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  • 16. Dezember 2022 ― Lesezeit: 3 Minuten
    Martina Feichter, Medizinredakteurin und Biologin
    Dr.Monique Amey-Özel, Biologin und Medizinredakteurin

    Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS)

    Mit der Kurzbezeichnung "Bandscheibenvorfall HWS" meinen Mediziner einen Vorfall an der Halswirbelsäule, kurz HWS. Ein anderer Fachbegriff dafür ist zervikaler Bandscheibenvorfall. Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule sind viel seltener von einem Bandscheibenvorfall betroffen als der stärker beanspruchte Lendenwirbelbereich. Lesen Sie mehr über den Bandscheibenvorfall HWS!

    Kurzübersicht
    • Symptome: Schmerzen, die teilweise bis in die Arme und den Kopf ausstrahlen, Kribbeln in Armen und Fingern, Gefühlsstörungen, Lähmungen
    • Verlauf und Prognose: Dauer abhängig vom Umfang des Vorfalls und der vorliegenden Beschwerden bis zu einige Monate, Prognose günstig
    • Behandlung: Therapie mit schmerzlindernden Medikamenten, Operation, Physiotherapie, Wärmetherapie
    • Ursachen: Altersbedingter Verschleiß der Bandscheiben, Traumen oder Unfälle

    Was ist ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule?

    Ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (zervikaler Diskusprolaps) ist eine Erkrankung im Halsbereich der Wirbelsäule. Die Halswirbelsäule besteht aus sieben einzelnen Wirbeln, wobei sich zwischen dem zweiten bis siebten Wirbelkörper jeweils eine Bandscheibe befindet. Bei einem Prolaps tritt der weiche Bandscheibenkern hervor und drückt gegen die Rückmarksnerven (Spinalnerven) oder das Rückenmark, was oft Schmerzen oder Gefühlsstörungen hervorruft.

    Welche Halswirbel sind zumeist betroffen?

    Ein Halswirbelsäulen-Bandscheibenvorfall kommt zumeist im unteren Bereich der Halswirbelsäule vor, also zwischen dem fünften und sechsten (HWK 5/6) oder zwischen dem sechsten und siebten Halswirbelkörper (HWK 6/7). Das sind die Segmente mit der größten Beweglichkeit. In den oberen Segmenten der Halswirbelsäule ? etwa zwischen dem zweiten und dritten (HWK 2/3) oder dem dritten und vierten Halswirbel (HWK 3/4) kommt es nur selten zu einem Bandscheibenvorfall.

    Symptome eines Bandscheibenvorfalls der HWS

    Nicht immer verursacht ein solcher HWS-Bandscheibenvorfall Symptome. Wenn er aber austretende Nervenwurzeln reizt oder unter Druck setzt, berichten Betroffene häufig von einschießenden Schmerzen und/oder Missempfindungen (Parästhesien) oder Kribbeln im Ausbreitungsgebiet der Nervenwurzel. Dazu zählt beispielsweise ein Taubheitsgefühl in den Fingern. Weitere Symptome bei einem akuten Bandscheibenvorfall der HWS sind:

    • Umschriebener Klopfschmerz
    • Kopfschmerzen
    • Schwindelgefühle
    • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Halswirbelsäule
    • Kraftverlust oder Lähmung einzelner Muskeln zum Beispiel in einem Arm (ggf. auch beidseitig)

    Mediziner bezeichnen diese Symptomatik als zervikale Radikulopathie.

    Symptome bei Druck auf das Rückenmark

    In selteneren Fällen übt ein HWS-Bandscheibenvorfall Druck auf das Rückenmark aus, was mitunter ernste Folgen wie Ausfallerscheinungen in Armen und Beinen, Gangstörungen, Blasenentleerungsstörungen sowie Querschnittslähmung hat. Ausfallerscheinungen in den Armen sind zum Beispiel an tauben Fingern zu erkennen.

    Nacken- und Schulterschmerzen zählen ebenso zu den möglichen Anzeichen eines solchen Vorfalls wie eine Verschlimmerung der Beschwerden in der Nacht.

    Manche Betroffene berichten, dass sie zum Zeitpunkt des Prolaps ein Knacken im Nacken, also im Bereich der Halswirbelsäule, wahrgenommen haben. Dies ist jedoch kein typisches Zeichen für einen Bandscheibenvorfall der HWS.

    Bandscheibenvorfall der HWS: Dauer

    Je nach Umfang des Prolaps und der vorliegenden Symptomatik beträgt die Dauer des Heilungsverlaufs bei einem Bandscheibenvorfall der HWS in manchen Fällen auch bis zu einige Monate. Die Prognose ist aber in der Regel günstig, sodass Betroffene bald wieder arbeitsfähig sind. Wie lange eine betroffene Person mit einem HWS-Bandscheibenvorfall krank ist oder wann genau derjenige wieder arbeiten kann, hängt entsprechend vom Einzelfall ab.

