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  • 17. März 2017 ― Lesezeit: 5 Minuten

    Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, Diagonale-Intendanten

    Sebastian Höglinger (33) und Peter Schernhuber (29) sind die bislang jüngsten Intendanten der Diagonale. Wo sich die beiden Oberösterreicher kennengelernt haben? Natürlich auf einem Filmfestival.

    Wir kennen einander von der Arbeit beim Crossing Europe Filmfestival in Linz“, erzählt Höglinger. „Danach haben wir viele Jahre gemeinsam das YOUKI Festival in Wels geleitet und parallel auch bei der Diagonale mitgearbeitet – zunächst als Praktikanten, danach in den verschiedensten Abteilungen.“ Auch ihr Studium eint die zwei Filmexperten: Beide studierten Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien.

     

    Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber

    Sanfte Neuerungen für die Diagonale

    2015 wurde Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber die Diagonale von deren ehemaliger Intendantin Barabara Pichler übergeben, „sehr harmonisch, freundschaftlich und ohne jegliche Allüren“, was im Kulturbetrieb nicht immer selbstverständlich ist. Das bestehende und funktionierende Konzept wurde sanft adaptiert, etwa durch den Programmpunkt „In Referenz“: Die Reihe stellt den filmischen Dialog zwischen österreichischem und internationalem Film her. „Für das aktuelle Filmschaffen ist es uns wichtig, Phänomene und Trends nicht isoliert und auf nationales Terrain beschränkt zu behandeln, sondern auch internationale Verbindungslinien abzubilden und mitzudenken. Ein gutes Festival ist ja nicht eines, das Filme lose aneinanderreiht, sondern eines, wo im besten Fall Resonanzen zwischen den einzelnen Programmpunkten entstehen“, so Schernhuber.

    Das Projekt „Lehrlinge analysieren Film“ versucht, Inhalte der Diagonale für junge Menschen zugänglich zu machen und so den Einstieg ins Festivalprogramm zu ermöglichen. „Beim Lehrlingsprojekt geht es konkret um Filmanalyse und den Umgang mit Bewegtbildern im Alltag. Es zeichnet sich gerade durch seine gesunde Mischung aus Niveau und Unterhaltung aus.“

    Um den österreichischen Film in all seinem Facettenreichtum und seiner Vielfalt abzubilden, sehen die beiden ein Festival quasi als unentbehrlich. „Das Festival selbst ist wiederum wichtig, weil es mit den Filmen, aus denen es sich zusammensetzt, Narrative bildet – über unsere Gesellschaft, ihre Beschaffenheit, Sehnsüchte, Wünsche, Hoffnungen, aber auch ihre Abgründe.“ Seit 1998 ist Graz mit seiner blühenden und vitalen Kulturszene Schauplatz der Diagonale – wenn es nach Peter Schernhuber geht, zurecht. „Die tollen Innenstadtkinos und die malerische Kulisse der im Frühling erwachenden und aufblühenden Stadt mit ihrem mediterranen Flair spielen dem Charakter des Festivals zu und erzeugen die einzigartige Diagonale-Atmosphäre, für die das Festival weit über die Grenzen der Steiermark und Österreichs hinaus geschätzt wird.“

    Auch wenn Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber die finale Verantwortung für die Diagonale tragen, setzen sie bei der Filmauswahl auf externe Sichtungsberatung. „Unsere SichtungskollegInnen arbeiten allesamt im Filmbereich und haben ihre Kompetenzen in unterschiedlichen Gebieten: von Film Curatorship, über Filmwissenschaft bis zur Filmkritik – oft auch mit praktischer Erfahrung. Momentan arbeiten wir mit zwei Frauen und einem Mann zusammen, die allesamt in den besten Jahren sind“, lacht Schernhuber.

     

    Party

    UNTITLED eröffnet die Diagonale

    Für den Eröffnungsfilm der Diagonale 2017 fiel die Entscheidung schnell. UNTITLED überzeugte nicht zuletzt mit seiner Backstory, die den Film ganz nah an die Diagonale heranbringt, erklärt Sebastian Höglinger: „Michael Glawogger, auf dessen Material die Regisseurin Monika Willi zurückgreift, war dem Festival und der Stadt verbunden. Bereits vor zwei Jahren wurde das Projekt als Work-In-Progress bei der Diagonale vorgestellt. Wir waren sofort überzeugt, dass dieser kluge, bildgewaltige, neugierige und unkonventionelle Film der heurige Eröffnungsfilm sein muss.“

    Neben UNTITLED gibt es noch weitere Empfehlungen der Festivalintendanten. Die beste aller Welten des jungen Salzburger Regisseurs Adrian Goiginger ist eine sehr persönliche Familiengeschichte über einen kleinen Jungen, der in einem schwierigen und dennoch liebevollen Milieu aufwächst und der befeuert von seiner Abenteuerlust und Neugierde seine Kindheit auslebt.

