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  • 21. Februar 2022 ― Lesezeit: 9 Minuten
    Florian Tiefenböck, Arzt
    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin
    Dr.Monique Amey-Özel, Biologin und Medizinredakteurin

    Herzmuskelentzündung

    Die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist eine ernste Erkrankung. Sie entsteht oft nach grippalen Infekten. Ihr Symptome sind häufig kaum zu erkennen, das erschwert eine schnelle Diagnose. In schweren Fällen löst die Herzmuskelentzündung beispielsweise eine Herzschwäche oder schwere Herzrhythmus-Störungen aus. Lesen Sie hier, woran Sie eine Herzmuskelentzündung erkennen, wie sie entsteht und was Sie tun können.

    Kurzübersicht
    • Symptome: Oft keine oder kaum auffällige Beschwerden wie vermehrtes Herzklopfen (Herzrasen) und Herzstolpern; evtl. Schmerzen im Brustkorb, Herzrhythmus-Störungen sowie Anzeichen einer Herzschwäche bei fortgeschrittener Myokarditis (wie Wasser-Einlagerungen in den Unterschenkeln)
    • Behandlung: Körperliche Schonung und Bettruhe, evtl. Medikamente wie Antibiotika gegen Bakterien; Behandlung von Komplikationen (z. B. herzentlastende Medikamente bei Herzschwäche)
    • Ursachen und Risikofaktoren: Bei infektiöser Myokarditis Krankheitserreger wie Viren (z. B. Erkältungs-, Grippe-, Herpes-, Masern- oder Coxsackie-Viren) oder Bakterien (z. B. Erreger von Mandelentzündung, Scharlach, Diphtherie oder bei Blutvergiftung); nicht-infektiöse Myokarditis durch fehlerhafte Immunreaktionen, Strahlentherapie oder Medikamente
    • Komplikationen: Krankhaft vergrößerter Herzmuskel (dilatative Kardiomyopathie) mit chronischer Herzschwäche, schwere Herzrhythmus-Störungen, plötzlicher Herztod
    • Verlauf und Prognose: Heilt bei konsequenter Schonung meist folgenlos aus; ohne Therapie drohen Spätfolgen wie Herzschwäche, aber selten tödlich

    Was ist eine Herzmuskelentzündung?

    Bei einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) sind Herzmuskelzellen und oft auch das umliegende Gewebe sowie die herzversorgenden Blutgefäße (Herzkranz-Gefäße) entzündet. Neben der Entzündung ist eine Myokarditis dadurch definiert, dass sich die Herzmuskelzellen zurückbilden (degenerieren) oder sogar eine Nekrose vorliegt ? also die Muskelzellen absterben.

    Greift die Entzündung auch auf den Herzbeutel über, sprechen Mediziner von einer Peri-Myokarditis.

    Was sind Symptome bei Herzmuskelentzündung?

    Viren oder Bakterien verursachen oft Herzmuskelentzündungen (infektiöse Myokarditis). Die Symptome einer solchen Infektion gehen der Myokarditis deshalb oft voraus. Das sind zum Beispiel Schnupfen und Husten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Gesellen sich zu diesen grippalen Anzeichen zunehmende Müdigkeit und Erschöpfung, Schwäche, sinkende Belastbarkeit oder Atemnot (Dyspnoe) bei Anstrengung, sind dies Hinweise für eine infektiöse Myokarditis. Eindeutige beziehungsweise definierte Leitsymptome gibt es jedoch nicht.

    Tatsächlich sind diese Beschwerden oft die einzigen Anzeichen zu Beginn einer akuten Herzmuskelentzündung. Symptome wie Appetit- und Gewichtsverlust sowie ausstrahlende Schmerzen in den Nacken oder die Schultern kommen teilweise hinzu.

    Wenn Sie Tage oder Wochen nach einem grippalen Infekt mögliche Symptome einer Herzmuskelentzündung entwickeln, kontaktieren Sie unbedingt Ihren Arzt!