    Behandlung eines Bandscheibenvorfalls der HWS

    Verursacht ein akuter HWS-Bandscheibenvorfall Symptome, wird nach Möglichkeit konservativ behandelt ? also ohne Operation. Die Beschwerden lassen sich dadurch meist innerhalb einiger Wochen beseitigen oder zumindest lindern.

    Mögliche Therapiebausteine sind zum Beispiel die Gabe von Medikamenten (Schmerzmittel, muskelentspannende Mittel), das kurzzeitige Tragen einer Halskrause und Wärmeanwendungen (Kälte wirkt meist weniger gut). Ebenso lindern bei einem HWS-Bandscheibenvorfall krankengymnastische Übungen unter Anleitung eines Physiotherapeuten die Beschwerden. Dazu zählen beispielsweise Entspannungs- und Lockerungsübungen oder die Rückenschule.

    Vorsicht geboten ist bei chiropraktischen Maßnahmen: Sie erhöhen das Risiko, dass sich aus einem kleinen, leichten HWS-Bandscheibenvorfall ein Massenvorfall mit Druck auf das Rückenmark entwickelt.

    Bei länger anhaltenden Beschwerden im Halswirbelbereich (mit oder ohne Ausstrahlung in Kopf oder Arme) ist ein Ausdauer- sowie gezieltes Kraft- und Beweglichkeitstraining der Nackenmuskulatur sinnvoll. Dennoch sind gerade in der ersten Zeit nach einem Bandscheibenvorfall der HWS einige, insbesondere den Oberkörper und Hals beanspruchende Tätigkeiten und Sport zu vermeiden, um einem erneuten Prolaps vorzubeugen. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt darüber, was genau man machen darf und was nicht.

    Operation bei HWS-Bandscheibenvorfall

    Wenn die konservative Therapie nicht anschlägt oder der Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule deutliche oder zunehmende Ausfallserscheinungen der Nerven (wie Lähmungen) verursacht, ist in den meisten Fällen eine Operation notwendig. Dabei wird in der Regel von vorne (ventral) operiert, das heißt über einen querverlaufenden Hautschnitt in Höhe des Kehlkopfes. Von dort erfolgt der Zugang zur vorderen Halswirbelsäule und zu den Wirbeln, wo der Bandscheibenvorfall vorliegt.

    Der Operateur entfernt die Bandscheibe und ersetzt sie in der Regel durch einen Abstandhalter. 

    Ursachen eines Bandscheibenvorfalls der HWS

    Ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule findet sich häufig bei älteren Menschen ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren, wo Abnutzungserscheinungen im Bereich der Halswirbelsäule einen Vorfall begünstigen. Mit zunehmendem Alter verändern und lockern sich die Wirbelgelenke, und die Bandscheiben zermürben immer stärker. So steigt das Risiko für einen Bandscheibenvorfall der HWS.

    Abgesehen davon gibt es auch einen akuten HWS-Bandscheibenvorfall. Er ist meist die Folge von Bagatelltraumata wie abrupten Drehbewegungen des Kopfes. Er kommt auch bei jüngeren Menschen vor.


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    Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Zervikale Radikulopathie, Stand 2017, unter: www.dgn.org (Abrufdatum: 16.12.2022)
    Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie: Halswirbelsäulenerkrankungen, unter: www.dgnc.de (Abrufdatum: 16.12.2022)
    Müller-Vahl, H. et al.: Läsionen peripherer Nerven und radikuläre Syndrome. Georg Thieme Verlag, 2007
    Börm, W. & Meyer, F.: Spinale Neurochirurgie. Schattauer Verlag, 2009
    Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie. Georg Thieme Verlag, 2010
    Guan, Q. et al.: Cervical intradural disc herniation: A systematic review. J Clin Neurosci. 2018; 48:1-6
    He, L. et al.: Cervicogenic headache alleviation after cervical coblation nucleoplasty: A prospective cohort study. Medicine (Baltimore). 2016; 95(39):e4786. (Abrufdatum: 16.12.2022)

     

    14. Dezember 2022 ― Lesezeit: 20 Minuten
    Kieferhöhlenentzündung

    Als Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) bezeichnet man eine Entzündung der Schleimhaut in einer oder beiden Kieferhöhlen. Das sind die größten Nasennebenhöhlen. Sie liegen neben der Nase und haben die Form einer umgedrehten Pyramide. Die Kieferhöhlenentzündung verläuft akut oder chronisch. Meist ist sie Folge einer Erkältung. Seltener sind Pilze, Allergien oder entzündete Zahnwurzeln Auslöser dieser Form von Nasennebenhöhlenentzündung. Lesen Sie mehr über Symptome und Behandlung einer Kieferhöhlenentzündung.

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