Carola Felchner, Wissenschaftsjournalistin
Colitis ulcerosa
- Beschreibung
- Symptome
- Behandlung
- Ursachen und Risikofaktoren
- Untersuchungen und Diagnose
- Krankheitsverlauf und Prognose
Kurzübersicht- Symptome: Blutig-schleimige Durchfälle, krampfartige Unterbauchschmerzen, kolikartige Schmerzen im linken Unterbauch, Blähungen, Leistungsverlust
- Behandlung: Medikamente zur Linderung der Beschwerden (5-ASA wie Mesalazin, Kortison etc.), ggf. Operation
- Ursachen: Unbekannt; vermutlich eine genetische Veranlagung in Kombination mit verschiedenen Risikofaktoren
- Risikofaktoren: Vermutlich Umweltfaktoren (westlicher Lebensstil), möglicherweise auch psychische Faktoren
- Diagnose: Körperliche Untersuchung, Blut- und Stuhluntersuchung, Darmspiegelung (Koloskopie), Ultraschall, ggf. weitere bildgebende Verfahren
- Prognose: Therapeutisch lassen sich die Beschwerden meist kontrollieren; Heilungschance bislang nur bei Entfernung von Dick- und Enddarm
- Krankheitsverlauf: Meist schubweise mit individuell sehr unterschiedlicher Dauer der Schübe und der Beschwerden
- Prognose: Behandlung und Prognose sind umso schwieriger, je ausgedehnter die Entzündung ist.
Was ist Colitis ulcerosa?
Colitis ulcerosa zählt ebenso wie Morbus Crohn zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Sie verläuft meist in Schüben, das heißt, dass sich symptomfreie Phasen und Krankheitsphasen, in denen sich die Darmschleimhaut akut entzündet, abwechseln. In den befallenen Darmschleimhautbereichen bilden sich infolge der Entzündung Wunden (Geschwüre).
Normalerweise beginnt die Entzündung bei der Darmkrankheit Colitis ulcerosa im End- und Mastdarm, dem letzten Abschnitt des Dickdarms. Beschränkt sie sich auf diesen Darmabschnitt, sprechen Mediziner auch von einer Proktitis. Etwa 50 Prozent der Betroffenen leiden an dieser relativ leichten Verlaufsform.
Unter Umständen breitet sich die Erkrankung jedoch auf andere Dickdarmabschnitte aus. Erstreckt sie sich zusätzlich auf den linksseitigen Dickdarm, liegt eine Linksseitencolitis vor. Das ist bei etwa einem Viertel der Erkrankten der Fall. Bei den restlichen 25 Prozent der Betroffenen reicht die Entzündung noch weiter den Dickdarm hinauf. Bei einer sogenannten Pancolitis ist der gesamte Dickdarm befallen. Mit der Ausdehnung der Colitis nimmt die Schwere der Symptome zu.
Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn?
Vielen Menschen fällt es schwer, die Colitis ulcerosa von Morbus Crohn zu unterscheiden. Ein großer Unterschied ist, dass bei Colitis ulcerosa nur der Enddarm und eventuell der Dickdarm entzündet sind, während Morbus Crohn den gesamten Verdauungstrakt (vom Mund bis zum After) betrifft.
Zudem entwickelt sich bei Colitis ulcerosa eine flächig ausgebreitete Entzündung, die sich in der Regel auf die oberste Schicht der Darmwand, die Darmschleimhaut, beschränkt. Dagegen treten bei Morbus Crohn fleckenförmig verteilte Entzündungsherde auf, die alle Schichten der Darmwand einschließen.
An Colitis ulcerosa erkranken meist junge Menschen im Alter von 16 bis 35 Jahren. Prinzipiell ist es aber in jedem Alter möglich, daran zu erkranken. Auch kleine Kinder leiden manchmal schon an der chronischen Entzündung des Dickdarms.
Welche Symptome treten bei Colitis ulcerosa auf?
