Herpes genitalis
Kurzübersicht- Ursachen: Meist sexuelle Übertragung, Austausch von mit Herpes-Viren infizierten Körperflüssigkeiten, in der Regel vom Typ 2, seltener von Typ 1
- Symptome: Zuerst allgemeine Krankheitszeichen wie Müdigkeit, Spannungsgefühl, Kribbeln, plötzliche akute Entzündung der Geschlechtsorgane (Vulva, Vagina, Penisspitze, Hodensack) mit Brennen, Schmerzen, auch beim Wasserlassen, teils glasiger Ausfluss, Fieber und geschwollenen Lymphknoten, Komplikationen möglich
- Diagnose: Laboruntersuchungen, Blickdiagnose anhand der typischen Symptome reicht in der Regel nicht aus
- Behandlung: Meist mit bestimmten virushemmenden Medikamenten (Virostatika) in Form von Salben, Tabletten oder Infusionen, je nach Ausmaß der Infektion
- Prognose: Erstinfektion verläuft insbesondere bei Frauen stärker, Reinfektionen sind in der Regel abgeschwächter, in den meisten Fällen harmlose Erkrankung, vorausgesetzt, es gibt keine Komplikationen
- Vorbeugen: Während akuter Infektion kein Geschlechtsverkehr, allgemein Nutzung von Kondomen, Vermeidung von Stress, gesunde Lebensweise und Unterstützung des Immunsystems, bisher keine Impfung
Was ist Herpes genitalis?
Genitalherpes bei Frauen und Männern, oft auch als "Herpes am Penis", "Vaginal-Herpes" oder "Intim-Herpes" bezeichnet, ist eine Geschlechtskrankheit, die durch ein Virus ausgelöst wird.
Auslöser des Herpes genitalis ist das Herpes-simplex-Virus (HSV), das sich in Typ 1 (HSV-1) und Typ 2 (HSV-2) aufteilen lässt. In den allermeisten Fällen ist HSV-2 für den Herpes genitalis verantwortlich, andere Formen, zum Beispiel Lippenherpes, löst HSV-1 aus.
Klassischerweise erfolgt eine Herpes-genitalis-Ansteckung mit HSV-2 als Schmierinfektion über ungeschützten Geschlechtsverkehr. Da eine Infektion mit Genitalherpes unter Umständen keine Symptome verursacht oder die Symptome nicht erkannt werden, wissen Betroffene manchmal nichts von ihrer Erkrankung.
Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatten 2016 etwa 67 Prozent der Menschen unter 50 Jahren eine orale oder genitale HSV-1-Infektion. Die Infektion mit HSV-1 erfolgt meist schon in der Kindheit. Der vor allem durch HSV-2 verursachte Genitalherpes betrifft weltweit schätzungsweise 13 Prozent der Menschen im Alter von 15 bis 49 Jahren.
Von Genitalherpes (HSV-2) sind Frauen fast doppelt so häufig wie Männer betroffen, da die sexuelle Übertragung von Männern auf Frauen leichter ist als anders herum. Die meisten Neuinfektionen sind bei Jugendlichen zu beobachten. Die große Mehrheit der Infizierten trägt den Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 in sich, Typ 2 ist deutlich weniger verbreitet.
Wie verläuft Herpes genitalis bei Frauen?
Bei Genitalherpes bei Frauen verläuft die Erstinfektion oft stärker als bei Männern. Hier zeigt sich typischerweise eine akute Entzündung der Vulva und Vagina mit Brennen und Schmerzen, teils mit glasigem Ausfluss. Zudem treten geschwollene Lymphknoten in der Leistengegend auf, auch Schmerzen beim Wasserlassen sowie Fieber sind Symptome des Herpes genitalis bei der Frau.
Nur bei etwa 30 Prozent der Betroffenen verläuft die Herpes-Infektion mit den typischen Symptomen, bei etwa der Hälfte zeigen sich gar keine Krankheitszeichen.
Wie verläuft Herpes genitalis bei Männern?
Genitalherpes beim Mann verläuft typischerweise mit den klassischen schmerzhaften Herpesbläschen, insbesondere an der Penisspitze (Glans/Eichel) oder am Hodensack. Diese entwickeln sich in manchen Fällen zu Geschwüren. Auch bei Männern kommt ein glasiger Ausfluss vor, allerdings schwächer als bei Frauen, manchmal fehlt er völlig.
Sowohl die Erstinfektion als auch folgende Herpes-Ausbrüche verlaufen in der Regel schwächer als bei Frauen.
Wie kommt es zu Herpes genitalis?
Zu einer Ansteckung mit Genital-Herpes kommt es über den direkten oder indirekten Austausch von mit Viren infizierten Körperflüssigkeiten. Über minimale Schleimhautverletzungen bahnen sich die Herpesviren ihren Weg in den Körper.
