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  • 24. März 2022 ― Lesezeit: 9 Minuten
    Marian Grosser, Arzt
    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    Gürtelrose

    Die Gürtelrose ist eine Viruserkrankung. Sie wird vom gleichen Erreger verursacht wie die Windpocken. Typisch für Gürtelrose ist ein schmerzhafter Hautausschlag. Er heilt in der Regel innerhalb weniger Wochen ab. Allerdings ist eine frühe Behandlung wichtig, um das Risiko von Komplikationen zu senken. Wie die Gürtelrose entsteht, wie ansteckend sie ist und welche Symptome auftreten, lesen Sie hier!

    Kurzübersicht
    • Infektionsweg: Gürtelrose bekommt, wer zuvor an Windpocken erkrankt war (Ausnahme: Geimpfte). Windpocken sind hochansteckend (Tröpfcheninfektion). Direkte Ansteckung bei Gürtelrose-Kranken durch Kontakt mit Hautausschlag oder kontaminierten Flächen. Folge: Windpocken - nach 14 bis 16 Tagen Inkubationszeit!
    • Auslöser/ Trigger: physischer und psychischer Stress, andere Virusinfekte, Krebsleiden, Immunsystem-unterdrückende Medikamente, UV-Licht
    • Symptome: allgemeines Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen, leichtes Fieber, Hautkribbeln, einschießende Schmerzen (Brennen, Stechen), gürtelförmiger Hautausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen, die später verkrusten
    • Lokalisationen: Ausschlag meist einseitig an Brustkorb oder Bauch, aber auch am Hals, im Gesicht oder an der Kopfhaut möglich
    • Behandlung: beschwerdelindernd mit Schmerzmitteln (Ibuprofen, Paracetamol, Gabapentin), Salben oder Tinkturen. Kausale Therapie mit Virostatika

    Gürtelrose: Ursachen und Risikofaktoren

    Die Gürtelrose (Herpes Zoster) wird durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht. Der Erreger gehört zu den Herpesviren und ist sehr ansteckend. Er löst neben der Gürtelrose noch eine andere Krankheit aus: die Windpocken (Varizellen). Diese Kinderkrankheit tritt als Erstinfektion auf. Das heißt:

    Infiziert sich jemand zum ersten Mal mit dem Varizella-Zoster-Virus, bekommt er die Windpocken. Nach Abheilen dieser Kinderkrankheit verbleiben die Viren im Körper. Sie ziehen sich in die sogenannten Spinalganglien zurück. Das sind Ansammlungen von Nervenzellkörpern entlang des Rückenmarks. Hier können die Viren lebenslang inaktiv "schlummern".

    Sie können aber auch wieder aktiv werden, und das auch noch Jahre oder Jahrzehnte nach der Windpocken-Erkrankung. Dann breiten sich die "aufgewachten" Viren entlang von Nervenbahnen aus und sorgen auf ihrem Weg für eine Entzündung des betroffenen Nervengewebes. In dem betreffenden Hautbereich entwickelt sich als Reaktion der typische schmerzhafte Hautausschlag der Gürtelrose.

    Ansteckungsgefahr & Infektionsweg

    Das bedeutet, dass nur jene Menschen eine Gürtelrose bekommen können, die zuvor die Windpocken hatten. Das ist wichtig zu wissen, wenn es um die Gürtelrose-Ansteckungsgefahr geht. Denn letztlich ist die Infektiosität der Windpocken entscheidend, und die ist extrem hoch: Von 100 ansteckungsfähigen Menschen erkranken 90 an den Windpocken, wenn sie Kontakt mit einem Erkrankten hatten. Ansteckungsfähig ist man, wenn man die Kinderkrankheit noch nicht hatte und auch nicht dagegen geimpft ist.

