Divertikulose
- Beschreibung
- Symptome
- Diagnose
- Behandlung
- Ursachen und Risikofaktoren
- Krankheitsverlauf und Prognose
- Vorbeugen
Kurzübersicht- Symptome: Meist keine Symptome, ansonsten reizdarm-ähnliche Beschwerden
- Diagnose: In der Regel Zufallsbefund bei Darmspiegelung (Koloskopie) oder Röntgendarstellung
- Behandlung: Ernährungsmaßnahmen wie ballaststoffreiche, fleischarme Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, körperliche Aktivität
- Ursachen und Risikofaktoren: Über Jahre hinweg immer wiederkehrende Verstopfung, Risikofaktoren: Alter, Übergewicht, andere Erkrankungen
- Krankheitsverlauf und Prognose: Geht mitunter in Divertikelkrankheit oder Divertikulitis mit Beschwerden über, ballaststoffreiche Ernährung und gesunde Lebensweise beeinflussen Prognose positiv
- Vorbeugen: Maßnahmen der Behandlung berücksichtigen
Was ist eine Divertikulose?
Als Divertikulose bezeichnen Ärzte das Auftreten mehrerer Divertikel im Bereich des Dickdarms, die jedoch keine Beschwerden verursachen. Sie so verbreiten, dass sie heute zu den sogenannten Zivilisationskrankheiten zählt.
Dabei scheint vor allem die zunehmend faserarme Ernährung eine wichtige Rolle spielt: Zu wenig Ballaststoffe fördern einen harten und festen Stuhl. Häufige Verstopfung sind eine erste Folge, damit steigt das Risiko für Divertikel.
Die Divertikulose tritt vermehrt bei älteren Menschen auf, da bei ihnen das Bindegewebe des Darms nicht mehr so fest ist. Bei etwa jedem Zweiten der 70- bis 85-Jährigen in den westlichen Industrienationen finden sich Divertikel.
Falsche und echte Divertikel
Grundsätzlich unterscheiden Ärzte zwei Formen von Divertikeln:
- Am häufigsten kommt es zu sogenannten falschen Divertikeln oder Pseudodivertikeln. Hierbei stülpt sich die Darmschleimhaut durch eine winzige Lücke in der muskulären Darmwand nach außen. Häufig treten an diesen Stellen Blutgefäße durch die Darmwand, die den Darm mit Blut versorgen.
- Seltener sind echte Divertikel, bei denen sich die Muskelwand des Darms mit nach außen wölbt. Diese Divertikel sind häufiger angeboren als ernährungsbedingt und kommen vermehrt bei Menschen aus asiatischen Ländern vor.
Während echte Divertikel meist im aufsteigenden Bereich des Dickdarms (Colon ascendens) auftreten, bilden sich die in Europa sehr viel häufigeren falschen Divertikel vorwiegend im absteigenden (Colon descendens) sowie im letzten Bereich des Dickdarms (Colon sigmoideum).
In den allermeisten Fällen zeigen sich Divertikel im Dickdarm. Grundsätzlich ist es jedoch möglich, dass Divertikel im gesamten Verdauungstrakt also beispielsweise auch in der Speiseröhre oder im Dünndarm auftreten.
Was ist eine Sigmadivertikulose?
Eine Sigmadivertikulose bezeichnet Divertikel in einem bestimmten Abschnitt des Dickdarms. Der Name dieses Darmabschnitts lautet: Sigma, Colon sigmoideum oder Sigmaschlinge.
Er rührt daher, dass Mediziner die Form des letzten Teils des Dickdarms, bevor er in den Enddarm übergeht, als S-förmig beschreiben. Die Divertikulose kommt an dieser Dickdarmstelle am häufigsten und oft in Form einer reizlosen Sigmadivertikulose vor.
Die Ursachen für das gehäufte Auftreten der Sigmadivertikulose sind:
- Hier verlaufen besonders viele Blutgefäße, wodurch es dort zu einer Schwachstelle der Darmwand kommt.
- In der Sigmaschlinge ist der Druck auf die Darmwände hoch.
- Hinzu kommt, dass vor dem Enddarm (Rektum) die normalerweise wellenartigen Darmbewegungen schlagartig (prellbockartig) abbrechen.
Welche Symptome verursacht eine Divertikulose?
Die Divertikulose zeigt meist keine Symptome (asymptomatisch). Schmerzen und Verdauungsbeschwerden bleiben zunächst über eine lange Zeit aus. Die Divertikel an sich sind auch nicht schmerzhaft. Je nach Anzahl, Größe und Lage der Ausstülpungen kommt es jedoch manchmal mit der Zeit zu reizdarm-ähnlichen Beschwerden, wie:
- Schmerzhafter Stuhldrang (Tenesmen) und/oder leichte Schmerzen vor allem im linken Unterbauch
- Stuhlunregelmäßigkeiten, oft im Wechsel von Verstopfung und Durchfall
- Blähungen
Divertikel haben grundsätzlich keinen Krankeitswert, treten allerdings Beschwerden auf, ändert sich dies. Ärzte bezeichnen die Divertikulose dann als Divertikelkrankheit oder Divertikulitis. Sie ist gekennzeichnet von Symptomen wie starken Schmerzen, Blut im Stuhl oder einer auffällig andauernden Verstopfung. Meist steckt dann eine Entzündung der Divertikel dahinter oder andere Komplikationen der Divertikulitis.
