Blasenentzündung – Hausmittel
- Welche Hausmittel helfen bei einer Blasenentzündung?
- Was hilft schnell?
- Was lindert die Schmerzen?
- Wie kann man vorbeugen?
Welche Hausmittel helfen bei einer Blasenentzündung?
Hausmittel bei Blasenentzündung sind zwar keine Wundermittel, aber viele Anwendungen sind seit Generationen bewährt und sind ? bis auf den Gang zum Arzt ? Ihre Möglichkeit, um selbst etwas zu tun, um die Heilung zu unterstützen.
Viele der Hausmittel wie Nieren- und Blasen-Tees, die bei einer Blasenentzündung helfen, greifen auf pflanzliche Mittel zurück, die schon seit Jahrhunderten bekannt sind. Außerdem gibt es weitere Maßnahmen, die den Heilungsprozess bei einer Blasenentzündung fördern können:
- Viel trinken und möglichst oft Wasser lassen
- Wärmflasche, Umschläge und Sitzbäder
- Cranberry-Saft, auch Heidelbeer- oder Preiselbeer-Saft
- Möglichst keine Zitrus-Säfte sowie keinen Kaffee und Alkohol
Diese Tipps sind eine sinnvolle Ergänzung zu einer Behandlung mit Medikamenten. Es ist jedoch wichtig, dass sich Betroffene nicht alleine darauf verlassen. Wenn die Symptome der Blasenentzündung nicht bald wieder abklingen, ist es zwingend erforderlich, einen Arzt hinzuzuziehen. Dieser entscheidet dann, ob der Einsatz von Antibiotika notwendig ist.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Was hilft schnell?
Viele Hausmittel bieten eine Möglichkeit, um neben der ärztlichen Behandlung zu einer schnelleren Heilung der Blasenentzündung beizutragen. Die folgenden Hausmittel-Tipps können Ihnen dabei helfen, die Genesung mit natürlichen Mitteln selbst positiv zu beeinflussen.
Mindestens zwei Liter trinken
Ausreichend trinken ist in jedem Fall wichtig und gesund.
Bei einer Blasenentzündung hat die Aufnahme von Flüssigkeit beziehungsweise deren Ausscheidung allerdings eine besondere Relevanz. Denn wer viel trinkt, der geht auch oft auf die Toilette und hilft somit, die Erreger "auszuspülen". Je seltener Sie dagegen wasserlassen, desto leichter vermehren sich die Keime in der Blase. In ungünstigen Fällen breiten sie sich auf Harnleiter und Nierenbecken aus.
Wer an einer Blasenentzündung leidet, ist also gut beraten, viel zu trinken (mindestens zwei Liter am Tag) und sich den Toilettengang trotz der möglichen Schmerzen nicht zu verkneifen.
Manche Menschen haben aufgrund einer anderen Erkrankung wie beispielsweise einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) eine ärztlich angeordnete Begrenzung der Trinkmenge. Für den Fall, dass Sie am Herzen erkrankt sind, fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, ob etwas gegen eine Erhöhung der üblichen Trinkmenge während der Blasenentzündung spricht.
Kaffee und Alkohol vermeiden
Aber nicht nur die Menge an aufgenommener Flüssigkeit ist entscheidend. Auch was man trinkt, spielt eine Rolle. Reines Wasser oder ungesüßte Tees aller Art sind die beste Getränkewahl.
Einige Getränke enthalten jedoch Substanzen, welche die Harnwege reizen und sie somit zusätzlich anfällig für Infektionen und deren Ausbreitung machen. Dazu gehören vor allem:
- Kaffee
- Verschiedene Zitrus-Säfte
- Alkohol
Auch Getränke mit viel Zucker wie Limonaden und Eistees sind eher kontraproduktiv, da erhöhte Zuckerwerte potenziell das Bakterienwachstum fördern. Deshalb sind Diabetiker überdurchschnittlich oft von Blasenentzündungen betroffen.
Nützliche Helfer: Nieren- und Blasen-Tees
Im Gegensatz zu normalen Kräuter- und Früchte-Varianten enthalten spezielle Blasen-Tees aus der Apotheke pflanzliche Wirkstoffe, die zusätzlich die Funktion der Harnwege unterstützen. Zu den Pflanzen-Tees, die vor allem harntreibend sind, zählen unter anderem:
- Birkenblätter-Tee
- Goldrutenkraut-Tee
- Brennnessel-Tee
- Wachholder-Tee
- Schachtelhalm-Tee
- Bärentraubenblätter-Tee
Auch eine Tee-Mischung aus Birke, Goldrute und Orthosiphon (Java-Tee/indischer Nieren-Tee) ist bei einer Blasenentzündung oder einem Harnwegsinfekt empfehlenswert.