    Was bedeutet aber "Kontakt mit einem Erkrankten"? Im Falle der Windpocken bedeutet es, ein ansteckungsfähiger Mensch hält sich im Umkreis von mehreren Metern eines Erkrankten auf. Die Varizellen werden nämlich über eine sogenannte Tröpfcheninfektion weitergegeben. Das bedeutet, dass die Erreger über den Luftweg übertragen werden. Man muss einen Erkrankten also nicht einmal berühren, um sich anzustecken. Es genügt, die winzigen, virushaltigen Tröpfchen einzuatmen, die der Patient etwa beim Atmen oder Husten in der Umgebungsluft verbreitet.

    Auf einem anderen Wege ist Gürtelrose ansteckend: Die Varicella-Zoster-Viren werden über den direkten Kontakt mit dem virushaltigen Inhalt der Hautbläschen übertragen. Das kann zum Beispiel passieren, wenn ein Gesunder den Ausschlag eines Patienten berührt. Auch beim Anfassen von Gegenständen, die der Patient vorher in seiner verunreinigten Hand hatte, können Viren übertragen werden (indirekter Kontakt). Der Betreffende bekommt dann die Windpocken, sofern er sie noch nicht hatte und auch nicht dagegen geimpft ist. Eine direkte Ansteckung mit Gürtelrose ist nicht möglich, da diese erst ausbrechen kann, wenn in Nervenzellen eingenistete Viren reaktiviert werden.

    Viele Menschen bekommen keine Windpocken, weil sie gegen die Kinderkrankheit geimpft wurden. Sie können aber ebenfalls eine Gürtelrose entwickeln, wenn sie mit einem Lebendimpfstoff immunisiert wurden. Die Impfviren können sich dann in den Nervenzellen einnisten und später im Leben aktiv werden. Das passiert aber seltener als bei Menschen, welche die Windpocken durchgemacht haben. Zudem verläuft die Erkrankung dann milder. Meist zeigt sich die Gürtelrose dann in der Nähe der ursprünglichen Impfstelle.

    Wie lange ist Gürtelrose ansteckend?

    Gürtelrose-Patienten sind ab dem Auftreten der Hautbläschen bis zu deren vollständigem Verkrusten ansteckend. Im Allgemeinen dauert dies fünf bis sieben Tage.

    Zum Vergleich: Windpocken-Patienten sind schon ein bis zwei Tage vor Auftreten des Ausschlags ansteckend. Die Ansteckungsgefahr besteht bis zum Verkrusten der Hautbläschen. Auch hier dauert dies meist fünf bis sieben Tage nach Auftauchen der ersten Bläschen.

    Was kann eine Gürtelrose auslösen?

    Wie oben erklärt, können prinzipiell nur jene Menschen eine Gürtelrose bekommen, die zuvor schon die Windpocken hatten. Die in ihnen "schlummernden" Varicella-Zoster-Viren werden normalerweise vom Immunsystem in einem inaktiven Zustand gehalten. Wird die Körperabwehr geschwächt, können die Erreger "aufwachen" und eine Gürtelrose auslösen. Die Gründe für eine Immunschwäche und damit die Risikofaktoren für eine Gürtelrose sind vielfältig. Die wichtigsten sind:

    • großer Stress (auch seelische Belastung)
    • UV-Strahlung: In zu hohen Dosen kann UV-Strahlung eine Gürtelrose auslösen. So kommt es durchaus vor, dass der Herpes Zoster einem starken Sonnenbrand folgt.
    • andere Infekte, die dem Herpes Zoster vorausgehen: Sie können eine Gürtelrose begünstigen. Da reicht manchmal schon ein grippaler Infekt.
    • AIDS: Bei diesem durch das HI-Virus hervorgerufenen Syndrom werden bestimmte Zellen des Immunsystems zerstört (T-Zellen).
    • Krebserkrankungen: Diese schwächen oft das Immunsystem.
    • Chemotherapie: Die Medikamente, mit denen man Krebserkrankungen bekämpft, ziehen unter anderem auch die Abwehrzellen in Mitleidenschaft.
    • Medikamente, die das Abwehrsystem des Körpers dämpfen (sogenannte Immunsuppressiva): zum Beispiel TNF-Blocker im Rahmen einer Rheumatherapie.
    • angeborene Immundefekte: Hier sind von Geburt an bestimmte Komponenten der Körperabwehr reduziert oder fehlen ganz.