Mehr zu den Anzeichen und Beschwerden der Divertikelkrankheit oder Divertikulitis erfahren Sie unter: Divertikulitis ? Symptome.
Wie lässt sich eine Divertikulose feststellen?
Häufig ist die Divertikulose ein Zufallsbefund, da sie lange Zeit beschwerdefrei und somit oft unentdeckt bleibt. In der Regel fällt sie Ärzten im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) auf. Daneben lassen sich die Divertikel auch auf einem Röntgenbild mit Kontrastmittel im Darm meist gut erkennen und sind so für Ärzte diagnostizierbar.
Mehr zur Diagnose der Divertikulitis erfahren Sie unter: Divertikulitis.
Wie ist eine Divertikulose zu behandeln?
Eine Divertikulose kommt in den meisten Fällen durch eine ballaststoffarme Ernährung, zu wenig Flüssigkeit und/oder Bewegungsmangel zustande. All dies sind Faktoren, die eine Verstopfung begünstigen und langfristig die Divertikelbildung fördern. Zudem kommt es bei einer Divertikulose durch bestimmte Ernährungsfehler leichter zu Komplikationen wie einer Divertikulitis oder einer Blutung der Divertikel.
Eine bestehende Divertikulose ist durch die Umstellung der Ernährung und anderer Lebensgewohnheiten meist gut in den Griff zu bekommen. Am wichtigsten dabei ist:
- Eine faserreiche Kost: Obst, Gemüse und Produkte aus Vollkorngetreide sind ideale Ballaststoff-Lieferanten. Ergänzend ist es möglich, weitere Ballaststoffquellen wie Haferkleie, geschrotete Leinsamen oder Flohsamenschalen in den Speiseplan aufzunehmen. Dazu ist eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme notwendig, sonst kommt es zu Verstopfung.
- Mehr Bewegung: Tägliche Spaziergänge und regelmäßiges Ausdauertraining (wie Joggen, Schwimmen) unterstützen die Darmtätigkeit.
- Reichlich trinken: Mindestens zwei Liter Wasser oder Tee am Tag sorgen dafür, dass der Stuhl "geschmeidig" bleibt.
Wie entsteht eine Divertikulose?
Bei der Entstehung von Divertikeln spielen vor allem ein erhöhter Darminnendruck als auch geschwächte Darmwände eine Rolle. Wenn der Innendruck im Darm beispielsweise durch eine Verstopfung über Jahre immer wieder erhöht ist, kommt es mitunter dazu, dass die Darmschleimhaut sich an bestimmten Stellen nach außen wölbt. Auf diese Weise entstehen Divertikel häufig.
Daneben gibt es weitere Risikofaktoren für die Entstehung der Divertikulose. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen neben der Ernähung und Bewegung:
- Übergewicht
- Hoher Verzehr von rotem Fleisch
- Rauchen und übermäßiger Alkoholgenuss
Desweiteren gibt es Faktoren, die nicht beeinflussbar sind. Zu diesen gehören:
- Alter
- Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), polyzystische Nierenerkrankungen oder Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Genetische Erkrankungen des Bindegewebes, zum Beispiel Marfan- und Ehlers-Danlos-Syndrom
Wie verläuft eine Divertikulose?
Bei einigen Menschen entwickelt sich die beschwerdefreie Divertikulose über die Jahre zu einer mit Beschwerden verbundenen Divertikelkrankheit oder Divertikulitis, diese verläuft akut oder chronisch. Je früher es im Leben zu einer Entzündung der Divertikel kommt, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Divertikel-Behandlung irgendwann im späteren Verlauf eine Operation erfordert.
Es ist ratsam, bei einer bestehenden Divertikulose sorgsam auf die Ernährung und andere Lebensgewohnheiten zu achten. So ist es möglich, nicht nur die Risikofaktoren zu minimieren, sondern auch die Prognose positiv zu beeinflussen.
Kann man einer Divertikulose vorbeugen?
Die beste Vorbeugung einer Divertikulose ist es, die beeinflussbaren Risikofaktoren zu reduzieren. In erster Linie stehen dabei eine ballaststoffreiche, fleischarme Ernährung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie körperliche Bewegung im Mittelpunkt. All diese Maßnahmen sorgen für eine gesunde Darmtätigkeit und wirken Verstopfung ? und damit der Enstehung von Divertikeln ? entgegen.
Mehr Tipps zur Ernährung bei Divertikulose und Divertikulitis erhalten Sie unter: Divertikulitis-Ernährung.
© Copyright © 1998-2024 NetDoktor - All rights reserved - NetDoktor is a trademark.
Allescher, H.-D.: Divertikel – Für immer beschwerdefrei. Die optimale Therapie, die richtige Ernährung. Thieme Verlag, 3. Auflage 2020
Arastéh, K. et al.: Duale Reihe Innere Medizin. Thieme Verlag, 4. Auflage 2018
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention: Ernährungstherapie Divertikulose und Divertikulitis, unter: www.fet-ev.eu (Abrufdatum: 24.02.2022)
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, 2022
Schauder, P., Ollenschläger, G.: Ernährungsmedizin. Prävention und Therapie. Urban & Fischer Verlag, 3. Auflage 2006
S3-Leitlinie der Dt. Ges. f. Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Dt. Ges. f. Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV): Divertikelkrankheit/Divertikulitis (Stand: November 2021), unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 21.02.2022)
Pschyrembel Online: Divertikulose, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 21.02.2022)