Eine Colitis ulcerosa beginnt oft schleichend, sodass Betroffenen sie oft erst spät wahrnehmen. Aber auch ein akuter Verlauf mit plötzlich einsetzenden, heftigen Beschwerden ist möglich. Je weiter sich die Entzündung im Darm ausbreitet, desto stärker werden die Symptome. Bei einem akuten Colitis-ulcerosa-Schub treten manchmal so starke Beschwerden auf, dass Betroffene im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Je nach Schwere und Verlauf der Krankheit treten während eines Schubs unterschiedlich starke Symptome auf. Dazu gehören:
- blutig-schleimige Durchfälle
- schmerzhafter Stuhldrang (Tenesmen)
- häufiger, oft auch nächtlicher Stuhldrang
- krampfartige oder kolikartige Unterbauchschmerzen, vor allem vor dem Stuhlgang
- Blähungen
- Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Müdigkeit und Leistungsverlust
- Blutarmut (durch den blutigen Durchfall)
- leichtes bis hohes Fieber
- bei Kindern Wachstumsstörungen
Bei einem leichten Verlauf stehen der blutige Stuhl und häufigere Toilettengänge (bis zu fünf Mal pro Tag) im Vordergrund, ansonsten geht es den Betroffenen normalerweise gut. In selteneren Fällen haben Betroffene Bei einem schwereren Krankheitsverlauf erhöht sich die Zahl der Toilettengänge weiter, es kommen Fieber, Bauchkrämpfe und andere Beschwerden hinzu. Betroffene fühlen sich oftmals sehr krank und kraftlos.
Ein Schub bei Colitis ulcerosa verläuft nur selten ohne Durchfall. Manche Menschen mit Colitis ulcerosa berichten stattdessen von Verstopfungen. Diese zählen aber nicht zu den typischen Symptomen der Erkrankung.
Beschwerden außerhalb des Darms
Teilweise treten auch Beschwerden außerhalb des Darms auf. Das passiert bei Colitis ulcerosa allerdings seltener als bei Morbus Crohn. Am häufigsten sind das Entzündungen der Gelenke (Arthritis), der Wirbelsäule oder des Kreuzbeins. Manchmal entwickeln sich Entzündungen im Bereich der Augen oder es kommt zu Knochenschwund (Osteoporose). Gelenkentzündungen lösen bei Colitis ulcerosa häufig Gelenkschmerzen aus, Entzündungen an der Wirbelsäule führen bei Colitis ulcerosa unter Umständen zu Rückenschmerzen.
An der Haut bilden sich unter Umständen kleine Geschwüre, Vereiterungen oder rot-violette Knötchen (vor allem an der Vorderseite der Unterschenkel). Andere Hautausschläge gehören hingegen nicht zu den typischen Symptomen einer Colitis ulcerosa. In einigen Fällen kommt es zu einer Entzündung der Gallenwege innerhalb und außerhalb der Leber (primär sklerosierende Cholangitis).
Wie kann eine Colitis ulcerosa behandelt werden?
Da die Ursachen der Colitis ulcerosa noch nicht genau bekannt sind, lässt sie sich bislang nicht ursächlich behandeln. Es gibt aber zahlreiche Maßnahmen, um die Beschwerden zu lindern und die beschwerdefreie Zeit zwischen den Krankheitsschüben zu verlängern.
Insbesondere stehen für die Therapie der Colitis ulcerosa verschiedene Medikamente zur Verfügung. Sie kommen sowohl bei einem akuten Schub zum Einsatz (Schubtherapie), als auch zur Erhaltungstherapie nach einem akuten Schub, um die krankheitsfreie Zeit zu verlängern.
Eine Operation kommt in schweren oder komplizierten Fällen von Colitis ulcerosa oder bei Komplikationen wie Blutungen infrage, etwa um die Blutung zu stoppen.
Schubtherapie bei Colitis ulcerosa
Bei einer Colitis ulcerosa wirken Medikamente am besten direkt am Ort der Entzündung im Darm, etwa als Zäpfchen oder Einlauf. Durch diese gezielte lokale Anwendung der Medikamente kommt es seltener zu Nebenwirkungen als bei Medikamenten, die im ganzen Körper (systemisch) wirken, wie zum Beispiel Tabletten.
Folgende Medikamente stehen zur Schubtherapie zur Verfügung:
- 5-ASA (5-Aminosalicylsäure) wirkt entzündungshemmend. Mögliche Darreichungsformen sind etwa Zäpfchen und Schäume, Einläufe oder Tabletten. Meist kommt Mesalazin zum Einsatz, ein Retardpräparat mit verlängerter Wirkung.
