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  • 19. Dezember 2024 ― Lesezeit: 5 Minuten
    Julia Kerkhoff, Studentin der Humanmedizin

    Augenmigräne

    Die Augenmigräne, auch ophthalmologische Migräne genannt, ist eine Form der Migräne mit Aura. Diese Migräneform unterscheidet sich durch die Art der Aura von anderen Migränetypen mit Aura. Die Augenmigräne beeinträchtigt während der Aura-Phase Augen und Sicht der Betroffenen stärker als andere Formen. Sie ist nicht zu verwechseln mit der retinalen Migräne. Lesen Sie hier mehr zur Augenmigräne, zu Symptomen, Ursachen, Behandlung, Verlauf und Vorbeugung.

    Kurzübersicht
    • Beschreibung: Die Augenmigräne heißt auch ophthalmologische Migräne. Sie ist keine retinale Migräne (Netzhautmigräne).
    • Symptome: Die typischen Symptome der Augenmigräne betreffen vor allem die Augen (z. B. Augenmotorik) oder die Sicht (z. B. Flimmern, Lichtblitze, Skotome).
    • Ursachen: Die Ursache der Augenmigräne ist individuell verschieden und reicht von Wetterumschwung über Lebensmittel bis zu Stress. Die speziellen Symptome der Augenmigräne entstehen durch eine reduzierte Versorgung der Sehrinde im Gehirn.
    • Behandlung: Die Augenmigräne wird genauso behandelt wie andere Migräneformen. Bei dieser speziellen Aura sollten Betroffene den Raum abdunkeln und Stress reduzieren.
    • Verlauf: Die Augenmigräne ist nicht heilbar. Alle Symptome bilden sich nach einer gewissen Zeit wieder zurück. Es bleiben keine langfristigen Folgen.
    • Vorbeugen: Wie bei allen Migräneformen sollte man individuelle Auslöser (Trigger) vermeiden. Die Maßnahmen zur Prophylaxe unterscheiden sich nicht bei den verschiedenen Migränetypen.

    Augenmigräne: Beschreibung

    Die Augenmigräne wird medizinisch auch als ophthalmologische Migräne bezeichnet (griech. für ?Lehre vom Auge?). Weil die Symptome der Augenmigräne besonders das Sehen beeinträchtigen, spricht man auch von einer visuellen Migräne.

    Die Augenmigräne geht mit einer Aura einher. Die Aura-Symptomatik kündigt die Migräne-Attacke an.

    Sonderform: Retinale Migräne

    Die retinale Migräne (Netzhautmigräne) ist keine Augenmigräne. Es handelt sich um zwei verschiedene Arten der Migräne, auch wenn sie immer die Augen betreffen. Die Augenmigräne beeinträchtigt jedoch beide Augen, die retinale Migräne tritt nur einseitig auf.

    Augenmigräne: Symptome

    Die Augenmigräne wird von Symptomen begleitet, die auch von anderen Migräneformen bekannt sind. Eine Übersicht über die möglichen Symptome finden Sie im Artikel zur Migräne.

    Zur Augenmigräne gehört auch eine Aura. Dieses Symptom geht der Migräne voraus und kündigt die Attacke an. In seltenen Fällen treten die Symptome der Aura ohne nachfolgende Kopfschmerzen auf. In unserem Beitrag zur Migräne mit Aura finden Sie weitere Informationen zu dieser speziellen Migräneform.

    Die Symptome der ophthalmologischen Migräne (Augenmigräne) betreffen vor allem die Aura. Während der Migräne-Attacke, die auf die Aura folgt, treten hauptsächlich allgemeine Symptome auf, die sich nicht spezifisch der Augenmigräne zuordnen lassen.

