Don't drink & drive – Alkohol am Steuer
Young and wild and free?
Vor allem Autolenker zwischen 17 und 24 verunglücken auf Österreichs Straßen tödlich. Das liegt zum einen an mangelnder Fahrerfahrung und daraus resultierender falscher Reaktion in Gefahrensituationen. Zum anderen werden Risiken falsch eingeschätzt. Alkohol am Steuer ist so ein Risikofaktor.
Hier mal ein paar Facts: Die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss im ersten Halbjahr 2016 ist in allen österreichischen Bundesländern gestiegen, 7 Menschen starben. Männer setzten sich häufiger betrunken ans Steuer als Frauen, in der Gruppe der 17-24-jährigen Autolenker verunglücken mehr Menschen unter Alkohol-, Drogen- & Medikamenteneinfluss, als es bei älteren Autofahrern der Fall ist. Dass solche Unfälle hauptsächlich nachts passieren, dürfte nicht überraschen: 17% aller jungen Autolenker, die bei einem Unfall getötet werden, verunglücken zwischen Freitag 20 Uhr und Samstag 6 Uhr beziehungsweise zwischen Samstag 20 Uhr und Sonntag 6 Uhr (aka Partytime). Warum auch ein Taxi nehmen, wenn das Auto gleich ums Eck von Club oder Bar geparkt ist? Die vier, fünf, wie viele nochmal? Drinks – pah! Man fühlt sich schließlich gut, fahrtüchtig, und die Strecke ist ja auch kurz, was soll schon in den paar Minuten passieren? Also YOLO, ab hinters Steuer! Und auf in die Gefahr.
Ich vertrag's ja...
Die versierten Trinker unter euch mögen sich jetzt denken, dass für sie andere Regeln gelten. Sorry, dass wir euch desillusionieren müssen, aber hier ist die bittere Wahrheit: Egal, wie beständig euer Trinkverhalten / wie groß euer Bierbauch auch sein mag, Übung macht euch hier nicht zum Meister! Der Alkoholgehalt im Blut ist nicht geringer, nur weil man regelmäßig trinkt. Klar, man fühlt sich vielleicht besser. Es kann aber sogar sein, dass der Alkohol bei Leuten, die regelmäßig Alkohol konsumieren, langsamer abgebaut wird!
Die Wirkung von Alkohol ist bei jedem gleich, ob ihr Gelegenheitstrinker seid oder quasi schon Inventar der Stammkneipe: die Konzentration sinkt, die Reaktionszeit wird verlangsamt, die Reaktionsgenauigkeit nimmt ab. Schon bei 0,5‰ ist die Unfallgefahr doppelt so hoch!
Pro Stunde baut der Körper etwa 0,1‰ ab. Schwarzer Kaffee, Cola, Energy Drinks, kalte Duschen, fettiges Essen oder Bewegung an der frischen Luft beschleunigen den Abbau nicht. Nicht mal ein bisschen. Vergesst also die ganzen Mythen, es gibt nichts, das den Alkoholspiegel im Blut schneller sinken lässt. (Es gibt eben doch noch Dinge, die es nicht gibt.)
Vor oder während dem Alkoholkonsum zu essen macht schon Sinn, da der Magen einfach länger braucht, um das Gemisch aus Alkohol und Nahrung zu verdauen. Betrunken wird man trotzdem, und der Alkohol im Blut wird gleich schnell abgebaut.
Die Beginner
In Österreich herrscht für Autolenker eine gesetzliche Höchstgrenze von 0,5‰ Alkoholgehalt im Blut. Für Führerscheinneulinge (für diese gilt der Führerschein noch als Probeführerschein) in der Probezeit und Lenker unter 21 sinkt die Grenze auf 0,1‰. Wer in der Probezeit mit Alkohol am Steuer erwischt wird bekommt eine Verwaltungsstrafe, die Probezeit wird verlängert und eine Nachschulung wird verhängt. Ein teurer Spaß: Die Teilnahme an der von Verkehrspsychologen geleiteten Schulung, bei der in der Gruppe erläutert wird, wie es zum Unfall oder der Verkehrsübertretung gekommen ist, kostet knapp 500€. Zusätzlich zur Verwaltungsstrafe, versteht sich. Dass sich betrunkenes Autofahren nicht auszahlt darf also wörtlich genommen werden.
