Herpes im Mund
Kurzübersicht- Symptome: Zuerst allgemeine Krankheitszeichen wie Müdigkeit, Übelkeit, dann oft hohes Fieber, plötzliches Auftreten von mehreren Bläschen meist auf der Mundschleimhaut und/oder dem Zahnfleisch, sehr schmerzhaft, geschwollene Lymphknoten, unangenehmer Mundgeruch
- Ursachen: Meist über den Speichel (Niesen, Husten, Sprechen, Küssen) übertragene Infektion mit Herpes-simplex-Virus Typ 1, häufig im Kleinkindalter, auch bei Neugeborenen möglich (Mutter-auf-Kind-Übertragung), selten bei Erwachsenen
- Diagnose: Meist Blickdiagnose anhand der typischen Symptome, gegebenenfalls Tzanck-Test oder weitere Labor-Untersuchungen
- Behandlung: Schmerzmittel oder lokale Betäubungscremes, Virostatika-Einnahme, genügende Flüssigkeitsaufnahme, eventuell Flüssignahrung, gegebenenfalls Antibiotika, falls zusätzliche bakterielle Entzündungen bestehen (Superinfektion)
- Prognose: Heilt in der Regel nach zwei bis drei Wochen selbstständig ab, mit Behandlung verkürzte Krankheitsdauer ca. eine Woche, Komplikationen wie Superinfektion, Ausbreitung auf Finger, Naseneingang oder Oberlippe möglich, selten Herpes-Sepsis und Gehirnentzündung
Was ist Herpes im Mund?
Herpes im Mund, auch Stomatitis aphthosa, Gingivostomatitis herpetica oder Mundfäule genannt, tritt hauptsächlich im Kindesalter auf. In der Regel bei Kleinkindern vor dem fünften Lebensjahr. Die meisten Ansteckungen verlaufen jedoch unkompliziert und ohne eine ausgedehnte Beteiligung der Mundschleimhaut. Erwachsene sind eher selten betroffen ? wenn, dann häufig verbunden mit einer ausgeprägten Immunschwäche.
Der Erreger von Herpes im Mund ist das Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1). Zur Übertragung kommt es bei Neugeborenen meist durch die Mutter. Später erfolgt die Ansteckung meist durch eine Tröpfcheninfektion, also über die Luft, bei engem Körperkontakt über Nießen, Sprechen oder Husten oder durch Kontakt mit viruslastigem Speichel wie zum Beispiel durch Küssen.
Herpes im Mund zeigt sich bei der Ansteckung, also der Erstinfektion, oft durch hohes Fieber und plötzliches Auftreten von mehreren Bläschen im Mund. Die Entzündung der Mundschleimhaut ist meist sehr schmerzhaft. Betroffen ist vor allem der Bereich zwischen den Zähnen und Lippen oder Wangen (Vestibulum oris).
Wann und wie lange ist Herpes im Mund ansteckend?
So lange der Körper Viren ausscheidet, ist eine aktive Herpes-simplex-Erkrankung ansteckend. Ein Ansteckungsrisiko besteht manchmal bereits kurz vor Auftreten der ersten Symptome und noch einige Tage danach. Das Ansteckungsrisiko hängt zudem von der sogenannten Viruslast ab. Je mehr Viren der Körper ausscheidet, desto größer das Übertragungsrisiko.
Wie verläuft Herpes an den jeweiligen Stellen im Mund?
Im Gegensatz zur gewöhnlichen Herpesinfektion, ist Herpes im Mund oft mit starken Beschwerden verbunden. Die meist sehr jungen Patienten haben einen hohen Leidensdruck und oft Schmerzen beim Essen und Trinken. Nach der Ansteckung treten die Beschwerden meist im Verlauf einer Woche auf.
Frühsymptome bei Herpes im Mund
Grundsätzlich fallen Erstinfektionen mit Herpes simplex meist heftiger aus, als wiederkehrende Infektionen (Reaktivierungen). Besonders die sogenannten Prodromalsymptome, also solche, die vor dem eigentlichen Krankheitsausbruch auftreten, sind bei der erstmaligen Ansteckung mit dem Virus stärker ausgeprägt. Vor allem hohes Fieber zeigt sich bei vielen Kindern. Daneben kommen weitere allgemeine Krankheitszeichen vor, wie:
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Übelkeit und Erbrechen
Manchmal beginnen die Symptome schon einige Tage bevor der Herpes ausbricht, in anderen Fällen erst Stunden davor. Auch während des Herpes-Ausbruchs bleiben diese Beschwerden oft zusätzlich bestehen.
