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  • 06. Jänner 2022 ― Lesezeit: 4 Minuten
    Pascale Huber, Medizinredakteurin

    Aneurysma im Gehirn

    Ein Aneurysma im Gehirn (intrakranielles oder zerebrales Aneurysma) ist die krankhafte Aufweitung eines Hirngefäßes. Wenn es reißt, kommt es zu einer Hirnblutung, die mitunter zu Folgeschäden führt und in einigen Fällen tödlich verläuft. Bei manchen Betroffenen besteht die Möglichkeit, das Aneurysma zu operieren. Lesen Sie hier alles zum Aneurysma im Gehirn!

    Kurzübersicht
    • Behandlung: Manchmal keine Behandlung, sondern Beobachtung des Aneurysmas, ggf. zwei Behandlungsverfahren "Clipping" oder "Coiling", die Auswahl des Therapieverfahrens abhängig vom individuellen Fall
    • Symptome: Manchmal keine Symptome, ggf. Störungen bestimmter Hirnnerven, bei Ruptur ("Platzen") des Aneurysmas, vernichtende Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Nackensteifigkeit, Bewusstlosigkeit
    • Krankheitsverlauf und Prognose: Anhängig vom individuellen Fall, in manchen Fällen gut, bei Ruptur besteht Lebensgefahr, Folgeschäden sind möglich
    • Ursachen und Risikofaktoren: Manchmal erblich bedingt, Hauptrisikofaktor ist Bluthochdruck und alle blutdrucksteigernden Faktoren wie z.B. Rauchen, selten auch Erbkrankheiten, die das Bindegewebe betreffen wie Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom
    • Untersuchung und Diagnose: Ggf. Verdacht bei bestehenden Symptomen, bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT), Magnetresonanz-Angiografie (MRA), Computertomografie (CT)
    • Vorbeugen: Vermeiden der Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum; generell gesunder Lebensstil empfohlen

    Was ist ein Aneurysma im Gehirn?

    Ein Aneurysma im Gehirn ist eine krankhafte Aufweitung eines Blutgefäßes im Kopf. Ärzte sprechen auch von einem intrakraniellen oder zerebralen Aneurysma.

    Die Gefäßwand ist an dieser Stelle meist nicht so widerstandsfähig wie an einem gesunden Gefäß. Daher besteht bei einem Aneurysma im Kopf die Gefahr, dass es reißt und zu einer Hirnblutung führt.

    Schätzungen zufolge weisen etwa drei Prozent der Erwachsenen ein Aneurysma auf. Manchmal ist die Gefäßaussackung angeboren, in anderen Fällen entsteht es erst im Laufe des Lebens. In manchen Familien kommen Aneurysmen gehäuft vor.

    Wie lässt sich ein Aneurysma behandeln?

    Es gibt zwei wichtige Verfahren, durch die sich ein Aneurysma im Gehirn behandeln lässt. Eine Möglichkeit besteht in einer Operation, bei welcher der Chirurg den Schädel eröffnet. Anschließend verschließt er das Aneurysma von außen mithilfe eines Clips (sogenanntes Clipping).

    Bei dem anderen Verfahren schiebt der Arzt einen Katheter über eine Arterie am Bein bis zur betroffenen Stelle im Gehirn. Er behebt das Aneurysma, indem er einen sogenannten Coil einsetzt (Coiling). Dabei handelt es sich um eine Platinspirale, die das Aneurysma von innen ausfüllt.

    Ärzte behandeln jedoch nicht grundsätzlich jedes Aneurysma durch diese Verfahren. Ob der Eingriff sinnvoll ist und welches der Verfahren Anwendung findet, hängt vom individuellen Fall ab. Zudem wägen Chirurgen sorgfältig ab, ob der Nutzen des Eingriffs größer ist als die damit verbundenen Risiken.

    Besteht nur eine geringe Gefahr, dass das Aneurysma im Kopf platzt, und verursacht es auch sonst keine Probleme, empfehlen Mediziner zunächst, die Gefäßaussackung zu beobachten.

    Welche Symptome treten bei einem Aneurysma im Gehirn auf?

    Ein Aneurysma im Kopf ruft nicht immer Symptome hervor. Oft entdecken Ärzte das Gehirnaneurysma zufällig, etwa wenn sie aus einem anderen Grund eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) des Kopfs anfertigen. Je nach Größe und Lage des Aneurysmas im Gehirn treten jedoch Beschwerden auf.

    Als Symptom des Aneurysmas kommt es zum Beispiel zu einer Störung der sogenannten Gehirnnerven. Dies sind Nerven, die im Gegensatz zu den peripheren Nerven unmittelbar aus dem Gehirn hervorgehen. Häufiger ist der Gehirnnerv betroffen, der für die Augenbewegungen verantwortlich ist (N. oculomotorius). Als Folge kommt es zu Bewegungsstörungen der Augen, Augenmuskellähmungen oder Doppeltsehen.

    Reißt die Gefäßwand (Ruptur) bei einem Aneurysma im Gehirn, treten massive Symptome auf. Am häufigsten entwickelt sich eine sogenannte Subarachnoidalblutung, kurz SAB. Dabei erfolgt die Blutung in dem Raum zwischen Gehirn und Hirnhaut, genauer der Spinnenhaut (Arachnoidea).

    Aufgrund der festen Schädeldecke entweicht das Blut nicht und übt schnell vermehrt Druck auf das Gehirn aus. Dieser Druck auf das Hirngewebe ruft dann die Symptome hervor.

    Symptome eines erhöhten Hirndrucks:

    • Plötzlich einsetzende, stärkste Kopfschmerzen
    • Übelkeit
    • Erbrechen
    • Nackensteifigkeit
    • Benommenheit
    • Schläfrigkeit
    • Bewusstlosigkeit bzw. Koma

    Aneurysma im Kopf: Wie sind die Heilungschancen?

