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  • 12. Dezember 2018 ― Lesezeit: 6 Minuten

    GRAWE Generaldirektor Klaus Scheitegel im Interview – Teil 2

    Wir haben die Sommermonate genutzt und Generaldirektor Mag. Klaus Scheitegel für unseren Blog zum Interview gebeten. Im ersten Teil haben Sie erfahren, was die GRAWE, die heuer ihren 190. Geburtstag feiert, seiner Meinung nach ausmacht und welchen Herausforderungen ein großes Versicherungsunternehmen derzeit gegenübersteht. Für den zweiten Teil wurde Mag. Klaus Scheitegel zum Thema Mobilität befragt. Welche Trends seiner Ansicht nach relevant werden und welcher Handlungsbedarf hieraus für die Versicherer resultiert, lesen Sie hier.
    Generaldirektor Klaus Scheitegel

    GRAWE: Herr Scheitegel, wie sind Sie heute eigentlich zur Arbeit gekommen?

    Ich komme jeden Tag mit dem Auto in die Arbeit, bemühe mich allerdings in den Sommermonaten, wenn ich tagsüber keine Auswärtstermine habe, zwischendurch auch zu Fuß zu gehen. Da dies ein Fußweg von ca. 45 Minuten ist und ich spätestens um halb 8 im Büro sein sollte, ist das Auto aber natürlich praktisch.

    Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, wäre freilich ökologischer und wirtschaftlicher, jedoch habe ich häufig untertags Termine außerhalb von Graz und hierfür brauche ich das Auto. Ich fahre doch eine große Anzahl an Kilometern pro Jahr, beispielsweise auch nach Wien. Aber Sie haben schon Recht – von Zuhause in die GRAWE würde ich es eigentlich nicht brauchen, nutze es aber trotzdem aus Zeitgründen (lacht).

    GRAWE: Die Mobilität befindet sich in einer Transformationsphase. Vor welche Herausforderungen stellt das ein Versicherungsunternehmen?

    Vor einige Herausforderungen. Zunächst ist es so, dass sich die Mobilität aus verschiedenen Gründen ändert. Dies liegt zum einen an den demographischen Entwicklungen – Stichworte sind hier Wohnort und Arbeitsplatz. Immer weniger junge Menschen haben ihren Arbeitsplatz dort, wo sie wohnen. Zum anderen gibt es massive Urbanisierungstendenzen – gerade die Zuzugsbereiche in Österreich, Wien und Graz, boomen enorm. Daraus ergeben sich veränderte Mobilitätsanforderungen.

    Zudem beobachten wir, dass sich die Bedürfnispyramide verschoben hat, speziell in der Jugend. In meiner Generation war es mit 18 Jahren ein Hauptanliegen, ein Auto zu haben und den Führerschein zu machen. Man sieht jedoch in diversen Statistiken, dass speziell im Ballungsraum Wien Führerscheine erst um das dreißigste Lebensjahr gemacht werden. Wenn Sie heute einen Jugendlichen zu seinen Bedürfnissen befragen, dann sind Mobilität und der Besitz eines Autos nicht an oberster Stelle. Vielmehr geht es nunmehr um soziale Medien und Zugänge zur Technik. Das Mobilitätsbedürfnis ist zwar da, aber lange nicht mehr so zentral.

    Eine weitere große Herausforderung ist eine technische, welche wir mit dem Begriff Digitalisierung umschreiben können. Es gibt mittlerweile ausgereifte Fahrsicherheitssysteme, wir sprechen hier daher vom automatisierten Fahren. Gleichzeitig muss man wissen, dass der Peak der Anzahl der Fahrzeuge in Europa vermutlich zwischen 2021 und 2023 erreicht werden wird. Wir sprechen derzeit bei Familien auch nicht mehr von Zweitautos, sondern vom Dritt- und vom Viertauto und irgendwann ist die Bedürfnispyramide diesbezüglich ausgeschöpft.

    GRAWE: Im urbanen Raum verliert das Auto somit als Statussymbol immer mehr an Stellenwert. Wie reagiert die GRAWE auf diesen Trend?