    Symptome der Aura bei Augenmigräne

    • Skotom: Bei einem Skotom kommt es zu einem teilweisen oder vollständigen Ausfall von Gesichtsfeldern. Die Betroffenen sehen dann im Bereich des Skotoms schlechter.
    • Flimmerskotom: Das Flimmerskotom geht ebenfalls mit Gesichtsfeldausfällen einher. Flimmern oder Blitze in den betroffenen Bereichen des Gesichtsfeldes beeinträchtigen das Sehen.
    • Szintillationen: Szintillationen sind Flimmererscheinungen. Manchmal tritt das Flimmern auch bei geschlossenen Augen auf. Das macht dieses Symptom besonders belastend für die Betroffenen.
    • Farbige Girlanden: Einige Betroffene berichten von Girlanden, die sich fadenartig und in verschiedenen Farben quer durch das Sichtfeld ziehen.
    • Lichtblitze: Viele Patienten und Patientinnen leiden unter Lichtblitzen. Diese hellen, nur kurz aufflackernden Blitze durchzucken ohne äußeren Grund das Sichtfeld. Man kann sich diese Lichtblitze so vorstellen, als würde man direkt in die Sonne schauen.
    • Kopfschmerzen: Die Kopfschmerzen müssen nicht erst nach der Aura-Phase auftreten, manche Patienten leiden bereits unter Kopfschmerzen, während die Aura noch anhält. Dieses Symptom ist sehr individuell. Auch die Intensität der Kopfschmerzen unterscheidet sich im Einzelfall.
    • Schwindel: Auch Schwindel kann nicht nur während der eigentlichen Migräne-Attacke auftreten, sondern vorher schon in Zusammenhang mit der Aura. Eine Ursache können die verwirrenden visuellen Signale sein, zum Beispiel Lichtblitze, die das Gehirn herausfordern. Der Schwindel kann aber auch als eigenständiges Symptom auftreten.
    • Motorische Störungen der Augenmuskeln: In seltenen Fällen leiden Betroffene unter einer motorischen Störung der Augenmuskeln. Die Patienten können ihre Augen nicht mehr willkürlich in alle Richtungen bewegen; vor allem Kinder sind davon oft betroffen.

    Wenn im Volksmund von einer Migräne mit Sehstörungen die Rede ist, ist damit jedoch nicht unbedingt die Augenmigräne gemeint. Auch andere Migräneformen führen zu Sehstörungen. Die einzelnen Formen der Migräne können daher nicht immer eindeutig voneinander abgegrenzt werden. Das gilt auch für eine ?Migräne mit Augenflimmern?. Das Flimmern ist kein spezifisches Symptom der Augenmigräne.

    Augenmigräne: Ursachen

    Zu den Ursachen der Augenmigräne gehören genetische Faktoren (familiäre Prädisposition), individuelle Umstände wie Stress oder andere Umweltfaktoren. Die Aura-Symptome bei der Augenmigräne haben eine andere Ursache als die Symptome der eigentlichen Migräne-Attacke, die sich bei den verschiedenen Migräneformen nicht unterscheiden.

    Die Augenmigräne geht mit Symptomen einher, die vor allem die Augen und das Sichtfeld betreffen. Daher liegt es nahe, dass die Ursachen der Augenmigräne in dem Teil des Gehirns liegen, in dem sich die Sehrinde befindet. Was genau die Symptome jedoch auslöst, ist noch nicht abschließend erforscht.

    Experten gehen davon aus, dass die allgemeinen Risikofaktoren für eine Aura auch auf die Aura der Augenmigräne zutreffen. Dazu gehören zum Beispiel Hormonschwankungen, Stress, Alkohol, Wetterumschwung und Nahrungsmittel.

    Welche Nahrungsmittel eine Rolle spielen, ist ebenfalls unklar. Im Moment geht man davon aus, dass besonders Käse, Nüsse und Natriumglutamat in Lebensmitteln eine Augenmigräne begünstigen. Man nimmt außerdem an, dass ein Magnesiummangel Augenmigräne verursachen kann.

    Die Symptome entstehen durch eine verminderte Durchblutung der Sehrinde, vermutlich aufgrund einer kurzzeitigen Störung der Blutversorgung in diesem Bereich. Das führt zu einem Sauerstoffmangel an der Sehrinde im Gehirn. Bei den Betroffenen äußert sich das in Form der entsprechenden Symptome.

    Augenmigräne: Behandlung

    Die Behandlung der Augenmigräne unterscheidet sich nicht von der Behandlung anderer Migräneformen.

    Das bedeutet, dass sich Medikamente wie Schmerzmittel oder Triptane meist positiv auswirken. Auch das Vermeiden von Auslösern, sogenannten Triggern, ist hilfreich: Stress zu reduzieren oder bestimmte Lebensmittel zu meiden, falls sie einen Migräne-Anfall auslösen, ist also sinnvoll.

