Gehörgangsentzündung
Kurzübersicht- Behandlung: Je nach Art der Gehörgangsentzündung kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz. Hausmittel lindern in vielen Fällen unterstützend die Beschwerden.
- Verlauf und Prognose: Bei guter Therapie heilt eine Gehörgangsentzündung in der Regel nach einigen Tagen oder Wochen folgenlos ab.
- Symptome: Zu den typischen Symptomen einer Gehörgangsentzündung gehören Ohrenschmerzen, Juckreiz, manchmal Beschwerden wie Fieber oder Abgeschlagenheit
- Ursachen und Risikofaktoren: Bakterien, Viren und Pilze, häufiges Baden in Chlorwasser
- Diagnostik: Patientengespräch und Ohruntersuchung
- Vorbeugen: Verzicht auf den Einsatz von Wattestäbchen; nach dem Baden darauf achten, dass das Wasser wieder aus dem Ohr herausfließt
Was ist eine Gehörgangsentzündung?
Als Gehörgangsentzündung (Otitis externa) bezeichnen Mediziner eine Entzündung des äußeren Gehörgangs im Ohr. Je nachdem, wodurch eine Gehörgangsentzündung ausgelöst wird und welche Beschwerden sie verursacht, unterscheiden Ärzte verschiedene Arten:
Otitis externa circumscripta
Bei dieser einfachsten Form der Gehörgangsentzündung ist ein Haarfollikel im Gehörgang entzündet (Furunkel). Ausgelöst wird sie meist durch Bakterien, die die Haut besiedeln, den Staphylokokken. Diese Form der Gehörgangsentzündung ist auf einen kleinen Bereich begrenzt.
Otitis externa diffusa
Die Otitis externa diffusa ist die am häufigsten auftretende Form der Gehörgangsentzündung. Hier ist der gesamte Gehörgang betroffen. Die Entzündung wird meist durch Bakterien, manchmal durch Pilze verursacht.
Otitis externa necroticans
Diese Form der Gehörgangsentzündung wird auch als Otitis externa maligna bezeichnet, also als bösartige Gehörgangsentzündung. Sie entwickelt sich aus einer Otitis externa diffusa, wenn diese unbehandelt bleibt oder die gewählte Therapie nicht hilft. Hierbei stirbt entzündetes Gewebe ab (Nekrose). Außerdem besteht die Gefahr, dass sich die Entzündung ausbreitet und die Schädelknochen oder Hirnnerven befällt.
Otitis externa bullosa haemorrhagica
Diese Art der Gehörgangsentzündung tritt im Rahmen einer Grippe (Influenza) auf und wird deshalb auch als Grippeotitis bezeichnet. Meist sind hier Gehörgang und Trommelfell gleichzeitig entzündet. An diesen Strukturen bilden sich durch die Schädigung kleinster Blutgefäße (Kapillaren) blutige Blasen aus. Oft ist zusätzlich das Mittelohr betroffen.
Chronische Otitis externa
Wenn die Beschwerden einer Gehörgangsentzündung länger als drei Monate anhalten oder mehr als vier Entzündungen pro Jahr auftreten, sprechen Mediziner von einer chronischen Gehörgangsentzündung. Diese wiederkehrenden Gehörgangsentzündungen entstehen zum Beispiel, wenn eine akute Otitis externa nicht richtig behandelt wurde oder eine Grunderkrankung der Haut besteht.
Was tun bei einer Gehörgangsentzündung?
Die Behandlung einer Gehörgangsentzündung hängt von Art und Schweregrad der Erkrankung ab:
Otitis externa circumscripta
Diese Form der Gehörgangsentzündung wird lokal mit Antibiotika und entzündungslindernden Salben, die zum Beispiel Kortison enthalten, behandelt.
Sollte sich eine eitergefüllte Kapsel (Abszess) bilden oder das Trommelfell von der Gehörgangsentzündung mit betroffen sein, so wird der Abszess aufgeschnitten. Außerdem erhält der Patient nun Antibiotika in Tablettenform (systemische Antibiotikatherapie). Oft werden zusätzlich Schmerzmittel gegeben, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Paracetamol oder Acetylsalicylsäure.
Otitis externa diffusa
Bei der Behandlung reinigt der Arzt zunächst vorsichtig den Gehörgang. Anschließend werden alkoholhaltige Ohrentropfen angewendet, die den Erreger abtöten. Dafür wird ein Mullstreifen mit der Lösung getränkt und in den Gehörgang gelegt. Dieser wird mehrmals täglich gewechselt. Wie lange der Streifen im Ohr verbleibt, entscheidet der Arzt individuell.
