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  • 25. Februar 2022 ― Lesezeit: 4 Minuten
    Christina Trappe, 

    Divertikulitis – Ernährung

    Bei der Divertikulitis spielen Ernährung und Lebensgewohnheiten eine entscheidende Rolle. Sie zählen zu den beeinflussbaren Faktoren der Divertikelkrankheit. Das heißt, mit der richtigen Ernährung lässt sich das Risiko für eine erneute Divertikulitis langfristig verringern. Worauf dabei zu achten ist und welche Lebensmittel empfehlenswert sind, erfahren Sie hier.

    Worauf ist bei der Ernährung zu achten?

    Wie genau die richtige Ernährung bei Divertikulitis aussieht, richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und ist deshalb grundsätzlich mit dem Arzt zu besprechen. In der akuten Entzündungsphase ist es wichtig, auf eine ballaststoffarme und leichte Kost zu achten, die den Darm nicht zusätzlich belastet. Klingt die Entzündung ab, ist hingegen eine ballaststoffreiche Kost notwendig, um weiteren Entzündungen vorzubeugen.

    Ernährung bei einer akuten Divertikulitis

    Bei einer akuten Divertikulitis ? also schmerzhaft entzündeten Divertikeln ? ist es zunächst einmal wichtig, den Darm so weit wie möglich zu entlasten. In manchen Fällen ist es sinnvoll, parallel zur Antibiotika-Therapie einige Tage lang komplett auf feste Nahrung zu verzichten.

    Von einer Nahrungskarenz, also überhaupt keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen, raten viele Ärzte mittlerweile ab. Dies ist jedoch je nach Einzelfall zu entscheiden.

    Liegt eine schwere und eventuell komplizierte Divertikulitis vor, erfolgt die Behandlung im Krankenhaus. Dort erhalten Betroffene je nach Schwere der Entzündung gelegentlich die Nährstoffe für ein paar Tage per Infusion. Das dient der Entlastung des Darms.

    Auch bei einer ambulant behandelten, unkomplizierten Divertikulitis liegt der Fokus auf der Entlastung des Darms. Oft stehen bei milderen Verläufen zunächst nur flüssige Nahrung und Schonkost auf dem Programm, teilweise ist jedoch eine Normalkost ebenso möglich. Sprechen Sie Ihre jeweilige "Divertikulitis-Diät" unbedingt mit Ihrem Arzt ab!

    Schrittweiser Kostaufbau

    Klingt die Entzündung ab, verordnen Ärzte in der Regel, schrittweise mit dem Kostaufbau zu beginnen, also zum Beispiel:

    • Tee und Zwieback
    • Milde Suppen
    • Babybrei

    Es ist sehr wichtig, in dieser Phase der Divertikulitis-Ernährung auf scharfe Lebensmittel wie Chili oder Ingwer sowie auf fettreiche und blähende Lebensmittel zu verzichten. Mit der Zeit ist es meist möglich, immer mehr Lebensmittel wieder in den Speiseplan aufzunehmen.

    Was kann man bei Divertikulitis essen?

    Auch wenn die akute Divertikulitis abgeklungen ist, verordnen Ärzte in der ersten Zeit eine Ernährung, die Ballaststoffe erst nach und nach in den Speiseplan aufnimmt. Wenn die Divertikulitis überstanden ist, empfehlen Ärzte dann eine ballaststoff- und quellstoffreiche Kost, um erneuten Schüben vorzubeugen.

    Oft benötigt der Darm etwas Zeit, um sich an die Ballaststoffe zu gewöhnen und um beispielsweise nicht mit starken Blähungen zu reagieren. Gleichzeitig tragen Ballaststoffe maßgeblich dazu bei, den Stuhl im Dickdarm voluminös und weich zu machen. So lässt sich verhindern, dass sich neue Divertikel bilden oder sich vorhandene Ausstülpungen wieder entzünden.

    Ballaststoffe und Flüssigkeit gehören zusammen: Wichtig ist, dass Sie zusätzlich zur ballaststoffreichen Kost viel trinken. Bei zu geringer Flüssigkeitsaufnahme verfestigt sich der Stuhl ansonsten durch die Ballaststoffe sogar noch zusätzlich.