    Wir betrachten das Thema Auto und Mobilität in den verschiedenen Lebensphasen der Menschen und berücksichtigen ihre jeweilige Lebens- und Wohnsituation. Wir berücksichtigen daher nicht nur den Einstieg der Jugendlichen in die Mobilität, sondern auch den Ausstieg älterer Menschen aus der Mobilität. Auch der Wohnort spielt eine erhebliche Rolle. Wenn Sie am Land wohnen, sind Sie vielfach schon für den Einkauf auf das Auto angewiesen. Dennoch ist bei den Studien zum urbanen Bereich Vorsicht geboten: diese behandeln häufig große Ballungszentren wie Berlin, London oder Wien. Diese sind jedoch nicht annähernd mit Graz vergleichbar, hier ist urban nicht gleich urban. Es ist aber zweifellos so, dass die Wiener oder Berliner Jugend kein echtes Bedürfnis nach einem Fahrzeug hat. Sie können sich auch ohne Auto öffentlich so bewegen, dass sie ihre gesamten Bedürfnisse befriedigen können.

    Nicht vergessen werden darf zudem, dass Autofahren für einige Personen ein extrem emotionales Thema ist: hier geht es um PS, um Design und natürlich um Freiheit. Ich bezeichne das Auto immer als emotionsgeladenen, aber auch risikobehafteten Entwicklungs- und Wirtschaftstreiber.

    GRAWE: Autonomes Fahren stellt die Versicherungsunternehmen vor viele Herausforderungen, welche Maßnahmen müssen hier aus Ihrer Sicht ergriffen werden?

    Durch das autonome Fahren wird es im Haftpflichtbereich – aus juristischer Sicht – nicht mehr vorrangig um die Frage nach der Verschuldenshaftung, sondern um jene nach der Gefährdungshaftung gehen. Verschuldenshaftung bedeutet in vereinfachter Form: ich bin als Lenker oder Halter für das Zustandekommen eines Unfalls verantwortlich. In Zukunft könnte die zentrale Frage lauten: wer hat die Software in Verkehr gebracht, welche einen Unfall (mit)verursacht hat?

    Durch das autonome Fahren werden sicherlich gewisse Schadensbilder verschwinden, etwa der klassische Einparkunfall, vielleicht auch der Kollisionsunfall. Hingegen werden neue Schadensbilder hervorkommen, zumal es schlicht und ergreifend keine risikofreie Technik gibt. Ein weiterer Aspekt, der in diesem Zusammenhang zu beachten ist, ist, dass autonomes Fahren immer mit nicht autonomem Fahren zusammentreffen wird, etwa mit dem Fußgänger, dem Radfahrer, mit dem alten Traktor oder dem Oldtimer. Es ist daher keineswegs alles computerunterstützt und agiert autonom. Dort, wo Prozesse standardisiert sind und die entsprechende Infrastruktur besteht, wird eine entsprechende Entwicklung hin zu mehr Automatisierung schneller stattfinden, zum Beispiel in abgeschlossenen Bereichen wie dem Flughafen Wien-Schwechat. Hier hat der Bus immer zur gleichen Zeit beim gleichen Flieger zu stehen. Ein weiteres Beispiel ist der öffentliche Verkehr, wenn eine abgetrennte Buslinie gleich fährt wie eine Straßenbahn. Vollautomatisierte Konzepte gibt es hier zudem bereits. Etwa fahren U-Bahnen mittlerweile führerlos durch die Gegend. Zu glauben, dass der gesamte Verkehr autonom werden wird, ist eine große Zukunftsvision. Die Versicherer verfolgen die diesbezüglichen Entwicklungen. Die Unfälle autonomer Fahrzeuge in Amerika, welche bereits Todesopfer gefordert haben, zeigen jedoch klar, dass es keine risikofreie Technik gibt.

    Ich bin dennoch der Auffassung, dass die Vorteile dieser Entwicklungsschienen überwiegen werden. Dennoch sind in diesem Zusammenhang noch etliche, teils rechtliche Fragen offen. Sie sehen, dies ist ein facettenreiches, spannendes Thema, das uns noch lange beschäftigen wird.

     

    07. Dezember 2018 ― Lesezeit: 3 Minuten
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