Die Tees gibt es in der Apotheke als gewöhnliche Beutel sowie als Pulver, das sich einfach in heißes (oder warmes) Wasser einrühren lässt und nicht ziehen muss.
Ein Rezept vom Arzt benötigen Sie für Nieren- und Blasen-Tees nicht. Allerdings ist bei Menschen mit Herz- oder Nieren-Erkrankungen bezüglich einer "Durchspül-Therapie" Vorsicht geboten. Für diese Patienten ist es dringend ratsam, zuvor Rücksprache mit ihrem Arzt zu halten.
Entzündungshemmende und antibakterielle Wirkstoffe
Viele pflanzliche Mittel zeigen eine entzündungshemmende und/oder antibakterielle Wirkung. Präparate mit Kapuzinerkresse, Meerrettichwurzel (und insb. deren Kombination) oder mit Bärentraubenblättern empfehlen auch Ärzte, vor allem bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen.
Tees aus Bärentraubenblättern haben neben der harntreibenden Wirkung einen desinfizierenden Effekt bei einer Blasenentzündung. Dieser Effekt wird auch Heilpflanzen wie Kamille oder Salbei nachgesagt sowie grünem Tee.
Betroffene berichten, dass sich dieser Effekt zusätzlich verstärkt, wenn der Tee mit einer Messerspitze Natron versetzt ist. Natron ist auch in Backpulver enthalten. Die Wirkung des Natrons beruht darauf, dass es den pH-Wert des Urins anhebt (den Urin "basischer" macht), sodass es Krankheitserreger schwerer haben, sich zu vermehren. Drei bis vier Tassen dieses Tees am Tag sind ausreichend.
Trinken Sie Bärentrauben-Tee im Idealfall vor dem Schlafengehen, denn so lässt sich der Wirkstoff (Arbutin) nachts in der Blase anreichern.
Präparate mit Bärentraubenblättern dürfen ohne ärztliche Rücksprache nicht länger als eine Woche und maximal fünfmal im Jahr eingenommen werden. Für Kleinkinder/Kinder unter zwölf Jahren, Schwangere oder Stillende sind Tees oder andere Präparate mit Bärentraubenblättern nicht geeignet.
Daneben gibt es eine Vielzahl von Nahrungsmitteln wie Meerrettich, Ingwer oder Granatapfel, die eine entzündungshemmende oder antimikrobielle Wirkung zeigen und unter Umständen das Immunsystem unterstützen. Auch ein hoher Anteil an Vitamin C in den Lebensmitteln wie beispielsweise bei Meerrettich oder Tomaten fördern teilweise eine schnelle Heilung der Blaseninfektion.
Wundermittel Cranberry-Saft?
Viele Betroffene geben an, dass der Saft der Cranberry (Großfrüchtige Moosbeere) bei ihnen gegen Blasenentzündung hilft. Tatsächlich scheint ein positiver Effekt vorhanden zu sein, wenngleich Cranberry-Saft sicher kein Wundermittel ist.
Der verantwortliche Wirkstoff in den roten Früchten heißt Proanthocyanidin und erschwert offenbar ein Anheften der Erreger an die Wände der Harnwege. Der regelmäßige Konsum von Cranberry-Saft hilft somit möglicherweise dabei, eine Ausbreitung der Infektion zu reduzieren und dem wiederholten Auftreten von Blasenentzündungen vorzubeugen.
Auch Säfte aus Heidelbeeren (Blaubeeren) und Preiselbeeren enthalten das schützende Proanthocyanidin. Die genaue Dosierung von Beeren-Säften lässt sich in der Regel den Herstellerangaben entnehmen. Bei purem Saft reichen oft schon zwei Gläser am Tag.
Apfelessig bei Blasenentzündung
Auch Apfelessig zeigt Berichten Betroffener zufolge bei Blasenentzündung eine entzündungshemmende Wirkung. Ebenso wie Backpulver/Natron erhöht Apfelessig den pH-Wert des Urins und erschwert Bakterien damit die Vermehrung.
Laut Erfahrungsberichten lindert ein Esslöffel Apfelessig abends, zum Beispiel mit einem Glas Wasser eingenommen, die Entzündung und scheint einen vorbeugenden Effekt zu haben.