    Dass die Gürtelrose meist erst in einem Alter ab 40 Jahren auftritt, hängt ebenfalls mit dem Immunsystem zusammen: Mit dem Alter wird die Körperabwehr weniger leistungsfähig. Eine Gürtelrose bei Kindern oder jungen Erwachsenen ist selten.

    Gürtelrose: Inkubationszeit?

    Die Inkubationszeit ist die Zeitspanne zwischen der Ansteckung mit einem Krankheitserreger bis zum Auftreten der ersten Symptome. Im Falle der Gürtelrose gibt es aber keine Ansteckung: Der Krankheitserreger ist ja schon seit der Windpocken-Infektion im Körper eingenistet. Von einer Inkubationszeit kann man also nur bei den Windpocken sprechen. Sie beträgt hier in der Regel 14 bis 16 Tage.

    Gürtelrose: Symptome

    Die Symptome der Gürtelrose sind nicht einheitlich. Sie können von Fall zu Fall variieren, besonders was ihren Schweregrad betrifft. Meistens folgen die Gürtelrose-Symptome aber einem bestimmten Muster:

    In der Frühphase der Erkrankung treten noch keine spezifischen Symptome auf. Die Patienten berichten nur über allgemeine Krankheitszeichen wie Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen oder leichtem Fieber. Am betroffenen Hautareal können Missempfindungen wie ein Kribbeln auftreten. Sie gehen nach zwei bis drei Tagen in Schmerzen über, und der typische Gürtelrose-Ausschlag bildet sich.

    Schmerzen

    Die Schmerzen können vor, während und in ungünstigen Fällen auch nach dem Ausschlag auftreten. Da die Viren bei der Gürtelrose die Nerven angreifen, handelt es sich um sogenannte neuropathische Schmerzen. Diese äußern sich durch ein Brennen oder Stechen, sind manchmal auch dumpf und schießen immer wieder plötzlich ein. Gürtelrose-Schmerzen können als sehr stark empfunden werden. Besonders die Nervenschmerzen nach Abklingen des Ausschlags (postherpetische Neuralgie) bereiten oft große Probleme.

    Hautausschlag

    Das typische Merkmal der Gürtelrose ist der charakteristische Hautausschlag, den man auch als Zoster bezeichnet. Er beginnt meist mit einer unspezifischen Rötung an der betroffenen Stelle mit kleinen Hautknötchen. Aus diesen Knötchen entwickeln sich innerhalb von Stunden kleine Hautbläschen, die auch jucken können. Sie sind mit einer zunächst klaren Flüssigkeit gefüllt, die im Verlauf eintrübt.

    Die Phase der Hautbläschen hält bis zu fünf Tage an. Nach dem Aufplatzen trocknen die Bläschen innerhalb von zwei bis zehn Tagen aus. Dabei bilden sich oft gelbliche Krusten, mit deren Abfallen der Ausschlag schließlich verschwindet. Insgesamt dauert es im Allgemeinen zwei bis vier Wochen, bis die Hautveränderungen einer Gürtelrose wieder verschwunden sind. 

    Es ist auch möglich, dass eine Gürtelrose ohne Ausschlag (nur mit Schmerzen) auftritt. Mediziner sprechen dann von einem ?Zoster sine herpete?.

    Welche Körperregion ist betroffen?

    Auffällig bei der Gürtelrose ist das Ausbreitungsmuster des Hautausschlags. Die Viren wandern entlang bestimmter Nervenbahnen an der Hautoberfläche (Fachbegriff: Dermatome). Deshalb bildet sich der Ausschlag oft streifenförmig aus.

    Am häufigsten entwickelt sich eine Gürtelrose am Rücken oder im Brustbereich. Hier sieht der Ausschlag oft gürtelförmig aus. Daher rührt auch der deutsche Name der Erkrankung.

