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  • 21. Februar 2024 ― Lesezeit: 4 Minuten
    Dr. med.Fabian Dupont, 
    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin

    Borreliose - Symptome

    Borreliose-Symptome können je nach Ausprägung und Krankheitsstadium sehr unterschiedlich ausfallen. Gerade zu Beginn der Infektion ist es wichtig, die Anzeichen sicher zu erkennen und zu behandeln. So lassen sich Komplikationen vermeiden. In einer späten Phase sind die Symptome bei Borreliose sehr vielfältig und daher schwerer zu interpretieren. Lesen Sie hier, woran Sie Borreliose erkennen.

    Borreliose-Symptome: Wanderröte

    Das häufigste - aber nicht in allen Fällen auftretende - Symptom bei Borreliose ist eine typische Hautrötung, die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Sie entwickelt sich etwa sieben bis zehn Tage nach dem Stich einer infizierten Zecke und breitet sich dann ausgehend von der Einstichstelle kreisförmig aus. In manchen Fällen dauert es drei bis dreißig Tage, bis die Wanderröte sichtbar wird.

    Im weiteren Verlauf wird sie in der Mitte oft blasser, sodass sie dann ringförmig aussieht. Ihr Durchmesser beträgt mindestens fünf Zentimeter. Nur selten berichten Betroffene, dass die Hautveränderung juckt.

    Bleibt die Wanderröte mehrere Wochen oder Monate bestehen, sprechen Mediziner vom Erythema chronicum migrans.

    Die Hautrötung bei Borreliose kann auch untypisch ausfallen. Sie kann zum Beispiel nicht wandern, nicht randbetont sein, unregelmäßig fleckig aussehen oder sich nur auf erwärmter Haut zeigen. Mediziner sprechen hier von einem atypischen Erythema migrans.

    Borreliose-Symptome: Frühmanifestation

    Symptome der Frühmanifestation gehören zu den ersten Anzeichen für Borreliose. Sie kennzeichnen das Anfangsstadium der Borreliose.

    Bei den Borreliose-Frühmanifestationen unterscheiden Mediziner ein früh lokalisiertes Stadium (früh auftretende Symptome im Bereich der Einstichstelle) und ein früh disseminiertes Stadium (Zeichen einer Ausbreitung der Borrelien im Körper).

    Symptome im Bereich der Einstichstelle

    Im frühen Stadium der Borreliose kommt es zunächst zu Symptomen im Bereich der Einstichstelle:

    • Wanderröte (Erythema migrans)
    • Borreliose-Lymphozytom: kleines, bläulich-rotes Hautknötchen, das durch eine Vergrößerung bzw. Vermehrung (Hyperplasie) bestimmter Abwehrzellen des Immunsystems entsteht, Vorkommen bei etwa zwei Prozent der erwachsenen Betroffenen und bei sieben Prozent der betroffenen Kinder, meist einzeln auf. Manchmal kommt es aber auch zu mehreren Borreliose-Lymphozytomen, wenn die Borrelien-Bakterien sich über den Blutkreislauf im Körper verteilt haben (disseminiert).

    Es bildet sich bei Erwachsenen bevorzugt an der Einstichstelle oder im sich ausbreitenden Erythema migrans. Bei Kindern bildet sich ein Borreliose-Lymphozytom bevorzugt im Bereich der Brustwarzen, im Genitalbereich, an den Ohrläppchen.

    Symptome nach Ausbreitung der Bakterien

    Von einem früh disseminierten Stadium spricht man, wenn sich Borrelien bereits im Anfangsstadium der Erkrankung über die Blutbahn ausbreiten. Die daraus entstehenden Symptome können verschiedene Organe betreffen.

    • Wanderröte an mehreren Körperstellen (multiple Erythemata migrantia)
    • Multiple Hautknötchen (multiple Borrelien-Lymphozytome)
    • Unspezifische Borreliose-Anzeichen: Grippeartige Symptome wie Abgeschlagenheit, leichtes Fieber und Kopfschmerzen, Gelenk- oder Muskelschmerzen, die sich ähnlich wie ein Muskelkater anfühlen, Schweißausbrüche, geschwollene oder druckempfindliche Lymphknoten, Magen-Darm Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.
    • Brennende, bohrende, reißende oder beißende Nervenschmerzen: bei Befall des Nervensystems (Neuroborreliose), treten vorwiegend nachts auf.
    • Schmerzhafte Gelenkschwellung (Lyme-Arthritis)
    • Herzrhythmusstörungen, Atembeschwerden und Brustschmerzen bei Befall des Herzens (Lyme-Karditis)
    • Entzündung der Bindehaut, der Hornhaut oder des Sehnervs

    Borreliose: Spätmanifestation

    Borreliose-Symptome, die Monate bis Jahre nach der Infektion auftauchen, sind selten. Sie betreffen meist die Gelenke - in Form einer chronischen Lyme-Arthritis. Betroffene Patienten entwickeln eine schubweise oder chronisch verlaufende Entzündung von einem oder mehreren Gelenken.

