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  • 21. Juni 2017 ― Lesezeit: 4 Minuten

    Nina Blum, Schauspielerin und Intendantin des Märchensommers

    Nina Blum hat viele Talente: Die Schauspielerin und Regisseurin, die auch als systemische Beraterin arbeitet, organisiert seit mittlerweile elf Jahren das Kindertheater Märchensommer. Wir haben Nina zu einem kurzen Interview gebeten.
    Nina Blum

    Liebe Frau Blum, Sie haben eigentlich Psychologie studiert, danach haben Sie sich doch noch für eine Schauspielausbildung entschieden. Wie ergänzen sich Ihre beiden Berufe, profitieren Sie bei der einen Tätigkeit vom Wissen aus der anderen?

    Mein Psychologiestudium ist für meine Arbeit als Regisseurin beim Märchensommer, sowie für meine Tätigkeit als Schauspielerin sehr nützlich. Umgekehrt hilft mir die Schauspielerei bei meinem Job als Trainer und Berater, wo ich ja auch immer vor Gruppen stehe und meine Seminare interessant und lebendig gestalten möchte.

    Sie haben sich einen Künstlernamen zugelegt – war es für Sie durch Ihren bekannten Vater (Anm.: Altkanzler Wolfgang Schüssel) trotzdem manchmal schwieriger, sich als Schauspielerin zu etablieren?

    Ich bin sehr froh, dass ich mir von Anfang an meinen Künstlernamen „Blum“ zugelegt habe. Mir war klar, dass die damalige Öffentlichkeit meines Vaters Vor- und Nachteile hatte, ich wollte beides nicht. Durch meinen Künstlernamen habe ich – vor allem am Beginn meiner Karriere – versucht, möglichst viel neutrale Betrachtung von außen zu ermöglichen. Das hat auch funktioniert, im ersten Jahr an der Schauspielschule wussten die meisten gar nicht, wer mein Vater ist.

    Was ist für Sie das Faszinierende am Theater, was macht andererseits die Arbeit für Film und Fernsehen aus?

    Nach Abschluss der SchauspielschuleKrauss in Wien habe ich sowohl Theater als auch Fernsehen gemacht, in den letzten sieben Jahren dann nur mehr Theater – vor allem meine eigenen Beziehungskabarett-Programme, am dritten schreiben mein Kollege Martin Oberhauser und ich gerade. 

    Spielen Sie lieber lustige oder traurige Rollen?

    Schon in der Schauspielschule meinten meine Lehrer immer, ich hätte ein komödiantisches Talent. Dem ist wahrscheinlich so, daher macht es mir auch großen Spaß, Komödien zu spielen. Ich hätte schon wieder einmal Lust, eine tragische Figur zu spielen, näher ist mir aber sicher die Komödie als die Tragödie.

     

    Sie haben auch eine Tanz- und Gesangsausbildung absolviert – geht das für Sie Hand in Hand mit der Schauspielerei?

    Ich finde, es ist für eine Schauspielerin wichtig, sich gut und gerne zu bewegen und singen zu können. In Amerika ist das völlig normal, bei uns wird Schauspielerei und Musikalisches oft getrennt. In der Schauspielschule hatten wir für meinen Geschmack zu wenig Gesangsunterricht, daher habe ich danach noch weiter gemacht. Tanzen macht mich sehr glücklich und singen ist etwas Wunderschönes, wir singen auch bei unseren Kabarettprogrammen und arbeiten wir mit einem Pianisten zusammen.

    Beim Märchensommer in Graz hat Musik ebenfalls einen hohen Stellenwert: Für unsere diesjährige Produktion „Alice im Wunderland neu erträumt“ hat Andreas Radovan wieder die Musik komponiert. 

    Apropos Märchensommer: Seit wann gibt es das Festival schon? Und was war Ihre Idee dahinter?

    Ich habe den Märchensommer bereits 2006 in Niederösterreich gegründet. Seit 2014 gibt es ihn auch in Graz. Die Idee dahinter ist es, ein Familienfestival für Kinder ab 4 Jahren und alle Menschen, die Märchen lieben, anzubieten. Der Märchensommer ist ein interaktives Märchentheater mit Musik, das Publikum kann mittanzen, mitsingen und mitmachen. Wir schreiben beim Märchensommer immer Uraufführungen.

    Können Sie ein bisschen über die beiden aktuellen Stücke verraten?

