden oder chronischen Kieferhöhlenentzündungen sind manchmal anatomische Veränderungen in der Nase der Grund. Dann hilft unter Umständen eine Operation, um den wiederkehrenden Entzündungen vorzubeugen.
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