    Meist sind die Kniegelenke betroffen, seltener andere große Gelenke wie Sprung- oder Ellenbogengelenk. Auch in den Fingergelenken ist eine Arthritis möglich. Die Patienten klagen über Schmerzen und Schwellungen im Bereich der Gelenke. Die Beschwerden können abwechselnd abklingen und wieder aufflammen. Zudem springen sie oft von Gelenk zu Gelenk.

    Gelenkschmerzen im Finger und in anderen kleinen Gelenken treten bei Borreliose in der Regel nicht auf.

    Mitunter berichten Borreliose- Patienten von Rückenschmerzen. Das ist auf die Gelenkentzündungen und die Weichteilentzündungen im Rücken zurückzuführen.

    Entzündungen der kleinen Gelenke oder der Kreuz-Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke) sowie Gelenkentzündungen im Bereich des Achsenskeletts sind keine Anzeichen für Borreliose.

    Spätmanifestation: Späte Haut-Borreliose-Symptome

    Seltener betreffen späte Borreliose-Symptome die Haut in Form einer chronischen Hautentzündung (Acrodermatitis chronica atrophicans). Am häufigsten sind ältere Frauen davon betroffen. Die chronisch entzündeten Hautstellen finden sich vor allem an den Streckseiten der Arme und Beine sowie an den Fingern und Zehen.

    Dabei ist die Haut zuerst gerötet und geschwollen (infiltratives Stadium). Später wird sie papierdünn, haarlos, manchmal glänzend und faltenreich mit blaugrauer oder bläulich-violetter Verfärbung und deutlich erkennbaren Venen (atrophes Stadium). Gelegentlich bilden sich stellenweise auch bläulich-rote Bindegewebsknoten, meist nahe einem Gelenk.

    Spätmanifestation: Späte Neuroborreliose-Symptome

    Ganz selten entwickelt sich eine späte (chronische) Neuroborreliose mit einer chronisch fortschreitenden Entzündung des Gehirns und Rückenmarks (Enzephalomyelitis).

    Mögliche Borreliose-Symptome sind dann zum Beispiel Gang- und Koordinationsschwierigkeiten, Blasenstörungen, Lähmungen der Arme und/oder Beine, Sprach- und Sprechstörungen sowie Hörprobleme.

    Alles Wichtige über Symptome, Diagnose und Therapie der Neuroborreliose lesen Sie in unserem Beitrag Neuroborreliose.

    Verschleppte Borreliose-Symptome

    Eine verschleppte Borreliose zeichnet sich dadurch aus, dass die Lyme-Borreliose nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Die Symptome werden unbehandelt mit der Zeit immer schlimmer. Daher gibt es einige Symptome, die die verschleppte Borreliose auszeichnen:

    Gelenkprobleme: Eine Infektion bedingt eine Entzündung im Körper. Mit der Zeit legt sich diese Entzündungsreaktion auf die Gelenke im Körper des Patienten. Es entsteht eine Arthritis (sogenannte Lyme-Arthritis). Besonders betroffen ist das Kniegelenk.

    Neurologische Probleme: Im Rahmen der Entzündungsreaktion kommt es auch zu Entzündungen im Nervensystem. Daher ist eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) möglich. Sie äußern sich durch Kopfschmerzen, Lichtscheue, Nackensteifigkeit, Muskelschwäche, Taubheitsgefühle und Kribbeln.

    Herzprobleme: Eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) ist auch immer wieder zu beobachten. Dabei treten Herzrhythmusstörungen oder Kurzatmigkeit auf.

    Hautprobleme: Die Haut ist häufig betroffen, wenn es zu einer verschleppten Borreliose kommt. Rötungen und Hautverdünnung sind dabei besonders unangenehm. Mediziner bezeichnen diese chronische Hautveränderung wegen eines Erregers als Akrodermatitis chronica atrophicans.