    Die Prognose bei einem Aneurysma im Gehirn hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wird das Gehirnaneurysma zufällig entdeckt und behandelt, sind die Heilungschancen in vielen Fällen gut. Tritt dagegen eine Hirnblutung auf, weil das Aneurysma gerissen ist, hängt die Prognose vor allem vom Ausmaß der Blutung ab und davon, wie schnell diese behandelt wird.

    Es gibt Aneurysmen, die nur eine geringe Wahrscheinlichkeit haben, dass sie eines Tages platzen. Ein solches Aneurysma im Gehirn muss die Lebenserwartung nicht einschränken. Ärzte beobachten dann in regelmäßigen Abständen, ob sich die Gefäßaussackung verändert.

    Wie die Lebenserwartung nach einer Operation bei einem Aneurysma im Gehirn ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Je nach Größe und Lage der Gefäßaufweitung, ist ein Eingriff in manchen Fällen lebensrettend. Aber die Operation birgt Risiken. In manchen Fällen besteht durch einen Eingriff die Gefahr, dass es zu neurologischen Schäden kommt.

    Daher wägen Ärzte bei einem Aneurysma im Kopf sehr sorgfältig ab, von welcher Strategie Betroffene am ehesten profitieren.

    Aneurysma im Gehirn ? Ursachen

    Die Ursache für ein Aneurysma im Gehirn lässt sich oft nicht genau ermitteln. Offenbar spielt Veranlagung eine Rolle, denn nicht selten treten die Gefäßaussackungen innerhalb einer Familie gehäuft auf. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor für ein Gehirn-Aneurysma ist Bluthochdruck.

    Mit jedem Herzschlag übt das Blut von innen einen hohen Druck auf die Gefäßwände aus. Dadurch entstehen manchmal Schwachstellen in der Gefäßwand, die schließlich nachgeben ? es entwickelt sich ein Aneurysma.

    Auch die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) ist ein wichtiger Risikofaktor für ein Aneurysma. Kalkablagerungen (Plaques) an den Gefäßwänden sorgen dafür, dass sie an Elastizität verlieren. Die Gefäße sind dann nicht mehr gut in der Lage, die bei jedem Herzschlag ausgelöste Druckwelle abzufedern.

    Rauchen erhöht das Aneurysma-Risiko indirekt: Es fördert die Arteriosklerose und lässt den Blutdruck steigen. Seltene Ursachen, die mit einem erhöhten Risiko für ein Aneurysma im Gehirn einhergehen, sind bestimmte Erbkrankheiten, zum Beispiel das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom.

    MRT, CT & Co.: Wie stellt der Arzt ein Aneurysma im Kopf fest?

    Häufig entdecken Ärzte ein Aneurysma im Gehirn zufällig, da Betroffene selbst von der Gefäßaussackung oft nichts spüren.

    Drückt das Aneurysma auf bestimmte Strukturen im Gehirn, etwa auf einen Gehirnnerv, weisen entsprechende neurologische Störungen auf das Problem im Kopf hin.

    Bei einem geplatzten Aneurysma lenken die Symptome oft den Verdacht auf eine akute neurologische Erkrankung. Ein Aneurysma im Gehirn und eine Hirnblutung bei einem rupturierten Gehirnaneurysma lassen sich gut mittels Magnetresonanztomografie (MRT), Magnetresonanz-Arteriografie (MRA) oder Computertomografie (CT) darstellen.

    Wie lässt sich einem Aneurysma im Gehirn vorbeugen?

    Einem Aneurysma im Gehirn lässt sich nicht grundsätzlich vorbeugen. Denn gegen eine Veranlagung oder eine angeborene Gefäßaussackung gibt es keine vorbeugende Maßnahme.

    Bestimmte Faktoren steigern allerdings das Risiko, dass sich eine Schwachstelle in einem Blutgefäß bildet oder sich ein bestehendes Aneurysma vergrößert. Einer der wichtigsten Risikofaktoren, denen Sie vorbeugen können, ist Bluthochdruck.

    Wenn Sie zu hohen Blutdruck haben, lassen Sie diesen behandeln und regelmäßig von einem Arzt kontrollieren. Vermeiden Sie möglichst einen Lebensstil, der den Blutdruck steigert und sich negativ auf die Gesundheit Ihrer Blutgefäße auswirkt.

    Zur Vorbeugung von Risikofaktoren eines Aneurysmas im Kopf zählen zum Beispiel:

    • Nicht rauchen
    • Gesunde Ernährung, mit wenig tierischem Fett, stattdessen pflanzlichen Ölen, viel frischem Obst und Gemüse
    • Regelmäßig körperlich aktiv sein
    • Wenig Alkohol trinken


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    Leitlinie der Dt. Ges. f. Neurologie (DGN): Unrupturierte intrakranielle Aneurysmen. (Stand: September 2012), unter: www.awmf.org
    Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 268. Auflage 2020
    Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie, unter: www.klinikum.uni-heidelberg.de (Abrufdatum: 20.12.2021)
    Henke, C. et al.: 80 Fälle Neurologie. Elsevier Verlag, 2020

     

    06. Jänner 2022 ― Lesezeit: 16 Minuten
    Aortenaneurysma

    Ein Aortenaneurysma ist eine spindel- oder sackförmige Erweiterung der Hauptschlagader. Solche Ausbuchtungen entstehen in allen Bereichen der Aorta, das heißt sowohl im Brustkorb als auch im Bauchraum. Die Hauptgefahr bei einem Aortenaneurysma besteht darin, dass es plötzlich reißt (Ruptur) und eine lebensbedrohliche Blutung auftritt.

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