Führerschein, Fahrzeugpapiere und Bausparer, bitte!
Auch nach der Probezeit wird's ganz schön teuer, wenn man die gesetzliche Höchstgrenze überschreitet. Bis 0,8‰ muss man mit 300€ Strafe rechnen, liegt der Alkoholspiegel darüber wird der Führerschein entzogen (besonders praktisch für jene, die mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen – not). Außerdem steigen die Verwaltungsstrafen auf 800€ bis 5.900€. Aber hey, wer plündert nicht gern das Sparbuch zur Begleichung offener Verkehrssünden, oder?
Im Führerscheinregister wird man zwar nicht verewigt, dafür aber für zwei Jahre vorgemerkt. Begeht man innerhalb dieser Zeitspanne ein weiteres Delikt, wird diese Frist um ein Jahr verlängert. Wer danach immer noch nichts dazugelernt hat, wird beim nächsten im Beobachtungszeitraum begangenen Delikt mit der Verhängung weiterer Maßnahmen wie Fahrsicherheitstraining, Nachschulung oder diversen Seminaren und Kursen beglückt. Für besonders Beratungsresistente heißt es "Three strikes, you're out" wenn bei der dritten Übertretung eine Trennung vom Führerschein vollzogen wird. Für mindestens drei Monate. Manche Beziehungen sollen einfach nicht sein.
An einer Verschärfung und Erneuerung der Regelungen für Alkolenker wird bereits gearbeitet.
Sicherheit durch Versicherung?
Das Wichtigste ist natürlich, dass nach einem Unfall alle unverletzt aus dem Auto steigen. Aber auch Sachschäden tun weh – zumindest unserem Konto. Wer in betrunkenem Zustand einen Unfall baut, muss auf die Leistung von Kasko- und Rechtsschutzversicherung verzichten. Schäden am anderen Fahrzeug sind zwar durch die KFZ-Haftpflichtversicherung gedeckt, mit 0,8‰ oder mehr Alkohol im Blut hat man die Rechnung aber ziemlich sicher ohne den Regress gemacht. In dem Fall kann die Versicherung bis zu 11.000€ für erbrachte Versicherungsleistungen von euch zurückfordern.
Strafe muss sein
Wer bei einem Unfall unter Alkoholeinfluss andere Personen verletzt, muss mit zivilrechtlichen Schadenersatzforderungen rechnen. Zusätzlich landet man vor dem Strafgericht. Wird man verurteilt, erfolgt ein Eintrag ins Strafregister, der erst nach Ablauf der Tilgungsfrist (abhängig von der Höhe der verhängten Strafe) wieder gelöscht wird. Sucht man in der Zwischenzeit einen neuen Job, könnte das schwierig werden, da man bei vielen Stellen eine aktuelle Strafregisterbescheinigung vorlegen muss. Ein Bewerber, der wegen Alkohol am Steuer verurteilt wurde, ist ziemlich sicher nicht der Traum jedes Chefs.
Alkolenker ist zivilrechtlich auch, wer unter der gesetzlich festgelegten Höchstgrenze von 0,5‰ liegt!
Don't drink and drive
Adventzeit, Ballsaison, Fasching – die Risikozeit für Alkohol am Steuer beginnt. Wer partout nicht darauf verzichten will und nicht mehr in der Probezeit ist, kann sich als gesunder Mensch mit 60kg oder mehr Körpergewicht zum Essen ein großes Bier oder ein Viertel Wein gönnen. Ist man leichter oder nicht gesund, sieht die Sache schon ganz anders aus. Deshalb verzichtet am besten auch auf das eine Glas, wenn ihr mit dem Auto unterwegs seid, damit ihr euer Leben, das eurer Beifahrer und aller anderen Verkehrsteilnehmer nicht unnötig aufs Spiel setzt. Oder ihr lasst das Auto einfach stehen und euch mit dem Taxi sicher nach Hause bringen. Oder zum Würstelstand. Oder zur Afterparty.