Die Gesichter von Mauretanien: Ein Wüstenvolk am Rande der Sahara
Text: Andreas Jaritz, Fotos: Judith Recher / Lupi Spuma
Das Internet hat uns mit seiner unglaublichen Schwemme an Reiseberichten in Form von mehr oder weniger guten bzw. realistischen Bildern, Videos und Blogbeiträgen jeden Winkel der Welt ins Wohnzimmer gebracht und den Reisemythos entzaubert. Dennoch bleibt - und das ist ja immer noch das Schöne am Reisen - ein Rest dieser Unsicherheit, ein bisschen Zauber des Fremden und Ungewissen bestehen.
Es gibt Länder, die oftmals ignoriert werden – aufgrund der politisch unsicheren Lage, aber einfach auch, weil sie nicht „anschlussfähig“ an den touristischen Kanon sind – oder welche, die medial im Verborgenen bleiben. Was erwartet mich in einem solchen Land? Was finde ich in der Fremde, dort, wo noch nicht so viele andere vor mir waren?
Mauretanien ist genau so ein Land. Beinahe ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte, gehört es wohl kaum zum Traumreiseland der meisten von uns. Das, was man über den Wüstenstaat am Rande der großen Sahara im Netz findet, hat eher negative Einfärbung. Das Land stehe im Einfluss radikal islamischer Bestrebungen und es soll dort sogar noch Formen von Sklaverei geben. Nicht gerade ein schillerndes Häkchen auf unserer „Bucket-List“, das wir unbedingt machen müssen. Oder etwa doch?
Auf unserer Drehreise für den Surffilm Beyond lag Mauretanien genau in der Mitte. Im Norden: Marokko, ein viel besuchtes und medial bestens bekanntes und vielfach ausgeschlachtetes Land, wo den Touristen die Klischees regelrecht am laufenden Band serviert werden (Anmerkung: etwas überspitzt und zynisch, Marokko hat viele Reize und sehr viele unentdeckte Orte und Gegenden). Vielleicht ist Marokko für den „Hardcore-Reisenden“ aber fast schon ein bisschen fad, weil zu bekannt. Im Süden grenzt Mauretanien an den Senegal, der spätestens seit der Rallye Paris-Dakar zu internationaler Bekanntheit kam und somit vielen Reisenden ein Begriff ist.
Dazwischen liegt dieses Mauretanien, von dem wir so gar nicht genau wussten, was wir erwarten und was wir damit anfangen sollten. Welches Gesicht würde uns dieses Land zeigen, über das man nur so spärliche Informationen bekommt? Fast automatisch läuft das Kopfkino ab. Vielleicht stimmt das mit der Sklaverei auch, und viele Menschen können dort Entscheidungen nicht frei treffen. Gezeigt hat sich das Land auf unserer Drehreise jedenfalls von einer sehr bunten Seite, wo Schatten auf jede Menge Licht trifft.