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  • 21. Februar 2024 ― Lesezeit: 4 Minuten
    Dr. med.Fabian Dupont, 
    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    Borreliose - Therapie

    Die Borreliose-Therapie umfasst die Gabe von Antibiotika über mehrere Wochen. Dabei gilt: Je früher eine Behandlung eingeleitet wird, desto schneller bilden sich die Borreliose-Symptome zurück. Gleichzeitig sinkt die Komplikationsrate bei frühzeitiger und richtiger Behandlung. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Borreliose-Behandlung!

    Borreliose-Behandlung bei Frühmanifestation

    Bei Frühmanifestationen der Borreliose wie der typischen "Wanderröte" verwenden Ärzte für die Borreliose-Behandlung meist Doxycyclin oder Amoxicillin. Diese Antibiotika werden etwa in Form von Tabletten oder als Saft (oft mehrmals) täglich eingenommen.

    Der Arzt verschreibt die Medikamente in der Regel für 10 bis 21 Tage. Die genaue Therapiedauer richtet sich nach Dauer und Schwere der Symptome sowie nach dem Antibiotikum.

    Doxycyclin ist gut wirksam und meist auch gut verträglich. Schwangere dürfen dieses Antibiotikum allerdings nicht einnehmen. Sie erhalten stattdessen Amoxicillin. Auch bei stillenden Müttern wird für die frühe Borreliose-Behandlung Amoxicillin gegenüber Doxycyclin bevorzugt.

    Kinder ab dem 9. Lebensjahr können wie Erwachsene mit Doxycyclin behandelt werden. Jüngere Kinder dagegen erhalten meist Amoxicillin (manchmal auch andere Antibiotika). Der Grund: Doxycyclin kann unter anderem Zahnverfärbungen und Zahnschmelzschäden verursachen. Deshalb darf es erst nach Abschluss der Zahnschmelzbildung gegeben werden.

    Mögliche Alternativen zu Doxycyclin und Amoxicillin (etwa bei Allergie) sind die Antibiotika Cefuroxim und Azithromycin.

    Borreliose-Behandlung bei Spätmanifestation

    Spätmanifestationen der Borreliose betreffen meist die Gelenke (Lyme-Arthritis). Die Borreliose-Behandlung besteht dann meist in der Einnahme von Doxycyclin oder ? wenn Doxycyclin nicht gegeben werden darf (z.B. bei Schwangeren oder Kinder unter acht Jahren) ? in der Einnahme von Amoxicillin, und zwar über 30 Tage.

    Ähnliches gilt für die Borreliose-Behandlung bei chronischer Hautentzündung (Acrodermatitis chronica atrophicans): Wenn das Nervensystem nicht mitbeteiligt ist, verordnet der Arzt Doxycyclin oder Amoxicillin über 30 Tage.

    Begleiten neurologische Symptome die chronische Hautentzündung, erhalten Patienten in der Regel Infusionen mit Penicillin G, Ceftriaxon oder Cefotaxim. Die Dauer dieser intravenösen Borreliose-Therapie beträgt 14 bis 21 Tage, also zwei bis drei Wochen.

    Antibiotika-Therapie verlängern oder wiederholen?

    In der Regel ist bei Borreliose eine Antibiotika-Therapie über zwei bis drei Wochen ausreichend und die Erkrankung heilt ab. Nur in seltenen Fällen ist es notwendig , die Behandlung zu verlängern oder zu wiederholen. Das kann beispielsweise bei hartnäckigen Haut-Symptomen oder bei Befall des Nervensystems der Fall sein.

    Monatelange Antibiotika-Therapien, mehrfache Wiederholungen oder Kombinationen aus mehreren Wirkstoffen empfehlen die medizinischen Fachgesellschaften nicht!

    Borreliose-Behandlung mit Hausmitteln

    Eine nachgewiesene Borreliose erfordert immer eine Behandlung mit Antibiotika. Hausmittel können die Behandlung lediglich unterstützen.

    Bei Borreliose Kurkuma, Omega-3-Fettsäuren und Kamillen- oder Ingwertee einzusetzen, kann antientzündlich wirken. Bei einer Borreliose-Infektion läuft im Körper eine entzündliche Reaktion ab. Eine Besserung der Borreliose über die antientzündliche Wirkung hinaus haben Wissenschaftler bisher nicht nachgewiesen.

    Bisher gibt es in der Wissenschaft keine Erkenntnisse, die eine Auswirkung von Kaffee auf Borreliose vermuten lässt. Auch bei Mineralstoffen gibt es keinen Beweis für einen eindeutigen Zusammenhang. Ob es einen Zusammenhang zwischen Magnesium und Borreliose gibt, ist ebenfalls bisher nicht sicher erforscht.

    Magnesium hat mitunter aber einen Einfluss auf die Wirksamkeit der antibiotischen Therapie. Hohe Mengen an Magnesium beispielsweise beeinträchtigen die Aufnahme von Doxycyclin in den Körper.

    Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn Ihre Beschwerden trotz einer Behandlung über einen längeren Zeitraum bestehen oder sich sogar verschlimmern, sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

    Borreliose-Therapie: Medikamente

    Mittel der Wahl zur Behandlung von Borreliose sind Antibiotika. Abhängig vom Krankheitsbild verschreibt der Arzt oder die Ärztin noch weitere Medikamente.

    Antibiotika

    Nach heutigem Kenntnisstand behandeln nur Antibiotika Borreliose effektiv. Welches Antibiotikum bei Borreliose zum Einsatz kommt, unterscheidet sich je nach Symptomen und Alter des Patienten.

    In Frage kommen unter anderem:

    • Doxycyclin gehört zur Gruppe der Tetracycline. Ärzte verschreiben Doxycyclin in der Frühphase der Borreliose und in der Spätphase vor allem bei Lyme-Arthritis und chronischen Hautentzündungen. Für Schwangere und Kinder bis neun Jahren ist es nicht geeignet.
    • Amoxicillin ist die gängige Alternative von Doxycyclin bei Schwangeren und Kindern bis neun Jahren. Amoxicillin kommt in der frühen und der späten Phase (Lyme-Arthritis und chronische Hautentzündungen) der Borreliose zum Einsatz.
    • Cefuroxim wird als Alternative zu Doxycyclin und Amoxicillin gegeben, wenn die beiden wegen einer Allergie oder aus anderen Gründen nicht einsetzbar sind.
    • Azithromycin ist wie Cefuroxim eine Alternative, wenn Doxycyclin und Amoxicillin wegen einer Allergie oder aus anderen Gründen nicht eingesetzt werden dürfen.
    • Ceftriaxon, Cefotaxim und Penicillin G sind Antibiotika zur Behandlung von neurologischen Symptomen. Sie behandeln vor allem eine frühe Neuroborreliose oder eine Borreliose in der späten Phase mit neurologischen Symptomen.

    Wann sich die Symptome nach einer Antibiotikatherapie der Borreliose bessern, ist nicht absehbar. Je schwerer die Beschwerden, desto länger dauert es. Innerhalb einer Woche sollte jedoch eine Besserung bemerkbar sein.

    Nehmen Sie die Antibiotika für die vom Arzt empfohlene Dauer ein, auch wenn die Symptome schon ganz verschwunden sind. Brechen Sie die Antibiotikatherapie vorzeitig ab, ist ein Rückfall möglich.

    Jarisch-Herxheimer-Reaktion

    Ärzte klären vor einer antibiotischen Therapie über die sogenannte Jarisch-Herxheimer-Reaktion oder ähnliche Nebenwirkungen auf. Diese Reaktion spielt sich selten bei Behandlung einer disseminierten Borreliose-Infektion ab. Dabei werden kurz (meist ein paar Stunden) nach Beginn der Borreliose-Therapie viele Bakteriengifte (Endotoxine) freigesetzt, dadurch dass die Erreger zerfallen.

    Betroffene leiden unter einem starken Krankheitsgefühl etwa mit Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Herzrasen und Übelkeit. Auch typische Hautausschläge können wieder zunehmen. Dieser Zustand vergeht meist nach ein paar Stunden wieder.

    Schmerzmittel

    Hat der Patient starke Schmerzen, verschreiben Ärzte zusätzlich Schmerzmittel. Am häufigsten setzen Ärzte bei Schmerzen im Zusammenhang mit Borreliose die Wirkstoffe Paracetamol und Ibuprofen ein. Sie lindern den Schmerz und sind im Allgemeinen gut verträglich.

    Chronische Borreliose: Behandlung

    Die Behandlung einer chronischen Borreliose ist komplex. In der Regel arbeiten dafür Ärzte mehrerer Fachrichtungen zusammen. Das sind zum Beispiel der Hausarzt und je nach Bedarf ein Neurologe, Rheumatologe oder Orthopäde.

    Auch bei einer chronischen Borreliose greifen Mediziner erst einmal zu Antibiotika. Die Wahl des Antibiotikums hängt von den Symptomen und den individuellen Gegebenheiten des Patienten ab.

    In einigen Fällen sind außerdem entzündungshemmende Medikamente sinnvoll. Sie lindern Symptome, die durch Entzündungen hervorgerufen werden. Dazu gehören zum Beispiel Gelenkschmerzen (Lyme-Arthritis) oder Herzmuskelentzündungen (Lyme-Karditis). Zum Einsatz kommen dabei sogenannte NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) wie Diclofenac oder Ibuprofen.

    Häufig ist bei Patienten mit einer chronischen Borreliose das Immunsystem übermäßig gefordert. Um es wieder zu regulieren, empfehlen Ärzte Immunmodulatoren. Zu dieser Medikamentengruppe gehört zum Beispiel Methotrexat.

    Eine Physiotherapie lindert ebenfalls den Gelenk- und Muskelschmerz. Sie verbessert außerdem die Beweglichkeit und das Körpergefühl des Patienten.

    Neben der Physiotherapie können noch weitere Behandlungen wie eine physikalische Therapie, Ergotherapie oder Logopädie zum Einsatz kommen.

    Ein Absetzen des Antibiotikums ist dabei in der Regel nicht notwendig!


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    21. Februar 2024 ― Lesezeit: 20 Minuten
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