    Langfristige Ernährungstipps bei Divertikelkrankheit/Divertikulitis:

    • Essen Sie reichlich Obst und Gemüse. Diese Lebensmittel sind reich an pflanzlichen Faserstoffen und haben einen hohen Wassergehalt. Nebenbei versorgen sie Ihren Körper mit wichtigen Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen.
    • Greifen Sie vor allem am Anfang bei Gemüse lieber zu leicht verdaulichen Sorten wie Tomaten, Karotten und Zucchini als zu blähenden Kohlgemüsen. Auch in passierter Form als Karotten- oder Tomatensoßen eignen sich diese zu Verzehr an.
    • Beobachten Sie, wie Ihr Körper auf Zwiebeln, Bohnen und Linsen reagiert ? diese Lebensmittel sind eigentlich sehr gesund. Wenn Sie sich dadurch allerdings stark aufgebläht fühlen, ist es besser, die Auslöser einzuschränken. Zu viele Gase im Darm begünstigen mitunter die Divertikel-Entwicklung.
    • Vollkornbrot, Vollkornnudeln und Naturreis sind bei einer Divertikelkrankheit besser geeignet als ihre weißen Pendants, da der Ballaststoff-Gehalt deutlich höher ist. In ihnen sind alle natürlichen Bestandteile des Korns enthalten, während weißes Mehl nur aus dem inneren Kern des Korns besteht.
    • Manchen Menschen fällt es schwer, über das Essen allein die erforderliche Menge an Ballaststoffen aufzunehmen. Stuhlquellmittel wie Weizen- oder Haferkleie, geschrotete Leinsamen oder indische Flohsamenschalen bringen hier Abhilfe. Wichtig ist, diese "Verdauungshelfer" immer mit reichlich Wasser aufzunehmen, um eine Verstopfung zu vermeiden.
    • Schränken Sie Lebensmittel wie schwarzen Tee, Schokolade, Kakao sowie ballaststofffreie Nahrungsmittel wie Eier oder Weißmehlprodukte ein, um Verstopfung vorzubeugen.
    • Trinken Sie viel! Ballaststoffe sind nur dann hilfreich, wenn Sie parallel mindestens zwei Liter Wasser oder Kräutertee zu sich nehmen.

    Langsame und schrittweise Ernährungsumstellung

    Geben Sie sich ruhig Zeit für die Umstellung auf eine faserreiche, ausgewogene Kost. Es ist sinnvoll, den Ballaststoff-Gehalt schrittweise anzuheben. Sehen Sie Ihre Ernährung dabei am besten nicht als Einschränkung oder als besondere Ernährung bei Divertikeln an ? eine vollwertige und ballaststoffreiche Ernährung bietet Ihnen nicht nur viele leckere Gerichte, sondern tut neben Ihrem Darm auch Herz und Gefäßen etwas Gutes.

    Bei Ihrem Arzt oder einer Ernährungsberatung bekommen Sie weitere Informationen zur idealen Ernährung bei Divertikelkrankheit und Divertikulitis.

    Welche Produkte sollten gemieden werden?

    In der akuten Phase der Divertikulitis sind ballaststoffreiche Lebensmittel, die eventuell zu Blähungen führen und damit zu einer weiteren Reizung des Darms, zu vermeiden. Im späteren Verlauf, wenn die Entzündung abgeklungen ist, dürfen und sollen ballaststoffreiche Nahrungsmittel wieder auf den Speiseplan. Daneben gibt es unter anderem folgende Produkte und Lebensmittel, die bei einer Divertikulitis soweit möglich zu meiden sind.

    Lange galt es, Nüsse, Körner, Mais und Popcorn bei Divertikeln zu meiden, da sich diese in den Divertikeln absetzen und dadurch eine Entzündung auslösen. Experten geben jedoch Entwarnung: Mittlerweile zeigen Untersuchungen kein erhöhtes Risiko für Divertikulitis durch diese Lebensmittel. Auch für kleinere Kerne wie die von Erdbeeren nicht, diese sind bei Divertikeln ebenso unbedenklich konsumierbar.