    Müdigkeit: Erschöpfung, Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein sind typische Symptome eines grippalen Infektes. Bei der Borreliose treten unter anderem grippeähnliche Symptome auf. Verschleppt man die Borreliose, bleiben diese Symptome möglicherweise länger bestehen.

    Nicht jeder mit einer verschleppten Borreliose entwickelt alle Symptome. Die Kombination der Beschwerden ist sehr individuell. Die Therapie sollte man so früh wie möglich beginnen, um weitere Symptome zu vermeiden.

    Borreliose-Symptome beim Kind

    Die Borreliose-Symptome bei Kindern ähneln denen der Erwachsenen. Die folgenden Symptome sind - neben der Wanderröte - bei Kindern mit Borreliose häufiger und ausgeprägter vorhanden:

    • Gelenkprobleme: Eines der ersten Symptome bei Kindern mit Borreliose ist die Lyme-Arthritis. Besonders betroffen sind bei Kindern die Knie- und Ellenbogengelenke. Sie schmerzen und sind geschwollen.
    • Fieber und andere grippeähnliche Symptome: Stärker als Erwachsene leiden Kinder mit einer Borreliose unter grippalen Symptomen. Das inkludiert Fieber, Gliederschmerzen, allgemeines Unwohlsein, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
    • Neurologische Symptome: Bei Kindern mit einer Borreliose äußern sich neurologische Symptome oft intensiver als bei Erwachsenen. Sie haben Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Kribbeln oder Taubheitsgefühle.
    • Borreliose am Ohr: Bei Kindern ist die Borreliose am Ohr häufiger als bei Erwachsenen. Dabei bekommen sie ein Lymphozytom, also eine rötliche Schwellung am Ohr. Andere Kinder leiden unter Hörproblemen oder Ohrgeräuschen.

    Bei den meisten Kindern sind die Symptome nach der richtigen Borreliose-Therapie rückläufig. Nur sehr selten bleiben Beschwerden bestehen.

    Je früher die Kinder behandelt werden, desto besser sind die Aussichten, dass die Beschwerden wieder komplett verschwinden. Bei entsprechendem Verdacht sollten Sie also unbedingt zeitnah einen Kinderarzt aufsuchen.

    Borreliose: Wann zum Arzt?

    Haben Sie einen Zeckenstich wahrgenommen, lohnt es sich, in den nächsten Tagen und Wochen besonders aufmerksam zu sein. Bemerken Sie nach einem Zeckenstich die typische Wanderröte im Bereich der Einstichstelle oder grippeähnliche Symptome, sollten Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufsuchen.

    Haben Sie keinen Zeichentisch bei sich bemerkt, aber Symptome, die auf eine Borreliose hindeuten, sollten Sie ebenfalls einen Arzt aufsuchen.


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    Dong, Y. et al.: Global seroprevalence and sociodemographic characteristics of Borrelia burgdorferi sensu lato in human populations: a systematic review and metaanalysis, in: BMJ Global Health 2022; 7 (6); doi: 10.1136/bmjgh-2021-007744
    Forster, J.: DGPI Handbuch Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, Thieme Verlag, 7. Auflage, 2018
    Gesenhues, S. et al.: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin, Urban & Fischer Verlag, 7. Auflage, 2014
    Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin, Thieme Verlag, 9. Auflage, 2023
    Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 21.01.2024)
    Robert Koch-Institut (RKI): RKI-Ratgeber Lyme-Borreliose, Stand: 2019, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 20.01.2024)
    Suerbaum, S. et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Springer Verlag, 9. Auflage, 2020
    Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie, Kutane Lyme Borreliose, Stand: 2016 (derzeit in Überarbeitung), unter: www.register.awmf.org (Abrufdatum: 20.01.2024)
    Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Neuroborreliose, Stand: 2018, unter: www.register.awmf.org (Abrufdatum: 20.01.2024)
    Hoffmann, G. F. et al.: Pädiatrie, Springer Verlag, 5. Auflage, 2020

     

    21. Februar 2024 ― Lesezeit: 29 Minuten
    Borreliose

    Borreliose ist der Überbegriff für eine Gruppe von bakteriellen Infektionskrankheiten. Auslöser sind die Borrelien. Hauptsächlich gehören Lyme-Borreliose sowie das Rückfallfieber zu dieser Gruppe. Oft wird der Begriff Borreliose allerdings mit der Lyme-Borreliose gleichgesetzt: Sie ist die einzige in Europa heimische Erkrankung durch Borrelien. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Symptomen, Behandlung und Übertragung der Borreliose.

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