Mathis Huber – Intendant der styriarte
GRAWE: Sind Sie eigentlich glücklich Herr Huber?
Mathis Huber: Ja, nicht von Natur aus, aber wenn ich ein wenig darüber nachdenke, wieviel Möglichkeit des Glücks wir hier und heute haben, in Europa, in Österreich, in Graz, auf jeden Fall.
GRAWE: “Felix Austria” das Thema der diesjährigen Auflage der styriarte. Welche Glücksmomente verspricht das Programm?
Mathis Huber: Die Musik, die wir zum Leben erwecken, ist für Menschen, die sich darauf einlassen wollen, eine sehr reiche, zugleich sehr qualitätvolle Quelle des Glücks, samt und sonders. Dazu kommt in der heurigen styriarte eine Grunderzählung, woher das österreichische Glück kommt, ein Blick in die Geschichte, der einen Blick in die Zukunft öffnen kann.
GRAWE: Sie sind Intendant und Geschäftsführer der styriarte. Was sind Ihre Hauptaufgabenbereiche?
Mathis Huber: Ja, der Intendant ist für die Themen und Programme der Festspiele verantwortlich, dafür, dass sie in der aktuellen Gesellschaft Sinn und Wirkung haben, der Geschäftsführer muss darauf schauen, dass der Intendant dabei nicht aus lauter Begeisterung mehr Geld ausgibt als er hat und, dass seine Künstler auch alle richtig versichert sind.
GRAWE: Klassische Musik ist ein weites Feld, Sponsoren und ihre Bedürfnisse vielfältig – eine Herausforderung das alles unter einen Hut zu bekommen?
Mathis Huber: Die Weite des Feldes der klassischen Musik, geografisch und historisch und sozial betrachtet, macht es ja gerade spannend. Spannend ist es, auch für die Kunstprodukte der Vergangenheit Präsentationsformen und Geschichten zu erfinden, die sie für heutige Menschen zugänglich und relevant werden lassen. Das mögen Sponsoren genauso.
GRAWE: Die GRAWE ist nun schon länger Kooperationspartner und übernimmt wieder die Patronanz für ein Konzert. Dieses Jahr für das “Fux.OPERNFEST”. Was darf das Publikum erwarten?
Mathis Huber: Das Fux.OPERNFEST rund um die Oper „Julo Ascanio“ von Johann Joseph Fux ist ein Musterbeispiel für so eine Neuerfindung. Das präsentiert eine Barockoper in einem Sinnzusammenhang, wie er dem Erfinder der Oper vorschwebte, im Kontext eines heiteren Festes. In dieser entspannten, fröhlichen Situation ist man in der idealen Empfangsbereitschaft für die Kunst vom Fux. Außerdem ist es sicher lustiger, auf ein heiteres Fest zu gehen als in eine strenge Versammlung ernster Menschen. Vorwissen wird bei uns auch nicht erwartet. Einfach hingehen und fröhlich sein oder werden. Den Rest macht die Kunst…
GRAWE: GRAWE Generaldirektor Mag. Klaus Scheitegel betont die Verbundenheit der GRAWE und der styriarte durch das Haus Meran. Wohin entwickelt sich das Festival ohne den verschiedenen Nikolaus Harnoncourt?
Mathis Huber: Dass wir heute überhaupt in der Lage sind, eine barocke Partitur mit Blut und Leidenschaft zu füllen und ernstzunehmend in ein klingendes Kunstwerk zu verwandeln, das hat wesentlich mit der Lebensarbeit von Nikolaus Harnoncourt zu tun. Seine Fragen und seine Suche nach künstlerischer Wahrheit in neuer Zeit neu zu stellen, das macht die styriarte auch in Zukunft. Also alles beim alten und daher alles neu.
GRAWE: Die styriarte ist eine der größten und renommiertesten Veranstaltungsreihen der Steiermark. Bleibt in anstrengenden Zeiten wie diesen, kurz vor dem Auftakt eigentlich noch Zeit zum Rekapitulieren und auf das Erreichte zurückzublicken?
Mathis Huber: Zurückblicken, das mach ich dann in der Rente. Aber wir haben natürlich nichts dagegen, dass man uns hin und wieder sagt, dass wir einen tollen Job machen in der styriarte.
GRAWE: Ein Glücksgarten bildet heuer eine botanische Erweiterung des Festivalprogramms. Was dürfen Besucher erwarten?
Mathis Huber:Der Garten ist zunächst einmal das Außen-Spielfeld für das Opernfest, für die künstlerischen Rahmenhandlungen. Und er ist dann die ganze styriarte über der Ort, an dem in heiterer Atmosphäre über die Kunst und das Glück, über Österreich und was das eine mit dem anderen zu tun haben könnte, zu reden. Oder er ist einfach der Ort, die vielen schönen Produktionen, die wir heuer in der Helmut-List-Halle inszenieren, auf sich wirken zu lassen.
GRAWE: Letzte Frage: Verraten Sie uns Ihren ganz persönlichen Schlüssel zum Glück. Wie spannen Sie am besten ab?
Mathis Huber: Ich hab auch einen großen Garten, eineinhalb Hektar groß, der dient aber weniger der Kultur als vielmehr der Agrikultur, was sich nicht nur reimt, sondern wirklich eng miteinander verbunden ist. Dort verbrenne ich viele, viele Kalorien, und dort kommt die hochgefahrene Chemie im Körper wieder zur Ruhe.
GRAWE: Vielen Dank für das Interview!