    Im Schloss Poysbrunn im Weinviertel in Niederösterreich spielen wir heuer „Peter Pan und Tinkerbell“, eine neue Fassung des Peter Pan-Stoffes, in der Tinkerbell die zweite Hauptrolle übernimmt und spannende neue Facetten erzählt werden. Außerdem wandert man durch das Schloss und erlebt das Märchen an mehreren Orten – ein Wandertheater also.

    Beim Märchensommer in Graz ist das Besondere bei „Alice im Wunderland neu erträumt“, dass unsere Alice nicht größer oder kleiner wird, sondern sie sich, wenn sie den Zaubertrank des Kaninchens trinkt, verdreifacht. Die Mädels erleben dann alle Wunderland-Abenteuer zu dritt, besiegen die Herzkönigin und retten das Leben ihrer Katze „Dreamy“.

    Wer schreibt die Stücke für den Märchensommer?

    Die Autorin meiner Märchensommer-Geschichten ist die Steirerin Michaela Riedl-Schlosser, mit ihr war ich gemeinsam an der Schauspielschule Krauss. Wir sind ein super Team: Ich habe die Grundidee zu den Geschichten und Michaela schreibt sie dann.

    Haben Märchen Sie schon immer fasziniert? Was war ihr liebstes Märchen, als Sie ein Kind waren?

    Ja, ich fand Märchen immer schon toll! Meine Großmutter hat mir sehr viele Märchen vorgelesen und mein liebstes war „Die Schneekönigin“ von Hans-Christian Andersen . Das Tolle an Märchen ist, dass sie die archaischen Grundthemen von uns Menschen auf so wunderbare Weise aufgreifen, beispielsweise der Kampf des Guten gegen das Böse oder die Suche nach dem Glück. Daher lieben Kinder und Erwachsene märchenhafte Geschichten!

    Wieso haben Sie sich dazu entschieden, Theater für Kinder zu machen? Was macht Kinder als Publikum so besonders?

    Kinder sind unglaublich kritische Zuschauer! Wenn es Kindern nicht gefällt, dann werden sie unruhig und stehen auf. Daher finde ich es eine besondere Herausforderung, für Kinder Theater zu machen, das sie fesselt und sie in eine andere Welt hineinzieht.

    Sie arbeiten als Beraterin, Schauspielerin und Intendantin, außerdem sind Sie Mutter einer kleinen Tochter. Wie bringen Sie alles unter einen Hut?

    Mein Glück ist, dass mir alle meine verschiedenen Berufe großen Spaß machen. Das hilft immens, um vieles unter einen Hut zu bringen. Aber es braucht auch sehr genaue Organisation und ein gutes Betreuungsnetz. Mein Mann, die Halbgeschwister meiner Tochter und meine Eltern unterstützen mich und verbringen gerne Zeit mit meiner Tochter Elsa.

    Bleibt bei Ihrem vollen Terminplan überhaupt noch Zeit für andere Hobbies?

    Ja, ich habe durchaus auch noch andere Hobbies: Zweimal die Woche gehe ich im Wald laufen, außerdem mache ich Yoga. Im Sommer gehe ich gerne mit meinem Mann wandern und bergsteigen, im Winter Schitouren.

    Eine letzte Frage: Wie schafft man es, sich in der heutigen Zeit seine Fantasie zu bewahren? Haben Sie einen Tipp?

    Wir haben keinen Fernseher zuhause – ich glaube, das hilft für die Bewahrung der eigenen Fantasie, denn daher lese ich abends oft oder schreibe in ein Buch, was mir gerade so durch den Kopf geht. Meine Tochter ist auch eine wunderbare Fantasiequelle, für sie denke ich mir die schönsten Geschichten aus!

    Vielen Dank für das Interview!

     

    Das Stück „Alice im Wunderland neu erträumt“ wird von 20. Juli bis 20. August 2017, immer Do bis So um 17 Uhr, im Hof des Priesterseminars in Graz aufgeführt. Vorstellungen finden bei jedem Wetter statt (bei Schlechtwetter im Inneren des Seminars). Empfohlen für Kinder ab 4 Jahren und alle Menschen, die Märchen lieben. Tickets und Infos, auch zur Vorstellung “Peter Pan und Tinkerbell”, hier, in den Filialen der Steiermärkischen Sparkasse oder im Zentralen Kartenbüro.

    16. Juni 2017 ― Lesezeit: 3 Minuten
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