    Symptome am Herzen

    Normalerweise spürt ein Gesunder sein Herz nicht. Manche Betroffene bemerken während einer Herzmuskelentzündung jedoch vermehrtes Herzklopfen. Einige berichten auch von einem Enge-Gefühl in der Brust (atypische Angina pectoris) oder von Herz-Stolpern. Dieses Stolpern drückt aus, dass das Herz immer mal wieder kurz aus dem Takt kommt:

    Das Herz hat einen Taktgeber, der am rechten Vorhof liegt. Von diesem sogenannten Sinusknoten aus breiten sich bei einem gesunden Herzen die elektrischen Signale gleichmäßig über den Herzmuskel aus und lösen aus, dass er sich zusammenzieht (Kontraktion). Das Herz schlägt dadurch koordiniert und pumpt das Blut gleichmäßig in den Körperkreislauf.

    Bei einer Herzmuskelentzündung entstehen entweder zusätzliche elektrische Signale oder deren normale Weiterleitung ist verzögert. Manchmal werden die Impulse sogar überhaupt nicht vom Vorhof auf die Kammern übertragen (AV-Block). Der normale Herzrhythmus ist folglich gestört. Dadurch kommt es bei manchen Fällen von Herzmuskelentzündung zum Herzrasen (Tachykardie) oder zum unregelmäßigen Herzrhythmus mit Aussetzern.

    Wie wird eine Herzmuskelentzündung behandelt?

    Die Behandlung einer Herzmuskelentzündung richtet sich zum einen nach den Symptomen, zum anderen nach dem Auslöser. Körperliche Schonung und die Behandlung einer möglichen Grunderkrankung stellen dabei die Grundpfeiler der Myokarditis-Behandlung dar.

    Bei einer sehr schweren Herzmuskelentzündung erfolgt die Behandlung des Patienten meist auf der Intensivstation. Dort überwachen Spezialisten durchgehend lebenswichtige Werte wie Herzaktivität, Puls, Sauerstoff-Sättigung und Blutdruck.

    Körperliche Schonung

    Besonders wichtig bei einer Herzmuskelentzündung ist, dass sich der Patient körperlich vollständig schont. Das bedeutet, dass er im Idealfall jede körperliche Anstrengung vermeidet, beispielsweise auch im Haushalt. Denn eine Herzmuskelentzündung hinterlässt lebenslange Schäden am Herzmuskel und den Herzklappen, wenn Belastung sie weiter befeuert.

    Bei schwerer Herzmuskelentzündung werden Patienten in der Regel ins Krankenhaus eingewiesen.

    Auch Wochen nach der akuten Phase der Erkrankung darf sich der Patient nicht überanstrengen. Der Arzt entscheidet, wann eine Vollbelastung wieder möglich ist. Solange Zeichen einer Herzschwäche bestehen, ist der Patient arbeitsunfähig und gilt als krank. Wenn er sich vorzeitig wieder belastet, riskiert er einen Rückfall und bleibende Schäden.

    Erfordert eine Myokarditis längere Bettlägerigkeit, besteht die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden (Thrombose). Zur Vorbeugung erhalten die Patienten Blutgerinnungshemmer.

    Behandlung der Ursache

    Die häufigsten Erreger einer infektiösen Herzmuskelentzündung sind Viren. Allerdings stehen in der Regel keine antiviralen Medikamente gegen eine solche virale Myokarditis zur Verfügung. Die Behandlung besteht hier im Wesentlichen aus Schonung und Bettruhe, um so das Immunsystem beim Kampf gegen die Erreger zu unterstützen.

    Anders sieht es bei einer bakteriellen Myokarditis aus: Gegen die auslösenden Bakterien verschreibt der Arzt Antibiotika. Auch gegen weitere Krankheitserreger, die in seltenen Fällen eine Herzmuskelentzündung verursachen, setzen Ärzte meist gezielte Medikamente ein. Dazu zählen Antimykotika gegen Pilzinfektionen und Antiprotozoika gegen einzellige Parasiten (wie die Erreger der Chagas-Krankheit).

    In bestimmten Fällen kommen bei einer Herzmuskelentzündung noch andere Therapien in Frage (zum Teil nur im Rahmen von Studien). Das ist etwa die Gabe von Kortison. Es wirkt entzündungshemmend und unterdrückt das Immunsystem. Das ist bei einer Autoimmun-Myokarditis sinnvoll, bei der der Körper aufgrund einer Fehlregulation des Immunsystems Antikörper gegen körpereigene Strukturen bildet (Auto-Antikörper).