    Alkohol, Tabak und Kaffee

    Wie steht es mit ärztlichen Empfehlungen zu Genussmitteln wie Alkohol, Kaffee oder Tabakprodukten in Bezug auf die Divertikelkrankheit? Ärzte raten von Nikotin und einem übermäßigen Alkoholkonsum ab. Diese Genussmittel erhöhen das Risiko für eine Divertikulitis. Gegen den Genuss von Kaffee spricht laut fachärztlichen Empfehlungen allerdings nichts.

    Rotes Fleisch

    Vom Verzehr von rotem Fleisch, also Rind-, Schweine-, Lamm- oder Ziegenfleisch, raten Ärzte ab. Es erhöht sowohl das Risiko für die Entstehung von Divertikeln als auch für eine Divertikulitis. Aus diesem Grund empfehlen Ärzte, den Konsum von rotem Fleisch zumindest einzuschränken.

    Bei einem Verzehr von mehr als 105?135 Gramm rotem Fleisch pro Woche steigt das Risiko für Divertikel beziehungsweise eine Divertikulitis linear an, bei etwa 540 Gramm wöchentlich ist es um circa 50 Prozent erhöht.

    Probiotika

    Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass es bei der Divertikelkrankheit teilweise zu einer gestörten Darmflora (Mikrobiom des Darms) kommt. Um die Darmflora wieder mit ausreichend nützlichen Bakterien zu versorgen, wird oft der Einsatz von Probiotika beworben. Dies sind Produkte, die lebensfähige Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien enthalten und meist in Pulver oder Kapselform erhältlich sind.

    Inwiefern eine Fehlbesiedlung der Darmflora bei der Divertikulitis durch Probiotika positiv beeinflussbar ist, wurde wiederum in einigen Studien untersucht. Diese zeigten jedoch nicht, dass Probiotika nach einer unkomplizierten Divertikulitis eine wiederholte Entzündungen der Divertikel verhindern.

    Probiotika zählen zwar nicht zu den Produkten, die vehement zu meiden sind, allerdings empfehlen viele Ärzte aus den genannten Gründen keine Probiotika bei der Divertikelkrankheit.

    Probiotika in Lebensmitteln: Um während der Divertikulitis eine gesunde Darmflora zu fördern, eignen sich verschiedene Lebensmittel, die reich an bestimmten nützlichen Bakterien sind wie Milchsäurebakterien. Vor allem fermentierte Lebensmittel zählen dazu, unter den Milchprodukten sind dies beispielsweise Joghurt, Buttermilch oder Kefir. Daneben sind Sauerkraut oder Apfelessig reich an nützlichen Bakterien für den Darm.


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    Allescher, H.-D.: Divertikel – Für immer beschwerdefrei. Die optimale Therapie, die richtige Ernährung. Thieme Verlag, 3. Auflage 2020
    Bohlmann, F., Ullmann, M.: Essen als Medizin. Gräfe & Unzer Verlag, 1. Auflage 2013
    Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention: Ernährungstherapie Divertikulose und Divertikulitis, unter: www.fet-ev.eu (Abrufdatum: 24.02.2022)
    Schauder, P., Ollenschläger, G.: Ernährungsmedizin. Prävention und Therapie. Urban & Fischer Verlag, 3. Auflage 2006
    Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag 2022
    S3-Leitlinie der Dt. Ges. f. Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Dt. Ges. f. Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV): Divertikelkrankheit/Divertikulitis (Stand: November 2021), unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 24.02.2022)
    Internisten im Netz: Körner und Nüsse sind keine Gefahr bei Divertikulitis, unter: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 24.02.2022)

     

    25. Februar 2022 ― Lesezeit: 13 Minuten
    Divertikulose

    Divertikulose bezeichnet mehrere Ausstülpungen (Divertikel) in der Darmwand. Meist entstehen sie an einer bestimmten Stelle des Dickdarms (Sigmadivertikulose). Divertikel sind an sich weder schmerzhaft noch gefährlich. Erst, wenn die Divertikel Beschwerden verursachen, sie sich beispielsweise entzünden, definieren Ärzte es als Divertikelkrankheit oder Divertikulitis. Erfahren Sie hier alles Wichtige zur Divertikulose.

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