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  • 11. Februar 2022 ― Lesezeit: 5 Minuten
    Mag.Astrid Leitner, Medizinredakteurin

    Hämorrhoiden - welcher Arzt?

    Es gibt spezialisierte Ärzte für Hämorrhoiden. Vor allem wenn neben Jucken oder Schmerzen im Anal-Bereich Blutungen hinzukommen, ist ein Besuch beim Arzt wichtig. Dieser klärt ab, ob Ihre Beschwerden von Hämorrhoiden herrühren. Denn auch andere, schwerwiegendere Erkrankungen wie Darmkrebs verursachen oft ähnliche Symptome. Erfahren Sie hier, welcher Arzt bei Hämorrhoiden der richtige Ansprechpartner ist und wie die Untersuchung abläuft!

    Kurzübersicht
    • Welcher Arzt? Hausarzt, Proktologe, Koloproktologe, Gastroenterologe, Dermatologe, Chirurg, Gynäkologe, Urologe
    • Wie läuft die Untersuchung ab? Anamnese, Inspektion, rektal-digitale Untersuchung, Proktoskopie, Rektoskopie, Koloskopie
    • Was verschreibt ein Arzt? Basistherapie (Ernährungsanpassung, Bewegung, regulierter Stuhlgang), Salben/Cremes/Zäpfchen gegen die Beschwerden, je nach Schweregrad zum Beispiel Verödung oder operative Eingriffe
    • Wann zum Arzt? Arztbesuch vor allem wichtig bei Blut im Stuhl oder anhaltenden Beschwerden über ein bis zwei Wochen

    Zu welchem Arzt geht man mit Hämorrhoiden?

    Blut im Stuhl, Schwellungen, Juckreiz oder Brennen im Bereich des Afters sind häufige ? aber auch unspezifische ? Beschwerden bei vergrößerten Hämorrhoiden. Vermuten Sie, an Hämorrhoiden zu leiden, ist in der Regel Ihr Hausarzt der erste Ansprechpartner. Vielen Menschen fällt es leichter, darüber mit einem Arzt des Vertrauens zu sprechen.

    Nach dem Erstgespräch ist es Ihrem (Haus-)Arzt möglich, die Beschwerden genauer einzuordnen. Abhängig davon, wie ausgeprägt und fortgeschritten das Hämorrhoidal-Leiden ist, erörtert Ihr Arzt mit Ihnen dann mögliche Behandlungswege. Leichtere Hämorrhoiden behandelt Ihr Hausarzt meist selbst.

    Überweisung an Fachmediziner

    Sind die Hämorrhoiden stark vergrößert, überweist Sie Ihr Hausarzt meist an einen Spezialisten, der weitere Untersuchungen und Behandlungen einleitet. Das gilt ebenso bei Verdacht auf eine schwerwiegendere andere Erkrankung des Analbereichs ? etwa Analvenen-Thrombosen oder Anal-Krebs (Anal-Karzinom).

    Ärzte der folgenden Fachrichtungen sind im Speziellen auf die Behandlung von Hämorrhoidal-Leiden spezialisiert, aber auch auf die Diagnose und Behandlung anderer Beschwerden im Anal-Bereich:

    • Proktologie: Der Proktologe (lat. Proktum = Enddarm) ist auf Erkrankungen des Enddarms, des Afters und des Beckenbodens spezialisiert. Daneben gibt es auch das Fachgebiet der Koloproktologie, das sich zusätzlich noch mit dem unteren Dünn- und dem Dickdarm beschäftigt.
    • Gastroenterologie: Gastroenterologen sind Spezialisten für die Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen. Zudem klären sie Beschwerden anderer innerer Organe ab ? etwa bei einer gestörten Funktion von Leber, Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse.
    • Gynäkologie: Betroffene Frauen können die Beschwerden von einem Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe abklären lassen.
    • Urologie: Betroffenen Männern steht für ein möglicherweise bestehendes Hämorrhoidal-Leiden auch der Facharzt für Urologie zur Verfügung.
    • Dermatologie: Da Hämorrhoiden zu den äußeren Hautveränderungen zählen, ist auch ein Dermatologe - als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten - ein geeigneter Ansprechpartner.
    • Chirurgie: In weiter fortgeschrittenen Stadien hilft oft nur ein operativer Eingriff. Die chirurgische Entfernung von Hämorrhoiden führt meist ein Facharzt für Chirurgie durch.