    Behandlung von Komplikationen

    Eine mögliche Komplikation der Herzmuskelentzündung ist Herzschwäche. Dann verschreibt der Arzt verschiedene Medikamente, zum Beispiel ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Antagonisten oder Betablocker. Sie entlasten das schwache Herz. Das Gleiche tun auch wassertreibende Medikamente (Diuretika).

    Manchmal schlägt das Herz bei einer Myokarditis derart unregelmäßig und schnell, dass eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung wie eine Kammer-Tachykardie oder Kammer-Flimmern droht. Dann muss der Patient teilweise vorübergehend mit einem äußeren Schockgeber (Defibrillator) versorgt werden. Im Falle eines Kammerflimmerns gibt das Gerät automatisch einen starken elektrischen Impuls ab, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. Diese Maßnahme ist aber zum Glück selten erforderlich.

    Hat sich während einer Herzmuskelentzündung im Herzbeutel (Perikard) Flüssigkeit angesammelt (Perikard-Erguss), saugt der Arzt diese unter Umständen mit einer dünnen, feinen Hohlnadel ab (Perikard-Punktion).

    Ist das Herz im Rahmen einer Myokarditis so schwer und dauerhaft geschädigt, dass es seine Funktion nicht mehr ausüben kann, braucht der Patient sehr wahrscheinlich ein Spenderherz (Herz-Transplantation).

    Wie kommt es zu einer Herzmuskelentzündung?

    Hinsichtlich der Ursachen unterscheidet man die infektiöse von der nicht-infektiösen Herzmuskelentzündung.

    Infektiöse Herzmuskelentzündung

    Mediziner bezeichnen eine Myokarditis dann als infektiös, wenn Krankheitserreger die Ursache sind. In rund 50 Prozent der Fälle handelt es sich dabei um Viren. So geht einer solchen Virus-Myokarditis oft eine banale Virus-Infektion (Erkältung, grippaler Infekt, Durchfall-Erkrankung) voraus. Vor allem das sogenannte Coxsackie B-Virus ist häufig Auslöser einer viralen Myokarditis.

    Aber auch viele andere Viren wie die Erreger von Herpes, Grippe (Influenza), Mumps, Röteln, COVID-19/"Corona" (SARS-CoV-2) oder Masern rufen unter Umständen eine Herzmuskelentzündung hervor.

    Bei Verdacht auf eine viral-bedingte Myokarditis bestimmen Ärzte das auslösende Virus nur in Ausnahmefällen. Das hätte nämlich wenig praktischen Nutzen ? es gibt in der Regel keine spezifischen Medikamente gegen die betreffenden Viren.

    Auch manche Bakterien lösen eine Herzmuskelentzündung aus. Vor allem im Rahmen einer bakteriellen Blutvergiftung (Sepsis), bei der bereits die Herzklappen betroffen sind, greift die Entzündung öfter auch auf den Herzmuskel über. Typische Erreger sind hier sogenannte Staphylokokken. Auch eine andere Bakterien-Gruppe, die Streptokokken, rufen manchmal eine Herzmuskelentzündung hervor. Es gehören dazu beispielsweise die Erreger von Scharlach oder Mandelentzündung.

    Eine weitere bakterielle Ursache einer Myokarditis ist Diphtherie. Selten ist eine Borreliose schuld an einem entzündeten Herzmuskel. Den Erreger, das Bakterium Borrelia burgdorferi, übertragen meistens Zecken durch ihren Biss.

    Ebenfalls selten sind Pilzinfektionen der Auslöser einer infektiösen Herzmuskelentzündung: Pilze lösen in der Regel nur dann eine Myokarditis aus, wenn das Immunsystem des Patienten deutlich geschwächt ist. Das ist beispielsweise bei AIDS, einer Chemotherapie oder der Einnahme immunschwächender (immunsuppressiver) Medikamente der Fall.

    Weitere seltene Erreger einer Herzmuskelentzündung sind Parasiten wie der Fuchsbandwurm oder einzellige Organismen wie die Erreger der Toxoplasmose oder der Chagas-Krankheit.

    Nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung

    Bei einer nicht-infektiösen Herzmuskelentzündung sind keine Krankheitserreger der Auslöser. Stattdessen ist die Ursache zum Beispiel eine Fehlregulation des Immunsystems. Das Immunsystem richtet sich dabei gegen körpereigene Strukturen, sodass sogenannte Autoimmun-Erkrankungen entstehen. Dazu zählen zum Beispiel Entzündungen der Gefäße oder des Bindegewebes und rheumatische Erkrankungen. Solche Autoimmunkrankheiten führen manchmal auch zu einer Herzmuskelentzündung (Autoimmun-Myokarditis).

    Eine weitere Ursache für eine nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung ist die Bestrahlung des Brustkorbes im Rahmen einer Strahlentherapie bei verschiedenen Krebs-Erkrankungen (wie Lungenkrebs).

    Selten lösen Medikamente eine nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung aus. Das sind zum Beispiel die Antibiotika Penicillin und Ampicillin, das harntreibende Mittel Hydrochlorothiazid sowie der Blutdruck-Senker Methyldopa.

    Lassen sich keine Auslöser für die Herzmuskelentzündung finden, spricht der Arzt je nach Gewebeveränderungen zum Beispiel auch von der sogenannten idiopathischen Fiedler-Myokarditis (Riesenzell-Myokarditis). Bei dieser als lymphozytär bezeichneten Form der Myokarditis wandern Lymphozyten (speziellen weiße Blutzellen) ein, wodurch Teile davon absterben (Nekrose).

    Risiken einer Herzmuskelentzündung

    Eine Herzmuskelentzündung birgt ernste Gefahren ? besonders, wenn sich die Betroffenen nicht ausreichend schonen oder ein vorgeschädigtes Herz haben. Die Myokarditis verursacht nämlich öfter schwere Herzrhythmusstörungen.

    Diese haben erhebliche Folgen für den Kreislauf. Denn das Herz braucht den ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus, um sich nach jedem Herzschlag für die nächste kraftvolle Kontraktion wieder mit Blut zu füllen. Schlägt es aufgrund einer Myokarditis zu schnell oder unregelmäßig, füllt oder entleert es sich nicht richtig. Mögliche Folge ist dann ein Kreislauf-Zusammenbruch mit plötzlichem Herztod.

    Bei etwa jedem sechsten Patienten löst die Herzmuskelentzündung Umbauvorgänge im Herzen aus, die letztlich in eine chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz) münden. Die geschädigten Herzmuskelzellen werden dann zu Narbengewebe umgebaut (Fibrosierung) und die Herzhöhlen (Kammern, Vorhöfe) erweitern sich.

    Mediziner sprechen hier von dilatativer Kardiomyopathie. Die Wände des krankhaft vergrößerten Herzmuskels sind gewissermaßen "ausgeleiert" und kontrahieren sich nicht mehr kraftvoll. Es hat sich also eine dauerhafte Herzschwäche entwickelt. In schweren Fällen bricht dann die Pump-Leistung des Herzens vollständig zusammen. Es kommt also auch hier im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod.

    Wie lässt sich eine Herzmuskelentzündung feststellen?

    Bei Verdacht auf Herzmuskelentzündung ist Ihr Hausarzt oder ein Facharzt für Kardiologie der richtige Ansprechpartner. Gegebenenfalls überweist der Arzt Sie für weitere Untersuchungen an ein Krankenhaus.

    Arzt-Patient-Gespräch

    Der Arzt unterhält sich zunächst ausführlich mit Ihnen, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Er erkundigt sich nach den genauen Beschwerden und ob diesen möglicherweise ein Infekt (Erkältung, Grippe, Durchfallerkrankung etc.) vorausging. Außerdem fragt der Arzt, ob Sie an irgendwelchen Grund-Erkrankungen (besonders Herz-Erkrankungen) leiden oder bereits eine Operation am Herzen hinter sich haben.

    Körperliche Untersuchung

    Anschließend folgt eine eingehende körperliche Untersuchung. Der Arzt hört dabei unter anderem Ihr Herz und Ihre Lunge mit dem Stethoskop ab, klopft den Brustkorb ab und misst Ihren Puls und Blutdruck. Er schaut auch, ob Sie Anzeichen einer beginnenden Herzschwäche zeigen. Dazu gehören zum Beispiel Wasser-Ansammlungen (Ödeme) in den Unterschenkeln.