Hauptsymptome bei Herpes im Mund
Bei Herpes im Mund leiden die Betroffenen unter einer sehr schmerzhaften Entzündung der gesamten Mundschleimhaut. Die Beschwerden treten dabei genauso am Gaumen auf wie an der Innenseite der Wangen und im Rachenbereich. Manchmal zeigen sich sogar Symptome des Herpes auf der Zunge.
Die betroffenen Stellen im Mund sind zunächst schmerzhaft und gerötet, es treten die für Herpes typischen kleinen Bläschen auf. Da die Bläschen oft bei Fieber auftreten, sind sie im Volksmund auch als Fieberbläschen bekannt. Die Herpesbläschen im Mund sind mit einer durchsichtigen oder leicht trüben Flüssigkeit gefüllt. Platzen sie auf, ist die Schleimhaut offen und vorrübergehend geschädigt, sogenannte Aphten entstehen.
Der vordere Mundbereich ist meist am stärksten betroffen vom Herpes, vor allem der Bereich zwischen Innenlippe und Zahnfleisch. In einigen Fällen sind zusätzlich die Lippen und Mundwinkel befallen, manchmal zeigt sich darüber hinaus Herpes am Kinn sowie im Nasenbereich.
Häufig schwellen zudem während des Herpes-Ausbruchs die Lymphknoten am Unterkiefer und Hals an. Wenn sich der Herpes bis in den Hals-Rachenraum erstreckt, kommt es unter Umständen zu Schluckstörungen.
Herpes im Gesicht
Bei einer Mehrzahl der HSV-1-Ausbrüche handelt es sich um Varianten von Herpes im Gesicht. Dort befinden sich besonders viele sensorische Nervenfasern, entlang derer sich die Herpes-Viren bewegen.
So kommt es nicht nur im Mund und an den Lippen zu Herpes, sondern mitunter auch an Nase, Wange oder Stirn. Auge und Ohr ? selten betroffen ? sind kritische Infektionsstellen, da es hier manchmal infolge des Herpes zu Seh- und Hörstörungen kommt. Herpes in der Nase (Herpes nasalis) ist nach Lippenherpes (Herpes labialis) die häufigste Variante bei Reaktivierungen, verläuft in der Regel aber harmlos.
Herpes Zoster
Ein anderes Virus aus der Herpes-Familie verursacht ähnliche Symptome im Gesicht: Das Varizella-Zoster-Virus (VZV). Es löst bei einer Erstinfektion Windpocken aus, bei späteren Reaktivierungen Herpes Zoster (Gürtelrose).
Die typischen Bläschen sind ähnlich wie bei einer Herpes-simplex-Infektion, treten allerdings nicht im Mund auf. Herpes im Ohr oder Herpes auf der Nase sind dagegen typische Lokalisationen eines Varizella-Zoster-Ausbruchs. Ohr und Nase sind nur selten bei einer Herpes-simplex-Erkrankung betroffen.
Wie kommt es zu Herpes im Mund?
Die Übertragung von Herpes im Mund erfolgt in der Regel per Schmierinfektion, also durch eine direkte Übertragung der Viren von einer erkrankten Person auf eine andere. Oft ist Lippenherpes die Ansteckungsquelle.
Die Viren befinden sich vor allem in der Bläschenflüssigkeit und verteilen sich auch im Speichel, der einen großen Risikofaktor darstellt bei der Übertragung von Herpes. Mundwinkel und Lippen sind bevorzugte Eintrittsorte für die Viren, weil hier die Haut relativ dünn ist und kleine Risse hat.
Über kurze Distanzen ist eine Übertragung durch die Luft möglich ? also über eine Tröpfcheninfektion durch Speicheltröpfchen, die beim Niesen, Sprechen oder Husten entstehen.
Unter Kindern kommt es besonders oft zur Übertragung von Herpes. Finger oder Hände sind gerade bei Kindern durch Kratzen an betroffenen Stellen oft mit Viren behaftet. Beim Spielen entsteht enger Körperkontakt, schnell gelangen dann die Viren von der Hand eines Kindes an den Mund eines anderen.