    Eine spezielle Therapie, die nur bei der Augenmigräne zur Anwendung kommt, gibt es nicht. Während der Aura-Phase, wenn die typischen Symptome der Augenmigräne auftreten, hilft es vielen Betroffenen, bestimmte Trigger zu meiden: In einem abgedunkelten Raum zur Ruhe zu kommen, ohne die Augen durch Handy, TV und andere Bildschirme zu belasten, tut den Patienten und Patientinnen in dieser Phase erfahrungsgemäß gut.

    Augenmigräne: Krankheitsverlauf und Prognose

    Die Augenmigräne unterscheidet sich nur im Hinblick auf ihre spezifischen Aura-Symptome von anderen Migräneformen. Dauer und Ablauf des Migräne-Anfalls sind ansonsten gleich. Meist hält die Aura nicht länger als 60 Minuten an, ganz oft sogar nur fünf Minuten.

    Nicht auf jede Aura folgen auch Kopfschmerzen. Das ist individuell verschieden, genauso wie die Dauer und Stärke einer möglichen Migräne-Attacke. Es gibt auch keine Regelmäßigkeit: Manchmal tritt beim gleichen Patienten die Aura mit einem anschließenden Migräne-Anfall auf, manchmal ohne.

    Jede Attacke ist anders, selbst wenn sich bestimmte Symptome bei den Betroffenen immer wieder zeigen. Aber auch bei unterschiedlich ablaufenden Migräne-Attacken kann es sich um Augenmigräne handeln. Wie die verschiedenen Migräne-Symptome sich entwickeln können, lesen Sie in unserem ausführlichen Artikel zur Migräne.

    Wenn die Augenmigräne mehrmals am Tag auftritt, kann es sich um eine chronische Form der Migräne handeln. Das ist besonders dann wahrscheinlich, wenn diese Symptome an mehreren Tagen im Monat auftreten.

    Die Augenmigräne hinterlässt normalerweise keinen bleibenden Schaden. Alle Symptome bilden sich nach einer gewissen Zeit wieder zurück. Wie lange das dauert, ist von Anfall zu Anfall und individuell verschieden.

    Wie alle Formen der Migräne ist auch die Augenmigräne nicht heilbar. Es gibt Methoden und Maßnahmen, um den Attacken vorzubeugen, aber auch diese funktionieren nicht immer. Dennoch können Betroffene die Dauer, Intensität und Häufigkeit der Anfälle mindern, wenn entsprechende Vorkehrungen getroffen werden.

    Bei der Augenmigräne ist auch ein Besuch beim Augenarzt sinnvoll, zusätzlich zur Behandlung durch den Hausarzt oder Neurologen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass nach den Anfällen weiterhin Symptome bestehen, sollten auch andere Diagnosen rund um die Augengesundheit in Betracht gezogen werden.

    Augenmigräne: Vorbeugen

    Die beste Vorbeugung ist das Meiden von Auslösern. Das kann zum Beispiel bedeuten, grelles Licht oder zumindest schnelle Lichtwechsel zu vermeiden. Manchmal hilft es auch, bestimmte Lebensmittel, die eine Augenmigräne auslösen, nicht mehr zu essen. Da diese Trigger so verschieden sein können, ist es ideal, wenn Betroffene ein Migräne-Tagebuch führen. Indem man den eigenen Alltag dokumentiert, kann man herausfinden, ob bestimmte Faktoren in Zusammenhang mit einem Anfall gehäuft vorkommen.

    Auch Stress zu vermeiden und den eigenen Perfektionismus zu unterdrücken, sind hilfreiche Maßnahmen, um die Häufigkeit und Stärke von Migräne-Attacken zu reduzieren. Je nachdem, wie stark diese Faktoren ausgeprägt sind, kann beispielsweise auch eine kognitive Verhaltenstherapie vorbeugend wirksam sein.

    Wird die Migräne medikamentös behandelt, handelt es sich meist um symptomatische Akuttherapien gegen Kopfschmerzen oder Übelkeit. Es gibt aber auch einige Medikamente, die einem Migräne-Anfall generell vorbeugen können.


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    Deutsche Gesellschaft für Neurologie et al.: Addendum zur S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“ (Stand: 2022)
    Bender, A. et al.: Kurzlehrbuch Neurologie, Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, 2022
    Grehl, H. et Reinhardt, F.-M.: Checkliste Neurologie, Thieme Verlag, 7. Auflage, 2021
    S1-Leitlinie „Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen“ (Stand: 2020)

     

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