    EKG (Elektrokardiografie)

    Eine weitere wichtige Untersuchung ist die Messung der elektrischen Aktivität des Herzmuskels (Elektrokardiografie, EKG). Dabei lassen sich Veränderungen der Herzaktivität, wie sie bei einer Herzmuskelentzündung auftreten, nachweisen. Typisch sind ein beschleunigter Herzschlag (Herzrasen) und zusätzliche Schläge (Extra-Systolen). Auch Herzrhythmusstörungen sind möglich. Da die Abweichungen meist nur vorübergehend auftreten, ist eine Langzeit-Messung der Herzaktivität (Langzeit-EKG) ratsam ? zusätzlich zum gängigen kurzzeitigen Ruhe-EKG.

    Herz-Ultraschall

    Mittels einer Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiografie) lässt sich die Struktur und Funktion des Herzmuskels beurteilen. So sind zum Beispiel vergrößerte Herzkammern oder eine Pumpschwäche feststellbar. Bei manchen Herzmuskelentzündungen sammelt sich zudem Flüssigkeit zwischen Herzbeutel und Herzmuskel. Auch ein solcher Perikarderguss lässt sich im Ultraschall erkennen.

    Blut-Untersuchung

    Entzündungswerte im Blut (CRP, BSG, Leukozyten) zeigen, ob eine Entzündung im Körper besteht. Außerdem bestimmt der Arzt Herz-Enzyme wie Troponin-T oder Kreatin-Kinase. Diese setzen Herzmuskelzellen bei einer Schädigung (etwa infolge einer Myokarditis) frei und sind dann in erhöhter Menge im Blut nachweisbar.

    Finden sich Antikörper gegen bestimmte Viren oder Bakterien im Blut, deutet das auf eine entsprechende Infektion hin. Ist die Herzmuskelentzündung die Folge einer Autoimmun-Reaktion, sind entsprechende Auto-Antikörper (Antikörper gegen körpereigene Strukturen) nachweisbar.

    Röntgen

    Anhand einer Röntgen-Aufnahme des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) lassen sich Zeichen einer Myokarditis-bedingten Herzschwäche feststellen. Das Herz ist dann vergrößert. Zudem ist ein Rückstau an Flüssigkeit in die Lunge sichtbar, der durch die schwache Pumpkraft des Herzens entsteht.

    Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT)

    Mittels Magnet-Resonanz-Tomografie (auch Kernspin-Tomografie) lassen sich entzündete, geschädigte Herz-Bereiche von gesunden Bereichen unterscheiden. Ein MRT des Herzens nennen Mediziner auch Kardio-MRT.

    Gewebe-Entnahme mittels Herz-Katheter

    Manchmal führt der Kardiologe bei einer Herzmuskelentzündung auch eine Untersuchung mittels Herz-Katheter durch. Dabei entnimmt er eine kleine Gewebeprobe des Herz-Muskels (Myokard-Biopsie) und lässt sie im Labor auf Entzündungszellen und Krankheitserreger untersuchen.

    Einen Selbsttest für die Myokarditis gibt es nicht. Wenn Sie wegen bestehender Symptome unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.

    Welche Prognose hat eine Herzmuskelentzündung?

    Eine Myokarditis betrifft Menschen in jedem Alter, auch junge, herzgesunde Menschen. Wenn sich die Patienten konsequent körperlich schonen, sind Krankheitsverlauf und Prognose in der Regel gut. Insgesamt heilt eine Herzmuskelentzündung in mehr als 80 Prozent der Fälle aus ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Dies gilt vor allem bei einer Virus-Myokarditis. Bei einigen Patienten lassen sich anschließend harmlose Extraschläge des Herzens bei einer EKG-Untersuchung finden.

    Problematisch an einer Myokarditis ist, dass sie manchmal kaum Beschwerden bereitet. Viele Betroffene schonen sich deshalb nicht ausreichend. Das beobachten Ärzte vor allem bei jungen Menschen, die trotz Herzmuskelentzündung Sport treiben. Das hat dann eine schlechtere Prognose zur Folge.