    Prinzipiell kann Herpes Zoster aber alle Körperregionen befallen. Oft sind etwa Kopf oder Hals betroffen. Bei anderen Menschen entsteht die Gürtelrose am Bein oder Arm. Der schmerzhafte Ausschlag ist dabei in der Regel auf eine Körperseite beschränkt. Manchmal sind auch mehrere Hautareale nebeneinander betroffen. Bei stark geschwächtem Immunsystem kann sich der Gürtelrose-Ausschlag auch über die gesamte Körperoberfläche ausbreiten. Dieser generalisierte Herpes Zoster ist dann schwer von einer Windpockenerkrankung zu unterscheiden.

    Gürtelrose im Gesicht

    Gelegentlich entwickelt sich die Gürtelrose auch im Gesicht. Das kann problematisch werden: Manchmal wird die Hornhaut des Auges in Mitleidenschaft gezogen. Dann kann sich eine Hornhautentzündung (Keratitis) entwickeln.

    Auch der Gehör- und Geschmacksnerv können betroffen sein. Bei manchen Patienten entwickelt sich sogar eine halbseitige Gesichtsnerv-Lähmung (Facialis-Lähmung).

    Lesen Sie alles Wichtige über Herpes Zoster im Gesicht und die möglichen Komplikationen im Beitrag Gürtelrose im Gesicht.

    Gürtelrose: Schwangerschaft und Neugeborene

    Wenn eine schwangere Frau Gürtelrose bekommt, ist das nach derzeitigem Wissenstand kein Problem für das ungeborene Kind: Es ist von der Erkrankung nicht betroffen. Auch wenn die Gürtelrose um den Geburtstermin herum auftritt, besteht im Allgemeinen keine Gefahr: Eine Ansteckung mit dem Varizella-Zoster-Virus in dieser Phase ist unwahrscheinlich.

    Gefährlicher sind die Windpocken

    Gefährlich werden kann aber eine Erstinfektion mit dem Varizella-Zoster-Virus in der Schwangerschaft, also eine Windpocken-Infektion: Eine Erkrankung in der ersten Hälfte der Schwangerschaft kann Fehlbildungen und Schäden beim Ungeborenen verursachen. Mediziner sprechen hier vom Kongenitalen Varizellensyndrom (CVS). Es ist zwar selten, aber schwerwiegend: Die betroffenen Kinder haben zum Beispiel unterentwickelte Gliedmaßen, Augendefekte, Krämpfe, Vernarbungen und Hautgeschwüre. Manche der kleinen Patienten sterben in der Folge.

    Lebensgefährlich für das Kind kann es auch werden, wenn eine Schwangere kurz vor oder nach der Geburt an Windpocken erkrankt. Das Kind kann sich bei der Mutter anstecken und dann selber an Windpocken erkranken. Diese Neugeborenen-Varizellen können schwer verlaufen und sogar tödlich enden. Dafür gibt es zwei Gründe:

    Zum einen ist das kindliche Immunsystem noch nicht ausgereift, kann also den Erreger nicht wirksam bekämpfen. Zum anderen verfügt die Mutter wegen der "frischen" Infektion noch über keine Antikörper, die sie an das Kind weitergeben könnte (über die Nabelschnur oder die Muttermilch).

    Gürtelrose: Untersuchungen und Diagnose

    Die meisten Patienten mit Verdacht auf Gürtelrose gehen zum Hausarzt oder zum Hautarzt. Ist der Augen- oder Ohrbereich betroffen, sollte unbedingt ein Augenarzt beziehungsweise Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht werden.

    Das typische Krankheitsbild führt den Arzt meist schnell zur Diagnose Gürtelrose: Verlauf und Art der Symptome sind charakteristisch für die Zweiterkrankung durch das Varizella-Zoster-Virus.