- Kortikoide ("Kortison") wirken ebenfalls entzündungshemmend (z.B. Prednisolon). In leichteren Fällen werden sie lokal (etwa als Zäpfchen oder Einlauf) angewendet, bei stärkeren Beschwerden in Tablettenform.
- Immunsuppressiva sind Wirkstoffe, welche die Aktivität des Immunsystems dämpfen (z.B. Azathioprin, Ciclosporin A, Tacrolimus). Zum Einsatz kommen sie bei einer schweren oder komplizierten Colitis ulcerosa, etwa wenn Kortison nicht wirkt oder unverträglich ist.
- Auch therapeutische Antikörper, wie zum Beispiel Adalimumab, Infliximab, Vedolizumab oder Ustekinumab, hemmen auf unterschiedliche Weise das Immunsystem und damit die Entzündungsreaktion. Sie kommen ebenfalls in schwereren Fällen von Colitis ulcerosa in Betracht, wenn Kortison nicht wirkt oder unverträglich ist.
- Der sogenannte JAK-Inhibitor Tofactinib beeinflusst die Bildung von Proteinen, die bei Colitis ulcerosa die Entzündungsreaktion hervorrufen. Er kommt für Betroffene infrage, bei denen die Standardtherapie mit 5-ASA und Kortikoiden nicht wirkt.
Welche dieser Medikamente der Arzt zur Colitis-ulcerosa-Therapie einsetzt, hängt von mehreren Faktoren ab. Neben dem Ausmaß der Symptome spielen die Stärke und Ausdehnung der Entzündung im Darm eine Rolle (Stufentherapie). Außerdem berücksichtigt der Arzt bei der Therapieplanung, wie gut der Betroffene bislang auf die Medikamente angesprochen hat und wie groß sein Risiko für Darmkrebs ist. Bei einem schweren akuten Schub ist eine Behandlung im Krankenhaus ratsam.
Von einer schweren Colitis ulcerosa sprechen Ärzte, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: sechs oder mehr schwere blutige Durchfälle am Tag, Fieber, Herzrasen (Tachykardie), Blutarmut (Anämie) und eine verringerte Blutsenkungsgeschwindigkeit.
Erhaltungstherapie bei Colitis ulcerosa
Sobald ein Krankheitsschub überstanden ist, sollten Betroffene mit Colitis ulcerosa aktuellen Leitlinienempfehlungen zufolge langfristig (mindestens zwei Jahre) täglich 5-ASA anwenden. So lässt sich einem erneuten Schub vorbeugen und das Risiko für Darmkrebs senken.
Kommt es trotz der täglichen 5-ASA-Anwendung zu einem erneuten Schub, baut der Arzt die künftige Erhaltungstherapie aus (Therapie-Eskalation): Der Arzt erhöht zum Beispiel die 5-ASA-Dosierung oder verschreibt stattdessen Immunsuppressiva oder TNF-Antikörper.
Kortison eignet sich hingegen nicht zur Erhaltungstherapie bei Colitis ulcerosa: Es ist zu diesem Zweck nicht wirksam und verursacht bei längerer Anwendung zum Teil schwere Nebenwirkungen (Osteoporose, Grauer Star et cetera).
Für Betroffene, die 5-ASA nicht vertragen, steht ein Probiotikum mit dem lebenden Bakterium Escherichia coli Nissle zur Verfügung. Das sind nicht-krankmachende Darmbakterien, welche die symptomfreien Intervalle verlängern sollen.
Colitis ulcerosa: Operation
Manchmal lässt sich eine Colitis ulcerosa nicht mehr mit Medikamenten kontrollieren, und der Schub geht nicht weg. Dann ist eine Operation unumgänglich. Das Gleiche gilt, wenn Darmkrebs oder eine Vorstufe davon entsteht. Auch bei bestimmten Komplikationen wie einem toxischen Megakolon und schweren, nicht stillbaren Blutungen ist schnellstens eine Operation notwendig.
Bei dem Eingriff entfernt der Chirurg den gesamten Dickdarm mit dem Enddarm (Proktokolektomie). Aus einem Teil des Dünndarms formt er einen Sack, den er mit dem After verbindet. Sobald alles abgeheilt ist, fungiert dieser Sack als neuer Enddarm. Bis dahin legt der Chirurg vorübergehend einen künstlichen Darmausgang an.