    Eine infektiöse Myokarditis entwickelt sich über drei Phasen, die aber nicht zwingend bei jeder betroffenen Person vorkommen:

    • Akute Phase (Erreger dringen in das Gewebe ein und es kommt zu einer ersten Immunreaktion mit Freisetzung bestimmter Signalstoffe wie Zytokine; Dauer: drei bis vier Tage)
    • Subakute Phase (Aktivierung natürlicher Killerzellen im Blut, die die Viren abtöten; zeitgleich beginnen Reparatur-Vorgänge; Dauer: bis zu vier Wochen)
    • Chronische Phase (Viren endgültig abgetötet, Reparatur- und Umbau-Prozesse ? Narbenbildung führt teilweise zu Funktionsstörungen des Herzmuskels; manchmal bleibt die Entzündungsreaktion bestehen; Dauer: mehrere Wochen bis anhaltend)

    Chronische Herzmuskelentzündung

    Bei einer chronisch verlaufenden Myokarditis ist der Herzmuskel beziehungsweise die Herzkammer (vor allem linksseitig) erweitert (dilatative Kardiomyopathie). Die Kammerwände sind auffallend dünn und bringen nicht mehr die nötige Pumpkraft auf. Folglich ist das Herz in seiner Funktion oft dauerhaft eingeschränkt ? es hat sich eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickelt.

    Schon geringfügige Anstrengungen (wie Treppensteigen) lösen bei den Betroffenen Atemnot (Dyspnoe) aus. Die Herzschwäche ist in der Regel mit Medikamenten langfristig zu behandeln. Mit entsprechender Therapie ist aber auch hier die Prognose bei den meisten Erkrankten gut.

    Dauer einer Herzmuskelentzündung

    Im Einzelfall hängt die Krankheitsdauer vom Ausmaß der Entzündung und dem gesundheitlichen Allgemeinzustand des Patienten ab.

    Es ist zudem sehr schwer zu sagen, wann eine Herzmuskelentzündung wirklich vollkommen abgeheilt ist. Selbst wenn sich ein Betroffener nach überstandener Myokarditis wieder ganz gesund fühlt, sollte er sich noch einige Wochen schonen und körperliche Anstrengungen vermeiden. Nur so lassen sich schwerwiegende Spätfolgen (wie Herzschwäche) verhindern.

    Einer Herzmuskelentzündung vorbeugen

    Einer Herzmuskelentzündung lässt sich vorbeugen, indem Sie sich gegen auslösende Infektionskrankheiten impfen und diese Impfungen wie vorgesehen auffrischen lassen. Dabei gilt, sich an den Impfplan Österreich des Bundesministeriums Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz zu halten.

    Ratsam ist zum Beispiel die Impfung gegen Diphtherie. Diese bakterielle Infektionskrankheit birgt neben dem Risiko einer Herzmuskelentzündung noch andere Gefahren wie die einer schweren Lungenentzündung. Die Impfung erfolgt im Kindesalter in der Regel zusammen mit jenen gegen Wundstarrkrampf (Tetanus) und Kinderlähmung (Polio).

    Sehr wichtig ist es auch, grippale Infekte richtig auszukurieren. Bei jedem Fieber ist es ratsam, körperliche Anstrengung möglichst zu vermeiden. Gleiches gilt selbst bei einer harmlos erscheinenden Erkältung. Wenn Sie einen solchen Infekt "verschleppen", greifen die Erreger (Viren oder Bakterien) leicht auf das Herz über.

    Menschen, die schon einmal eine Myokarditis hatten, sind besonders gefährdet, noch einmal daran zu erkranken (Rezidiv). Diesen Menschen empfehlen Ärzte, entsprechend vorsichtig zu sein. Vor allem ist die Kombination aus körperlicher Belastung, Stress und Alkohol zu vermeiden.

    Behandeln Sie außerdem bakterielle Haut- und Schleimhaut-Entzündungen frühzeitig mit Antibiotika.


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    Erdmann, E.: Klinische Kardiologie, Springer Verlag, 9. Auflage, 2022
    Greten, H. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 13. Auflage, 2010
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    Jameson, J.L.: Harrison’s Principles of Internal Medicine, McGrawHill Medical, 20th Edition, 2018
    Späth, S.: last minute Innere Medizin, Urban & Fischer Verlag, 2. Auflage, 2014
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