Penis und Vagina sind nach der Gesichtsregion die bevorzugten Infektionsstellen der Herpes-simplex-Viren. Ein von HSV-1 ausgelöster Herpes im Intimbereich kommt durch die Übertragung von Lippenherpes auf die Genitalregion zustande. Dies geschieht meist durch Oralverkehr oder über eine Infektion durch mit Viren verunreinigte Hände.
Auch eine indirekte Genital-Herpes-Ansteckung über infizierte Gegenstände ist möglich. Denn außerhalb des menschlichen Körpers überleben die Viren bis zu 48 Stunden. Benutzte Kondome oder getragene Unterwäsche bergen daher grundsätzlich eine Ansteckungsgefahr.
Es ist möglich, dass sich das Herpes-Virus während der Schwangerschaft und bei der Geburt von der Mutter auf das Kind überträgt und in manchen Fällen zu ernsthaften Komplikationen bis hin zu einer Fehlgeburt führt.
Lesen Sie mehr über Herpes in der Schwangerschaft.
Einmal Genital-Herpes, immer Genital-Herpes?
Herpes-Viren bleiben nach der erstmaligen Ansteckung, der sogenannten Primärinfektion, lebenslang im Körper. Zunächst gelangen die Viren über kleinste Haut- und Schleimhautrisse in den Organismus und vermehren sich dort in oberflächlichen Hautzellen, sogenannten Epithelzellen, mit den typischen Beschwerden.
Nach einiger Zeit verschwinden die Symptome, die Herpes-Viren bleiben jedoch im Körper bestehen, weil sie sich durch die körpereigene Abwehr nicht restlos vernichten lassen. Einige der Viren wandern entlang der Nervenbahnen bis zu den Nervenwurzeln. Dort schalten sie in eine Art Ruhemodus und entziehen sich dem Zugriff des Immunsystems. So überdauern die Herpes-Viren ein Leben lang.
Die Reaktivierung
Von Zeit zu Zeit kommt es zur Aktivierung der Viren, dann wandern sie zu den oberflächlichen Epithelzellen der Haut zurück. Dort verursachen sie einen erneuten Ausbruch von Herpes genitalis. Dieses Phänomen bezeichnen Ärzte als Reaktivierung. Sie tritt vor allem bei geschwächtem Immunsystem auf.
Typische Auslöser einer Reaktivierung von Herpes genitalis sind Erkältungen, psychischer oder körperlicher Stress oder starke körperliche Anstrengung.
Weitere Risikofaktoren für eine Reaktivierung von Genital-Herpes sind Hautverletzungen oder Infektionen an Penis oder Vagina. Herpes-Viren dringen dann besonders gut in den Körper ein. Auch eine hohe UV-Strahlung reaktiviert mitunter einen Herpes genitalis.
Bestimmte Medikamente, Hormonumstellungen sowie Erkrankungen, die mit einer Immunschwäche einhergehen (zum Beispiel AIDS) begünstigen ebenfalls das Auftreten eines Herpes genitalis.
Die Häufigkeit der Ausbrüche ist individuell verschieden und nimmt im Alter ab. Grundsätzlich kommt es nach einer Infektion mit HSV-2 häufiger zu Reaktivierungen als nach Infektionen mit HSV-1.
Wann ist Herpes genitalis ansteckend?
Ansteckend sind Betroffene immer dann, wenn der Körper Viren ausscheidet. Je mehr, desto größer ist das Infektionsrisiko. Solange sich die Viren im Ruhezustand befinden, ist eine Ansteckung nicht möglich, sondern nur während der Primärinfektion und nachfolgenden Reaktivierungen, wenn die typischen Bläschen auftreten.
Bei sogenannten "latenten Infektionen" zeigen sich vaginal beziehungsweise am Penis kaum oder gar keine Symptome, dennoch werden Viren ausgeschieden. Hier ist die Infektionsgefahr besonders hoch, weil es für die Betroffenen schwierig ist, Vorkehrungen zu treffen.
Wie erkennt man einen Herpes genitalis?
Nach einer erstmaligen Infektion mit Herpes genitalis, treten die typischen Frühsymptome erst nach zwei bis zwölf Tagen (Inkubationszeit) auf. Scheide beziehungsweise Penis sind gerötet und geschwollen. Die Betroffenen verspüren oft ein unangenehmes Kribbeln und Jucken oder ein stechendes, brennendes Gefühl. Zudem schwellen häufig die Lymphknoten in der Leiste an.
Manchmal nach wenigen Stunden, oft erst nach Tagen treten kleine schmerzhafte Bläschen auf. Diese sind mit einer durchsichtigen bis eitrig-trüben Flüssigkeit gefüllt, die sehr viele Viren enthält und hochansteckend ist. Die Bläschen platzen nach und nach auf.
So entstehen Hautschäden (Erosionen), gelegentlich sogar kleine schmerzhafte Geschwüre (Ulzerationen), die oft von einer dünnen Kruste bedeckt sind. Daneben treten mitunter auf:
- Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie)
- Entzündung der gesamten Eichel (Balanitis) beziehungsweise der Vagina (Vulvovaginitis)
Wenn die Bläschen und Hautschäden restlos verschwunden sind, ist der Herpes genitalis ausgeheilt.