Nur bei sehr starken Entzündungen oder wenn der Patient an Diabetes leidet, verschreibt der Arzt Antibiotika oder Antimykotika (Anti-Pilzmittel) in Tablettenform. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Blutzuckerwert von Diabetikern gut eingestellt ist.
Otitis externa necroticans
In leichteren Fällen reicht zusätzlich zur Therapie mit Mullstreifen wie bei der Otitis externa diffusa die Gabe von Antibiotika. Die Wirkstoffe werden zunächst über eine Infusion direkt in eine Vene gegeben. Anschließend erhält der Patient die Antibiotika in Tablettenform.
In schweren Fällen von Otitis externa necroticans entfernt der Arzt das zerstörte Gewebe im Rahmen einer Operation. Das gilt ebenso, wenn die Antibiotikatherapie nach drei Wochen noch nicht erfolgreich war.
Otitis externa bullosa haemorrhagica
Diese Form der Gehörgangsentzündung wird durch Grippeviren ausgelöst. Gegen sie gibt es jedoch kein wirksames Medikament. Weil die Gefahr besteht, dass eine zusätzliche Infektion durch Bakterien hinzukommt (Superinfektion), erhalten die Patienten vorsorglich Antibiotika. Des Weiteren werden die Patienten überwacht, um frühzeitig zu erkennen, ob sich die Infektion ausbreitet und womöglich zu einer Entzündung des Hirnstammes (Hirnstammenzephalitis) führt.
Welche Hausmittel helfen?
Zusätzlich zu den Medikamenten, die der Arzt verschreibt, gibt es verschiedene Hausmittel, die die Heilung einer Gehörgangsentzündung unterstützen sollen. Dazu gehören Zwiebel, Kamillentee und Wärme.
Zwiebeln haben eine desinfizierende Wirkung und tragen dazu bei, die Krankheitserreger abzutöten. Bei einer Gehörgangsentzündung lindern Zwiebelsäckchen häufig die Beschwerden: Schneiden Sie eine Zwiebel klein und wickeln Sie sie in ein Küchentuch. Dieses legen Sie anschließend ans Ohr.
Kamille zählt ebenfalls zu den Hausmitteln bei Otitis externa, da sie entzündungshemmend wirkt. So wenden Sie sie an: Kochen Sie Kamillentee und legen Sie den gebrauchtenTeebeutel ans Ohr.
Wärme hilft bei einer Gehörgangsentzündung, die Schmerzen zu lindern. Besitzen Sie eine Wärmelampe, so stellen Sie diese ein und richten Sie sie auf das Ohr, wenn es Ihnen angenehm ist. Viele Menschen empfinden außerdem ein warmes Körnerkissen oder eine Wärmflasche auf dem Ohr als wohltuend.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Gehörgangsentzündung: Homöopathie
Manche Menschen wenden bei einer Gehörgangsentzündung homöopathische Mittel an, wie zum Beispiel Calendula, Hepar sulfuris oder Kalium-Verbindungen. Die Wirksamkeit dieser Mittel ist jedoch wissenschaftlich umstritten und nicht durch Studien belegt.
Wie lange dauert eine Gehörgangsentzündung?
Eine Gehörgangsentzündung, die mild verläuft, ist in der Regel nach einigen Tagen oder Wochen überstanden. Solange starke Symptome bestehen, sind die Betroffenen meist als arbeitsunfähig krankgeschrieben. Der Verlauf der Krankheit hängt von der Art der Gehörgangsentzündung, ihrer Schwere und Behandlung ab.
Die Prognose der einfachsten Form von Gehörgangsentzündung, der Otitis externa circumscripta, ist gut. Die Entzündung heilt meist folgenlos ab ? bei adäquater Therapie bessern sich die Beschwerden in der Regel innerhalb einiger Tage. Wird allerdings ein Abszess nicht rechtzeitig entfernt, besteht das Risiko, dass sich die Entzündung auf die Ohrmuschel ausbreitet (Perichondritis).
Die Otitis externa diffusa heilt meist folgenlos ab. Es besteht aber vor allem bei Diabetikern die Gefahr, dass sie wiederholt auftritt oder in eine Otitis externa necroticans übergeht, eine gefährliche Form von Gehörgangsentzündung. Die Dauer der Entzündung umfasst bei einigen Patienten mehrere Wochen. In Extremfällen wird die Otitis externa necroticans für sie sogar lebensgefährlich.