Nach der Operation brauchen die Betroffenen keine Colitis-ulcerosa-Medikamente mehr. Allerdings verändert sich eventuell das Stuhlverhalten: Manche Betroffene haben nach dem Eingriff häufiger Stuhlgang als vorher. Zudem ist der Stuhl unter Umständen dünnflüssiger und schmieriger.
Colitis ulcerosa: Das können Sie selbst tun
Gehen Sie bei den ersten Anzeichen von Blut im Stuhl zum Arzt. Wenn er die Schub-Therapie frühzeitig einleitet, ist es möglich, den Schub zu verkürzen und abzumildern. Während eines schweren akuten Schubs sollten Sie im Bett bleiben.
Nehmen Sie psychologische Hilfe in Anspruch! Ein Psychologe oder Psychotherapeut hilft Betroffenen häufig, mit ihrer Erkrankung besser zurecht zu kommen. Ein besserer Umgang wiederum trägt dazu bei, die Beschwerden zu lindern, denn der Einfluss der Psyche ist nicht zu unterschätzen.
Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit Colitis ulcerosa (oder allgemein mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen) an. Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft vielen Menschen bei der Krankheitsbewältigung.
Um die Lebensqualität und das Wohlbefinden zu steigern und Stress zu reduzieren, sind zum Beispiel Entspannungsverfahren, Yoga, Meditation oder regelmäßige Bewegung (wie Jogging) empfehlenswert.
Die genannten Maßnahmen ergänzen die schulmedizinische Behandlung allenfalls, sie ersetzen sie jedoch nicht. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie selbst die Therapie bestmöglich unterstützen.
Ernährung bei Colitis ulcerosa
Für die Ernährung bei Colitis ulcerosa gibt es im Allgemeinen keinen Ernährungsplan oder spezielle Vorgaben. Betroffene sollten auf einen ausgewogenen, abwechslungsreichen Speiseplan achten.
Bei Colitis ulcerosa kommt es recht leicht zu Mangelerscheinungen. Dazu gehören zum Beispiel Mangel an Eisen, Zink, Vitamin B12 oder Folsäure sowie Blutarmut (Anämie). Auch eine verminderte Knochendichte (Osteopenie) beziehungsweise Knochenschwund (Osteoporose) sowie Unterernährung sind mögliche Folgen der Colitis ulcerosa.
In solchen Fällen ist eine individuell angepasste Ernährung sehr sinnvoll, etwa viele kalziumreiche Lebensmittel bei schwachen Knochen. Betroffene sollten ihren Arzt oder einen Ernährungsberater um Rat fragen.
Bei starken Mangelerscheinungen sollten Betroffene in Absprache mit dem behandelnden Arzt zusätzlich Präparate mit den fehlenden Vitaminen oder Mineralstoffen einnehmen.
Manche Menschen mit Colitis ulcerosa vertragen generell oder während eines Krankheitsschubs bestimmte Nahrungsbestandteile nur schlecht. Es ist ratsam, dies bei der Ernährung zu berücksichtigen. So ist es zum Beispiel sinnvoll, bei einer Unverträglichkeit von Milchzucker (Laktoseintoleranz) den Verzehr von Milch und Milchprodukten wie Käse oder Joghurt zu vermeiden oder einzuschränken.
Bei akuten Schüben raten Experten dazu, wenig Ballaststoffe zu essen (also zum Beispiel Vollkornbrot oder Hülsenfrüchte). Denn die unlöslichen Fasern lassen den Stuhl aufquellen und regen den Stuhlgang an ? sehr ungünstig, wenn man sowieso schon Durchfall hat. Auch Kaffee und scharfe Gewürze sollten Betroffene eher meiden, weil sie die Darmschleimhaut zusätzlich reizen.
Ob Alkohol bei Colitis ulcerosa einen Schub begünstig, ist noch nicht eindeutig erforscht. Es ist aber allgemein sinnvoll, Alkohol nur in geringen Mengen zu konsumieren oder ganz darauf zu verzichten.
Eine Colitis ulcerosa lässt sich nicht durch die Ernährung heilen, aber unter Umständen lassen sich die Beschwerden lindern.