    Welcher Facharzt für Hämorrhoiden im individuellen Fall der richtige ist, hängt vom Beschwerdebild und möglichen Begleiterkrankungen ab. Lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt eine Empfehlung geben, welcher Facharzt in Ihrer Nähe geeignet wäre.

    Wie läuft die Untersuchung ab?

    Die Untersuchung im Bereich des Enddarms läuft meist ähnlich ab. Zu Beginn schildern Sie Ihrem Arzt Ihre Beschwerden. Anschließend folgen in der Regel körperliche Untersuchungen. Im Folgenden erfahren Sie mehr dazu wie die jeweiligen Stationen der ärztlichen Diagnostik ablaufen.

    Das Anamnese-Gespräch

    Zuallererst bietet Ihnen der Arzt ein ausführliches Gespräch an. Dabei schildern Sie möglichst genau Ihre Beschwerden. Das Gespräch dient dazu, die Krankengeschichte (Anamnese) zu erheben. Dadurch erhält Ihr Arzt erste Hinweise auf die Art der Beschwerden, den zeitlichen Verlauf und auf mögliche Ursachen.

    Sie brauchen bei diesem Gespräch keine Hemmungen zu haben. Auch wenn das Thema Patienten oft peinlich oder unangenehm ist, ist Ihr Arzt damit professionell vertraut. Denken Sie daran: Für den Arzt ist der Analbereich ein Körperteil wie jeder andere. Oberstes Ziel ist es, den Patienten zu heilen ? unabhängig davon, an welcher Körperstelle das Problem liegt.

    Ihr Arzt stellt Ihnen unter anderem folgende Fragen:

    • Welche Beschwerden haben Sie und seit wann?
    • Haben Sie Juckreiz, Brennen oder Schmerzen im Analbereich? Haben Sie stuhlverschmutze Unterwäsche? Haben Sie Blut im Stuhl oder am Toilettenpapier?
    • Sind die Beschwerden dauerhaft vorhanden?
    • Wie oft haben Sie Stuhlgang? Wie ist die Konsistenz (Durchfall/Verstopfung)? Müssen Sie beim Stuhlgang stark pressen?
    • Haben Sie Ihre Beschwerden bereits selbst mit rezeptfreien Medikamenten aus der Apotheke behandelt? Wenn ja, mit welchen?
    • Haben Sie eine überwiegende sitzende berufliche Tätigkeit? Treiben Sie Sport?
    • Wie ernähren Sie sich?

    Körperliche Untersuchung ? die proktologische Basis-Diagnostik

    Nach dem Erstgespräch folgt nun die körperliche Untersuchung beim Hausarzt oder bei einem spezialisierten Facharzt. Viele Menschen empfinden sie zwar als unangenehm, aber sie ist notwendig, damit sich die genaue Diagnose stellen lässt.

    Dazu stehen einige Untersuchungsverfahren zur Verfügung, die von einer äußerlichen Inspektion bis hin zu einer Endarm-Spiegelung reichen. Allerdings sind normalerweise nur wenige Untersuchungen notwendig. Das heißt, Ärzte führen meist nur die Untersuchungen durch, die sich im individuellen Fall am besten eignen. Das reicht in den meisten Fällen für die Diagnosestellung bereits aus.

    Die proktologische Basis-Diagnostik dauert in der Regel nur kurz. Versuchen Sie sich während der Untersuchung zu entspannen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie Schmerzen dabei befürchten: Bei Bedarf betäubt er den Analbereich lokal mit einer Salbe.

    Damit der Arzt eine gute Sicht auf den betroffenen Bereich hat, bittet er Sie, eine der drei nachfolgend beschriebenen Körperhaltungen einzunehmen:

    • Steinschnitt-Lage: Hierbei liegt der Patient flach auf dem Rücken. Die Hüften sind um 90 Grad gebeugt und die Unterschenkel liegen mit angewinkelten Knien in hochgestellten Halbschalen. Die Beine sind dabei leicht gespreizt.
    • Linksseiten-Lage: Für diese Position legt sich der Patient auf einer flachen Untersuchungsliege auf seine linken Seite und zieht beide Knie an den Bauch. Unter Umständen ist es hilfreich, die rechte Pobacke mit der Hand etwas nach oben zu ziehen.
    • Knie-Ellenbogen-Lage: Dazu stützt sich der Patient im Vierfüßlerstand nach vorne gebeugt auf Ellenbogen und Unterschenkel.