Die Symptome sind individuell unterschiedlich. Grundsätzlich fallen Primärinfektionen meist heftiger aus als Reaktivierungen. Die Patienten zeigen dann allgemeine Krankheitszeichen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Manche haben jedoch auch nur sehr milde oder gar keine Symptome.
Wenn Betroffene bereits mit HSV-1 infiziert sind, ist eine HSV-2-Infektion oft schwächer ausgeprägt, da die beiden Viren-Typen sehr ähnlich sind und das Immunsystem bereits angepasst ist.
Der zeitliche Verlauf der Krankheit ist von vielen individuellen Faktoren abhängig. Die Krankheitsdauer reicht von einigen Tagen bis zu vier Wochen. In der Regel ist ein Herpes genitalis aber nach zwei bis drei Wochen ausgestanden.
Komplikationen bei Herpes genitalis
In der Regel betreffen die Symptome nur die Geschlechtsteile bei Genital-Herpes: Vagina und Vulva bei der Frau, der Penis beim Mann. Gelegentlich sind auch größere Gebiete betroffen.
So breitet sich der Genital-Herpes manchmal über die Gesäßhälften bis hin zu den Schenkeln aus oder tritt um den After herum auf. Durch Sexualpraktiken sind weitere Übertragungswege möglich. Sogar im Bereich der Finger kommt es zu Genital-Herpes.
Menschen, die unter einem aktiven Herpes genitalis leiden, tragen ein größeres Risiko, sich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr mit weiteren sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken. Ihr Immunsystem ist durch den Herpes geschwächt und der Körper somit anfälliger. Umgekehrt sind zum Beispiel HIV-kranke Patienten häufig mit Herpes genitalis infiziert.
Wie wird Herpes genitalis festgestellt?
Zwar hat Genital-Herpes meist ein typisches Erscheinungsbild, doch auch andere Erkrankungen haben ähnliche Symptome. Eine bloße Blickdiagnose durch den Arzt reicht bei einer erstmaligen Ansteckung für gewöhnlich nicht aus. Zusätzliche Laboruntersuchungen bestätigen den Verdacht.
Neben speziellen Antikörpertests (Antikörpernachweis) lassen sich im Labor kleinste Virenbestandteile (Antigennachweis) oder deren Erbinformation nachweisen. Außerdem ist es dort möglich, die Herpes-Viren anzuzüchten und genau zu bestimmen.
Wie wird Herpes genitalis behandelt?
Zur Genital-Herpes-Behandlung kommen sogenannte antivirale Medikamente zum Einsatz. Sie wirken alle sehr ähnlich. Ärzte verschreiben sie in der Regel als Tabletten, in schwereren Fällen erhalten Betroffene sie als Infusion. Diese Medikamente verkürzen die Krankheitsdauer und schwächen die Symptome ab.
Je nach betroffener Stelle ist eine Anwendung in Salben-Form bei Herpes genitalis möglich. Die Salben gegen Herpes sind allerdings nicht für Schleimhäute geeignet.
Erfahren Sie alles Wichtige zur Behandlung im Beitrag Herpes ? Behandlung.
Wie verläuft Herpes genitalis?
Meist verläuft Herpes genitalis harmlos und ohne weitere Komplikationen. Besonders bei Erstinfektionen empfiehlt es sich aber immer, einen Arzt aufzusuchen, da die Diagnose Genitalherpes zumindest einmal von einem Arzt zu stellen ist.
Außerdem sind die notwendigen Medikamente zur Behandlung von Herpes genitalis verschreibungspflichtig. Wie bei allen sexuell übertragbaren Erkrankungen ist es wichtig, dass sich die Sexualpartner ebenfalls von einem Arzt untersuchen lassen und bei Bedarf eine Behandlung erhalten.
Kommt es während einer Schwangerschaft oder Geburt zu einer Herpes-Infektion im Intimbereich, ist es besonders wichtig, sich in ärztliche Behandlung zu begeben.
Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie in dem Beitrag Herpes in der Schwangerschaft.
Kann man Herpes genitalis vorbeugen?
Das Ansteckungsrisiko lässt sich mit geschütztem Geschlechtsverkehr deutlich reduzieren, wobei selbst mit Kondom eine Übertragung von Herpes genitalis nicht völlig ausgeschlossen ist. Während eines aktiven Ausbruchs von Genital-Herpes ist es ratsam, dass Betroffene gänzlich auf Geschlechtsverkehr verzichten.
Hilfreich ist das Vermeiden von Stress jeglicher Art und die Unterstützung des Immunsystems durch gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung. Denn gesunde Abwehrkräfte sind der beste Schutz gegen häufige Ausbrüche von Herpes genitalis.
Eine Impfung gegen Genital-Herpes gibt es aktuell noch nicht.
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