Die Otitis externa bullosa haemorrhagica ist eine seltene Form von Gehörgangsentzündung. In der Regel heilt sie folgenlos ab.
Woran erkenne ich eine Gehörgangsentzündung?
Patienten, die an einer Gehörgangsentzündung leiden, klagen häufig über folgende Beschwerden:
- Juckreiz
- Rötung
- Ausfluss aus dem Ohr, eventuell mit Krustenbildung
- Hörminderung durch das Zuschwellen des Gehörgangs
- Überwärmung
- Starke Ohrenschmerzen
- Starke Schmerzen beim Sprechen oder Kauen
- Schmerzen beim Druck auf den Knorpel vor dem Eingang in den Gehörgang (Tragus)
- Schmerzen beim Ziehen am Ohrläppchen
Einige Betroffene fühlen sich zudem abgeschlagen und entwickeln Fieber sowie andere Symptome von Erkältungskrankheiten, wie zum Beispiel Husten.
Während die Symptome andauern ist es ratsam, auf Sport und insbesondere auf das Schwimmen oder Baden zu verzichten.
Wie entsteht eine Gehörgangsentzündung?
Eine Gehörgangsentzündung wird durch Bakterien, Viren und Pilze ausgelöst. Oft entsteht sie, wenn die empfindliche Haut des Gehörgangs durch das Reinigen mit Wattestäbchen verletzt wird oder durch übermäßiges Reinigen zu wenig schützender Ohrenschmalz vorhanden ist.
Eine weitere häufige Ursache für eine Entzündung ist Wasser, das meist beim Schwimmen in den Gehörgang gelangt. Aus diesem Grund sprechen Mediziner dann von einer "Badeotitis".
Folgende Faktoren begünstigen eine Gehörgangsentzündung:
- Feuchtigkeit im Ohr nach dem Duschen, Baden oder Schwimmen (Badeotitis)
- häufiges Schwimmen in Chlorwasser
- Verletzungen durch Wattestäbchen oder Ohrenstöpsel
- Krankheiten, die das Auftreten von Infektionen begünstigen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus
- Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen
- Allergien gegen Seifen, Haarsprays, Kosmetika oder Ohrpassstücke von Hörgeräten
Ist eine Gehörgangsentzündung ansteckend?
Im Gegensatz etwa zu einer Mittelohrentzündung ist eine Entzündung des Gehörgangs durchaus ansteckend. Es ist zum Beispiel möglich, sich über verunreinigtes Badewasser oder gemeinsam genutzte Ohrenstöpsel zu infizieren.
Wie wird eine Gehörgangsentzündung festgestellt?
Um die Diagnose einer Gehörgangsentzündung zu stellen, befragt der Arzt den Patienten zunächst ausführlich zu seiner Krankheitsgeschichte (Anamnese). Dabei stellt er unter anderem folgende Fragen:
- Wann fingen die Beschwerden an?
- Haben Sie Fieber oder fühlen Sie sich abgeschlagen?
- Haben Sie das Gefühl, auf dem betroffenen Ohr schlechter zu hören?
- Hatten Sie zuvor schon einmal ähnliche Beschwerden?
- Leiden Sie an Diabetes?
Anschließend untersucht der Arzt die Ohren. Zunächst schaut er nach äußeren Auffälligkeiten wie Rötungen, Ausfluss oder Schwellungen. Danach testet er, ob die Ohren schmerzempfindlich auf Druck reagieren. Zuletzt führt er eine Ohrenspiegelung (Otoskopie) durch, um eventuelle Veränderungen im Gehörgang zu sehen.
Falls eine Hörminderung besteht, führt der Arzt eventuell eine Hörprüfung durch.
Mithilfe eines Abstrichs lässt sich herausfinden, welcher Erreger für die Gehörgangsentzündung verantwortlich ist.
Wie kann ich einer Gehörgangsentzündung vorbeugen?
Es gibt Möglichkeiten, das Risiko einer Gehörgangsentzündung zu verringern:
- Säubern Sie die Ohren nicht mit Wattestäbchen. Sollten Sie viel Ohrenschmalz produzieren, fragen Sie den Hals-Nasen-Ohren-Arzt um Rat.
- Stellen Sie nach dem Kontakt mit Chlorwasser sicher, dass das Wasser aus dem Ohr abfließt.
- Bei Diabetikern ist es wichtig, dass der Blutzuckerwert richtig eingestellt ist.
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