    Während Sie sich in einer dieser Körperhaltungen befinden, wendet Ihr Arzt dann einzelne der folgenden Untersuchungsverfahren an:

    • Inspektion: Der Arzt beurteilt den Darmausgang (After) von außen und stellt fest, ob Entzündungen, Hautreizungen, Einrisse oder bläuliche, druckschmerzhafte Verdickungen (Analvenenthrombosen) sichtbar sind. Da kleine Hämorrhoiden meist nur bei Druck aus dem After hervortreten, bittet er sie eventuell, kurz zu pressen.

    Denken Sie daran, dass die Untersuchung für den Arzt Routine und fixer Bestandteil seines medizinischen Alltags ist. Er ist mit den Sorgen und dem mit der Untersuchung behafteten Schamgefühl der Patienten vertraut.

    • Digital-rektale Untersuchung: Bei dieser in der Regel schmerzfreien, kurzen Untersuchung tastet der Arzt den Darmausgang und den Anal-Kanal vorsichtig mit dem Finger ab. Dabei achtet er auf Veränderungen der Schleimhaut und die Spannung des Schließmuskels. Vorher cremt er After und seinen behandschuhten Finger mit einem Gleitmittel ein.
    • Proktoskopie: Hierbei führt der Arzt ein starres, etwa fingerdickes Rohr oder einen flexiblen Untersuchungsschlauch mit einer Lichtquelle in den Enddarm ein, um ihn von innen zu begutachten. Dafür füllt er ihn mit etwas Luft, damit sich der Darm entfaltet und die Schleimhaut besser beurteilbar ist. Im Vorfeld ist ein Einlauf.
    • Rektoskopie (Mastdarm-Spiegelung): Sie ähnelt der Proktoskopie. Der Arzt betrachtet dabei jedoch nicht nur den Anal-Kanal, sondern den gesamten Dickdarm. Diese Untersuchung ist notwendig, wenn der Arzt Veränderungen im Dickdarm vermutet.
    • Koloskopie (Darm-Spiegelung): Eine Darmspiegelung ist bei Verdacht auf Hämorrhoiden nur selten notwendig. Sie dient in erster Linie dazu, Darmkrebs auszuschließen.

    Was verschreibt ein Arzt bei Hämorrhoiden?

    Bei Hämorrhoiden verschreiben Ärzte Ihnen in erster Linie eine Basistherapie. Diese umfasst unter anderen folgende Verhaltensmaßnahmen:

    • Ernährungsanpassung: Mehr Ballaststoffe, ausreichende Flüssigkeit trinken, bei Übergewicht Gewicht reduzieren
    • Körperliche Aktivität: Mehr Bewegung, kein langes Sitzen
    • Toilettengang: Kein starkes Pressen, regelmäßiger Stuhlgang, richtige Hygiene des Analbereichs

    Daneben verordnet Ihnen der Arzt in vielen Fällen zusätzlich noch Salben, Cremes, Zäpfchen oder Anal-Tampons (Zäpfchen mit Mull-Einlage), die entzündungshemmend und/oder schmerzstillend wirken. Bei Hämorrhoiden mit Beschwerden raten Ärzte in vielen Fällen unter anderem auch zur Verödung (Sklerosierung) oder zu operativen Eingriffen. Was genau sinnvoll ist, hängt vom Schweregrad ab.

    Mehr zu den einzelnen Schweregraden von Hämorrhoiden und deren Behandlung finden Sie im Beitrag Hämorrhoiden.

    Wann ist ein Arztbesuch wichtig?

    Unabhängig davon, welche Ursache sich hinter den Beschwerden verbirgt: Je früher der Arzt die Ursache findet und behandelt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

    Ein Arztbesuch ist insbesondere dann dringend angeraten, wenn beim oder nach dem Stuhlgang Blutungen auftreten. Besonders hohe Dringlichkeit besteht, wenn die Beschwerden nicht nach ein- bis maximal zwei Wochen wieder abklingen.

    Es ist nur einem Arzt möglich, die genaue Ursache für die Beschwerden im Anal-Bereich zu beurteilen und anhand von Untersuchungen abzuklären.


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    Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie, Hämorrhoidalleiden, Stand: 2019, unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 11.02.2022)
    Internisten im Netz, Hämorrhoiden: Untersuchungen & Diagnose, unter: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 11.02.2022)

     

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