Gemeinsam durch die Krise: Wie ein 18-jähriger Schüler das Helfen leichter macht
Ein gemeinnütziger Lieferservice für hilfsbedürftige Menschen – was genau dürfen wir uns unter deinem Projekt vorstellen?
Durch das Coronavirus kann es speziell für ältere und vorerkrankte Menschen lebensgefährlich sein, ihr Haus zu verlassen. Für sie haben wir eine Website eingerichtet. Dort können sich hilfsbedürftige Menschen registrieren und bekommen einen freiwilligen Helfer zugeteilt, der lebensnotwendige Einkäufe für sie erledigt. Die Lieferung erfolgt gratis, das heißt, es muss nur der Warenwert bezahlt werden. Helfen kann jeder, der selbst keiner Risikogruppe angehört – auch dazu kann man sich einfach auf der Website anmelden.
Wie bist du auf die Idee gekommen, den Lieferservice ins Leben zu rufen?
Normalerweise kommen die meisten meiner Kunden aus der Gastronomie und dem Event-Management. Durch die aktuelle Situation stand meine Marketingagentur wie viele andere nun ohne größere Aufträge da. In dieser neu gewonnenen Zeit wollte ich nicht sinnlos Zuhause herumsitzen, sondern etwas tun, das den Menschen hilft. Dass etwas so Normales wie die Grundversorgung nun für viele zur Herausforderung geworden ist, ging mir nicht aus dem Kopf. So ist die Idee zu einem Projekt entstanden, das dieses Problem aus der Welt schaffen soll.
Deine Seite ist in kürzester Zeit online gegangen. Wie konntest du das Projekt so rasch umsetzen?
Ich beschäftige mich schon lange mit dem Erstellen von Websites – das Thema Online Marketing gehört für mich zum Alltag. Und programmiertechnisch funktioniert die Umsetzung einer gemeinnützigen Idee ja nicht anders als die eines bezahlten Projekts. Mit Programmierkenntnissen war es deshalb kein Problem, die Website so schnell wie möglich online zu stellen.
Wer sind die Menschen, die den Service nutzen?
Mit 95 % der Menschen, die sich für unseren Lieferservice registriert haben, sind derzeit die meisten über 50 Jahre alt. Wir fragen aber nicht extra nach, ob bzw. welche Vorerkrankungen vorhanden sind, das sind schließlich persönliche Informationen. Privat kenne ich die Menschen nicht wirklich, obwohl ich mich selbst aktiv an den Einkäufen beteilige – wir halten den Kontakt zu den Kunden möglichst gering, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.
Ältere Personen haben häufig keinen Internetzugang. Hast du Ideen, wie du diese Menschen besser erreichen könntest?
Mit finanzieller Unterstützung von der GRAWE werden gerade Flyer gedruckt, die wir dann verteilen wollen – selbstverständlich unter Einhaltung jeglicher Gesundheitsvorschriften. Auf den Flyern habe ich meine Telefonnummer angegeben, damit Betroffene für ihre Bestellung einfach anrufen können. Diese Anfragen bearbeite ich dann manuell. Langfristig ist aber eine Hotline geplant, um den Prozess zu erleichtern.
Auch wenn wir gerade mittendrin stecken: Die Hoffnung auf eine Zeit nach der Coronakrise bleibt. Hast du schon Zukunftspläne, wie es dann mit deinem Service weitergehen soll?
Wie wir alle hoffe ich darauf, dass die Krise schnellstmöglich vorbei ist. Ich möchte aber auch auf ein mögliches Worst-Case-Szenario vorbereitet sein und plane daher, mein Angebot auf ganz Österreich zu erweitern. Dazu habe ich ein Crowdfundingprojekt namens Delifu.at ins Leben gerufen. So hoffe ich, die nötige finanzielle Unterstützung zu erreichen, um Menschen im ganzen Land helfen zu können. Nach der Krise soll der Lieferservice weiterhin angeboten werden, in welcher Form das dann sein wird, kann ich aber jetzt noch nicht genau sagen.
Wollen Sie Sebastians Projekt aktiv unterstützen? Dann schauen Sie auf seine Website unter https://www.lieferservice-graz.net/.