    Late Blossom Blues ist ein Porträt des ungewöhnlich charmanten, mitunter schrulligen Blues-Musikers Leo „Bud“ Welch, der erst mit 81 Jahren „entdeckt“ wurde und gerade seine Karriere startet.

    Michaela Schwentners Film personne ist eine der vielen neuen Arbeiten im Bereich Innovatives Kino, die die Diagonale 2017 nach Graz bringt.

    Das Rahmenprogramm des Filmfestivals kann sich auch heuer wieder sehen lassen: Ob das Pop-Special „1000 Takte Film“, die allabendliche Festival-Partyschiene „Diagonale #DurchDieNacht“ oder die neue Reihe „Diagonale im Dialog“, die Persönlichkeiten wie Veit Heiduschka, Josef Hader, Elisabeth Scharang oder Ulrich Seidl zu Gesprächen ins Kino lädt – die Diagonale hat auch abseits der Filmscreenings einiges zu bieten.

    Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger haben nicht nur für Indie- und Arthouse-Filme etwas über. „Wir lieben Blockbuster genauso und halten auch nichts davon, Blockbuster gegen Arthouse auszuspielen. Durch die Zusammenschau wird es ja erst interessant“, meint Höglinger. „2017 blicken wir schon gespannt dem Sequel von Twin Peaks entgegen sowie dem Kinostart von Ana Lily Amirpours The Bad Batch, den wir in einer exklusiven Graz-Preview im Rahmen der Diagonale präsentieren dürfen“, ergänzt Schernhuber.
     

    Kino? Immer noch magisch!

    Für die Diagonale-Intendanten hat das Kino auch 2017 in Zeiten des Film- und Serienstreamens seinen Zauber nicht verloren. „Im Kino gemeinsam einsam zu sein, ist wunderbar. Wenn es ab und zu nicht ganz so melancholisch zugehen soll, dann genießen wir es, uns mit Freunden im dunklen Saal dem Zauber des Lichtspiels hinzugeben“, meint Höglinger. „Gerade weil man ohnedies permanent von Bewegtbildern adressiert und zur Interaktivität genötigt wird, kommt dem Kino aktuell auch eine immanent gesellschaftspolitische Relevanz zu. Das heißt natürlich nicht, dass man im Kino ausschließlich passiv agiert, aber vielleicht ruhiger und langsamer als im Alltagsflow – auch das ist von unschätzbarem Wert.“
     

    Zum Schluss noch eine kleine Schnellfragerunde 

    Euer Lieblingskino?

    Sebastian: „In Graz im Sommer das Schubertkino. Sonst KIZ Royal Kino, Geidorf-Kino, manchmal auch UCI. In Wien das Österreichische Filmmuseum oder Gartenbaukino, bei Heimatausflügen nach Oberösterreich das Starmovie.“

    Popcorn oder Nachos?

    Beide: „Popcorn.“

    Kino allein oder mit Freunden?

    Peter: „Hängt vom Film ab, tendenziell mit Freunden.“

    Sebastian: „Da schließe ich mich an.“

    Blockbuster oder Indiefilm?

    Peter: „Egal, Hauptsache ein guter Film.“

    Originalfassung oder deutsche Fassung?

    Peter: „Zumeist Originalfassung.“

    Sebastian: „Definitiv Originalfassung.“

    2D oder 3D?

    Peter: „2D, mit wenigen Ausnahmen; Pets war gerade in 3D richtig, richtig gut.“ Sebastian: „Ich bevorzuge immer noch 2D, aber es stimmt, es gibt Ausnahmen. Aber selbst die langweilen mich zumeist nach 15 Minuten.“

    Erste oder letzte Reihe?

    Peter: „Gerne die goldene Mitte und im Zweifel eher hinten.“

    Sebastian: „Reihe 4, Tendenz vorne.“

    07. März 2017 ― Lesezeit: 3 Minuten
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