    Allerdings kann im Gürtelrose-Anfangsstadium die Diagnose manchmal schwierig sein. Die allgemeinen Krankheitszeichen und ein anfänglicher Ausschlag können viele Ursachen haben. Dann helfen bestimmte Tests, einen Herpes Zoster sicher zu erkennen und andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen (wie Herpes simplex). Dazu gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:

    • Direkter Nachweis: Man kann das Virus anhand eines Wundabstrichs direkt nachweisen, etwa mit Hilfe der sogenannten PCR (Polymerase Kettenreaktion) oder einer Zellkultur.
    • Indirekter Nachweis: Das Blut des Patienten wird auf spezifische Antikörper gegen das Varicella-Zoster-Virus untersucht. Ist das Gehirn befallen, kann auch eine Probe des Nervenwassers (Liquor) analysiert werden.

    Gürtelrose: Behandlung

    Die unangenehmen Beschwerden einer Gürtelrose lassen sich mit Medikamenten lindern: Gegen die Schmerzen helfen zum Beispiel leichte Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Diese wirken zudem fiebersenkend. Bei Bedarf kann der Arzt auch stärker schmerzstillende Medikamente verordnen.

    Der Hautausschlag wird je nach Stadium mit Hautpflegemitteln behandelt: Zur Verfügung stehen zum Beispiel juckreizstillende Mittel in Form von Salben oder Tinkturen. Manche Präparate fördern auch das Austrocknen der Bläschen oder das Ablösen der Krusten.

    Neben diesen rein symptomatischen Maßnahmen kann man bei Gürtelrose auch eine ursächliche Behandlung starten: Die Patienten bekommen dazu antivirale Medikamente (Virostatika), die das Varizella-Zoster-Virus bekämpfen.

    Mehr über die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten bei einer Gürtelrose lesen Sie im Beitrag Gürtelrose - Behandlung.

    Gürtelrose: Krankheitsverlauf und Prognose

    Normalerweise ist die Prognose einer Gürtelrose gut. Sie heilt bei den meisten Personen mit gesundem Immunsystem binnen weniger Wochen aus. Nachdem die Blasen aufgeplatzt sind, verkrusten sie und nach einigen Tagen fällt der Schorf ab. Im Gegensatz zu den Windpocken kommen die Patienten hier meist nicht in die Verlegenheit zu kratzen, weil die Schmerzen dies verhindern.

    Gürtelrose: Komplikationen

    Manchmal verläuft eine Gürtelrose mit Komplikationen. Dazu gehören unter anderem:

    • Bakterielle Sekundärinfektion: Dabei infizieren sich die durch den Zoster geschädigten Hautareale zusätzlich mit Bakterien.
    • Pigmentstörungen, Einblutungen und Einschmelzungen der Haut sowie Narbenbildung
    • Lähmungserscheinungen (Paresen) und Empfindungsstörungen (Parästhesien) in der betroffenen Körperregion
    • Hirnhaut- sowie Hirnentzündungen, wenn der Zoster das zentrale Nervensystem befällt
    • Disseminierter (generalisierter) Herpes Zoster: Hierbei wird der ganze Körper von den Zoster-Viren befallen. Auch innere Organe sind dann betroffen.

    Außerdem kann der Zoster speziell an den Augen und Ohren Schäden verursachen, die bis zur Blindheit oder Taubheit führen. Diese speziellen Gürtelrose-Symptome werden im Beitrag ?Gürtelrose im Gesicht? genauer geschildert.

    Anfällig für solche Gürtelrose-Komplikationen sind vor allem Menschen mit einer Immunschwäche. Dazu zählen etwa AIDS- oder Krebspatienten. Besonders der disseminierte Herpes Zoster und der Befall des zentralen Nervensystems sind hier gefürchtet. Zudem verlaufen die Herpes-Zoster-Symptome bei einer Immunschwäche oft untypisch.

    Postherpetische Neuralgie

    Bei manchen Patienten bestehen die neuropathischen Zosterschmerzen auch nach Abheilen des Ausschlags fort oder flammen wiederholt auf. Mediziner sprechen dann von einer ?postzosterischen Neuralgie? oder einer ?postherpetischen Neuralgie? (PHN). Im schlimmsten Fall bleiben die Beschwerden lebenslang bestehen. Besonders bei älteren Patienten mit einer Gürtelrose ist diese Komplikation gefürchtet. Wie genau die Schmerzen entstehen, ist noch nicht geklärt. Jedenfalls werden die betroffenen Nerven durch den Zoster dauerhaft geschädigt.