Auch eine indirekte Ansteckung mit Lippenherpes über infizierte Gegenstände ist möglich, weil das Herpes-Virus außerhalb des Körpers bis zu zwei Tage überlebensfähig ist. Deshalb kommen ebenso benutzte Gläser, Servietten oder Besteck als Infektionsquelle in Betracht.
In seltenen Fällen löst eine HSV-2-Infektion einen Herpes im Mund aus, wenn die Herpes-simplex-Typ-2-Viren vom Genitalbereich dorthin gelangen. Von HSV-2 ausgelöster Herpes im Mund ist über die gleichen Wege ansteckend, wie die von HSV-1-verursachte Form.
Wie wird Herpes im Mund festgestellt?
Dem Arzt genügt meist die sogenannte Blickdiagnose, um einen Herpes im Mund zu erkennen. Um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptome auszuschließen oder den Virentyp zu bestimmen, kommen gegebenenfalls weitere Untersuchungen zum Einsatz.
Ein relativ einfaches Verfahren ist der sogenannte Tzanck-Test. Dabei macht der Arzt zunächst ein Abstrich, meist von bereits aufgeplatzten Bläschen, und färbt das gewonnene Untersuchungsmaterial mit einem Farbstoff. Ist der Tzanck-Test positiv, sieht der Untersucher unter dem Lichtmikroskop sogenannte ein- oder mehrkernige Riesenzellen, die typisch für eine Herpes- oder Varizella-Zoster-Infektion sind.
Zur Bestimmung des Virentyps versendet der Arzt eine Probe in ein Labor, dort werden die Viren entweder angezüchtet oder deren Erbgut wird mithilfe eines speziellen Verfahrens vervielfältigt und analysiert.
Wie wird Herpes im Mund behandelt?
Medikamente (Virostatika) reduzieren die Dauer und das Ausmaß der Symptome bei Herpes im Mund, wenn sie früh zum Einsatz kommen. Einen Ausbruch verhindern sie meist jedoch nicht. Zudem verordnen Ärzte schmerzlindernde Medikamente in Form von Tabletten oder lokal betäubenden Cremes insbesondere bei kleinen Kindern, um das Essen und Trinken zu erleichtern. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist sehr wichtig.
Genaue Details zur Behandlung von Herpes im Mund sowie Herpes allgemein finden Sie im Beitrag Herpes ? Behandlung.
Welche Prognose hat Herpes im Mund?
Herpes im Mund heilt in der Regel ohne Behandlung innerhalb von circa zwei bis drei Wochen wieder aus. Heilen die Aphten nach etwa einer Woche ab, gehen auch die Schmerzen zurück. Da Herpes im Mund in der Regel nur bei Erstinfektionen vorkommt, ist ein erneutes Auftreten eher unwahrscheinlich. Auch vorübergehende Abwehrschwächen, die zu Herpes-Reaktivierungen führen, haben oft nur Herpes in der Nase oder an der Lippe zur Folge.
Komplikationen bei Herpes im Mund
Die zahlreichen Aphthen sind äußerst schmerzhaft für die Betroffenen dieses Herpes. Zunge, Zahnfleisch und Mundschleimhaut sind besonders schmerzempfindlich. Kleinkinder verweigern aufgrund der Schmerzen oft das Essen und Trinken, was unter Umständen zu zusätzlichen Komplikationen führt und in der Regel eine Behandlung erfordert.
Zudem kommt es in manchen Fällen zu einer sogenannten Superinfektionen, also einer zusätzlichen Infektion im Mund mit Bakterien. Auch die Ausbreitung des Herpes auf Finger, Nasenbereich oder Oberlippe zählt zu den Komplikationen bei Herpes im Mund.
Bei Herpes im Hals- und Rachenraum ist es zudem möglich, dass die Viren über die zahlreichen Blutgefäße in dieser Region direkt in den Körperkreislauf übergehen und sich im gesamten Körper vermehren. Diesen Zustand bezeichnen Ärzte als Herpes-Sepsis. Eine Herpes-Sepsis ist unter Umständen lebensbedrohlich. Ebenso lebensbedrohlich, aber selten, ist die Gehirnentzündung durch Herpes im Mund (Meningoenzephalitis herpetica).
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