Ursachen und Risikofaktoren
Ursachen und Risikofaktoren für Colitis ulcerosa sind bisher kaum bekannt, ebenso die Auslöser eines Schubs bei Colitis ulcerosa.
Vermutlich spielt unter anderem eine genetische Veranlagung eine wichtige Rolle. Denn Colitis ulcerosa tritt manchmal gehäuft in Familien auf. So haben Geschwister von Betroffenen im Vergleich zur Normalbevölkerung ein zehn- bis 50-mal höheres Risiko, ebenfalls an Colitis ulcerosa zu erkranken. Die genetische Veranlagung allein führt aber wohl nicht zum Ausbruch der Darmerkrankung, Colitis ulcerosa ist also nicht im klassischen Sinne vererbar.
Ist die Colitis ulcerosa eine Autoimmunerkrankung?
Wissenschaftler vermuten, dass zusätzliche Faktoren wie die Ernährung, Infektionen und ein gestörtes Immunsystem an der Krankheitsentstehung beteiligt sind. Möglicherweise hat auch die Psyche einen Einfluss. Eine klassische Autoimmunerkrankung ist die Colitis ulcerosa damit nicht.
Aktives Rauchen scheint das Risiko für eine Colitis ulcerosa nach heutigem Kenntnisstand nicht zu erhöhen oder den Schweregrad zu beeinflussen. Ex-Raucher haben hingegen ein um etwa 70 Prozent höheres Erkrankungsrisiko.
Psychische Belastungen verstärken bei bereits bestehender Colitis ulcerosa unter Umständen einen Krankheitsschub oder lösen diesen sogar aus.
Untersuchungen und Diagnose
Die Diagnose einer Colitis ulcerosa setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Zuerst wird sich der Arzt ausführlich mit dem Betroffenen unterhalten, um dessen Krankengeschichte zu erheben (Anamnese): Unter anderem lässt er sich die Beschwerden genau schildern und fragt nach eventuellen Vorerkrankungen sowie nach bekannten Colitis-ulcerosa-Erkrankungen in der Familie.
Weitere wichtige Informationen für den Arzt sind zum Beispiel, ob der Betroffene raucht oder geraucht hat, Medikamente regelmäßig einnimmt oder auf bestimmte Nahrungsmittel unverträglich reagiert.
Körperliche Untersuchung
Nach dem Anamnesegespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Dazu gehört, dass der Arzt mit einem Finger den After abtastet (digital-rektale Untersuchung). Bei Colitis ulcerosa bildet sich als Komplikation nämlich manchmal ein Tumor im Enddarm, der sich auf diese Weise oft ertasten lässt.
Blutuntersuchungen
Der nächste wichtige Schritt ist eine Blutuntersuchung: Wichtig sind dabei zum Beispiel die Entzündungswerte CRP (C-reaktives Protein) und die Blutsenkung. Auch die Elektrolyte Natrium und Kalium sind oft verändert, da sich durch die häufigen Durchfälle meist ein entsprechender Mangel entwickelt.
Erhöhte Werte der Leberenzyme Gamma-GT und Alkalische Phosphatase (AP) im Blut zeigen an, ob sich möglicherweise eine Entzündung der Gallenwege innerhalb und außerhalb der Leber (primär sklerosierende Cholangitis) entwickelt hat ? eine Komplikation bei Colitis ulcerosa. Außerdem geben die Blutwerte Aufschluss über eine mögliche Blutarmut oder einen Eisenmangel.
Stuhluntersuchung
Bei Colitis ulcerosa breiten sich leicht bestimmte Keime (Bakterien, Viren, Parasiten) im Darm aus ? besonders während eines akuten Schubs. Um eine solche Infektion auszuschließen, macht der Arzt eine Stuhluntersuchung. Andererseits verursachen bakterielle Infektionen unter Umständen auch ähnliche Symptome wie eine Colitis ulcerosa. Deshalb ist es wichtig, andere Erkrankungen durch eine Stuhluntersuchung auszuschließen.
Darmspiegelung
Eine zuverlässige Methode, um eine Colitis ulcerosa nachzuweisen und ihre Ausdehnung festzustellen, ist eine Darmspiegelung (Koloskopie). Dabei führt der Arzt ein dünnes, biegsames, schlauchförmiges Instrument (Endoskop) über den After in den Darm ein und schiebt es bis in den Dickdarm vor.