    Diese Neuralgien können extrem starke Schmerzen verursachen. Es ist daher sehr wichtig, möglichst früh mit speziellen Medikamenten einzugreifen. So besteht die Chance, anhaltende Gürtelrose-Symptome zu verhindern.

    Gürtelrose vorbeugen

    Menschen mit Windpocken oder Gürtelrose sollten es vermeiden, an ihrem oft juckenden Ausschlag zu kratzen. So verringert sich das Risiko, dass man andere Menschen ansteckt. Denn durch das Aufkratzen der Bläschen gelangt der hochinfektiöse Inhalt an die Finger. Von dort kann er auf die Umgebung verteilt werden, etwa auf Türklinken oder Besteck. Wenn Gesunde diese Gegenstände berühren und sich dann unbewusst an Mund oder Nase greifen, können die Viren übertragen werden. 

    Impfstoff gegen Windpocken

    Menschen, die sich noch nicht mit dem Varizella-Zoster-Virus angesteckt haben, können sich impfen lassen. Das schützt vor der Kinderkrankheit und damit auch vor einer eventuell nachfolgenden Gürtelrose. Von der Ständigen Impfkommission (STIKO) wird die VZV-Impfung für Kinder und Jugendliche standardmäßig empfohlen. Sinnvoll ist eine Impfung auch für Risikopatienten, die noch keine Windpocken hatten. Solche Risikopersonen sind zum Beispiel Frauen mit Kinderwunsch, schwangere Frauen, Patienten vor Organtransplantationen sowie Menschen mit schwerer Neurodermitis. In diesen Fällen kann eine VZV-Infektion gefährlich werden.

    Impfstoff gegen Gürtelrose

    Es gibt seit Mai 2018 einen Impfstoff gegen Gürtelrose, den das Robert-Koch-Institut ab 60-Jährigen empfiehlt. Er senkt das Risiko, an Herpes Zoster zu erkranken. Anders als der bisher eingesetzte Lebendimpfstoff (den es seit 2013 gab und der nicht mehr für die Standard-Impfung empfohlen wird) besteht er aus abgetöteten Erregern und enthält außerdem einen neuen Wirkverstärker. Für die Impfung sind zwei Dosen des Wirkstoffes im Abstand von zwei bis sechs Monaten nötig, die intramuskulär (in den Oberarmmuskel) verabreicht werden.

    Grundsätzlich soll die Impfung für Personen ab 60 Jahren zum Standard werden, für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, HIV etc. oder einer Immunschwäche schon ab 50 Jahren. Das empfiehlt zumindest die STIKO. Das bedeutet, dass auch die meisten gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Impfung gegen Gürtelrose in diesen Fällen übernehmen. Wer sich impfen lassen möchte, sollte die Kostenübernahme vorher mit seiner Krankenkasse klären.

    Mehr über die Impfung gegen Gürtelrose lesen Sie im Beitrag Gürtelrose-Impfung.


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    Schneider, H. et al.: Die Geburtshilfe. Springer-Verlag. 5. Auflage, 2016
    Ratgeber des Robert Koch-Instituts (RKI): Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster), unter: www.rki.de (Abrufdatum: 24.03.2022)
    Gross, G.: Leitlinie Diagnostik und Therapie des Zoster und der Postzosterneuralgie, Stand: 2019, unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 24.03.2022)
    Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Gürtelrose, Stand: 24.01.2022, unter: www.sozialministerium.at (Abrufdatum: 24.03.2022)
    Hacke, W.: Neurologie. Springer-Verlag. 14. Auflage, 2016
    Andreae, S. et al.: Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen. Georg Thieme Verlag. 2. Auflage, 2008
    Guillou, I. et al.: Medizin für Heilpraktiker. Haug Verlag. 2012
    Suerbaum, S. et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer Verlag. 9. Auflage, 2020
    Schneider, H. et al.: Die Geburtshilfe. Springer-Verlag. 5. Auflage, 2016

     

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