D-Mannose bei Blasenentzündung
Bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen ist es möglich, D-Mannose-Präparate einzusetzen. Diese reduzieren sowohl in der akuten Phase als auch vorbeugend die Häufigkeit von Harnwegsinfekten. Ersten Studien zufolge haben sie die gleiche vorbeugende Wirkung wie Antibiotika.
D-Mannose oder nur Mannose ist ein Zucker, der Bakterien an sich bindet und so die Anhaftung dieser an die Schleimhaut verhindert. Mannose ist rezeptfrei in Apotheken und Drogeriemärkten verfügbar.
Für Schwangere ist es im Fall einer Blasenentzündung grundsätzlich ratsam, auch die Einnahme von freiverkäuflichen Präparaten wie Mannose vorab mit dem behandelnden Arzt abzuklären. Mannose ist erst ab einem späten Kindes- und Jugendalter zur Einnahme geeignet.
Was lindert die Schmerzen?
Eine Blasenentzündung ist häufig begleitet von Schmerzen. Meist in Form von Brennen beim Wasserlassen, aber auch mit Krämpfen im Unterbauch. Es gibt ein paar Hausmittel, die teilweise etwas Linderung verschaffen.
Krampflösende und schmerzlindernde Pflanzenmittel
Auch gegen Schmerzen sind Kräuter gewachsen. So wirken beispielsweise Tees aus Goldrutenkraut oder Brennnessel in manchen Fällen schmerzlindernd und krampflösend. Auch der vor allem bei Erkältungskrankheiten eingesetzte Salbei-Tee sowie Kamillen-Tee können teilweise Beschwerden wie Krämpfe oder Schmerzen lindern.
Wärme entspannt
Das Auflegen einer Wärmflasche oder von warmen Umschlägen wirkt entspannend auf die bei Blasenentzündung oft krampfende Muskulatur und lindert somit die Schmerz-Symptome. Auch Fußbäder sind oft hilfreich, um zu entspannen und das Immunsystem anzuregen.
Legen Sie eine heiße Wärmflasche nie direkt auf die nackte Haut, da es sonst leicht zu Verbrennungen kommt. Am besten wickeln Sie sie vorher in ein Handtuch ein, um die Haut zu schützen.
Daneben können Sitzbäder in warmem Wasser Krämpfe lindern. Häufig nutzen Betroffene Badezusätze mit entzündungshemmender Kamille, um gleichzeitig das Brennen bei Blasenentzündung zu mildern.
Wie kann man vorbeugen?
Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich also die Heilung unterstützen. Aber wie sieht es mit der Vorbeugung einer Blasenentzündung aus? Am Wichtigsten ist hierbei die richtige Hygiene im Alltag. Um einer Blasenentzündung vorzubeugen, ist es deshalb ratsam, dass Frauen und Männer unbedingt auf folgende Dinge achten:
- Beim Säubern nach dem Stuhlgang immer von vorne nach hinten wischen, um keine Keime aus der Anal-Region in die Nähe des Harnröhren-Eingangs zu befördern.
- Nach Möglichkeit innerhalb der ersten zehn Minuten nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette gehen, um mögliche Erreger auszuspülen.
- Am besten nur Wasser oder pH-neutrale Seifen zur Intimreinigung verwenden, um das natürliche pH-Milieu nicht zu irritieren.
- Unterwäsche sollte nicht zu eng sitzen und ist regelmäßig bei 60 Grad Celsius zu waschen. Slips aus Baumwolle sind in der Regel besser als aus Synthetik, da das Material atmungsaktiver ist.
Beim Geschlechtsverkehr lässt es sich kaum vermeiden, dass Keime in die Nähe der Harnröhre gelangen, die dort nicht hingehören. Vor allem Analverkehr stellt hier ein besonderes Risiko dar. Neben dem zeitigen Wasserlassen empfiehlt sich deshalb eine anschließende Reinigung des Intimbereichs.
Ein Kondom verringert das Risiko für eine Blasenentzündung deutlich. Andere Verhütungsmittel wie Spermizide, die Spirale oder ein Diaphragma steigern es dagegen.
Ein weiterer Ratschlag zur Vorbeugung einer Blasenentzündung ist: Unterkühlung vermeiden. Das heißt unter anderem:
- Schnell raus aus nassen Klamotten
- Kalte Füße vermeiden
- Immer warm genug anziehen
Denn ist der Körper unterkühlt, haben Krankheitserreger leichtes Spiel ? auch die Auslöser einer Blasenentzündung.
Bei der Vorbeugung helfen manchmal Hausmittel und Tipps zur Unterstützung der Behandlung ? also beispielsweise viel trinken oder Cranberry-Saft.
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