An der Spitze des Endoskops befinden sich eine winzige Kamera und eine Lichtquelle. Damit begutachtet der Arzt den Darm von innen. So lassen sich Schleimhautveränderungen und Entzündungen erkennen, wie sie bei Colitis ulcerosa auftreten. Bei Bedarf entnimmt der Arzt über das Endoskop direkt Gewebeproben, um sie im Labor analysieren zu lassen.
Nach der Diagnose Colitis ulcerosa werden regelmäßige Darmspiegelungen zur Kontrolle durchgeführt.
Oft ist es nicht leicht, die beiden chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn voneinander zu unterscheiden. In Zweifelsfällen ist es deshalb notwendig, auch den restlichen Verdauungstrakt auf Veränderungen zu untersuchen. Mithilfe des Endoskops begutachtet der Arzt in diesem Fall Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm (Ösophagogastroduodenoskopie, ÖGD).
Der gesamte Dünndarm lässt sich mithilfe der Kapselendoskopie von innen genauer betrachten. Das winzige Endoskop in der Größe einer Vitaminkapsel wird geschluckt und filmt auf seinem Weg bis zum After das Innere des Verdauungstraktes. Die Bilder schickt es über den eingebauten Sender auf einen Datenrekorder, den der Betroffene bei sich trägt.
Bildgebende Verfahren
Sowohl zur Diagnose als auch wiederholt im weiteren Krankheitsverlauf untersucht der Arzt den Bauch per Ultraschall (Sonografie). So erkennt er beispielsweise entzündete Darmabschnitte. Auch ein stark erweiterter Darm (Megakolon) als gefährliche Komplikation lässt sich im Ultraschall feststellen.
In bestimmten Fällen sind noch andere bildgebende Verfahren nötig. So wird der Arzt bei einer Verengung im Dickdarm (Kolonstenose) eine Computertomografie oder Kernspintomografie (MRT) anordnen sowie eine Gewebeprobe von dem auffälligen Bereich entnehmen, um Darmkrebs auszuschließen.
Menschen mit Colitis ulcerosa haben ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Deshalb sollten sie zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zum Arzt gehen.
Krankheitsverlauf und Prognose
Ebenso wie der Beginn ist der Krankheitsverlauf bei Colitis ulcerosa nicht vorhersagbar. Bei mehr als 80 Prozent der Betroffenen verläuft Colitis ulcerosa schubförmig: Phasen mit mehr oder weniger starken Symptomen (akute Schübe) wechseln sich mit Phasen ohne Entzündung und Beschwerden ab. Mediziner sprechen von einem chronisch-rezidivierenden Verlauf. Die Dauer eines Schubs bei Colitis ulcerosa ist individuell unterschiedlich und lässt sich nicht vorhersagen.
Bei etwa zehn Prozent der Patienten nimmt die Erkrankung einen chronisch-kontinuierlichen Verlauf: Hierbei klingen die Beschwerden nach einem Schub nicht vollständig ab.
In wenigen Fällen zeigt die Colitis ulcerosa einen fulminanten Verlauf: Die Erkrankung beginnt ganz plötzlich mit starken, blutigen Durchfällen, heftigen Bauchschmerzen und hohem Fieber. Die Betroffenen trocknen schnell aus und entwickeln unter Umständen Schocksymptome. Etwa drei von zehn Betroffenen sterben im Verlauf.
Die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Schüben ist unterschiedlich lang. Auch die Beschwerden während eines Schubes sind nicht bei jedem Schub und bei jedem Betroffenen gleich stark.
Wie ist die Prognose bei Colitis ulcerosa?
Je nach Ausbreitung der Entzündung variiert die Prognose bei Colitis ulcerosa. Mittels medikamentöser Behandlung lässt sich die Colitis ulcerosa zwar nicht heilen, allerdings lassen sich die Beschwerden und der Krankheitsverlauf unter Kontrolle halten. Beschränkt sich die Colitis ulcerosa auf den Enddarm und direkt angrenzende Teile des Dickdarms, genügt dies meist, damit die Betroffenen ein einigermaßen normales Leben bei normaler Lebenserwartung führen.
Je ausgedehnter die Entzündung im Darm ist, desto schwieriger sind oft die Behandlung und Prognose von Colitis ulcerosa. Aber auch bei einer Pankolitis leben nach 20 Jahren noch mehr als 80 Prozent der Betroffenen. Heilbar ist die Erkrankung derzeit nur dadurch, dass der gesamte Dickdarm entfernt wird.
Komplikationen bei Colitis ulcerosa
Eine der gefürchteten Begleiterscheinungen bei Colitis ulcerosa ist das sogenannte toxische Megakolon: Wenn sich die Entzündung auf die ganze Darmwand ausweitet, erweitert sich bei einigen Betroffenen akut der Darm. Der Stuhl wird nicht mehr weitertransportiert, weil der Darm wie gelähmt ist (Darmlähmung, paralytischer Ileus). Der Bauch ist aufgetrieben, hart und schmerzt stark. Die Patienten haben hohes Fieber.
Außerdem besteht die Gefahr, dass der massiv erweiterte Darm platzt (Darmdurchbruch, Perforation). Dann entleert sich Darminhalt (Kot) in die Bauchhöhle ? es entwickelt sich eine Bauchfellentzündung (Peritonitis). In solchen Fällen besteht Lebensgefahr!
Als weitere Komplikation treten bei Colitis ulcerosa starke Blutungen auf: Die Geschwüre der Darmschleimhaut, die sich infolge der Entzündung bilden, brechen manchmal auf und bluten. In schweren Fällen ist der Blutverlust so stark, dass der Betroffene ohnmächtig wird.
Eine Colitis ulcerosa verursacht bei Kindern unter Umständen Wachstumsverzögerungen, die sich durch mangelhafte Ernährung zusätzlich verschlimmern.
Menschen mit Colitis ulcerosa haben ein erhöhtes Risiko, zusätzlich an Darmkrebs (Dickdarmkrebs, Kolonkarzinom) zu erkranken, besonders, wenn die Darmentzündung sehr ausgedehnt ist. Deshalb sind bei Colitis ulcerosa regelmäßige Kontrolluntersuchungen (Darmspiegelung mit Probenentnahme) wichtig. In welchen zeitlichen Abständen die Untersuchungen sinnvoll sind, erfahren Betroffene von ihrem behandelnden Arzt.
Durch eine Langzeittherapie mit Mesalazin lässt sich das Risiko für Dickdarmkrebs um etwa 75 Prozent senken!
Eine mögliche Folge der Entfernung von Dick- und Enddarm ist die sogenannte Pouchitis: Als "pouch" bezeichnen Ärzte das sackartige Dünndarmreservoir, das der Chirurg im Zuge der Operation zu einem künstlichen Enddarm formt. Dieser entzündet sich bei etwa der Hälfte der Betroffenen in den Jahren nach der Operation. Anzeichen einer Pouchitis sind Durchfall, Blutungen aus dem Darm und Fieber. Einläufe mit Kortison oder Antibiotika helfen gegen die Entzündung.
Auswirkungen auf eine Schwangerschaft
In der Regel nimmt die Colitis ulcerosa keinen Einfluss auf die Schwangerschaft. Allerdings scheint ein akuter Krankheitsschub zu Beginn der Schwangerschaft das Risiko für Fehlbildungen beim Kind geringfügig zu erhöhen. Wie sich eine Schwangerschaft auf die Krankheitsaktivität auswirkt, lässt sich nicht vorhersagen. Bei einigen Frauen bessern sich die Symptome, bei anderen verschlimmern sie sich unter Umständen.
Grad der Behinderung bei Colitis ulcerosa
Der sogenannte Grad der Behinderung (GdB) ist ein Maß für die Schwere einer Behinderung und die damit einhergehenden Funktionsbeeinträchtigungen. Er variiert bei einer Colitis ulcerosa je nach Schwere der Erkrankung zwischen 20 und 80 (der maximale Wert für den GdB liegt bei 100). Ab einem GdB von 50 sprechen Mediziner bei einer Colitis ulcerosa von einer Schwerbehinderung. Relevant ist der GdB, da Menschen mit Behinderung in bestimmten Situationen Anspruch auf einen Nachteilsausgleich haben.
Ob bei einer Colitis ulcerosa ein Anspruch auf Frührente besteht, lässt sich nicht pauschal beantworten. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Arzt um Rat.
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